Triumph Speed Triple

Weisse Hochzeit oder schwarze Messe? Die Triple ist deine Partnerin!

Triumph Speed Triple 2008

Wenn es auf der Vulkaninsel brennt, muss man das Land verlassen.

Speed Triple Test by Christoph Lentsch

Die Augen Gottes hinter Aschenbechergläsern.

 

Nobody expects the Spanish Inquisition. Auch nicht die Franzosen. Und so genossen die drei Journalisten das savoir vivre hinter lanzarotischen Gitterstäben, bis sie von den Briten in triumphaler Manier - und mit der Überredungskunst harter europäischer Währung in rauen Mengen - spätabends ausgelöst wurden. Was auf einem Streetfighter sitzt, ist ein Outlaw. 'Fool me once, shame on you, fool me twice, shame on me' hat uns George mit seinen ganz eigenen Worten wissen lassen. Deshalb tat man gut daran, die Speed Triple Testfahrt für die Schweizer, die Deutschen und die Österreicher kurzfristig auf die Nachbarinsel Fuerte Ventura zu verlegen. Die Fähre schluckte die 20 Motorräder mit ihren 60 Zylindern problemlos. Von innen an ihren Bauch gelehnt, überstanden sie die Überfahrt unversehrt.

Kurze Zeit später finde ich mich in einem Meteoritenschauer wieder, verursacht durch sich äusserst schnell drehende Gummiwalzen, angetrieben von 132 Pferden, die mit einer Kraft von 105 Nm vulkanische Gesteinsbrocken aus dem Boden sprengen und mit der Geschwindigkeit eines Paintballs auf Motorrad, Leder und Helm des Hintermannes schiessen. Dort wo sie detonieren, brennts ein wenig. Und es brennt oft. Eine Vollverkleidung mit Touringscheibe wäre jetzt wünschenswert, dann würde wenigstens das Visier überleben. Doch man ist nackt unterwegs, da sind nur die zwei legendären, übergrossen Scheinwerfer, die das unverkennbare, einzigartige Gesicht der Triple ausmachen, die dem Kugelhagel die Stirn bieten müssen und keine Chance haben, zu reagieren und auszuweichen. Zum Glück sind die Gläser der Glubscher nicht so millimeterdünn wie das Plastik des Visiers. Gefahr des Erblindes besteht also nur für den Fahrer, könnte man sich beruhigen.

 

Plötzlich entsteht eine jener Situationen, in denen man im Nachhinein nicht mehr weiss, ob sie eine Ewigkeit, oder nur einen Moment lang gedauert haben. Etwas Beängstigendes hat sich vom Grund erhoben, gross und schwarz wie zwei Unglück bringende Raben. Sie sind nicht unsichtbar, wie all die anderen kleinen Steinchen, die man zwar nicht durch die Luft fliegen sieht, die aber deutlich spürbare Schmerzen verursachen.

Die zwei Punkte sind eindeutig vom Rest der Umgebung zu unterscheiden. Fliegen am Visier? Vögel im Tiefflug? Oder die dritte Möglichkeit: Die zwei grössten, versteinerten Überraschungseier, die je aus fuerte venturischen Boden gerissen wurden. Freundlicherweise hat sie mir die Triple vor mir entgegen geworfen, damit ich sie fangen kann. Sie scheinen kurz in der Luft zu verharren, bevor sie in meiner unmittelbaren Nähe ein unerträglich lautes Geräusch erzeugen. Ein Kleschn, ein Krachn, ein Klirren. Irgendwas ist jetzt kaputt.

Meine Augen sind noch O.K., ich kann klar denken, mein Sichtfenster weist nur ein paar kleinere Schrammen auf. Wo landete das zweite Ei? Aha. Es zerschlug das aschen-becherdicke Glas des linken Scheinwerfers. Heute hattest du nochmal Glück, Fremder. Man kann sich vorstellen, was so ein Nockerl mit einem Kehlkopf macht. Diese Insel ist nichts für weiche Eier.

 

Speed Triple Test by Christoph Lentsch

Dass man jetzt eine Kurve fährt, muss man ihr laut sagen.

Speed Triple Test by Christoph Lentsch

Ein Aug' für meine Strassenseite, eines für die andere.

 

Herz mit drei Kammern
Auch dieses Bike ist eher was für... Männer. (Und natürlich die Rossilina.) In dem göttlichen Dreizylinder, das absolute Highlight der Triple, steckt eine Kraft, die sich nicht selbst kontrolliert. Da ist noch eine Urform des Motorrads zu spüren, eine räudige, Furcht einflössende, die seit der Entstehung der Triple 1994 - nunmehr in der 3. Generation und 5. Modellüberarbeitung - nichts von ihrem Reiz verloren hat. Etwas, das den Menschen in früheren Zeiten sagte, dass es vielleicht besser wäre, nicht Motorrad zu fahren. Herrlich!

