25 Jahre Akrapovic - 25 Jahre Auspuffperfektion

Von der Hinterhofwerkstatt zum gefragten Moto GP Ausrüster

Akrapovic lud anlässlich des 25-jährigen Firmenjubiläums zu einem exklusiven Media Seminar. Und so hatte ich, Frischling bei 1000PS, die Ehre zusammen mit einer Handvoll ausgewählter internationaler Journalisten sehr intime Einblicke in den heutigen Hochtechnologie-Betrieb sowie in die Anfangszeit von Unternehmensgründer Igor Akrapovic und seiner damals noch Scorpion genannten Manufaktur zu bekommen.

Strassenrennen waren die beste Schule

In den 70er Jahren waren die Strassenrennen in Ljubljana die beste Schule, liess uns der Meister selbst gleich zu Beginn wissen. Das Thema Helm und Schutzbekleidung waren damals noch keines. Wichtiger war, dass die Haartracht richtig in Szene gesetzt wurde.

Um sein Hobby, das Rennfahren, zu finanzieren baute der audiophile Pionier im jungen Alter von 18, 19 Jahren Lautsprechersysteme. Klang in Perfektion ist heute noch zentraler Bestandteil seiner Freizeit, auch ohne Motor als Schallquelle.

Mit viel Geduld, Leidenschaft und einem gewissen Instinkt für Motoren nahm Igor nicht nur am eigenen Gerät sondern auch für Freunde und Rennfahrerkollegen Tuningarbeiten vor. So konnte er sich in der Szene einen Namen machen, nebenbei die Racer-Kasse etwas aufbessern und vor allem wertvolle Erfahrungen sammeln. Durch Begeisterung für den Sport und andauerndes Streben nach Perfektion entstanden anno dazumal aus technologischer Sicht beachtlich fortschrittliche Auspuffanlagen.

Roh(r)material musste aus Italien herangeschafft werden

Igor hat aus der Not eine Tugend gemacht. Es waren im ehemaligen Jugoslawien einfach keine renntauglichen Auspuffsysteme zu bekommen. Nicht einmal das Material um selbst welche herzustellen war verfügbar. So kam es, dass 1991, als das Unternehmen gegründet wurde, Rohmaterial auf 1.20 m zusammengeschnitten aus Italien herangeschafft werden musste - seinerzeitig strengstens verboten versteht sich. Bei Kontrollen an der Grenze waren Angaben, wie etwa dass die Rohre für den eigenen Hausbau benötigt werden von Nöten. Die ersten Auspuff-Anlagen trugen damals übrigens noch die Bezeichnung Scorpion. Allerdings hatte Ford einst das Modell Scorpio im Programm und beantragte einen Namenswechsel um Missverständnisse zu vermeiden. So wurde dann im Jahr 1997 der Name des Unternehmensgründers zum Markennamen. Der unverkennbare Skorpion im Logo blieb glücklicher Weise erhalten.

Durchbruch 1993

Den Anstoss zum Durchbruch im internationalen Motorsport brachte Kawasaki. 1993 wurde dort erstmals in der Pro Superbike Championship eine Auspuffsystem des slowenischen Herstellers verwendet. Mit grossem Erfolg, viele weitere Teams folgten in den darauffolgenden Jahren.

Im Jahr 1999 wurde mit der Produktion von eigenem Rohr-Material ein weiterer grosser Meilenstein gesetzt. Endlich konnte optimal auf die individuellen Anforderungen im Motorradsport eingegangen werden. Sofort begannen die Experimente mit unterschiedlichen Metallen und Wandstärken der Rohre. Akrapovic entdeckt früh, dass Titan als Ausgangsmaterial enormes Potential besitzt - es bringt die nötige Festigkeit und Temperaturbeständigkeit bei gleichzeitig extrem niedrigem Gewicht mit sich. Als Herausforderung gestaltet sich dagegen dessen Verarbeitung. Hier hilft nur exzellentes Fachwissen und die jahrelange Erfahrung mit diesem Werkstoff. Eine erste, komplett aus Titan gefertigte Anlage verliess 2008 die Entwicklungsräumlichkeiten.

