CBR600RR und CBF1000

kot und Most beschäftigen sich mit dem Banalen: Wie verhalten sich die Bikes auf dem Weg zur Arbeit, wie bei Tagesausfahrten und sind Touren überhaupt möglich?

Honda CBR 600RR und CBF 1000 ABS

Die CBR 600RR und die CBF 1000 ABS - Zwei ungleiche Gegner....Moment, anders: Zwei ungleiche Partner. Schliesslich verrichten die beiden Hondas gemeinsam ihren Dienst bei 1000PS. Es gilt also nicht, die beiden gegeneinander auszuspielen. Es wäre ein sinnloses Duell, nicht nur, was die Motorräder betrifft. Denn auf der einen sitze ich, und auf der anderen der Most. Nun bin ich weder Nachwuchs-Rossi noch Vereinsmeister, ja nicht einmal der König meiner Hausstrecke, aber gegen einen Most hab' selbst ich keinerlei Probleme. Also liessen wir das Kriegsbeil in der Erde und machten uns auf eine gemeinsame Ausfahrt und philosophierten über die unterschiedlichen Charaktere unserer motorisierten Zweiräder.

 

Der Blick der CBR kann erschrecken, der Blick der CBF sieht dagegen selbst etwas erschrocken aus.

 

Startpunkt: Der Eissalon. Und damit der erste Sieg für die CBR in für mich unfassbar ästhetischer Movistar Lackierung. Oh, 'tschuldigung, jetzt bin ich schon wieder in den internen Konkurrenzkampf zurückgefallen. Aber das muss einfach gesagt werden. Optisch ist der Unterschied zwischen der CBR und der CBF ungefähr so gross wie zwischen Angelina Jolie und Jazz Gitti nach einem Autounfall. Das heisst nicht, dass die CBF nicht ihre Reize hätte, oder gar missraten wäre, aber im direkten vergleich mit einer Göttin wirkt alles andere bestenfalls gewöhnlich.

Im Gebrauch sieht die Sachlage dann schon anders aus, da kann die CBF einige Trümpfe ausspielen. Sicher haben die beiden ein grundverschiedenes Einsatzgebiet, doch überschneiden sich diese an einigen Stellen. (Ausser man schafft sich die RR als reines Ringgerät an.) Wir haben uns die Unterschiede auf der täglichen Fahrt in die Arbeit, kurzen Ausfahrten, ausgiebigen Touren und Ausflügen, wahlweise solo oder mit lebendem Gepäck, angesehen.

 

Zwei Beispiele zu 'Fahrer beherrscht Fahrzeug' (links) und 'Fahrzeug beherrscht Fahrer' (rechts)

 

Die Fahrt in die Arbeit etc.
Grundsätzlich sind alltägliche Pflichtfahrten mit beiden Motorrädern problemlos durchzuführen, vorausgesetzt man muss sich nicht durch verstopftes Grossstadtgedärm quälen. Wer das Glück hat den Weg in die Arbeit überland zurücklegen zu können, hat den Vorteil, in der Früh auf dem Motorrad langsam wach zu werden und nach getaner Arbeit den Druck auf der Heimfahrt abzubauen. Transportieren kann man mit der CBR alles, was man einstecken oder in einen Rucksack packen kann. Für die CBF gilt das selbe, allerdings hat man hier die Auswahl an verschiedenen Topcase und Gepäcksystem-Varianten aus dem Zubehörprogramm.

 

Die verschiedenen Koffersysteme für die CBF (Fotos links und Mitte) und das Koffersystem für die CBR (rechts).

 

Kurze Ausfahrten, Attacken: 
Auch hier würden sich noch keine wesentlichen Vor- oder Nachteile eines Bikes gegenüber dem anderen zeigen, käme nicht ein weiterer, entscheidender Faktor ins Spiel: Die Begleitung. Da setzt sich die CBF doch deutlich von der CBR ab. Ein Sozius, der auch als solcher bezeichnet werden kann, sehr robuste Haltegriffe, entspannte Sitzposition durch niedrige Fussrastenplatzierung. Allein die Gefahr, sich den Gummi der Schuhsohlen an den aufgeheizten Auspuffrohren zu verschmoren, muss negativ gewertet werden. (Man sehe sich das Bild von Most rechts oben mal genauer an...)

Das Mitnehmen einer Beifahrerin auf der CBR ist indiskutabel und grob fahrlässig. Auf ultrakurzen Ausfahrten, die ausschliesslich der Attacke dienen, ist die Mitnahme ungefähr so intelligent wie die aktive Einbringung der Freundin in eine derbe Wirtshausschlägerei. Vorsorglich sollte man den Sitzpolster gegen die scharfe Sitzbankabdeckung austauschen.

Als Solist hat man hingegen auf beiden Bikes seinen Spass, die CBF wird aufgrund des entwürdigten Motors aus der Fireblade mit 'nur' mehr 98 PS stark unterschätzt. Die Kraft von unten macht das Fahren um ein Eck leichter als mit der CBR, 93 Nm Drehmoment finden schon bei 6.500 U/min. statt, die CBR muss für ihre 66 Nm bis 11.000 Touren drehen.

Längere Ausfahrten bis Tagesausfahrten:
Nach einer ganztägigen Ausfahrt am Wochenende wird man zufrieden von der CBF steigen, sich kurz ausstrecken und ausschütteln, duschen, anziehen und in seinen Stammlokalen die Sau rauslassen (falls Samstag), oder den Abend im Kino oder beim Heurigen in gemütlicher Atmosphäre verbringen (falls Sonntag).