Nun bedeutet das heutzutage nicht, dass sich so ein rauer Geselle auch schlecht benehmen darf. Deshalb hat man den Motor mit einer neuen Abstimmung kultivierter gemacht, ohne ihm seinen Charakter zu nehmen. Dass er anstandslos anspringt, weniger verbraucht und runder läuft, dagegen wird wohl niemand etwas haben, ebenso wenig gegen die 132 PS Spitzenleistung und 105 Nm Drehmoment.

Kraft hat man, ausser von unten raus, noch oben raus und in der Mitte. Kein Loch ist zu spüren, der Motor gibt sich in jeder Lage unnachgiebig und zerrt an der Kette. Die Gasannahme ist sehr direkt, Spiel am Gasgriff ist kaum vorhanden. Wer zieht, muss damit rechnen, dass die Triple im selben Moment auch zieht. Wer als Gewinner aus diesem Duell gehen will, sollte gut darauf vorbereitet sein, denn die Triple gehört zu den wheelie-willigsten Schöpfungen in der Nakedbike Liga.

Speed Triple Test by Christoph Lentsch

Das "Wie" in Wheelie heisst Speed Triple.

 

Viel Wheel
Obwohl der Fighter sehr vorderradorientiert ist, gehen Wheelies irrsinnig leicht von der Hand. Abruptes Gasaufdrehen wird mit einem sehr kontrollierten, linearen Aufstieg belohnt. Nichts Unerwartetes oder Hinterfotziges behält sich die Triple für seinen Reiter vor. Ein fairer Deal: Gib Gas, ich wheel.

Speedfight
Anders sieht es im harten Manöver aus. Kurven bedeuten Arbeit, Wechselkurven bedeuten viel Arbeit. Bei der Triple empfiehlt es sich, am Kurveneingang genau zu wissen, wo es hingehen soll. Besonders Korrekturen fallen schwer, da sich das Motorrad mit den montierten Dunlop D208R beim Bremsen in Schräglage sehr stark aufstellte und der Radius plötzlich zur Geraden wurde. (In weiterer Folge werden die Triples mit einem Satz Metzeler M3 ausgeliefert, was angeblich das Aufstellmoment reduzieren wird.) Man darf sich eben keinen britischen Superduke erwarten. Die Triple ist allerdings ein echter Streetfighter, mit dem es sich zu kämpfen lohnt. Die Fetzerei auf Fuerte im Schlepptau eines englischen Supersportpiloten, der normalerweise auf einer Daytona 675 seine Rennen gewinnt, ging jedenfalls schwer auf die Ärmel, machte aber auch schwer glücklich. Man dirigiert direkt am Vorderrad und darf sich mit seinem Kommandos nicht zurückhalten.

Speed Triple Test by Christoph Lentsch

Was ist anders?
Im Wesentlichen wurden der Triple des Jahrgangs 2008 einige äusserliche Retuschen zuteil, am deutlichsten zu sehen am nunmehr 40 mm verlängerten Heck mit neuem Hilfsrahmen. Das lässt die Triple stimmiger wirken als das 2005er Modell und freut noch dazu MitfahrerInnen. Diese profitieren zudem von den neuen, polierten Hitzeblechen, die selbst nach längerer, motivierter Fahrt nicht mal warm wurden, und von den Soziusfussrasten aus Aluminium, die mehr Beinfreiheit gewähren. Die Fussrasten des Fahrers sind nachwievor etwas hoch platziert, weshalb ich am Ende des Tages das Gefühl hatte, die Kniescheiben springen aus ihrer Verankerung. Die Heckleuchte klebt auch am Hintern der Street Triple und die Tachoeinheit versteckt sich noch in der Verkleidung der Daytona 675, die Triple hat sich am eigenen Teilemarkt bedient.

Exklusiv für die Triple gibt es den neuen eloxierten Alulenker von Magura, der besser zum Nakedfighter passt. Die ebenfalls eloxierte 43 mm Upside-Down Gabel glänzt jetzt ganz in schwarz und lässt die Triple wieder etwas böser wirken. Vorbei die goldigen Zeiten. Am deutlichsten fällt einem das neue Felgendesign ins Gesicht. Durch die Einarmschwinge kommt das Hinterrad bestens zur Geltung und macht einen etwas beängstigenden Eindruck, als wäre sie biologischen Ursprungs. Einen deutlichen Upgrade technischer Natur erlebte die Vorderradbremse. Die Radialpumpe bedient zwei radial verschraubte 4-Kolben Festsättel, die in zwei 320er Scheiben beissen. Sieht besser aus und funktioniert hervorragend. Die Bremsleistung und -dosierbarkeit lässt keine Wünsche offen. Die Finger sollten natürlich auch hier etwas fester zupacken können.

