Bridgestone S20 Test

Neuer Reifen für sportliche Strassenmotorräder von Bridgestone. MotoGP für Jedermann?

"S" steht für Sport! Der neue S20 ist das Premiummodell und kommt zusätzlich zum BT-016 / BT-016 PRO auf den Markt. Wir fuhren den neuen Pneu in Portimao auf der Rennstrecke und im Hinterland.

 

Bridgestone S 20 Test

Man legt uns die Latte hoch. "MotoGP für jedermann!", lautet der Slogan mit dem Bridgestone den neuen Supersport Pneu "S20" präsentiert. Der BT-016 PRO ist gerade mal ein Jahr alt und schon legt Bridgestone mit dem S20 noch mal eines oben drauf. Wir sollen nun in der Lage sein, die Evolution der Reifenindustrie zu verifizieren und unseren Lesern zu erläutern. Wäre alles noch kein Problem. Doch als Teststrecke wurde der WM - Kurs in Portimao gewählt. 99% meiner Energie während einer Runde muss ich hier dazu verwenden um im Sattel und auf der Strecke zu bleiben. Der Kurs gleicht einer Hochschaubahn und hat neben blinden Ecken auch blinde Ecken mit Bodenwellen zu bieten.
 

Eindrücke vom Bridgestone S 20 Test in unserem Video aus Portimao.


MotoGP für jedermann?


Während der ersten Runden bleiben wir hinter dem Bridgestone Testpiloten Jeremy McWilliams. Er zeigt vor, dass der Reifen beinahe keine Aufwärmzeit mehr braucht. Schon nach einer halben Runde beginnt er den Gasgriff zu melken und der Reifen stand zu Diensten. Das MotoGP Bla Bla aus dem Prospekt kann man glauben oder nicht. Also bewerten wir die Sache mal ganz pragmatisch. Bridgestone investiert Millionen in den MotoGP Auftritt und in die Entwicklung der dortigen Reifen.

Es wäre als schlicht und ergreifend dumm, wenn man nicht möglichst viel von dem dort Erlernten in die Serienpneus steckt. Klarerweise und zum Glück haben MotoGP Reifen vom Aufbau her relativ wenig mit dem S20 zu tun. Sonst würden wir uns wohl alle bereits im Kiesbett suhlen. Die kurze Aufwärmzeit vom S20 ist das genaue Gegenteil von den Eigenheiten der MotoGP Pneus. Man profitiert aber als Endkunde ganz bestimmt von der Grundlagenforschung bei den Mischungen und den Rohstoffen. Da gibt es nun beim neuen S20 auch die grössten Fortschritte im Vergleich zum Vorgängerreifen.

Kastrierte Superbikes mit 100PS!

Auf der R1 war ich offen gesagt auch nicht ganz zufrieden mit dem S20. Schon damals in Valencia beim Yamaha R1 Test mit Michelin Power Pure Pneus hab ich bemerkt, dass die neue R1 einen radikalen Racingreifen dringend nötig hat um flink in den Radius zu kippen. Das ist hier nicht anders. Der S20 ist für die R1 vorne nicht spitz genug. Das Gripniveau jedoch passt auf alle Fälle mal!

Hier auf der Strecke zweifelte ich aber in erster Linie mal an mir selbst und nicht am Reifen. Kann es sein, dass ich mit meiner R1 den Kollegen auf der CBR 600 F nicht biegen kann? Vor dem Eingang auf die Start-Ziel versammle ich meinen gesamten Mut und lass eifrig Benzin in die Brennräume strömen. Doch es passiert relativ wenig. Weder zeigt der vermeintliche Strassenpneu hinten irgendeine Art von Seitwärtsbewegung, noch drängt das Motorrad energisch nach vorne. Doch halt! Die Jungs hatten doch vorher was von einzelnen französischen Motorrädern gesprochen, welche auf 100PS gedrosselt sind. Ein Trauerspiel! Die Kollegen in Frankreich sind echt arme Schweine.
 

Ein echtes unzensuriertes Superbike: GSX-R 1000


Beim nächsten Turn passierte mir das nicht noch mal. Ein echtes klassisches 1000er Superbike muss her. Unzensuriert und ohne Elektronik zwischen Gasgriff und Hinterrad am Gasgriff! Die überarbeitete GSX-R1000 von Suzuki ist ein perfektes Testgerät für Reifen.

Freude und Sicherheit bietet uns das über einem breiten Bereich hohe Griplevel. In der Früh war es kühl, zu Mittag ist es nun schon richtig warm und der Reifen arbeitet immer noch auf hohem Niveau. Das ist deutlich besser als beim alten BT-016. Im Zweikampf mit den Journalistenkollegen präsentierte sich der neue Pneu von seiner sportlichen Seite. Doch recht kräftige Bremsmanöver in den Radius und kräftige Impulse beim Einlenken sind normalerweise ein Fall für Rennreifen oder den Notarzt. Der S20 machte diese Spielchen jedoch mit. Die Testpiloten haben uns ein relativ hartes Setup auf den Motorrädern vorbereitet und man kriegt die Schläge der Strecke direkt und intensiv ins Kreuz. Andererseits spürt man so beim Einlenken und auch in den schnellen Radien die satte Verbindung mit dem Asphalt und man entwickelt richtig viel Vertrauen in das Gripniveau.

