Honda XL 500 - Schluchtenflitzer eines Schlagzeuglehrers

Honda XL 500 von Carsten Bender

Crossover-Crosser - Schluchtenflitzer eines Schlagzeuglehrers

Gelernt hat er das nicht, der Carsten Bender aus Hagen in Westfalen: Ich habe schon immer und von klein auf getüftelt, gebastelt, mit Metall gearbeitet und mir auch das Schweissen angeeignet. Und ausserdem kommt bei mir nichts um wenn was im Regal liegt, wird das auch irgendwann gebraucht und eingesetzt! Der Mann aus Nordrhein-Westfalen denkt dafür gerne quer: Die Metallstreifen, die du hier siehst, die stammen aus dem Schlagzeugbereich. Alle einzeln sorgfältig gelocht mit meiner Standbohrmaschine, so etwas gibt dem Ganzen den gewissen Kick. Und die eigene Note.

Die sich mittlerweile auch auszahlt: Carsten ist zum Vize-Europameister im Customizing gekürt worden nach Leserwahl, die vom Magazin Custombike ausgelobt wurde. Das zeigt, sein Stil kommt an. Dafür muss es auch nicht ein fettes Bike aus Milwaukee als Basis sein. Zu Beginn meiner privaten Schrauberkarriere hatte ich mich über eine Honda CB 250 hergemacht. Die sah ich mal als Original-Moped und noch am selben Abend hatte ich die bei ebay für echt geschenkt gefunden! Dereinst ging der Carsten da noch relativ schlicht zu werke.

Für diese Honda ja, da steht Suzuki auffem Tank, das ist ja gerade der Clou und der stammt tatsächlich von diesem Japaner ab, einer Suzuki GN 250 für coole 20 Euro liess sich Carsten nicht ganz ein Jahr Zeit und rumorte immer da dran rum in seiner Hobbygaragenwerkstatt, wenn er dafür genug Muse hatte. Aber der Abgabetermin für ein Foto zur Leserwahl vom fertigen Produkt liess mich im Sommer zuletzt schon mal fünf Wochen lang richtig Gas geben. Mit dem 23 Zoll-Vorderrad hatte der Mitvierziger gar kein Problem: Das ist ja die Originalgrösse und damit bestens geeignet, auch mal die Strasse zu verlassen. So etwas kam zwar im Edel-Customizing vor ein paar Jahren mal bewusst als Gestaltungselement an den Start.

Aber da habe ich gar nichts mit zu tun. Die Speichenfelgen sind vom Stil her auch genau das, was mir hier zupass kam. Genauso wie die langen Federn am Hinterrad. Der Mann, der auch mal in Erwägung zog, Fahrzeugtechnik zu studieren, dann aber doch der Musik zum Broterwerb den Vorrang gab, hatte auch keineswegs etwas mit bombastischer Leistung im Sinn, als er die kleine Honda im Netz entdeckte. Etwas sportlich wie ein Turnschuh sollte das Bike dann auch sein, für den kleinen Tripp zur Eisdiele, durch die Schottergrube, für den kurzen Sprung zum Kröten-Töten in den Sauerländer Wald, das ist so meine Kragenweite beim Fahren.

Dazu reicht mir der Grashopper hier, den ich bereits von der Grundlinie her klasse in Ordnung fand. Eine kleine Motorrevision reichte auch, um das Triebwerk in Schwung zu bringen. Ein gezielter Tritt auf den Kickstarter und schon springt der Kleinhuber willig an. So etwas habe ich nicht mal bei meinen neueren Modellen, dass die sich gleich zum Anspringen motivieren lassen. Das macht eindeutig der offene Luftfilter hier und der neue Auspuff. Die Halterung hatte ich eigentlich als Kettenschutz vorgesehen.

Brauch ich ja gar nicht bei dem kleinen Einzylinder, ist mir dann durch den Kopf gegangen. Also hab ich da ein Stück von abgesägt und schon hatte ich eine passende Halterung für den kleinen Topf hier unterm Rahmen. Und bevor ihr lange fragt: Das Ding hier ist seit letzter Woche komplett mit TÜV-Siegel ausstaffiert. Ohne wenn und aber. Selbst die Lautstärke wurde dem Krad nicht zum Verhängnis, alles im grünen Bereich, versichert der Mann mit dem Rhythmus im Blut.

Das Heck des Ex-Crossers hat sich Carsten passend zurecht geschnitzt, einen zusätzlichen Bogen eingeschweisst, die Querstreben für die Sitzbank ebenso angebracht. Nach dem Sandstrahlen des Rahmens grundierte der Hagener selbst und brachte den Endanstrich mittels preiswerten Lackdosenmassackers in der Farbe 'Grünspan' aufs Geröhre. Für die Gabelbrücken benötigt er zwar mehr als einen Anlauf, bis alles geschmeidig sitzt und passt, dafür fügt sich der eckige Scheinwerfer auch stil- und artgerecht am Ende formvollendet an der Front ein. Dass der Tank nicht sofort auf dem Rahmen passte, siehst du eigentlich nur noch an der Aussparung und der selbstgedrehten Schraube, die schön asymmetrisch vor dem Sitz prangt. Apropos Sitz: Der hat ja ein Loch im Polster... wofür soll das gut sein? Eigentlich sollten da sogar drei rein, adäquat zu der gesamten Locherei in den Metallstreifen.

Das Selbernähen brachte mich aber an meine Grenzen. Jetzt gibt es eben nur das eine und da kann ich durchgreifen bis runter zum selbst gedengelten Batteriekasten. Ziernägel rund ums Polster greifen den Metal-Charakter mit seiner speziellen Lochverzierung nochmals auf. Am Ende steht der Ex-Crosser mit seiner gesamten Exotik auf dem zweiten Platz im Bewerb und in der heimischen Garage neben einer weiteren XL 500, harmlos im Originalzustand. Die Garage des Drummerlehrers ist sowieso gut gefüllt, mit Suzuki DR 650, Yamaha XT 600 und jede Menge weiterer Schmankerln: Mein aktueller Fang ist eine Ducati 600 SS mit Baujahr 1996.

Aber die, die befindet sich in einem so guten Originalzustand, die lass ich erst mal, wie sie ist und fahre sie erst mal. So eine Stilikone muss ich zunächst und pur anwenden, bevor ich da überhaupt dran rum drehe. Wir sind gespannt, was daraus mal wird...

Honda XL 500S, Baujahr 1980

Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Viertakt-dohc-Vierventiler, 497 ccm, Fünfgang-Getriebe mit Kickstarter, Kettenantrieb, Vergaser Mikuni, Offener Sportluftfilter, Auspuff samt Halterung Eigenbau. Leistung: 34 PS bei 6150 U/min, 40, Nm bei 5000 U/min, maximal 135 km/h.

Fahrwerk: Honda Brückenrahmen, Heck selbst gekürzt, Tele-Gabel, Schwinge gecleant. Speichenräder, vorn 3.00x23, hinten 4.00x18; Vorn und hinten Trommelbremsen.

Zubehör: Tank Suzuki GN250, Sitzbank Eigenbau, LSL-Lenker LS1, umgedreht montiert; Armaturen von Honda, Instrumente Honda-Tacho, Blinker Ochsenaugen, Scheinwerfer rechteckig aus dem Zubehör, Rücklicht im Bates-Style, Fussrasten aus dem Crosser-Zubehör, Fender Eigenbau, mitschwingend; Lackierung: Lackdosen in Eigenleistung.

Metrie: Leergewicht 200 kg, Radstand 1402 mm

Autor
sabinewelte

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Bericht vom 06.11.2015 | 18'445 Aufrufe

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