Duo-Drive Fireblade

Die wahre Härte erlebt man nicht im Fahrersitz, sondern im ersten Stock mit Ausblick.
Duo-Drive System für Fireblade

Baby, du bist nicht alleine.

Duo-Drive
 
Wenn wir in unserer selbstüberschätzten Männlichkeit auf unseren Machoeisen sitzen und uns zum 100-sten Mal auf der Hausstrecke einbilden, hart und schnell zu sein, ahnen wir kaum, wo sich die echte Härte abspielt. Überzogenes Machogetue trübt den Blick auf die Wirklichkeit, in der die Männer zwar die Angeber, aber nicht die Anführer sind.

Die Wahrheit ist, im Fahrersitz sind nicht wir die Harten, es sind unsere Begleiterinnen im ersten Stock. Wer die Nerven hat, hinten auf einen Supersportler aufzusteigen und sich völlig ausgeliefert dem Wahnsinn der Geschwindigkeit in vollem Vertrauen zum ebenfalls wahnsinnigen Piloten hinzugeben, hat im gemeinsamen Haushalt definitiv die Hosen an. Weil ich nicht gern einen Rock anziehe, musste ich mich selbst ausliefern, um den selben Härtegrad zu erreichen wie meine Hausmeisterin. Auf der Rennstrecke von Almeria begab ich mich auf den Sozius einer Yamaha R1 und damit mein Leben in die fähigen Hände des Ex-MotoGP Piloten Jeremy McWilliams. Was folgte waren 4 Runden wohlig-schauriger Horror, der sich in der Bremszone zu purer Angst und einem Kraftaufwand bis an die Belastungsgrenze verdichtete. Da die Beine praktisch funktionslos im extrem spitzen Winkel auf die Fussrasten gespannt waren, konnte ich beim Anbremsen keinen Gegendruck aus den Oberschenkeln erzeugen, das gesamte Gewicht musste praktisch von Händen und Armen abgefangen werden.


Bremszone zieht den letzten Tropfen aus dir.


Damit ich Jeremy möglichst wenig belastete, hielt ich mich nur in den Beschleunigungsphasen an ihm fest, sobald er vom Gas ging, legte ich beide Hände auf den Tank und versuchte, meinen Körper auf Distanz zu halten. Die Rennstrecke von Almeria verfügt über zwei Geraden. Die Start-Ziel Gerade ist kürzer als die Gerade unmittelbar davor, führt dafür aber abschüssig an der Boxenmauer vorbei. Beide Male wird hart angebremst, wobei schon im Fahrersitz entsprechend hohe Belastungen auftreten. Was aber am Sozius los ist, das muss man erlebt haben, um es verstehen zu können. Der Druck auf Ärmel und Brust ist beim Anbremsen aus hohen Geschwindigkeiten dermassen hoch, dass man sich ab der zweiten Runde bereit machen sollte, entkräftet abzuklopfen. Bridgestone BT-003 RS Test by Christoph Lentsch

Jedes Gummiwürschtel ein Alarmsignal.


Es ist unbedingt notwendig, dass Fahrer und Beifahrer in ständigem Kontakt stehen, weil schon die nächste Kurve den letzten Tropfen Saft aus deinem Oberkörper ziehen könnte. Mehr als 4 Runden habe auch ich trotz ständigem Liegestütztraining nicht durchgehalten. Wäre interessant tatsächlich einmal zu messen, welcher Druck an den Handflächen entsteht. Wer sich darauf vorbereiten möchte, sollte Bankdrücken im engen Griff üben. Schwer misshandelt fiel ich in der Boxengasse einfach ab. Ich hatte unter der Dauerpressur kaum Zeit, darüber nachzudenken, was sich währenddessen noch alles unter mir abgespielt hatte. Man verliert jegliches Gefühl für das Hinterrad und hat keine Ahnung, wann der Vorderreifen unter der Last eines viel zu schnellen Zweierpakets in die Knie geht. Bridgestone BT-003 RS Test by Christoph Lentsch
 
Jedes Gummiwürschtel, das sich verabschiedet, wird registriert und als Alarmsignal interpretiert. Man ist einerseits starr vor Angst, andererseits wird man hypersensibel. Dass Jeremy ab und zu die Kurve im Drift ansteuerte und auch hin und wieder das Vorderrad einfangen musste, empfinde ich im Nachhinein trotzdem nicht als Einbildung. Ich erlebte am Sozius nicht nur mehr und intensiver, ich war obendrein schneller, als ich es alleine jemals gewesen bin. Wenn ich heute an dieses Erlebnis denke, bin ich immer noch glücklich und zufrieden, nur eines hätte ich mir damals sehnlicher gewünscht als einen Ganzkörperairbag: Einen Griff zum Festhalten. Man wusste zwar vom Ducati Zweisitzer, mit dem als Sideshow bei MotoGP Rennen unglückliche Gewinner erschreckt wurden, doch handelte es sich dabei um eine Sonderanfertigung unbekannter Herkunft. Erst als der Rennfahrer in Ruhe und Hobbystreckensprecher Martin Mühlberger auf seiner RC8 mit seiner Frau im Rücken ein paar Runden auf dem Hungaroring drehte, und mir einen Zettel mit der Beschreibung des Duo-Drive Systems unter die Nase hielt, war die Lösung gefunden.

