Test Moto Guzzi V7 II Special

Was kann der V7 Jahrgang 2015?

Die Moto Guzzi V7 II ist eine bildschöne Maschine geblieben. Technisch wurde sie aufgewertet. An den 48 PS wurde aber nicht gerüttelt.

Für mich ist die Moto Guzzi V7 II eines der schönsten Eisen am Markt. Die Formensprache trifft mich mitten ins Herz. Wahnsinn, wie umwerfend fesch die Guzzi ist. Für eine längere Beziehung hat es aber bisher nicht gereicht. Weil die inneren Werte zu schwach waren: 48 PS. Allerdings immerhin 60 Nm. Ist der Jahrgang 2015 stärker?

2015: Motor geneigt, Getriebe verschärft, ABS und ASR.

Moto Guzzi hat für 2015 die V7 technisch überarbeitet, aber optisch natürlich nicht (Letzteres wäre ein Irrsinn gewesen). Der Motor, der noch immer 48 PS und 60 Nm leistet, wurde um 4 Grad nach vorne geneigt. Das bringt einen tieferen Schwerpunkt und ein besseres Handling (spürbar). Ausserdem hat die V7 II jetzt ein Sechsganggetriebe. Die ersten drei Gänge sind deutlich kürzer übersetzt als bisher. Das Ergebnis ist ein besserer Punch beim Beschleunigen. Bravo! Neu sind auch ABS und ASR. Die Antischlupfregelung braucht im Trockenen wahrscheinlich niemand (ist keine rennorientierte, extrem sensibel ansprechende Traktionskontrolle), aber im Nassen kann sie durchaus von Vorteil sein. Im Trockenen würde ich sie ausschalten. Das ABS werkt auf sehr hohem Niveau. Greift nicht zu früh ein und überzeugt mit sehr kurzen Intervallen. Wirklich top! Geändert wurde auch die Position der Fahrerfussrasten (1 cm tiefer). Bringt eine entspanntere Sitzposition, schränkt die Schräglagenfreiheit nicht ein.

Wie fährt sich die V7 II?

Je langsamer man unterwegs ist, desto mehr Eigenleben hat die V7 II. Schon beim Starten rüttelt und schüttelt es den Vierventil-V-Motor aufgrund der längsliegenden Kurbelwelle auffällig durch, bis 3.000 U/min darf man das Poltern des Motors geniessen. Ab 4.000 läuft dann der V2 sehr rund und bringt keine nennenswerten Bewegungen mehr ins Fahrwerk. Bei 160 km/h ist Schluss. Schneller marschiert die 48 PS Guzzi nicht. Ist aber kein grosser Schaden, denn die V7 ist nicht zum hemmungslosen Wüten auf der Welt, sondern zum genussvollen Flanieren, im Rahmen dessen kurze sportliche Attacken durchaus vorkommen dürfen. Die Bremse vorne ist nicht scharf, sondern verlangt durchaus einen ordentlichen Impuls am Hebel, sofern man forsch ankern will. Im "Knocking-on-heavens-door"-Modus wird man damit hadern, dass die V7 vorne keinen Doppelscheibenanker hat, in allen anderen Fahrzuständen werkt die Bremse absolut zufriedenstellend. Das Handling ist neutral und spielerisch. Darüber muss man keine Worte verlieren. Die Maschine lenkt ein, wenn sie einlenken soll, und richtet sich wieder auf, wenn sie sich aufrichten soll. Da gibt es keine Überraschungsmomente. Auch in Bezug auf die Schräglagenfreiheit gibt es nichts zu meckern. Keine Frage, ein Killer-Naked oder ein Supersportler erlauben mehr Schräglage, aber für die resche Fahrt durch das Land ist die Bodenfreiheit der V7 im Radius wirklich ausreichend.

Vier verschiedene Welten, vier Kits.

Möglicherweise hat Moto Guzzi schon die Scrambler von Ducati im Nacken gespürt, jedenfalls gibt es seit heuer vier tolle Kits, um die V7 zu individualisieren. Man spricht von vier Welten und bietet Tanks, Kotflügel, Lenker, Auspuffe, Sättel, Spiegel, Ledertaschen und und und an. Das volle Programm sieht man auf www.garagemotoguzzi.com, aber auch beim österreichischen Importeur (www.faber.at, www.motoguzzi.at) wird man schon fündig. Ich bin begeistert davon. Sehr edle Teile! Ich denke, die V7 II wird schon spüren, dass es jetzt die Ducati Scrambler gibt, aber sie ist eigenständig genug, um sich behaupten zu können. Wie gesagt, für mich ist die V7 eine der schönsten Maschinen am Markt.

Fazit: Moto Guzzi V7 II Special 2015

Die Neuerungen an der V7 II (Motorneigung, Getriebe, ABS, ASR und Fussrastenposition) sind allesamt gelungen und verbessern die Maschine aus technischer Sicht. Optisch wurde zum Glück nichts geändert. Denn die V7 II schaut einfach mörderisch fesch aus. Geblieben sind die 48 PS. Dabei würden ihr 70 wirklich gut stehen.


  • Wirklich fesch und charismatisch
  • gutmütiger, Aufsehen erregender Motor
  • unkompliziertes, aber eigenständiges Fahrverhalten
  • sehr gutes ABS
  • schade, dass Moto Guzzi nicht 70 oder gar 80 PS eingefüllt hat

Bericht vom 25.03.2015 | 61'446 Aufrufe

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