Bobber 2018 Vergleich: Moto Guzzi V9 Bobber

Die hübsche Italienerin mit Naked Bike-Feeling

Moto Guzzi findet die Nische in der Nische - mit ihrem niedrigen Gewicht und der enormen Schräglagenfreiheit im Vergleich mit der Bobber-Konkurrenz geht die V9 Bobber durchaus als modernes Naked Bike innerhalb der Bobber-Fraktion durch. Die typischen Moto Guzzi-Tugenden wie das klassische Motorenkonzept der Italiener und ausreichend Komfort bleiben dabei glücklicherweise erhalten.

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Wer die Moto Guzzi V9 Bobber im direkten Vergleich zu ihren so völlig andersartigen Bobber-Konkurrentinnen fährt, kommt schon ins Grübeln: Was macht einen "Bobber" eigentlich aus? Nun, da es sich um einen Trend aus den 1940er- und 50er-Jahren handelt, der in den USA seinen Ursprung nahm, hat das Ganze natürlich auch mit Harley-Davidson zu tun. Die damaligen Harleys hatten am Ende des vorderen Kotflügels oft einen kleinen Schwung nach aussen, einen sogenannten Bob. In dieser Zeit kam auch der Trend auf, die in der Regel recht schweren Motorräder leichter zu machen und alle unnötigen Teile abzumontieren. Darunter fiel auch der vordere Kotflügel, der dann oft als leichtere Variante für das Hinterrad verwendet wurde und da nun der Bob das Heck zierte, wurden die Maschinen kurzerhand Bobber genannt.

Die Moto Guzzi V9 Bobber trifft den Nagel auf den Kopf!

Somit hat Moto Guzzi den sogenannten "Bob Job" eigentlich am besten erledigt, mit einem fahrbereiten Gewicht von nur 200 Kilo ist sie mit Abstand die leichteste Maschine im Vergleich, die Konkurrentinnen wiegen durch die Bank 50 Kilo mehr. Natürlich wissen wir, dass sich auch so manche schwere Maschine sehr sportlich bewegen lässt und 50 Kilo mehr nicht zwangsläufig völlig behäbige und unhandliche Monster aus einem Motorrad machen. Allerdings hat die Moto Guzzi V9 Bobber einen weiteren Joker im Ärmel, um nicht zu sagen den Supertrumpf, der sie im mittleren und ganz sicher im engeren Kurvengewirr unschlagbar macht - sie hat Schräglagenfreiheit.

Die Sitzposition der Moto Guzzi V9 Bobber erinnert an einen Scrambler

Vergleichsweise sportlich kann man mit der V9 Bobber herumwieseln und da macht sich eine weitere Besonderheit bemerkbar. Das Bild eines Bobbers hat sich im Laufe der Zeit nämlich gewandelt, heute wird als Erkennungsmerkmal eines Bobbers vorrangig ein breiteres Vorderrad anerkannt, interessanterweise sind die Reifendimensionen auch die einzige Gemeinsamkeit zwischen allen vier Modellen im 1000PS Bobber Vergleich 2018. 150/80-16 hinten und 130/90-16 vorne lautet das erstaunlich gut funktionierende Geheimnis, wir alle, Juliane, Horvath, Zonko und ich waren ziemlich überrascht, wie handlich und einfach die vier Bobber mit diesen Reifendimensionen zu bewegen sind. Am einfachsten geht es natürlich mit der Moto Guzzi V9 Bobber, die sich tatsächlich wie ein charismatisches Naked Bike anfühlt. Unter anderem ist es eben auch diese gemütliche Sitzposition, die schon eher an einen Scrambler erinnert - um erneut eine Nische im Retro-Segment zu erwähnen.

Bitte einfach auf die Moto Guzzi V9 Bobber steigen und selbst die "Good Vibrations" spüren!

Dass der Motor dabei eine untergeordnete Rolle spielt, trifft nicht ganz zu und zeigt wie so oft, dass der nüchterne Blick auf das Datenblatt nur die halbe Wahrheit verrät. Natürlich sind 55 PS bei 6250 Umdrehungen nichts zum Angeben, die Indian Scout Bobber, die Juliane und mich im Motorenkapitel am meisten überzeugte, hat 40 PS mehr und die 62 Newtonmeter Drehmoment der Guzzi hauen uns auch nicht vom Hocker. Allerdings liegen diese 62 Newtonmeter schon knapp über Standgas an und das Triebwerk ist redlich bemüht, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Zumal der längs angeordnete Motor mit 853 Kubik Hubraum und seinen typisch in V-Form seitlich angeordneten Zylindern diese angenehmen Vibrationen herausschüttelt, dass es einfach nur eine Freude ist - und die Lust nach schierer Leistung in den Hintergrund gedrängt wird. Das ist schwer in Worte zu fassen, am besten einfach aufsteigen, starten und den kleinen Ruck des Motors, die Vibrationen und den Sound geniessen.