Duo-Drive Montage


Duo-Drive Duo-Drive

Selten zwar, doch dann und wann,
krieg' selbst ich was zugesandt.
Ein Paket aus deutschem Land,
just den Weg nach Neustadt fand.

Wer ist die beste Sozia?
Das ist meine, ist doch klar.
Bald schon weicht die Einsamkeit,
höllisch schnellem Spass zu zweit.

Duo-Drive Duo-Drive
Alles drin und alles dran,
der Umbau gleich beginnen kann.
Schrauben raus, dann wieder rein,
so einfach kann ein Tuning sein.
Duo-Drive

Zwei linke Händ', das Hirn vom Affen, selbst für kot war das zu schaffen.

Erfunden wurde das Duo-Drive System von einem spanischen Produzenten und dem Ringtaxi-Spezialisten Roland Debschütz. Der Griff kann natürlich nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch auf öffentlichen Strassen verwendet werden. Da ich heuer wieder einen Supersportler von Honda fahren darf und gelegentlich meine Freundin mitnehmen muss will, musste ich unbedingt in den Besitz eines solchen Bügels gelangen. Ab sofort würde ich in Begleitung wesentlich entspannter am Steuer sitzen. Deutlich geringere Belastungen an den Handgelenken, weniger Druck auf den Rücken, kein Helmbillard mehr und - was das Wichtigste war - keine Schonung mehr beim Beschleunigen. Die erste Ausfahrt gestaltete sich entsprechend positiv. Die Beifahrerin blieb auf Dauer in der selben Position, ich konnte mich freier bewegen und verspürte kaum Druck von hinten. Duo-Drive

Weniger Belastung, weniger Druck, mehr Beschleunigung.


Wie zu erwarten erlaubte die neue Befestigung eine bedeutend sportlichere Gangart. Ebenso positiv fielen die Erfahrungen der eigentlichen Testperson aus. "Trotz meiner eher geringen Körpergrösse von 1.60 m konnte ich eine angenehme Sitzposition einnehmen. Das Problem, wieso ich dennoch etwas herumgerutscht bin, war eher der Sitzbezug. Auf einem Supersportler sitzt man zwar nie wirklich gut, für eine Notlösung ist das Duo-Drive System aber sicher die beste Lösung. Ich frage mich nur, ob man mit festen Pratzen und dicken Handschuhen  den Griff überhaupt komplett umgreifen kann. Der Druck auf den Fahrer fällt jedenfalls völlig weg. Allerdings fällt etwas das Gefühl für Kurven und Richtungswechsel weg, da man sich nicht am Fahrer festhält und sich so nicht automatisch mitbewegt. Daran muss man sich erst gewöhnen. Duo-Drive
Der Kraftaufwand ist ein Bruchteil. Beim Umgreifen des Fahrers in einer dicken Motorradjacke braucht man wesentlich mehr Kraft, die man nach und nach verliert. Manchmal sperrt es mir in der Beuge auch das Blut ab. Beim Bremsen muss ich nicht mehr umgreifen und mich am Tank abstützen, wobei ich sagen muss, dass ich prinzipiell zu faul zum Umgreifen bin und nur mit den Füssen etwas dagegen drücke. Kraft im Oberkörper ist beim Duo-Drive immer noch notwendig. Mit der Zeit verspürt man einen leichten Schmerz an den Handballen, weil ja der Griff ziemlich schmal ist. Deshalb hatte ich ja anfangs wenig Vertrauen in die Stabilität. Doch wenn das einmal entwickelt und gefestigt ist, tut man sich beim harten Beschleunigen deutlich leichter und hält praktisch jede Geschwindigkeit problemlos aus." Kann mir gut vorstellen, wie sie sich freuen wird, wenn ich ihr erzähle, dass sie beim nächstem Mal am Pannoniaring dabei ist. Selbstverständlich mache ich vorher wieder einen Selbstversuch.
 
Duo-Drive

Verfügbarkeitsliste


 

 

Interessante Links:

Text: kot
Fotos: kot

Autor

Bericht vom 01.06.2010 | 12'057 Aufrufe

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