Feinarbeit
Bei den Änderungen handelt es sich sicher um keine Meilensteine, viele werden aber durchatmen und sich genau darüber freuen. Man muss vorsichtig sein, wenn man an einem Denkmal meisselt. Die Speed Triple ist so stimmig, dass mir beim 2005er Modell eigentlich nur das Heck nicht gefiel, welches durch den Längenzuwachs nun auch nicht mehr zu bemängeln ist. Ausserdem hat es Triumph schon 2005 geschafft, die Farbe Weiss an Motorrädern gänzlich unpeinlich wirken zu lassen, sie sogar zur neuen Trendfarbe zu machen. Optische Tuningteile, wie Minimaske, Bugspoiler und Sitzbankabdeckung, um die Triple richtig böse aussehen zu lassen, gibt es genug. Mein einziger Wunsch wäre, eine legale Version des Arrow Racing Auspuffs, der nicht nur das Heck ganz frei macht, sondern auch die Ohren und Herzen seiner Zuhörer.

Weg mit dem Speck, her mit dem Heck.

Speed Triple Test by Christoph Lentsch

Brembo 4-Kolben, radial. 320 mm Scheiben. Na schon.

 

Die Speed Triple beweist wieder einmal, dass es nichts Attraktiveres und Spannenderes gibt, als völlig eigenständige, unvergleichbare, charakterstarke Motorräder. Und es ist wie bei den Frauen. Die sind auch nur für Männer.

 
Speed Triple Test by Christoph Lentsch
 

Triumph Speed Triple 2008 mit Tuningteilen

Speed Triple Test by Christoph Lentsch

So kann das Aussehen. Heilicha Gott! Sind die legalen Arrow Slip-Ons, die illegale Tröte schaut noch ärger aus.
Bugspitz ist ausserdem verfügbar.

Farben Triumph Speed Triple 2008

Speed Triple Test by Christoph Lentsch Speed Triple Test by Christoph Lentsch

Fusion White

Jet Black

Speed Triple Test by Christoph Lentsch  

Blazing Orange

Kommt noch: Matt Black (sicher a Wahnsinn)

   
   

Technische Daten Triumph Speed Triple 2008

Motor
Typ Flüssigkeitsgekühlter DOHC-Reihendreizylinder Motor
Hubraum 1050cm³
Bohrung/Hub 79 x 71.4mm
Verdichtung 12.0:1
Einspritzung Elektronische Multipoint-Kraftstoffeinspritzung | G-Kat plus Sekundärluftsystem
Kraftübertragung
Sekundärantrieb X_Ring-Kette
Kupplung Mehrscheiben-Ölbad
Getriebe 6-Gang
Fahrwerk
Rahmen Leichtmetall-Brückenrahmen, ovaler Querschnitt
Schwinge Leichtmetall-Einarmschwinge, exzentrischer Kettenspanner
Vorderrad Leichtmetall Mehrspeichen, 17 x 3.50
Hinterrad Leichtmetall Mehrspeichen, 17 x 5.50
Reifen vorn 120/70 ZR 17
Reifen hinten 180/55 ZR 17
Radaufhängung vorn Upside-Down-Telegabel, einstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, 45mm Tauchrohrdurchmesser
Radaufhängung hinten Zentralfederbein, einstellbar in Federbasis, Zug und Druckstufendämpfung
Bremse vorn 2 x 320mm schwimmend gelagerte Scheiben, 4-Kolben-Festsattel
2 Bremse hinten 220mm -Scheibe, Doppelkolben-Schwimmsattel
Abmessungen
Länge 2115mm
Breite (Lenker) 780mm
Höhe 1250mm
Sitzhöhe 815mm
Radstand 1429mm
Lenkkopfwinkel/Nachlauf 23.5°/84mm
Trockengewicht 189kg
Tankinhalt 18 Liter
Motorleistung
Nennleistung 97 KW (132 PS) bei 9.250 U/min-1
Maximales Drehmoment 105Nm bei 7.500 U/min-1
Farben
  Jet Black, Fusion White, Blazing Orange
Preis
  Österreich: 13.490.- € (Nicht kartellierte Richtpreise ab Händlerstandort inkl. Nova, ges. MwSt., Überführung und NK)
  Deutschland: 11.440.- € (zzgl. Überführung und NK 250.- €)

 

 

Interessante Links:

 

Text: kot
Fotos: Triumph

Fazit: Triumph Speed Triple 1050 2008

Die Speed Triple beweist wieder einmal, dass es nichts Attraktiveres und Spannenderes gibt, als völlig eigenständige, unvergleichbare, charakterstarke Motorräder. Und es ist wie bei den Frauen. Die sind auch nur für Männer.


  • Anstandsloses Springen
  • geringer Konsum
  • leistungsfähig
  • kräftige Bremsanlage.
  • nicht für Frauen geeignet
  • Anspruchsvoll in Kurven

Bericht vom 20.02.2008 | 28'136 Aufrufe

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