Es gab auch Helden welche in der Lage waren den Reifen vorne ans Limit zu fahren und berichteten vom "gutmütigen Anzeigen vom Ende der Seitenhaftung". Es waren auch die selben welche die vorzüglich arbeitende Anti-Hopping-Kupplung an der KTM RC8 hier auf der Strecke lobten. Blöd nur dass sie keine hat. Ich selbst begnügte mich damit, dass ich vorne immer genug Grip zur Verfügung hatte. Klar ist und bleibt der Reifen ein Strassenreifen, aber eben einer von der schnellen Sorte. Hinten jedoch kann man mit den 200PS 1000ern am Kurvenausgang wunderbar mit der Traktion spielen. Wie üblich gibt sich der Bridgestone gutmütig und spielt mit.
 

Jeremy McWilliams klärt auf. "Alle die noch nicht da waren sollten erst gar nicht versuchen schnell zu fahren. Bleibt erstmal hinter mir und schaut dass ihr den Weg findet." Merke: Wer am Buffet bei Meeresfrüchten und allerlei Getier aus den Ozeanen üppig zugreift, hat nicht immer gut lachen. Bridgestone Österreich Mann Harry Kissler etwas blass im Gesicht - nach intensiven Sitzungen am Boxengassen-Häusl.
Würden Sie diesem Mann den ganzen Tag lang lässige 1000er auf der Strecke testen lassen? Der erste Eindruck täuschte. KTM Mann Günter Gahli fuhr schnell und sicher. Nur in Sachen Kondition ist der Routinier im Moment zu schlagen. 2 Packerl pro Tag!

Lieber Fotograph. Ich mach jetzt gleich einen Mörder Wheely aus der Ecke. Bitte pass auf! Drück ab! Fotograph!!!

 

Gut für die grosse Tour: Toller Nassgrip


In Sachen Nassgrip bin ich bestimmt nicht der grosse Guru. Den S20 fuhr ich hier in Portimao auch schon im Nassen, doch ich erinnere mich auch zufrieden an die Testergebnisse meiner Test-Kollegen. Diese attestierten dem S20 ein fantastisches Zeugnis beim Nassgrip. Ganz anders als früher wo die Bridgestones immer beim Nasstest durchgefallen sind.
 

Mit der 600er gegen die Superbikes


Ein harter Test für die Pneus dann der letzte Turn. KTM Mann Gahli probierte die GSX-R 750, Berzerk die 1200er KTM und Schuch die ZX-10R. Ich selbst kam zu spät zur Waffenausgabe und erwischte nur noch die 600er GSX-R. Ich muss jedoch gestehen, dass mir mit der federleichten 600er meine besten Rundenzeiten gelungen sind. Im 4er Pulk wedelten wir durchs Feld und hatten darauf vergessen, dass wir mit normalen Strassenpneus unterwegs waren. Ich musste riskieren um an den Superbikes dran zu bleiben und gab auf der Bremse und am Kurveneingang alles. Der Vorderreifen ist eine Macht. Ganz tolle Stabilität, super Handling und auch als die Rasten kurz kratzten machte die Front noch keinen Mucker. Hinaus auf die Start-Zielgerade gab ich richtig früh Gas um in den Windschatten der Superbikes zu gelangen. Mit der 600er bringst Du den Hinterreifen einfach nicht in Bedrängnis. Angeblich zeichnete die Gixxer grausame Striche in den Asphalt doch im Sattel war immer alles ganz stressfrei.

Zum Glück beendete Gahli das deftige Treiben und winkte 2 Runden vor Schluss ab. Die richtige Entscheidung. Man soll aufhören wenn es am lustigsten ist und wir fuhren wohlbehütet in die Box zurück. Ein Tag, 5 Turns von uns, 5 Turns von den spanischen Kollegen und kein Sturz. Ein gutes Zeugnis für den Reifen!

Apropos Zeugnis! Pflichtbewusst hat NastyNils Bewertungen für alle getesteten Motorradtypen auf der Reifenbewertungsplattform GripGuru.de abgegeben.

Link: Bewertungen Bridgestone S 20


Der Bridgestone Reifenguru spricht


Hisau Suganuma ist Manager im Motorsport und Motorrad Department von Bridgestone und hat im Gespräch mit NastyNils ein paar interessante Details für die Leser von 1000PS offenbart.

