Roller-Tuning - Die Abstimmung am Prüfstand

Piaggio 300er Motor - Optimierung des Steuergerätes

Cimple Moritz war mal ein wilder Gasgriffwürger und hat vor vielen Jahren die ersten Videos für 1000PS geschnitten. Er wurde ruhiger, kümmerte sich um Frau und Kind und weniger um seine Enduros. Doch das 2-Rad Feuer loderte weiter. Somit war klar, dass sein pragmatisches Fortbewegungsmittel ebenfalls zu einem wilden Tier umfunktioniert wurde. Sein Beitrag zum Thema Rollertuning hier:

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Roller boomen seit Jahren, wie man nicht nur anhand der Verkaufszahlen erkennen kann. Sie sind im Vergleich leistbar, günstig im Unterhalt, sie sind flink, wendig und bequem, also geradezu optimal für den täglichen Stau in der Stadt. Die steigende Beliebtheit der Roller hat auch die Konsequenz, dass immer mehr davon im Strassengeschehen unterwegs sind.

Der Spurgassenstau

Die Poleposition an der Ampel ist immer öfters von anderen Rollerfahrern besetzt. Teilweise stehen vier oder fünf Roller nebeneinander an der Poleposition und bei Grün starten alle Vollgas weg, um sich die wenigen freien Plätze an der Pole bei der nächsten roten Ampel zu sichern, wobei es angeblich schon zu Duellen mit ausgefahrenen Ellbogen vor der Einfahrt Spurgasse gekommen sein soll. Schon ärgerlich, wenn so ein Brummer mit 500ccm das Beschleunigungsduell gewinnt, um danach in der Spurgasse festzustecken, diese zu blockieren und man selbst dadurch dahinter eingezwickt zwischen Kastenwagen und Dreiachser zum stehen kommt.

Man setzt sich also bald mit Tuningmassnahmen auseinander, um dem Roller mehr Antritt und auch einen besseren Klang zu verpassen. Auf das übliche und bekannte Tuning der Variomatik möchte ich gar nicht näher eingehen und Tuning über Körpergewichtsreduzierung des Fahrers werden wir ebenfalls auslassen. Wir greifen gleich in die Vollen und installierten den Malossi Kit mit Zylinder und Kopf in einen Derbi Rambla 300i mit einem Piaggio Quasar 300 Motor (dieser ist u.a. in den Vespas, der Aprilia Sportcity und diversen Piaggio Modelle verbaut).

ECU Optimierung

Um die Vorteile des Malossi Kits richtig zu nutzen begaben wir uns dann auf den Weg zur STC Group von Otto Leirer. Dort soll für den umgebauten Motor das Steuergerät mittels Prüfstand optimal abgestimmt werden. Otto ist so etwas wie der Urvater der Vespa Steuergerät-Optimierer, denn er begann schon sehr früh sich mit der ECU der Vespa zu befassen und diese zu optimieren. Seine Kundschaft kommt sogar extra aus Berlin mit der Vespa, auf Achse natürlich, in den ruhigen Ort Lockenhaus im Burgenland, um das Steuergerät bei der STC Group optimieren zu lassen.

Aber nicht nur Vespafahrer kommen zu Otto Leirer, vom Rennfahrer bis zum Harley Biker, alle wollen mehr Leistung, eine bessere Beschleunigung, mehr Durchzug, ruhigeren Lauf und zuhause bei der Frau Finanzminister kann man im Notfall die ganze Optimierung des Steuergerätes sogar als Verlängerung der Lebensdauer verkaufen, da die Verbrennungstemperatur optimiert ist. Die Investition spart sozusagen langfristig Geld.

Prinzipiell ist das originale Steuergerät beim Piaggio Quasar 300 Motor wegen der Abgasnorm sehr mager eingestellt und hat nur einen kleinen Regelbereich. Schon die Installation eines Sportauspuffs mit Sportluftfilter kann dazu führen, dass der Motor zu mager läuft, was schlecht ist. Oft hat man dann sogar weniger Leistung als in der Originalausführung. Otto bietet daher auch fixe optimierte Mappings je nach Ausstattung an (also z.B. für eine Vespa GTS300 mit Akrapovic und Sportluftfilter). Dazu muss man nur das Steuergerät ausbauen (lassen) und ihm zuschicken. Das optimalste Mapping für den eigenen Roller führt aber nur über den Prüfstand.

Am Prüfstand

Am Prüfstand werden Kennwerte gemessen und anhand dieser die dazugehörigen Kennfelder angepasst. Der Dynojet Prüfstand bei Otto eignet sich für Automatikroller optimal und zusätzlich kann mit einer blockierten Vario (Eigenbau) gemessen werden, wodurch man den Leistungsverlauf ohne Einfluss des Wandlers erhält. Also eine ehrliche Leistungskurve als Basis für die Optimierung.

Otto optimiert im Zuge mehrerer Läufe am Prüfstand und anhand der verschiedenen Auswertungen die entsprechenden Kennfelder. Eine Anpassung der Vario durch den am Prüfstand ermittelten Leistungspeak bei einer bestimmten Drehzahl ist ebenfalls empfehlenswert. Beim 1000PS Testobjekt, ein Derbi Rambla 300i, wurden auch noch zwei mechanische Probleme in den Leistungskurven des Dynojets entdeckt.

Das bekannte Quasar Problem, das der Zahnriemen am Gehäuse schleift und auch dass der Wandler bzw. die Gegendruckfeder mechanisch nicht einwandfrei arbeitet. Trotzdem wurden 22,5 PS am Hinterrad erreicht! Jawohl am Hinterrad und nicht an der Kurbelwelle wie oft angegeben. Das ist in etwa ein Plus von 5,5 PS im Vergleich zu einem Originalen Roller. Der Leistungszuwachs ist über den ganzen nutzbaren Drehzahlbereich vorhanden. Der optimierte Roller beschleunigt merkbar besser, hat keine kurze Anfahrtspause mehr und der Motor dreht agil und willig hoch. Der Unterschied ist spürbar, die Charakteristik hat sich tatsächlich geändert. Der Praxistest in Form von gewonnenen Polepositions endete bis jetzt 2:1.

Fazit

Ich kann eine Optimierung des Steuergerätes vor allem dann empfehlen, wenn man den Roller mit Sportauspuff und Sportluftfilter ausstattet und auch tatsächlich mehr Leistung bzw. ein besseres Ansprechverhalten haben möchte. Die Kosten für eine Optimierung des Steuergerätes beginnen ab 250,- EUR. Man kann anhand der Daten auch gleich die Variomatik optimal abstimmen, ein weiterer Vorteil. Aber die Optimierung von Steuergeräten ist auch eine Vertrauenssache. Die Erfahrung des Optimierers ist wichtiger, als die Grösse des Firmenschildes der Tuningfirma. Deshalb ist beim Otto auch nur ein ganz kleines Firmenschild, seine Zeit steckt in den Kennfeldern.

  • bessere Beschleunigung
  • besserer Durchzug
  • reduziertes Auspuffknallen
  • keine höhere Geschwindigkeit ohne Varioanpassung

Bericht vom 08.10.2015 | 42'737 Aufrufe

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