Rennstrecke im Winter

Auch in der kalten Jahreszeit, kann es auf der Rennstrecke lustig sein. Solange kein Schnee liegt und es trocken ist spricht nix gegen flotte Runden.

Ende November! Mit ein paar kleinen Tricks kann man auch in der kalten Jahreszeit noch ein paar Runden auf der Rennstrecke geniessen.

 

Rennstrecke im Winter

Der Winter läuft laut Kalender von 21. Dezember bis 21. März. Eine lange Zeit! Die meisten Rennstreckenmopeds werden jedoch schon im Oktober eingewintert und kommen erst im April wieder aus den finsteren Garagen. Damit die Saison etwas verlängert wird, hat 1000PS ein paar Tipps aus der Praxis für euch gesammelt.

Mit der BMW S 1000 RR am Pannoniaring - Ende November!

Grundsätzlich denkt man bei Rennstreckenfahrten im Winter gleich immer an Spaniens Süden. Auch keine schlechte Idee. Doch während einer Schönwetterphase steigt auch in in unseren Breitengraden die Temperatur im Winter auf +5 bis + 10 Grad während der Mittagszeit. Umgekehrt kann es auch in Spaniens Süden im Jänner mal kalt sein. Zuletzt starteten wir in Almeria am Vormittag bei 4 Grad unsere Rennstreckenrunden. Grund genug die teilweise schmerzhaft gesammelten Erfahrungen mit unseren Lesern zu teilen.

Ganz pauschal würden wir 5 Grad Plus als unterste Mindestgrenze für einen Trip zur Rennstrecke empfehlen. Darunter macht es schlicht und ergreifend keinen Spass, weil auch die Handgriffe in der Boxengasse und das gesamte Drumherum keine Freude aufkommen lassen. Man muss sich auch bewusst sein, dass bei sehr niedrigen Temperaturen keine Bestzeiten zu erwarten sind. Aber ein positiver Trainingseffekt stellt sich auch so ein. Die Bewegungsabläufe stimmen dann beim "echten" Saisonbeginn im April viel schneller und man hat das Gefühl, dann nicht das erste Mal am Motorrad zu sitzen. Der ungarische Pannoniaring zum Beispiel hat täglich geöffnet und ist bestimmt ein paar mal im Winter warm und trocken genug für ein paar flinke Runden.

   
 

Das Motorrad

Damian Cudlin in Almeria. NACH dem ersten Turn bei 4 Grad Plus werden im die Heizgriffe präsentiert.

Wer vorhat die Saison in Zukunft etwas länger zu geniessen kauft entweder gleich eine neue S 1000 RR oder rüstet seine Maschine mit Heizgriffen aus dem Zubehörmarkt aus. Das ist die günstigste und effektivste Saisonverlängern die man kriegen kann. Die Griffe machen zwar nur einen sehr kleinen Teil vom Motorrad aus, aber sie stellen eine sehr intensive Verbindung mit dem Körper da. Die Hände umklammern die Griffe meist sehr fest und sind ausserdem auch noch sehr exponiert. Beim Rennstreckenfahren kann man auch nicht mit allzu dicken Handschuhen fahren (siehe weiter unten) und mit dünnen Handschuhen wird es ohne Heizgriffe viel zu kalt. Mit Heizgriffen hält man einen Hitzepol in den Händen, welcher nicht nur die Hände sondern auch den Rest vom Organismus ein wenig wärmt. Der Unterschied zwischen "mit" und "ohne" ist eklatant.

Ansonsten sollte man das Motorrad im Winter nicht dramatisch anders vorbereiten wie im Sommer. Bei der Kühlflüssigkeit muss man natürlich auf den Frostschutz achten und das Warmlaufen des Motors dauert im Winter eben um "30 Grad" länger als im Sommer.

Sehr von Vorteil sind auch elektronische Fahrhilfen. Das Griplevel ist einfach niedriger und sowohl beim Bremsen als auch beim Beschleunigen passiert im Winter eher ein Rutscher als im Sommer. Eine komplett ausgestattete S 1000 RR ist also das ideale Gerät für einen feinen Wintertag auf der Rennstrecke.

 
 

Die Reifen

Metzeler Racetec Interact K3 - unser Tipp für flotte Runden in der kalten Jahreszeit.