Ordentliche Brems-Performance auf der Moto Guzzi V9 Bobber

Alte Werte in neuem Gewand könnte man also sagen, denn die V9 Bobber ist ein durchaus modernes Motorrad: Der Motor wird per Ride-by-Wire gesteuert, das leichtgängige Getriebe besitzt sechs Gänge und das moderne ABS sowie die serienmässige und abschaltbare Traktionskontrolle benehmen sich unauffällig. Die Bremse ist auch so ein Detail, das beim Blick auf das Datenblatt nach Sparversion aussieht, im Fahrbetrieb aber durchaus passt. Ja, es ist nur eine Scheibe an der Front, allerdings beisst die Brembo-Vierkolbenzange ambitioniert in die 320er-Scheibe, sodass, auch begünstigt durch das niedrige Gewicht, ordentlich Brems-Performance zur Verfügung steht.

Die Moto Guzzi V9 Bobber ist das kurvenagile Aushängeschild der Bobber-Kategorie

Dennoch will man auf der Moto Guzzi V9 Bobber eher Cruisen als Rasen und da passt sowohl die angenehm aufrechte Sitzposition mit 775 Millimeter Sitzhöhe als auch der dick gepolsterte Sattel und das eher komfortabel abgestimmte Fahrwerk bestens. Dass sie im Vergleich zur Konkurrenz dennoch das kurvenagile Aushängeschild der Bobber-Kategorie darstellt, nimmt man als V9 Bobber-Fahrer freudig aber gelassen zur Kenntnis. Besonders löblich sei auch erwähnt, dass die Verarbeitung sowie die Optik der silber eingefassten Bedienelemente auf höchstem Niveau liegen. Kollege Horvath merkt an, dass er noch nie einen so schönen Blinkerhebel auf einem Motorrad gesehen hat - und ich kann ihm da nur schwer widersprechen.

Das Design der Moto Guzzi V9 Bobber ist edel - Geschmäcker sind aber bekanntlich verschieden

Überhaupt ist die Moto Guzzi V9 Bobber ein Motorrad, das auch das Auge betört, ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sie jemand als so richtig hässlich bezeichnen würde. Vorausgesetzt, man befreit die V9 Bobber von diesem zugegebenermassen sehr praktischen, allerdings auch total die schöne Linie zerstörenden Beifahrer-Sitzpolster. Vor allem der flache Tank mit der seitlich durchgezogenen Kante erinnert mich irgendwie an die Seitenansicht einer Luxus-Yacht und wirkt daher sehr edel - aber auch hier sind die Geschmäcker natürlich verschieden und man hört schon mal, dass dieser Tank viel zu modern gestaltet sei. Die Armaturen verbinden ebenfalls die Moderne mit der Nostalgie, Geschwindigkeit analog auf weissem Ziffernblatt, der Rest digital. Sogar ein Schaltblitz ist mit an Bord, wobei der Horvath davon sehr trefflich das Wesen der Moto Guzzi V9 Bobber ableitet: "Schon lange vor dem Drehzahlbegrenzer beginnt er wild zu blinken und es macht den Eindruck, als wolle die Moto Guzzi eigentlich gar nicht allzu sportlich bewegt werden."

Was kosten die Bobber-Modelle,. die beim 1000PS Bobber Vergleichstest dabei waren?

Fazit: Moto Guzzi V9 Bobber 2018

Die V9 Bobber ist ein absolut authentisches Modell - sowohl als Moto Guzzi als auch als Bobber. Denn der typische, längs verbaute V2-Motor mit den schräg nach oben ragenden Zylindern wird stolz zur Schau getragen und dominiert die minimalistische Linie, die einen Bobber nun mal ausmachen sollte. Besonders gelungen wirkt das kleine und breite Vorderrad, optisch als auch im engeren Kurvengewirr. Der Motor hebt sich mit seinen 55 PS zwar nicht allzu sehr von der V7-Reihe ab, dank des niedrigen Gewichts von nur 200 Kilo steht einer flotten Fahrweise aber nichts im Weg. Die Sitzposition entspricht ebenfalls dem Bobber-Stil - sportlich aufrecht kann man die Fahrt auf der edlen und dafür gar nicht mal so teuren Maschine geniessen.


  • coole Optik
  • kultivierter Motor
  • authentischer Auftritt
  • gut dosierbare Bremsen mit unauffälligem ABS
  • Traktionskontrolle
  • vergleichsweise günstig
  • ordentliche Schräglagenfreiheit
  • wartungsarmer Kardanantrieb
  • der Motor könnte etwas stärker sein

Bericht vom 26.05.2018 | 76'239 Aufrufe

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