Nach einer ganztägigen Ausfahrt mit der CBR hat man die Möglichkeit, die Rettung schon vom Motorrad aus anzurufen, um von der Strasse gleich direkt in den Krankenwagen einparken zu können, oder erst, wenn man in der Garage einfach samt Motorrad umgefallen ist. Am Abend werden dann alle Wirbel wieder in ihre Ursprungsposition gebracht und man kann sich mit anderen Patienten die neueste Utta Danella (falls Samstag) oder Rosamunde Pilcher (falls Sonntag) Verfilmung reinziehen, um sich zu trösten.

Ausgiebige Touren und Reisen:
Klingt vielleicht überraschend, aber für echtes Touring sind beide Motorräder gar nicht bis bedingt zu empfehlen. (Kommt natürlich immer darauf an, wie man eine Tour staffelt.) Über die CBR muss ich nicht viele Worte verlieren. Es geht nicht. Nicht ohne Schmerzen. Sollte es jemand trotzdem wagen, empfehle ich eindringlichst Ohrenstöpsel einzuführen. Die Kombination aus ständigem Luftzug im Helm und kreissägeähnlichem Geschrei eines 600er CBR Motors im fünfstelligen Drehzahlbereich tut dem Ohr nicht gut.

Der ausgewogene Motor der CBF gibt sich auf einer Tour zwar recht angenehm, aber auch die CBF ist recht straff abgestimmt und der Sitz nicht Opas Komfortsessel. Zudem ist der Windschutz ausreichend aber nicht ausserordentlich. Man darf nicht vergessen: Es handelt sich hier um ein Naked-Bike und das hat natürlich nicht das Komfortniveau einer Pan-European.

 

Fazit: 
Die CBF 1000 ABS ist ganz einfach die stärkere Variante der CBF 600, dem Alltagsmotorrad schlechthin. Unkompliziertes, einfaches Handling, hohes Sicherheitsniveau durch das Combined ABS System und eine der angenehmsten Motorisierungen am Markt. Mit einem Topcase oder Koffersystem für alle Situationen gewappnet. 
Nur wird beim Auftritt leider nie ein Raunen durch die Menge gehen.

Wer sich eine CBR 600 RR zulegt sollte der Partnerin vorher erklären, dass sie sich keine neue Motorradbekleidung kaufen muss, um farblich zur (in meinem Fall Movistar-) Lackierung zu passen, weil sie nämlich nie mitfahren wird. Am besten ist es, sich mit dem Kauf gleich für ein paar Speed-Weekends anzumelden, dort fühlt sie sich am wohlsten. (Die CBR, nicht die Freundin) Ansonsten ist jede Ausfahrt mit dem Ding ein Rennen. Nicht gegen andere, nur zum eigenen Vergnügen. Und das Flanieren über den Hauptplatz sorgt für grosses Aufsehen. (finde ich besonders wichtig)

 

Technische Daten  CBF 1000 ABS CBR 600RR
Motor Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, DOHC, 16 Ventile, geregelter Katalysator Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, DOHC, 16 Ventile, geregelter Katalysator
Hubraum 998 ccm 599 ccm
Bohrung x Hub 75 mm x 56,5 mm 67 mm x 42,5 mm
Leistung 72 kW bei 8.000 U/Min (98PS) 86 kW bei 13.000 U/Min (117 PS)
Drehmoment 93 Nm bei 6.500 U/Min 66 Nm bei 11.000 U/Min
Verdichtung 11 : 1 12:1
Getriebe/Antrieb 6-Gang, Kette 6-Gang, Kette
Gabel 41 mm Teleskop mit Kartuschendämpfer 41 mm Up-Side-Down
Federweg vorne/hinten 120/120 mm 120/130 mm
Reifen vo.
120/70 ZR17M/C (58W)
120/70 ZR17M/C (58W)
Reifen hi. 160/60 ZR17M/C (69W) 180/55 ZR17M/C (73W)
Bremsen vo. 296-mm-Doppelscheibenbremsen mit Doppelkolbenbremszangen 
(bzw. Dreikolbenbremszangen bei Version mit CBS-ABS), schwimmende Scheiben, Sintermetallbremsbelägen
310-mm-Doppelscheibenbremsen mit radial befestigten Vierkolbenbremszangen, schwimmende Scheiben, Sintermetallbeläge
Bremsen hi. 240-mm-Scheibenbremse mit Einkolbenbremszange 
(bzw. Dreikolbenbremszangen bei Version mit CBS-ABS), Sintermetallbeläge
220-mm-Einscheibenbremse mit Einkolbenbremszange und Sintermetallbeläge
Länge 2.176 mm 2.010 mm
Breite 827 mm 690 mm
Höhe 1.175 mm 1.115 mm
Radstand 1.483 mm 1.395 mm
Bodenfreiheit 130 mm 130 mm
Sitzhöhe 795 mm (+/- 15 mm) 820 mm
Trockengewicht 220 kg (ABS: 228) 163 kg
Topspeed ca. >200 km/h >200 km/h
Tankinhalt ca. 19 Liter 18 Liter
Preis 9.790 Eur 11.990 Eur

Bericht: kot
Fotos: kot, Most, Honda

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Bericht vom 22.06.2006 | 12'951 Aufrufe

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