Jeder Carbonteil trägt den Namen seines Schöpfers

Aber nicht nur Titan, sondern auch sehr viele andere High-Tech Materialien finden bei Akrapovic Verwendung. Beispielsweise sogenannte Nickel Superalloys, welche für extreme Hochtemperatur-Anwendungen eingesetzt werden. Daraus entstand 2004 für das Honda F1 Team ein Auspuffsystem. Kohlefaser ist ein weiterer enorm wichtiger Rohstoff. Unglaublich welche Leidenschaft Akrapovic in dieses Material steckt. Bei jedem noch so kleinen Teil wird in liebevoller Handarbeit Lage für Lage des Werkstoffes aufgetragen, anschliessend vakuumiert, erhitzt und in Form gebracht. Selbst die einzelnen Lackschichten werden bei jedem Stück von Hand aufgetragen, nur so liesse sich die unerreicht perfekte Qualität sicherstellen, wurde uns bei der Tour durch die heiligen Hallen versichert. In jeder Station des Produktionsprozesses werden die Teile auf das Penibelste kontrolliert, 100 %ige Qualität ist das Ergebnis. Im Allgemeinen merkt man bei einem Rundgang durch die verschiedenen Produktionsbereiche, dass die Leidenschaft und der Hang zur Perfektion eines jeden einzelnen Mitarbeiters zum Erfolg der Marke beiträgt. Erwähnenswert auch die Tatsache, dass sich auf jedem Carbonteil neben einigen Nummerncodes der Name des Mitarbeiters, welcher das Stück gefertigt hat, findet. Zu Hause angekommen konnte ich nicht wiederstehen und hab gleich mal die Endkappe bei meinem Slip-On demontiert siehe da, tatsächlich.

Eine Besonderheit ist auch, dass viele Spitzenteams im Motorsport bei Akrapovic dafür bezahlen, um deren Anlagen verwenden zu dürfen. Üblich ist sonst eher das Gegenteil. Eine Zeit lang gab es sogar das Phänomen, dass einige Teams die Akrapovic Embleme mit Logos von anderen Herstellern überklebten um auf diesem Wege zusätzliche Sponsorengelder zu lukrieren.

Anfragen vom Militär, die es aufgrund der technologischen Fortschrittlichkeit des Unternehmens öfters gibt, werden seit eh und je kategorisch abgelehnt. Lieber machen die Herren von Akrapovic etwas für den medizinischen Bereich. Dort ist Titan aufgrund seiner Korrosionsresistenz, Biokompatibilität und den amagnetischen Eigenschaften ein omnipräsenter Begleiter. Künstliche Gelenke, Schrauben, Operationswerkzeug - auch hierfür setzt der slowenische Konzern sein Know-How ein.

Zukunftsmusik

Die nächste grosse Herausforderung wird die mit 1. Jänner 2017 kommende Euro 4 Norm werden. Aber selbst hier gibt es erste Ansätze um aus der vermeintlichen Einschränkung zu profitieren. Die verwendeten Katalysatoren werden um einiges grösser ausfallen, damit lässt sich aber auch mehr Staudruck erzeugen, was wiederum zu etwas mehr Drehmoment in mittleren Drehzahlen führt. Allerdings wird noch hart daran gearbeitet, damit diese Erscheinung nicht auf Kosten der Spitzenleistung geht. Zukunftsmusik im wahrsten Sinne des Wortes wird möglicherweise eine App zur digitalen Sound-Anpassung des Auspuffsystems werden. Auch in diese Richtung wird entwickelt.

Was vor 25 Jahren in einer Hinterhofwerkstatt mit der jugendlichen Begeisterung eines einzelnen Visionärs begann, spiegelt sich heute in einem Werk mit rund 900 Mitarbeitern wieder. Geblieben ist das permanente Streben nach noch mehr Perfektion.

Resümee: Akrapovic ist auf Erfolgskurs … und ein Ende ist nicht in Sicht.

Bericht vom 11.07.2016 | 15'999 Aufrufe

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