Bobber-Establishment

BobR - wenn eine Französische Gixxer zum Bobber und in Paris zum Le Clou Du Spectacle mutiert...

KMP BobR Suzuki GSX-R 1100, 89

 
Während sich die Welt in 2008 Gedanken über die neueste Dreiviertelliter-Gixxer und ihrer grundsätzlichen Daseinsberechtigung samt Vervorteilung machte, holte sich ein fescher Franzose eine olle 1989er GSX-R 1100 R aus der Scheune und frisierte das Teil mal flott auf 50er-Jahre Style des letzten Jahrhunderts um. Klar doch, ein für die damalige Zeit üblicher Knickrahmen beugt sich im traditionellen Verständnis von Brauchtum und Wertvorstellungen einem ganz anderen Diktat der Ingenieurskunst als das der Mannen aus Hamamatsu aus heutiger Sicht. Unterjocht vom modernen Leistungs- und Diät-Wahn lassen sich Jahr für Jahr aufs Neue die Nipponesen ein auf die haarfeine Suche nach akribischen Feinschnitten und penibelsten Verbesserungsmethoden. Stürzen sich die Orientalisten bei Nicht-Erreichen des einmal ausgemachten Limits etwa ins eigene Schwert, so besinnt sich hingegen einer aus dem Okzident ganz anderer, vitalisierender Rituale.
 

Retro ist die Zukunft


Im Zeichen seiner bereits seit Jahren währenden Passion zum Modifizieren alter Gixxen erweckt der jugendlich wirkende Kris von KMP (Kris Moto Pièces) als wackerer Franzmann aus Ormesson/Marne den Espirit längst vergangener Tage. Beinahe so, als hätte noch der ganze Mann für reiche Ernte mit Pflugscharen ehrenvoll ins Feld zu ziehen statt sich mit Damaszener geschmiedeten Schwertern in blutige und möglicherweise verlustreiche Kämpfe zu werfen. Der Franzose macht keine Gefangenen. Historie prägt eben, spätestens die der Französischen Revolution. Hier aber nutzt und verwertet Kris, was er sich in jahrelangen Bemühungen um seine Kunstfertigkeit am gemeinen Motorradbau und im Besonderen am Hand anlegen bei den Suzuki-GSX-R-Modellen aneignete. Als das wohl auf Anhieb am meist hervorstechende Merkmal prangt da eine völlig unübliche Einarmschwinge am Vorderrad, vereinnahmt also gleich die Augen der Betrachter auf der alljährlichen Paris Tuning Show. Denn dort heimste sich der Franzose die Begeisterungsstürme und Lorbeeren beim Debüt seiner BobR genannten Erfindung ein. Das mächtige Bauteil an der Front der mit einem 1.246 ccm Bandit-Triebwerk aufgemotzten Gixxer stellte Kris ebenso selbst in seiner Werkstatt her wie die gleichwohl mächtig beeindruckende, rückwärtige Einarm-Erscheinung, samt Bremsscheibe vorn mit Brembo-Technik und der eigens gefertigten Aufnahme am hinteren System. Sozusagen in einem Verfahren, einer Baugruppe gleich.
 

Weniger ist mehr


Desgleichen verdankt die auffallend reduziert ausgeführte Emissionsanlage ihre Existenz dem Specialiste GSX-R, der das vierfache Krümmergewirr kurz und bündig simpel in zwei schmalen Rohren noch vor der heftigen Hinterhand enden lässt. Mehr Weg braucht doch eh kein Verbrennungsvorgang an seinem Ende. An seinem Anfang indes greifen sich die wertvollen Sauerstoffmoleküle die vom Kris eigens angefertigten Ansaugtrichter an der Keihin 41 FCR-Vergaser-Garnison. Volles Horn. Und für die ausgleichende Gerechtigkeit aller Unebenheiten im Geläuf sorgen die Dämpfereinheiten von Fournales, sei es am mächtigen Vorderbau der Fahrmaschine, angeflanscht an der KMP-Gabelbrücke, in seiner Gesamtwirkung wie ein von schieren Kräften angetriebener Bulldozer. Sei es am Heck, das Dank seines spartanisch geformten Traktor-Sitzes den Blick völlig frei auf die fette Gummiwalze nebst Dampframme von Dämpfer mit Umlenkung an der Schwinge lässt. Die massig wie vom Hublader entnommen wirkt. Hilfreich und stilbildend in seiner Art sowieso. Da hilft nicht mehr nur eine kleine Kette drüber hinweg, die wild wuchernden Antriebskräfte des herkulischen Reaktors ans Hinterrad zu wuchten. Gleich über zwei Gebinde hinüber läuft die Kraftübertragung. Von kurzen Wegen hat ja keiner was gesagt. Die Gangwahl dagegen erfolgt, bald und wie angemessen auf einer Landmaschine, mittels Suicide-Hebelei, die sich wichtig hervor tut am Krad und dementsprechend mit lässig herabhängendem Arm direkt neben dem Blechsitz betätigen lässt. Da braucht s dann für den festen Griff auch nur noch einen relativ schmalen Lenker, der sich arg zurück nimmt hinter dem Hammer von Einarmschwinge am Vorderrad. An das sich an seinem Gipfel ein so harmlos anmutender, kleiner Rundscheinwerfer schmiegt.
 

Harter Alltag


Und hat es schon den Charakter wie eine auf simple Arbeit ausgerichtete Kraftmaschine aus den fleissigen 50er Jahren, dann darf s auch nicht mehr sein als eine Oberflächenbeschichtung so grau wie eine Grundierung daselbst. Und wer das noch erfunden hat? Hier zumindest der Franzose, der für sein Gesamtkunstwerk BobR gerade steht. An dem auf der Paris Tuning Show so gar keiner dran vorbei kam ohne vor Verzückung und Bewunderung stehen zu bleiben. Fernab von Riten der Gewichtsersparnis oder heftigem Leistungszuwachses - da können die Suzukianer von heute gerne nach weiteren Werten und lichten Bemessungsgrundlagen für die Zukunft forschen. Egal, welch Hubraum oder Körpergewicht das noch bedingen mag. Schliesslich gilt doch auch der Grundsatz: Ein richtiger Mann muss ein Schatten werfen. Übersehen lässt sich der BobR jedenfalls so schnell nicht!
   

Technische Daten:


Modell: Suzuki GSX-R 1100R Baujahr 1989
Motor: Suzuki Bandit 1.246 ccm, Vergaser Keihin FCR 41, Ansaugtrichter von KMP aus Aluminium, Auspuffanlage 4-2 von KMP
Front: Einarmschwinge als Vorderradführung als Massanfertigung von KMP mit Federung/Dämpfung von Fournales, Gabelbrücken, Lenker KMP, Rundscheinwerfer Zubehör, Instrumente Hemmer, Brembo-Bremse, Bremsscheiben KMP
Rahmen: GSX-R 1100/89
Heck: Sitz vom Traktor, Einarmschwinge KMP, Federbein Fournales, Bremsaufnahme KMP
Felgen: Vorne und hinten von Equipe Pneus
Lackierung: KMP in Grundierungsgrau

Maschine steht zum Verkauf für 25.000 Euro

nähere infos unter: www.KMP.fr

 

 
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Text/Fotos: Sabine Welte

 

 
Autor
sabinewelte

SABINEWELTE

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Bericht vom 29.03.2010 | 12'622 Aufrufe

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