NastyNils: Sie holen sich über ihre Landesniederlassungen Feedback von den Kunden zu den einzelnen Produkten. Welche Kritik gab es am BT-016? Wo mussten Sie also besonders intensiv an der Weiterentwicklung arbeiten?

Hisao Suganuma: Beim BT-016 war der grösste Kritikpunkt ganz klar die Nassperformance. Der BT-016 Pro war ein ganz grosser Schritt nach vorne. Offen gesagt, ist der BT-016 Pro ein komplett neues Produkt gewesen - auch wenn das Profil gleich aussah. Hin zum S 20 wurden dann noch einige Details verbessert und wir bieten nun einen Reifen auf einem sehr hohen Performance Level.

NastyNils: Wie sehr darf man den "MotoGP Technology for Everyone" Slogan im Prospekt Glauben schenken?

Hisao Suganuma: Es gibt keinen direkten Transfer von Reifentechnologie von einem MotoGP Reifen hin zum Serienreifen. Vielmehr ist es die Forschung bei den Grundlagen und vor allem bei den Testprozeduren. Die Aufstandsfläche zum Beispiel, messen wir nun dank unserer Erfahrungen in der MotoGP nicht mehr statisch am Reifen. Denn der Reifenquerschnitt verändert sich durch die rotierenden Messen. Nun sind wir in der Lage die Aufstandsfläche dynamisch abzubilden und konnten sie auch gegenüber dem BT-016 Pro optimieren. So profitiert dann tatsächlich jedermann von unserem starkem MotoGP Engagement.

NastyNils: Legen die Ingenieure im Bereich Strassenpneus nun eigentlich eine kurze Pause ein?

Hisao Suganuma: Nein! Die Entwicklung geht laufend weiter. Das Serienprodukt stellt dann immer den derzeitigen Entwicklungsstand dar. Im Hintergrund wird weiterentwickelt und sobald der Markt es erfordert, können wir das nächste Produkt bringen.

NastyNils: Danke für das Gespräch!


Auch ein guter Enduropneu


Bei der Ausfahrt auf der Landstrasse wollten wir voller Ehrgeiz den Fahrkomfort auf der Strasse testen. Die Strecke hier ins Hinterland der Algarve war durchaus "interessant". Wir wissen nun, dass der S20 ein ausgezeichneter Enduroreifen ist. Auf plötzlich auftauchendem Schotter hinter blinden Ecken verhält er sich vorzüglich, bei Schlaglöchern tötet man keine Felgen und der Grip ist selbst auf miesestem Asphalt noch erträglich. Doch gegen Bodenwellen wo man ganz normal mit beiden Rädern 20 cm abhebt und mit deutlicher Seitwärtsbewegung wieder aufkommt kann auch er nix anhaben. Auch hier zeichneten wir dann dunkle Striche, jedoch nicht in den Asphalt. Deutlich wurde jedoch, dass die benötigte Aufwärmzeit wirklich erstaunlich kurz ist. Vom Cafestop bis zum Fotostop (siehe unten) waren es gerade mal 5 Kurven.

Bridgestone verspricht, dass trotz gesteigertem Griplevel und vor allem einer gleichbleibenden Reifenperformance auch nach mehreren 1000 km die "Mileage" des Reifens zumindest auf dem Niveau vom Vorgängerpneu ist. Als Redakteur kann ich die Sache ganz pragmatisch angehen. Die technische Entwicklung geht eben voran. Für 2012 ist Bridgestone an der Reihe und hat eben nun den modernsten Reifen am Start. Er kann bedenkenlos zum Kauf empfohlen werden. Bis 2013: Dann schlägt die Konkurrenz zurück und legt einen noch besseren Pneu nach.


>>weitere Bilder vom Bridgestone S 20 Test in Portimao<<



Die Bridgestone Fahrspassversicherung


Tolle Aktion! Bridgestone gibt vor alle neu gekauften Bridgestone Motorradreifen (ausgenommen Roller- und Racingpneus) eine 12-monatige Fahrspassversicherung ab. Wer sich innerhalb der 12 Monaten eine "Einfahrverletzung", also auf Deutsch einen Nagel einfährt, kriegt von Bridgestone Ersatz gutgeschrieben.

 

Bridgestone Battlax Hypersport S 20 - Dimensionen


Vorne 130/70ZR16 (61W)
120/60ZR17 (55W)
120/70ZR17 (58W)
110/70ZR17 (54W)
Hinten 150/60ZR17 (66W)
160/60ZR17 (69W)
170/60ZR17 (72W)
180/55ZR17 (73W)
190/50ZR17 (73W)
190/55ZR17 (75W)
200/50ZR17 (75W)


Links:

Bericht vom 23.03.2012 | 23'094 Aufrufe

Du hast eine Neue?

Verkaufe deine Motorrad Occasion im 1000PS Marktplatz.

Inserat erstellen

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts