Held Bekleidung

Die Firma Held im Allgäu steht für Handschuhe, Bekleidung und Zubehör. NastyNils besucht die Firma und war überrascht. Da werden doch tatsächlich mitten in Europa Handschuhe produziert, Satteltaschen genäht und neue Produkte entwickelt.

Held Titan! Das Flaggschiff der Held Produktpalette und Ergebnis von mittlerweile jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit. NastyNils besuchte den deutschen Produzenten von Motorradbekleidung und Zubehör im winterlichen Allgäu.

 

Werksbesuch bei der Firma Held

Betriebe aus der Motorradindustrie zu besuchen ist eine grosse Leidenschaft von NastyNils. Denn dort gibt es meistens tolle Geschenke für den Besucher abzustauben, sowie eine fürstliche Einladung zum Mittagessen steht meistens ebenso an. Ganz nebenbei lernt man da immer eine ganze Menge und ist tief ergriffen von der Leidenschaft und der Detailtreue mit der ans Werk gegangen wird. Oftmals werden bei solchen Besuchen Vorstellungen von Produkten und Produktionsprozessen komplett über den Haufen geworfen. Zuletzt geschehen bei der Firma Held im Allgäu.

Rosi Held muss es ausbügeln


Man hat mich versetzt. Der ansonsten steht's sympathische Markus Held verpasst tatsächlich meinen vereinbarten Termin zum Werksbesuch und jettet zu einem Blitzbesuch beim spanischen Importeur. Die Geschäftstätigkeit der Firma geht weit über den deutschen Sprachraum hinaus und manchmal läuft es eben anders als es der Terminkalender gerne hätte. Mutter Rosi Held wird ins kalte Wasser gestossen und darf nun einen Tag lang NastyNils mit der Kamera herumführen. Einen Vorteil hat ein solch improvisierter Termin: Da wurde nix einstudiert und meine Kamera kriegt schonungslos die ganze Wahrheit vor die Linse.

Die Firma Held gibt es seit 1946 und hat ein beachtliches Wachstum hinter sich. Nach diversen Umzügen, Zubauten und Umbauten gibt es nun einen richtig grossen Held Shop wo man sich in einer sehr imposanten Auswahl einkleiden kann, ein altes Betriebsgebäude wo alles seinen Anfang hatte und wo jetzt noch überraschend viel selbst produziert wird sowie ein neues Betriebsgebäude samt Unternehmenszentrale, Lager und Logistikzentrum. Quasi in jeder Abteilung triff man dann auf einen "Helden" aus den derzeit zwei im Unternehmen aktiven Generationen.

 

66 Jahre schon produziert man im Allgäu Bekleidung und Zubehör aus Leder und Textilien.


Nützlicher Bastard


Produktentwickler und Lederguru Stefan Held erklärt an einem Stück Leder die Lebensgeschichte des Tieres. Er erkennt wo es sich am Weidezaun verletzte, wo es eine Hautkrankheit hatte und wie alt es ungefähr war. Er weiss natürlich auch, dass Rochenleder sehr abriebfest ist aber natürlich Geschmeidigkeit vermissen lässt. Er weiss auch, dass Känguruleder eine höhere Abriebfestigkeit hat als Rindsleder und man daher bei gleicher Sicherheit mit dünneren Materialien arbeiten kann. Er weiss auch, dass nur das Pittards Haarschaf Spezialleder nicht abfärbt und damit auch nach viel Schweiss und / oder Regen keine färbigen Hände des Handschuhträgers mit sich bringt. Das Haarscharf ist eine Kreuzung - ein Bastard - zwischen Schaf und Ziege. Das Leder ist weich und angenehm aber die Lederstruktur ist viel dichter und das Leder ist haltbarer.

Er weiss auch, dass eigentlich die Haut von Hunden eine sehr hohe Abriebfestigkeit hat, in unseren Kulturkreisen aber nicht unbedingt zur Herstellung von Motorradbekleidung herangezogen werden kann.

Die feinen Risse an der Oberfläche des Leders würden viele von uns nicht mal bemerken. Die Handschuhmacher im Allgäu wissen aber genau, dass diese eine gefährliche Schwachstelle darstellen können und stanzen die Einzelteile für den Handschuh nur aus makellosen Flecken aus. Übriggebliebene Schnipsel werden dann an andere Unternehmen weitergegeben, welche daraus dann Putzlappen machen. Am Ende der Wertschöpfung bleibt kein Quadratzentimeter Tierhaut ungenutzt.

Die einzelnen Bauteile für Motorradbekleidungsteile, Handschuhe und Lederzubehör wie zum Beispiel Satteltaschen werden konfektioniert und weiterverarbeitet. Je nach Anforderung, Schwierigkeitsgrad und Stückzahl werden die Produkte dann direkt im Haus oder bei einer Firma in Ungarn weiterverarbeitet. Teile mit den grössten Stückzahlen werden im Hause Held entwickelt und in Asien produziert.

Nicht nur für Motorradfahrer: Mit diesem Elektrikerhandschuh werden im laufenden Betrieb die Leuchtmittel bei den Startpisten am Flughafen gewechselt. Rosi Held verweist auf die spezielle Naht, welche schon Toni Mang an seinen ersten Rennhandschuhen aus dem Allgäu begeistert hat. Auch Feuerwehren rund um den Globus vertrauen auf Handschuhe aus dem Allgäu. Die Kundenliste von Held liest sich wie das Who-is-Who der deutschen Industrie. Eine noble Automarke bezieht hier zum Beispiel feine und makellose Handschuhe für die Endabnahme am Förderband, eine andere Schürzen für die Schweisser.
Kundenfeedback bei Held! Die deutsche Motorradsportprominenz trug und trägt Held. Nach Stürzen werden die Handschuhe in die Held-Denkfabrik ins Allgäu geschickt. Jeder Sturz und Schaden am Handschuh bringt somit wertvolle Informationen ins Unternehmen und steckt dann im nächsten Handschuh-Modell drinnen. Während andere Hersteller quasi aus einem Katalog aus Pakistan oder China fertige Produkte ordern und nur noch Farbe und Logo bestimmen, entwickelt Held selbst. Prototypen werden zig mal per Luftpost nach Asien geschickt und weiter entwickelt. Am Ende liegt dann ein mit deutscher Gründlichkeit entwickeltes Produkt zu einem vertretbaren Preis beim Fachhändler. Wie Held-Handschuhe produziert werden, ist hier anschaulich erklärt.

Held Bikerfashion - Video vom Werksbesuch

 
  • Text: NastyNils
  • Photos: NastyNils
  • Videodreh: NastyNils, Schnitt: Christoph Kukla

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Bericht vom 22.02.2012 | 9'780 Aufrufe

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