Der neben der Kälte am Körper kritischste Punkt bei dem winterlichen Ausflug zur Rennstrecke. Auch als flotter Pilot und selbst mit Reifenwärmern ist es vernünftiger nicht die radikalen Rennstreckenmischungen zu verwenden. Denn der Umgang mit den kompromisslosen Racingpneus ist im Winter einfach zu heikel. Man muss die Reifen sehr lange vorheizen, darf dann keine Zeit ohne Heizdecken verstreichen lassen und das Fahrwerk sowie die Reifen verhalten sich im Winter komplett anders als im Sommer. Die Gefahr ist gross, dass man die mittlerweile sündhaft teuren Pneus sehr schnell ruiniert. Die derzeit schnellsten Reifen am Markt, die Dunlop Slicks, sind besonders heikel was die Einsatztemperatur betrifft und neigen bei niedrigen Asphalttemperaturen dazu aufzureissen. Auch der etwas umgänglichere Reifen, der GP Racer ist im Winter nicht ganz so einfach in der Handhabung wie unser Favorit für die kalte Jahreszeit: Der Metzeler Racetec K3.
Der Reifen ist quasi der sportlichste Strassenreifen von Metzeler oder die zivilste Version vom Rennstreckenpneu. In der Praxis kann man damit im Winter ca. 5-7 Sekunden langsamer fahren als im Sommer mit den Racingpneus. Klingt lausig, macht aber in der Praxis einen riesen Spass und man ist auf der sicheren Seite unterwegs. Reifenwärmer (nicht mit 80 Grad sondern nur mit 60 Grad vorheizen) sind praktisch weil man dann pro Turn die Aufwärmrunden einspart aber nicht unbedingt nötig. Wer ohne Reifenwärmer loslegt, muss eben penibel die Aufwärmrunden hinlegen. Auf der anderen Seite kann man mit den Racetecs im Winter auch problemlos längere Turns ohne Pausen fahren. Es ist kaum möglich den Reifen zu überhitzen.
 

Das Fahrwerk

   
Im Winter muss man sowohl die Druckstufe als auch die Zugstufe etwas weicher einstellen. Denn bei niedrigen Temperaturen ist das Öl in den Dämpfern zähflüssiger und die Dämpfer sind damit härter. Auch im Fahrbetrieb werden die Federelemente nicht so heiss wie im Sommer. Zum Einen wegen der kühleren Umgebungstemperatur, zum Anderen weil man durch das niedrigere Rundenzeitenniveau und das niedrigere Gripniveau auch weniger Druck ins Fahrwerk bringt. Für den Winter sind auf der Rennstrecke eigentlich die meisten Serienfahrwerke sehr gut geeignet, bei besonders straff abgestimmten Racingfahrwerken muss man bestimmt sehr weit aufdrehen um Freude zu haben. Zeigt das Reifenbild nach den ersten Runden aufgerissene Flanken, ist meist die Zugstufe zu straff eingestellt.
   
 

Die Unterwäsche

   
Das Nonplusultra für den Winter sind lange Unterhosen und lange Unterleibchen aus Windstopper Material. Zum Beispiel von Held (Hemd 69 Euro, Hose 59 Euro). Siehe Photo Links. Damit hat man keine Platzprobleme im Kombi und ist grandios gewärmt. Leider sind diese Teile auch recht kostenintensiv und können ansonsten für andere Aktivitäten nicht wirklich sinnvoll eingesetzt werden. Ausser man gehört zur harten Clique der Winterfahrradfahrer, welche ähnliche Wäsche einsetzen. Vermeiden sollte man jegliche dicke Unterwäsche aus dem Skikeller welche aus Baumwolle besteht. Denn damit wird zum einen der kühlende Fahrtwind nicht abgehalten und zum anderen schwitzt man die Wäsche nass und holt sich rasch eine Verkühlung. Alternativ kann man auch Funktionsunterwäsche verwenden (zb von Racer um 58 Euro), diese muss man dann aber mit einer Softshell-Jacke (siehe unten) kombinieren.

Eien grosse Auswahl an Windstopper Wäsche für alle Körperteile gibt es auch in der IXS Kollektion.

Link: Motorrad Unterwäsche auf 1000PS

   
 

Die Bekleidung

   
Auch im Winter sollte man keinesfalls auf das hochwertige Rennleder verzichten. Leider haben diese Teile aber immer grossflächige Belüftungslöcher welche wir nun zustopfen müssen. Zum einen hilft da auf alle Fälle schon mal die Unterwäsche mit. Zum anderen kann man sich sehr gut mit Softshell-Jacken helfen. Entweder man besorgt sich ein Teil welches eine Nummer zu gross ist und trägt diese über dem Leder. Oder aber man nimmt ein etwas straff sitzendes Teil und trägt es unter dem Kombi. Letzteres wird vermutlich besonders nach den Weihnachtsfeiertagen etwas schwierig sein, erzeugt dann bei den Kumpels im Fahrerlager aber grosse Anerkennung.

Auf den ersten Blick ist das Teil unter dem Lederkombi nicht zu erkennen und man fährt ganz normal mit dem gelochten Rennleder bei 5 Grad im Kreis. Das etwas fülligere Antlitz kann man locker den Weihnachtskeksen zuschreiben. In der Praxis haben sich besonders die Softshell-Gillets (z.B. von Racer um 79 Euro, siehe Foto links) ohne Ärmel bewährt. Damit ist die Bewegungsfreiheit fast nicht eingeschränkt und die meisten Leder sind im Brustbereich viel stärker perforiert als an den Armen wo man sich nicht ganz so intensiv bekleiden muss.

