Beta 300RR vs GasGas EC 300

Der 300 Kubik Zweitakt Hard Enduro Test.

Airbert und Arlo schinden sich für euch über Stock und Stein, Haulie Reifen und Baumstämme und eigentlich eh alles was sonst noch an fiesen Hindernissen bei Erzberg und Co im Weg herumliegt. Die Frage, der die beiden nachgehen ist, welche der beiden Bikes die bessere Wahl für die Extrem Enduro Saison 2019 ist.

Noch vor ein paar Jahren hat man beim Zweitakter Krebs im Endstadium diagnostiziert. Einige Hersteller stellten die Produktion ein und setzten bei ihren Wettbewerbs Offroadern nur mehr auf Viertakt Motoren. Ein jähes Ende dieser Ära wurde von vielen Seiten prognostiziert. Heute 2018 sieht die Welt anders aus - die 300er Zweitakter sind Markenübergreifend die Top Seller im Enduro Segment. Das hat nicht zuletzt mit dem einfachen Motorenkonzept zu tun. Die Ventillosen sind günstiger in der Anschaffung und in der Erhaltung, ausserdem durch die geringeren rotierenden Massen deutlich handlicher und leichter als die Konkurrenz mit doppelt so viel Takten. Grund genug für Airbert und Arlo mal über den Tellerrand zu blicken und sich die Beta RR 300 sowie die GasGas EC 300 genauer anzusehen.

Am Papier ähneln sich die beiden Kontrahenten relativ stark. Bei den wichtigsten Punkten gibt es nur kleine Unterschiede. So wiegt die EC300 105Kg und die RR 300 104Kg, beide Hersteller geben bei den Massen die Trockengewichte an. Dabei fasst die Beta 9,5 Liter Sprit und die GasGas 9,8 Liter. Einen Etwas grösseren Unterschied gibt es bei der Sitzhöhe, da hat die Spanierin mit 960mm den höchsten Wert in der ganzen Enduro Welt. Die Beta hingegen mit 930mm die geringste Sitzhöhe. Ein kurzer Nachtrag noch zum Tankinhalt - Beta setzt bei der RR auf Getrenntschmierung, somit gibt es auch einen kleinen Öltank unter der Sitzbank der einen guten Dreiviertel Liter Zweitaktöl fasst. Bei der Beta RR Factory entfällt dieser Tank da die mit Gemisch läuft.

Noch vor ein paar Jahren sah es für GasGas alles andere als rosig aussah, 2017 allerdings brachten die Spanier wieder eine überarbeitete Version der EC 300 auf den Markt. Wichtigste Neuerung, das Fahrwerk - nachdem in den Jahren zuvor die Fahrwerkslieferanten gewechselt wurden wie anderswo die Unterwäsche, setzt man seit letztem Jahr auf Präzisionsarbeit auf dem Hause KYB. Eine sehr gute Entscheidung, denn die von KYB gelieferten Komponenten zählen zu den besten am Markt.

Als Teststrecke dient diesmal des Senniger Lager in Stockerau. Ein ehemaliger Truppenübungsplatz der vom Heeressportverein übernommen und aufbereitet wurde. Hier finden sich eine MX Strecke, zwei verschiedene Enduro Singletrails sowie ein hantiger RodeoX Track.

Obwohl beide Bikes am Papier zwar relativ ähnlich sind, fallen manche Unterschiede schon im Stand auf. So hat die Beta hat den deutlich ruhigeren Motor, der GasGas Motor läuft deutlich knarriger und grantiger - eigentlich so, wie man sich früher einen Zweitakter vorstellte. Bei Beta geht das deutlich sanfter von der Hand. Philipp Bertl - Beta Teamfahrer und derzeit einer der Besten Extrem Enduristen Österreichs - der neue Motor der RR verfügt schon über die Lagersitze für die Ausgleichswelle. Somit wird der RR Motor in absehbarer Zeit nochmals ruhiger und smoother zu fahren. Leistungstechnisch sind sich die beiden Bikes sehr ähnlich, passend zur Laufkultur ist die Leistungsentfaltung der Beta etwas schöner dosierbar als bei der Spanischen Konkurrenz.

Beide Bikes können ihre Herkunft nicht abstreiten!

Sowohl Beta als auch GasGas kommen aus aus dem Trialsport. Das merkt man den beiden Bikes auch an. So sind beide vorne etwas leichter als am Heck. Das bringt einen Vorteil im engen Winkelwerk der Singeltrails und bei heftigen Hindernissen die im Trial Stil überwunden werden. Nachteilig wirkt sich das auf der MX Strecke aus. Durch die leichtere Front fehlt es beiden etwas an Spurtreue und was an Fahrzeuggewicht vorne fehlt muss mit Körpergewicht wieder ausgeglichen werden. Somit kommt man in der Kurve automatisch in eine vorgeneigte Position. Unebenheiten können mit den Armen nicht so gut ausgeglichen werden und oftmals verlässt man dann unfreiwillig die Strecke.

Starke Performance der Gas auf dem MX Track

Auf dem MX Track werden auch die Vorteile des KYB Fahrwerkes deultich sichtbar. Die Beta macht keinen Hehl daraus, dass sie sich auf Felsblöcken und meterhohen Haulie Reifen am wohlsten fühlt. Das doch weiche Fahrwerk der Beta kommt flotter Gangart und grossen Tables schnell an ihre Grenzen. Der GasGas ist das herzlich egal, weite Sprünge ins Flache oder mit Vollstoff über die Buckelpiste - Sie steckt bei unseren Test alles weg. Auf dem Cross Track fällt auch der etwas ruppige Motor der EC 300 nicht mehr so negativ auf, er passt wunderbar auf diese Strecke.

Beta für Enduro - GasGas fürn MX Track?

Um die vorigen Zeilen wieder etwas zu relativieren. Keine der beiden Bikes hat uns in irgendeiner Situation enttäuscht. Sowohl die Italiener als auch die Spanier verstehen es hervorragende Motorräder zu bauen die zu Recht zu den Besten der Welt zählen. Wie schon zu Beginn des Textes erwähnt sind beide Bikes am Papier sehr ähnlich. Die von uns erfahrenen Unterschiede sind spürbar und unterstreichen den Charakter des jeweiligen Bikes. Einen klassischen Sieger gibt es deshalb in unserem Vergleich nicht. Sowohl die Beta RR 300 als auch die GasGas EC 300 konnten uns überzeugen. Wer nun mit einer der beiden liebäugelt, dem bleibt nur der Anruf beim Händler mit der Bitte um eine Probefahrt!

Fazit: GASGAS EC 300 2018

Seit dem Modelljahr 2018 eine der Top Hard Enduros. Das KYB Fahrwerk ist wahrscheinlich das Beste Standartfahrwerk am Markt. Der Motor könnte etwas mehr Laufruhe vertragen.


  • Top Fahrwerk
  • ruppiger Motor

Fazit: Beta RR 300 2018

Die RR überzeugt mit einem sehr gutem Motor, der fein zu dosieren ist und ausreichend Reserven inne hält. Das Fahrwerk ist für den Enduro und Extrem Enduro Einsatz sehr gut geeignet, auf der MX Strecke kommt es aber an die Grenzen.


  • ruhiger gut dosierbarer Motor
  • weiches FWK kommt beim MX an die Grenze

Bericht vom 23.10.2018 | 42'926 Aufrufe

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