Alex Barros Interview

"Bin gekommen, um Weltmeister zu werden". Was Alex Barros sonst nocht denkt, lest ihr in seinem Interview.

Interview mit Alex Barros

 

Text und Fotos: Johannes Orasche

"Bin gekommen, um Weltmeister zu werden"

Mit 35 Jahren denken viele GP-Piloten bereits an den Rücktritt. Nicht so der Brasilianer Alex Barros, der noch immer viel Freude am Motorrad-Rennsport hat. Der zweifache Familienvater nahm das Abenteuer Superbike-WM auf sich und erntete bereits beim zweiten Saisonmeeting auf Phillip Island die Früchte der mutigen Entscheidung mit zwei Podestplätzen.

Mit dem Eurosport Moto-Magazin sprach der Mann aus Sao Paulo über die Umstellung vom MotoGP-Zirkus, seine neues Klaffi-Honda-Team, seine Familie und die Erwartungen für die Saison 2006.

Barros hinter Titelverteidiger Troy Corser

Alex, wie lief die beeindruckende Demonstration auf Phillip Island aus deiner Sicht?
Phillip Island waren zwei sehr harte Rennen. Wir waren darauf vorbereitet und haben gewusst gerechnet, dass Katar und Phillip Island wegen der kurzen Testphase sehr schwierig werden. Es war aber sehr positiv, dass wir schon auf Phillip Island um den Sieg mitfahren konnten. Unser Motorrad war aber noch nicht so konkurrenzfähig, wie es sein soll. In Valencia wird es anders ausschauen, denn wir sollten dann mehr Motorleistung zur Verfügung haben. Ich selbst habe noch viele Ideen für die Motorabstimmung und das Fahrwerk.

Was wusstest du vorher von Klaus Klaffenböck und seinem SBK-Team?
Gar nichts (er lacht). Ich habe die SBK zuvor auch kaum verfolgt. Die Kontakte sind erst entstanden, als mir Honda das Team Klaffi angeboten hat. Das Team arbeitet sehr enthusiastisch und Klaus hat die gleichen Ziele wie ich.

Stimmt es, dass du im Winter noch der Ansicht warst, entweder bei Winston-Honda fahren zu wollen, oder gar nicht?
Nein, das ist nicht wahr. Ich habe das nie gesagt, das sind böse Gerüchte.

Hast du Max Neukirchner schon kennen gelernt?
Ich habe ihn in Katar getroffen, aber wir haben kaum gesprochen.

Wie siehst du die Rennen in der Superbike-WM verglichen mit denen in der MotoGP?
Die Rennen sind nicht viel anders als in der MotoGP, aber die Umstände sind bedeutend fairer. In der MotoGP ist man sehr stark von den Reifen abhängig. Die Einheitsreifen-Regel in der SBK nimmt viel von der Brisanz der Reifenwahl. Zudem gibt es nicht mehr als drei verschiedene Mischungen. Das Format mit den zwei Rennen sagt mir auch zu. Man kann noch einiges gut machen, wenn es im ersten Rennen nicht so läuft.

Hast du die Saisonziele nach dem starken Auftaktrennen nach oben korrigiert?
Nein, es hat sich nichts geändert. Ich bin gekommen, um Weltmeister zu werden. Zweite und dritte Plätze sind auch schön, aber ich habe ein anderes Ziel. Sollte es am Ende nicht für den Titel reichen, dann will ich zumindest die Genugtuung, um den WM-Titel mitgefightet zu haben.

Ist die Atmosphäre für dich tatsächlich viel familiärer als im GP-Zirkus?
Es ist wirklich bedeutend familiärer als im MotoGP-Zirkus. Die Leute sind weniger verbissen und der Druck ist weniger spürbar, aber das haben mir schon im Herbst einige Leute erzählt, daher war es für mich nicht mehr so überraschend.

Mit welchen SBK-Fahrern verbindet dich eine Freundschaft?
Ich komme sehr gut mit Troy Bayliss aus, weil er 2005 in der MotoGP-WM mein Teamkollege war. Auch mit Ruben Xaus habe ich schon früher viel gemeinsam unternommen. Wir waren oft zusammen beim Supermoto-Training. Auch mit Robby Rolfo und Fonsi Nieto habe ich ein gutes Verhältnis. Haga kenne ich von den 8 Stunden von Suzuka und Pitt aus seiner MotoGP-Zeit bei Kawasaki. Troy Corser habe ich vor Jahren in der GP-Klasse kennen gelernt.

Kannst du nachvollziehen, warum Norick Abe auch im zweiten Jahr bei Yamaha Frankreich mit der R1 derart schwer in die Gänge kommt?
Nein, ich habe im Moment viele eigene Sorgen und kümmere mich nicht um die Probleme der Konkurrenten.

Freust du dich auf die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Monza mit dem Superbike?
Es wird interessant. Ich mag Strecken mit völlig verschiedenen Charakteren. Ein Weltmeister muss sich überall zu Recht finden. Ich bin schon 1990 in Monza gefahren. Das Autodrom verlangt völlig andere Prioritäten in der Abstimmung als Valencia oder Misano. Aber wir sollten bis Monza auch im Top-Speed-Bereich konkurrenzfähig sein.

Was sagt deine Familie, dass du mit fast 36 Jahren immer noch einen derart gefährlichen Beruf ausübst?
Der Rennsport ist mein Leben. Ich habe nie etwas anderes gemacht. Wenn ich mal aufhören sollte, dann war es meine Entscheidung. Ich akzeptiere zwar die Meinung meiner Familie aber den Entschluss fälle ich für mich selbst.

Wo siehst du dich in zwei Jahren?
Darüber zerbreche ich mir noch nicht den Kopf. Ich denke immer nur an den nächsten Tag.

 

 

 

Autor

Bericht vom 17.03.2006 | 3'806 Aufrufe

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