Eine echte Schnorreralternative sind die Luftpolster-Verpackungsmaterialen. Eine Matte davon stopft man sich vorne unters Leder ist hat schon mal die gröbsten Schmerzen beseitigt.

   
 

Die Handschuhe

   
Wer wie oben beschrieben nicht auf Heizgriffe zurückgreifen kann oder will, darf bei den Handschuhen keinesfalls sparen. Man braucht ausreichend warme, sichere und trotzdem nicht zu dicke Handschuhe. Das Futter und Feuchtigkeitsmembrane sollten nicht punktuell angenäht oder geklebt sein sondern auf der gesamten Fläche mit dem Leder verklebt sein. Damit hat man auch bei harten Einsätzen immer ein gutes Griffgefühl und einen korrekten Sitz. Als Topmodell gilt da vermutlich der Held Akira Evo Tex (links im Bild) um 199 Euro.

In der Praxis bewährt hat sich auch das Modell MULTITOP von Racer. Dieses zwar nicht die oben skizzierte X-T-TRAFIT Technik und bietet wirklich nur einen Hauch schlechteren Griffkomfort als das Teil von Held kostet aber bloss 119 Euro.

Zweitbeste Wahl ist ein hochwertiger Racinghandschuh kombiniert mit einem dünnen Outdoor-Handschuh aus Windstopper Material. Doch diese Kombination bietet sich nur dann an, wenn man ohnehin einen etwas zu grossen Handschuh im Keller herumliegen hat. Ansonsten kauft man besser die oben genannten Teile welche im Frühjahr auch für Touren in die Alpen verwendet werden können oder auch bei regnerischen Rennstreckeneinsätzen im Sommer.

   
 

Der Helm

   
Auch beim Helm muss man den Körper an verschiedenen Fronten vor der Kälte schützen. Von unten beim Kinn sollte man den Helm mit einen Windabweiser ausstatten. Diese Teile sind bei den meisten Helmen mit dabei oder können im Bekleidungshandel gekauft werden. Man kann auch den Windabweiser von einem Tourenhelm vorne beim Rennhelm reinstopfen. Zusätzlich dazu sollte man einen Neckwarmer (z.B. von IXS) welcher bis rauf zum Kinn und runter zum Brustbereich reicht, verwenden. Damit ist man dann relativ gut vor Zugluft von "unten" geschützt. Am Helm selbst sollte man die Belüftungslöcher zum Teil abkleben (nicht vollständig) oder schliessen. Beim Visier muss man unbedingt auf Anti-Beschlagvisiere zurückgreifen. Die Produkte von "Pinlock" haben sich bei uns bis 0 Grad bewährt. Etwaige Sprays oder ähnliches jedoch offen gesagt nicht. Ohne Anti-Beschlagmassnahmen kann man das Fahren im Winter fast vergessen. Denn wie beschrieben, macht man den Helm ja relativ "dicht" und damit läuft das Visier umso schneller an.
   
 

Der Fahrstil

   
Da es unrealistisch ist, versuche ich erst gar nicht euch von den Vorzügen eines kleines "Aufwärmtrainings" zu überzeugen. Doch wenn man komplett kalt aufs Moped steigt, hat man weniger Bewegungsfreiheit und ein höheres Verletzungsrisiko im Sturzfall. Wenn man die oben genannten Bekleidungstipps befolgt, reichen jedoch schon ein paar flotte Schritte in der Boxengasse oder ein paar Liegestütze und Kniebeugen um den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen.

Ganz pauschal kann man sagen, dass man im Winter besonders aufs Vorderrad aufpassen muss. Denn das Hinterrad kann man mit ein paar herzhaften Beschleunigungsmanövern rasch auf Betriebstemperatur bringen.

Das Vorderrad jedoch kommt in Wahrheit nie so richtig auf sommerliche Betriebstemperaturen. Ein paar Grad weniger Schräglage als im Sommer helfen ebenso wie etwas Vorsicht beim Anbremsen in Schräglage. Man sollte also versuchen in den Kurven Schräglage zu sparen, das Motorrad so früh wie möglich aufrichten um dann Feuer geben zu können. Auch mit 600ern fährt man besser den spitzen 1000er Fahrstil als den weiten und runden Fahrstil welcher lange Fahrten in Schräglage bedeutet.

Also! Ausreden werden nicht akzeptiert. Sobald das Thermometer über 5 Grad steigt und es trocken ist, kann das Motorrad schon zur Rennstrecke transportiert werden. Der Pannoniaring zum Beispiel bietet täglich freies Fahren an, man muss nur vorher mit einem Anruf überprüfen ob die Strecke nicht kurzfristig exklusiv von einem Team für Testzwecke gemietet worden ist.

Bericht vom 09.03.2012 | 11'681 Aufrufe

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