DP Customs Naked Café

Ich habe einen immer wiederkehrenden Albtraum. Nein, nicht der, wo mir die Zähne ausfallen. Auch nicht der, wo ich vergessen habe, für die Mathematikschularbeit zu lernen. Und auch nicht der mit der Seife, die mir im Duschraum runterfällt und...also der auf keinen Fall! Es ist einer jener Träume, wo sich die Urangst vor seelischer Verletzbarkeit in einer unverhüllten physischen Erscheinung manifestiert. So wie Gott mich schuf und seit dem Sündenfall niemand mehr sehen darf, sitze ich in einem Kaffeehaus, oder in der Schule oder sonstwo, als wäre ich in eine längst vergangene, aber nicht wirklich bewältigte Situation zurückgeworfen worden (Obwohl mir nicht klar ist, was ich in einem Kaffeehaus jemals nicht bewältigt hätte...). Als einzig Nackter unter den Bekleideten fühle ich mich abgrundtief unwohl angesichts dieser wohl denkbar grössten Peinlichkeit. Während also ein Mensch ohne Be- bzw. Verkleidung im öffentlichen Leben eine Seltenheit darstellt und normalerweise öffentliches Ärgernis erregt, beginnen Motorräder ohne Verkleidung, eine Seltenheit zu werden. Und mit keine Verkleidung meine ich kein Flyscreen, keine Sidepanels, keine Spoiler und keine sonstigen Abdeckungen. Viele Hersteller beginnen nämlich zunehmend, ihre sogenannten Nakedbikes zu verbauen, sei es aus rein optischen oder aerodynamischen Gründen.

Auf die Bremsen legen die Amis auch bei diesem Bike nicht allzu viel Wert, die rudimentären Bremszangen sind Zeugnis des nicht zu Ende geführten amerikanischen Freiheitsgedankens. In Anbetracht des Sattels nahmen die Erbauer offenbar an, in der Neuen Welt wären nur kurze Distanzen zurückzulegen. Bei dem Stummellenker und dem damit verbundenen, garantierten orthopädischen Totalschaden auch schon egal. Was zählt ist der Auftritt vor dem Café, wo man bei einem Bier und einer Tschick die eigene Coolness zelebrieren kann, während man versucht, die Lendenwirbel wieder in Reih und Glied zu pressen.

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• Cruiser-Umbauten auf 1000PS
  

Text: kot
Fotos: Jed Strahm