Gilera Fuoco 500ie

Sicherheit & Fahrspass kombiniert auf 3 Rädern. Der 500er lädt zum Flanieren ein.

Gilera Fuoco 500ie

Einsatz auf 3 Rädern!

Karoline Szivatz

Kaum war es so weit, Stützräder und andere anfallende Sicherheitsvorrichtungen hinter sich zu lassen, überkamen mich auch schon die ersten Zweifel. Es könnte wohl doch noch zu früh sein, um auf 2 Räder umzusatteln. Hier kann ich Richard P.Feynman nur bekräftigen, Wir müssen unbedingt Raum für Zweifel lassen, sonst gibt es keinen Fortschritt, kein Dazulernen. Meine Skepsis beschränkt sich natürlich nur auf mich und mein nicht allzu stark ausgeprägtes Gleichgewichtsgefühl.
Einer der größten Feinde von Mensch und Maschine ist immer noch die Schwerkraft , welche ja bekanntlich auch tatsächlich Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Ursache=Sturz, Wirkung=Krankenstand, Konsequenz=verärgerter Chefica. Die Schwerkraft und deren Auswirkungen immer im Hinterkopf wurde also einhellig von Meister und Lehrling der Beschluss gefasst, vorerst noch auf Einspurer zu verzichten. Ein Dreiradler mußte her. Die Wahl fiel auf den dreirädrigen Roller der Traditionsmarke Gilera: FUOCO 500ie. Der sportlichere und nicht ganz so biedere Nachfolger des Piaggio MP3. Der Fuoco ist mit einem deutlich größeren Motor und schicker Offroad Optik versehen. Er fährt aber auch mit anderen Qualtitäten auf. Warum er allerdings unter der Gilera Flagge fährt und seine beiden kleinen Kollegen im Piaggio Team zu finden sind, bleibt ein Geheimnis.

Es entpuppte sich als durchaus mutige Entscheidung, da bereits nach den ersten Metern auf der Triesterstraße stadtauswärts klar wurde, dass sämtliche Aufmerksamkeit von Passanten (inkl. spontanem Geläster & Gelächter) und anderen Verkehrsteilnehmen dem Fahrer gesichert ist. Also keine Zeit mehr, um Fahrfehler zu begehen. Tatsache ist, dass ausreichend Selbstbewusstsein kein Fehler ist. Auch hier sind uns die Italiener weit voraus. Das feurige Straßenrad ist auf Italiens Straßen mittlerweile ein fixer Bestandteil und nicht mehr vom Stadtbild wegzudenken.



Auch kein Wunder, schließlich geht die Fuoco mit stolzen 30 kW(41 PS) an den Start und schiebt bei 5250 Umdrehungen mit 46 Nm Drehmoment an. Das reicht für Höchstgeschwindigkeiten bis zu 148 km/h und beschert der Fahrerin eine für Roller beachtliche Beschleunigung. Ampelheizerl mit "echten" bzw. größeren Kalibern von Motorrädern  sind trotzdem nur mäßig zufriedenstellend, denn mit 244 kg Trockengewicht schleppt der feurige Italiener reichlich Ballast mit sich herum. Ein geschmeidiges und souveränes Vorwärtskommen mit dem Dreirad auf der Autobahn wie auch in der Stadt ist aber, anders als erwartet, garantiert.
Da waren wir also. Mein Dreiradler und ich. Unsere Freundschaft stand eigentlich von Beginn an unter einem guten Stern und somit einer für beide Seiten vorteilhaften Beziehung nichts im Wege. Tiefes, vielleicht eher einseitiges Vertrauen und eine gewaltige Portion Fuoco - äh - Feuer unterm Schinken.
Lenken oder Legen?
Vorweg wurde bereits gerätselt und Neugierde geweckt. Wie fährt man ihn am besten? Entspricht das Einlenkverhalten dem eines Quads oder bleibt trotz der 3 Räder die Möglichkeit, den Roller im Hangoff in die Kurve zu legen? Und tatsächlich:  Der Fuoco überrascht mit erstaunlichen Fähigkeiten. Dank der Parallelogramm-Vorderradaufhängung sind Fahrmanöver wie bei kaum einem anderen Roller möglich. Schräglagen bis zu 40° Neigung. Auf kurvenreichen Strecken spielt der Fuoco seinen Trumpf aus: das zweite Vorderrad. Denn genau das verleiht dem Konzept des Rollers die Fahrstabilität eines Autos, welche Einspurigen fremd ist, ohne aber den enormen Platz zu beanspruchen. Zum wirklichen Eingewöhnen und Kennenlernen bedarf es allerdings einiger Zeit, denn um die Vorteile des Dreiradlers zu erkennen und auch nutzen zu können muss man erst in das ungewöhnliche Fahrverhalten Vertrauen fassen. Erst dann kommt zum Beispiel das elektrohydraulische Verriegelungssystem für die Vorderradaufhängung voll zum Einsatz.
Diese ausgeklügelte Technik ermöglicht, den FUOCO auch auf unebenen & schrägen Flächen abzustellen. Was trotz des gefassten Vertrauens bleibt, sind höhere Lenkkräfte als bei seinen großen einspurigen Kollegen. Gerade in Wechselkurven sind Körperseinsatz und Mucki-Aufbau gefragt.

In Sachen Handling ist der 500er den zweirädrigen Rollern trotz ähnlicher Breite (ca.79 cm) daher unterlegen. Die etwas geringere Manövrierbarkeit bei langsameren Geschwindigkeiten und der große Wendekreis machen das Durchschlängeln auf Staustrecken, wie etwa der Altmannsdorfertraße, zum Ausdauersport.

GILERA FUOCO 500ie

Die Kriegerin des Feuers

Karoline Szivatz

2 oder vielleicht doch 3 Räder?

Es wurden 3. Aber umfallen kann der Breitspur-Dreiradler trotzdem
(wie uns Lehrling Nr.2 Volli bereits vortrefflich bewiesen hat).

Ohne Sprit geht nix. Sonst treten keine Startschwierigkeiten auf.
Und den Auspuff sollte man gehört haben.  Der bellt!!!

Wenn man es könnte, wären Schräglagen bis zu 40° möglich.

 

PlusPunkte kann der Feuerkrieger aber dagegen eindeutig bei der Stabilität einfahren. Vorn unterstützen sich die beiden Zwölfzöller gegenseitig. Ein 14-Zoll-Hinterrad mit 140/70er Reifen sorgt zudem hinten für ausreichend Standfestigkeit und Grip. Auch die drei Scheibenbremsen im 240er Format garantieren höchst effizientes Bremsen und sind trotz des Fehlens einer ABS Funktion absolut überzeugend. Auf trockenem wie auch auf nassem Boden. Der Fuoco bleibt selbst bei heftig-blockierenden Rädern in der Spur. Das "Ich bremse auch für Tiere" Pickerl sollte auf dem Flitzer unbedingt angebracht werden, denn er kann es auch, wie der Test auf der Landstraße erwiesen hat, tatsächlich umsetzen. Der Igel und die Fahrerin haben überlebt!
Die Standardausstattung ist durch und durch alltagstauglich und vollkommen ausreichend. Der Windschutz, optisch perfekt in die Verkleidung integriert, kann schon mal auf der Autobahn bei 145 km/h einen guten Zweck erfüllen. Und die Funk Fernbedienung, die zum Öffnen des Fachs unter der Sitzbank dient, macht immer wieder Eindruck am Billa-Parkplatz. Der Gepäckträger erlaubt die Montage eines Topcase oder das Verzurren weiteren Gepäcks.

Eine in den Zündschlüssel integrierte  Funkfernbedienung öffnet das Abteil für Einkauf, Helm oder ein 6er Tragerl Bier.

Bevor es losgehen kann, muss die Handbremse gelöst werden.

Übersehen wird man mit den Dingern sicher nicht mehr.

2 von den 5 Leuchten der vorderen Scheinwerfer sind mit stoßsicheren Schutzgittern ausgerüstet.
Moto Cross Style.

   

Bei Geschwindigkeiten unter 2000 U/min bzw.10 km/h macht sich eine Leuchte am Cockpit bemerkbar, welche darauf hinweißt, dass man nun die beiden Vorderräder mittels eines Reglers oberhalb des Starters verriegeln kann. Beim Wegfahren löst sich die Sperre wieder automatisch. Somit ist das Stehen bleiben auch beinfrei möglich. Wer die Technik beherrscht, braucht daher die Füße an der Ampel nicht mehr absetzen, um das Fahrzeug im Gleichgewicht zu halten - die ehemals bemitleidenswerten, leicht spöttischen Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer wandeln sich spätestens jetzt zu erstaunten und neidischen Blicke.
Überraschender Sound
Nimmt man an, dass Roller wenig bis gar keine Gänsehaut auslösen, sollte man unbedingt dem Fuoco eine Geräuschprobe widmen. Unglaublich aber wahr. Er brubbelt & schießt was das Zeug hält. Noch eine Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen.

Das nennt man wohl Beinfreiheit...

...und Bequemlichkeit

Das gelbe Licht mittig des Cockpits weist auf das elektrohydraulische Verriegelungssystem hin.

Einmal den Regler nach links geschoben, und man steht fest wie ein Baum.

 

Die Reifen

Bereift wird die Dampflok mit handelsüblichen Rollerreifen, mit dem einzigen Unterschied, dass man 3 Stück braucht. Ein Satz Reifen kommt auf ca. 260 Euro.

Vorteile gegenüber den "Normalos"
Ein prägnantes Stichwort sind wahrscheinlich gerade für die Städter unter uns die Straßenbahnschienen. Dank der Dreirad Technik sollten diese heimtückischen Straßenbegleiter nun keine Angst und Bange mehr auslösen. Mit seinen 79 Zentimetern ist der Fuoco nicht breiter als ein konventioneller Maxi-Scooter wie z.B. der Piaggio X8. Was bedeutet, dass das innerstädtische Schlängeln nicht an der Fahrzeugbreite scheitern sollte, sondern allenfalls an der etwas geringeren Manövrierbarkeit bei langsameren Geschwindigkeiten. Ähnliche Dreirad-Roller, die dich auch interessieren könnten:

 

Gilera Fuoco 500ie Video


Farben

Black Demon

Red Emotion

Tricolore - Special Edition zum 100 Jahr Jubiläum von Gilera.


Technische Daten Gilera Fuoco 500ie

Motorbauart Einzylinder, Viertakter
Hubraum 493 ccm
Leistung 29 kW (40PS) bei 7.000 U/min
Drehmoment 46 Nm bei 5.250 U/min
Starter/Batterie E-Starter
Antrieb Automatik
Bremse vorne 240 mm
Bremse hinten 240 mm
Reifen vorne 120/70-12
Reifen hinten 140/70-14
Leergewicht 244 kg
Kühlung Flüssig gekühlt
Länge 2160 mm
Sitzhöhe 785 mm
Tankinhalt 12 l
Spitze 150 km/h
Aktueller Verkaufspreis 8.399 Euro



Text: KarolettaLambretta
Karoline Szivatz Fotos: Volli, Karoline Szivatz

Karoline Szivatz

Bericht vom 22.07.2009 | 52.918 Aufrufe

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