Motorrad restaurieren: mit wenig Aufwand zum Traum-Oldi

Was es beim selber schrauben oder restaurieren zu beachten ist

Die Sommermonate stehen an - und damit auch das ideale Wetter für ausgedehnte Touren mit dem Zweirad. Immer mehr Motorradfahrer legen sich neben der Alltagsmaschine noch ein älteres Motorrad zu. Die betagten Maschinen überzeugen neben vergleichsweise geringen Unterhaltskosten auch durch einen unverfälschten Klang und klassischer Optik. Diese Tatsache schlägt sich gar in den Zulassungsstatistiken nieder.

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Das durchschnittliche in Deutschland zugelassene Motorrad weist mittlerweile ein Alter von knapp 16 Jahren auf. Was gilt es beim selber schrauben oder restaurieren zu beachten?

Große Auswahl: Oldtimer-Motorräder finden sich leicht

Vielleicht haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ein Auto zu restaurieren. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein tolles und interessantes Hobby. Abgesehen von der Arbeit in der Werkstatt kann das Fahrzeug später auch bewegt werden, sodass dem Aufwand ein gewisser Nutzen gegenübersteht. Tatsächlich müssen einige Hürden genommen werden: Eine Hebebühne wird benötigt, bei älteren Fahrzeugen muss zumeist geschweißt werden und auch Lackierungen sind teuer. Zudem fällt der Platzbedarf hoch aus. Ein Motorrad kann in dieser Hinsicht besonders überzeugen, denn Kauf und Unterhalt sind besonders preiswert. Darüber werden insbesondere bei älteren Maschinen keine teuren Spezialwerkzeuge benötigt. Außerdem ist die Auswahl auf dem Gebrauchtmarkt groß, weil die meisten Zweiräder nur bei gutem Wetter bewegt werden und demzufolge die letzten Jahrzehnte oft problemlos überstanden haben.

Werkstattwagen: sicher und praktisch

Einige Ausrüstung sollten Sie dennoch vorzuweisen haben. Neben einem Werkzeugkasten mit Stecknüssen der Schlüsselweiten von 8 bis 32 mm sollten Sie auch einige Schraubenschlüssel derselben Größen nutzen können. Zum einen können Sie damit gegenhalten, zum anderen lassen sich im Unterschied zu einer Knarre auch verwinkelte Stellen am Rahmen erreichen. Keinesfalls fehlen sollte ein mittelschwerer Hammer (etwa 400 g), eine Rohrzange, eine Kombizange sowie Schraubendreher mit Schlitz und Kreuz. Dabei sollten Sie beim Kauf der Schlitzschraubendreher darauf achten, dass die größte Klinge mindestens eine Breite von 9, besser aber 10 mm aufweist. Bei älteren Maschinen sind derart robuste Schraubengrößen durchaus üblich, in vielen Schraubendreher-Sätzen findet sich eine solch breite Klinge hingegen kaum. Je mehr Werkzeug angeschafft wird, desto wichtiger wird auch die Anschaffung eines entsprechenden Aufbewahrungssystems. Insbesondere, wenn Sie von den wichtigsten Werkzeugen nur ein einziges Exemplar besitzen, kann Ordnung über den Erfolg der Reparatur entscheiden. Finden Sie ein benötigtes Werkzeug nicht, können Sie schlicht und ergreifend nicht weiterarbeiten. Als sinnvolle All-in-One-Lösung haben sich Werkzeugwagen erwiesen, wie sie im Webshop von Engelbert Strauss zu finden sind. Der Vorteil liegt darin, dass Sie ihr gesamtes Werkzeug direkt zum Motorrad schieben können.

Was sich in Eigenarbeit erledigen lässt

Der technisch vergleichsweise einfache Aufbau der Motorräder kommt Hobbyschraubern in besonderem Maße entgegen. Beinahe sämtliche Arbeiten können selbst durchgeführt werden. Bei einer zu restaurierenden Maschine verlangt der Motor üblicherweise nach einer Überholung, neben Lagern und Dichtungen müssen auch Kolben und Zylinder ausgetauscht bzw. überholt werden. Insbesondere bei Zweitaktmotoren kann dies leicht selbst erledigt werden, bei Viertaktern bereit der Ventiltrieb häufig Probleme. Ebenfalls ein Fall für den Fachmann ist das erneute Einspeichen der Räder, falls ihr Ersatz notwendig wird. Eine bei der Restaurierung häufig notwendige Neuverkabelung kann mithilfe eines Schaltplans und der kalten Kabelbäume hingegen an einigen langen Winterabenden erledigt werden. Auch die Überholung der Telegabel sollte die eigenen Fähigkeiten nicht übersteigen. Zu den typischen Aufgaben, die bei einer Restaurierung auf den Besitzer warten, gehört auch eine Reinigung der Kraftstoffanlage. Ob es mit einer Reinigung getan ist, hängt zumeist von der Standzeit ab. In schweren Fällen muss der Tank von innen entlastet werden, wofür spezielle chemische Reiniger angeboten werden. Dasselbe gilt auch für den Vergaser, der durch ein Ultraschallbad von alten Rückständen entfernt werden kann.

Bei einfacher aufgebauten Rundschieber-Vergasern und weniger starker Verschmutzung ist allerdings auch eine Säuberung durch einen Pinsel und Waschbenzin nach der Zerlegung möglich. Wichtig ist allerdings, dass hierfür keine spitzen Gegenstände verwendet werden - dadurch kommt es ansonsten leicht zu Beschädigungen. Die Düsengrößen sind genau auf die Maschine abgestimmt, schon eine minimale Vergrößerung verändert das Laufverhalten beträchtlich. Hinsichtlich des Fahrwerks sind es hauptsächlich die Lager in der Schwinge sowie die Radlager, die mit einiger Sicherheit nach langer Standzeit eine Überholung bedürfen. Der Tausch ist einfach: eine Erhitzung der Lagerstellen, beispielsweise durch eine Heißluftpistole, sorgt dafür, dass die alten Lager einfach aus den Lagersitzen fallen. Die neuen Lager können dann ohne Gewalt eingeschoben werden. Selbiges lässt sich auch über die Lenkkopflager, die zumeist zusammen mit den Lagerschalen getauscht werden sollten.

Werkzeuge nach und nach anschaffen

Je nach Maschine sammelt sich mit den Jahren einiges an: Rückstellwerkzeuge für Bremskolben, extra langer Schraubendreher zur Bremsentlüftung, Metallsägen, Gewindeschneide-Sätze - es ist allerdings ratsam, sich erst um die Grundausstattung zu kümmern und dann nach und nach anzuschaffen, was benötigt wird. Genauso wichtig bei der Ausstattung der Arbeitsräume ist allerdings auch eine ausreichende Beleuchtung. Dieses Thema wird von vielen Hobbyschrauben zwar unterschätzt, tatsächlich kann Dämmerung doch einige Nerven kosten. Blendfreie Rasterleuchten verbrauchen wenig Energie und verschaffen die notwendige Helligkeit. Unter derartigen Bedingungen lässt sich das eigene Motorrad ganz entspannt restaurieren - viel Spaß dabei!

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Bericht vom 25.04.2017 | 28.784 Aufrufe

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