Tipps für den Motorrad Gebrauchtkauf

Worauf ist zu achten?

Neumotorräder sind zwar sehr attraktiv, doch für viele von uns unerschwinglich. Der Gebrauchtmarkt schafft hier Abhilfe, denn selbst nach nur wenigen Jahren können Top Bikes zu einem deutlich günstigeren Preis gefunden werden. Hier eine Checkliste, die ihr bei der Besichtigung und dem Kauf eines gebrauchten Motorrads beachten müsst!

Tipp #1: Ein seriöses Angebot finden

Heutzutage wird es selten passieren, dass man auf gut Glück zum nächsten Händler marschiert, um sich das Angebot an Gebrauchten anzusehen. Zuvor wird online recherchiert und das passende Exemplar bei einem Händler oder einer Privatperson lokalisiert. Hier trennt sich schon die Spreu vom Weizen. Am Inserat merkt man schnell, ob es sich um einen ernstzunehmenden Anbieter handelt oder nicht. Zu niedrige Preise, Beschreibungen in schlechtem Deutsch und minderwertige Bilder sind ein Anzeichen, lieber die Finger von einem potentiellen Motorrad zu lassen. Damit ihr nicht auf Betrüger herein fallt, haben wir euch hier die gängigsten Betrügermaschen zusammengefasst: Achtung Gebrauchtkauf!

Auch die Online Plattform sagt bereits viel über die Anbieter des Motorrads. Am 1000PS Gebrauchtmarkt findet ihr viele etablierte und seriöse Händler, sowie leidenschaftliche Motorradfahrer, die ihre besten Stücke meist in Top Zustand verkaufen.

Tipp #2: Verliebe dich nicht zu früh

Liebe macht blind. Nicht nur zwischen zwei Menschen, sondern auch beim Motorradkauf. Du hast also dein nächstes Traummotorrad gefunden und das sogar zu einem attraktiven Preis? Dann auf zum Verkäufer, bevor ein anderer Interessent schneller ist. Doch nur weil die Bilder und Infos gut aussehen und klingen, bedeutet das nicht, dass das Gebrauchtmotorrad den Erwartungen entspricht. Bleibe bei deiner ersten Besichtung also neutral und vor allem kritisch! So bist du nicht nur aufmerksamer und erkennst mögliche Mängel, auch der Verkäufer könnte auf seinem Preis beharren, wenn er erkennt, dass du das Bike unbedingt willst. Kurz runterkommen und einen kühlen Kopf bewahren!

Tipp #3: Der erste Eindruck zählt!

Wenn du das erste Mal auf das Motorrad zu gehst, kannst du auf den ersten Blick schon viel erkennen. Ist es garagengepflegt, oder stand es sein Leben lang an der freien Luft? Ist es sauber? Mit Staub oder Dreck könnte der Verkäufer versuchen, mögliche Kratzer oder Undichtigkeiten am Motor zu verstecken. Lange Standzeiten unter der prallen Sonne erkennst du unter anderem am Plastik der Bedieneinheiten am Lenker. Diese bleichen meist zuerst aus und glänzen nicht mehr in dem Schwarz, in dem sie einmal ausgeliefert wurden. Mache einen Rundgang um das Motorrad und überzeuge dich vom allgemeinen Eindruck der Maschine - wenn der erste Eindruck passt, kannst du weiter ins Detail gehen.

Tipp #4: Gab es einen Unfall oder Umfaller?

Auch wenn die meisten Motorräder an sich sehr robust sind, kann ein einfacher Umfaller hohe Kosten verursachen. Die einfachsten Indikatoren für ein umgefallenes Motorrad sind die äussersten Bauteile: Lenkerenden, Brems- und Kupplungshebel, Spiegel, Blinker, Fussrasten und möglicherweise der Auspuff (wenn es sich nicht um einen Underseat Auspuff handelt). Zwar lassen sich diese Teile leicht ersetzen, doch oft lohnt sich die Investition nicht bei einem leichten Kratzer und sie werden trotz Beschädigung weiter verwendet. Überprüfe also alle genannten Bauteile auf tiefe Kratzer oder ob sie verbogen sind - wenn ja, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Motorrad einmal gelegen ist.

Als nächstes willst du das restliche Bike genau unter die Lupe nehmen. Bei einem Sturz leiden meistens auch Tank und Verkleidung, welche die Kosten deutlich in die Höhe treiben. Findest du hier Beschädigungen, musst du vorsichtig sein! Denn oft können Unfälle auch Lenker, Gabel oder sogar den Rahmen beschädigen, was einem wirtschaftlichen Totalschaden gleich kommt. Fallen dir jedoch keine Vorschäden auf kannst du die Checklist weiter abarbeiten.

Es kann natürlich sein, dass du eben ein Unfallfahrzeug suchst, um es z.B. über den Winter wieder flott zu machen. In der 1000PS Marktplatz App kannst du auch ausschliesslich nach Unfallfahrzeugen suchen.

Tipp #5: Der Motor und die Service Historie

Kommen wir nun zum Herzstück: dem Motor. Untersuche ihn auf Undichtigkeiten und fühle ob der Motor kalt ist. Bei einem bereits warmen Aggregat kannst du nicht den Kaltstart prüfen, der vielleicht für Probleme sorgen könnte. Bei der Gelegenheit solltest du nach einem Serviceheft oder nach Rechnungen der letzten Werkstättenbesuche verlangen. Nur so kannst du sicher stellen, dass der Motor regelmässig gewartet wurde und regelmässige Checks wie ein Ölwechsel durchgeführt wurden. Sollte das nicht der Fall sein, könntest du es an spröden Schläuchen oder an verschlissenen Gummidichtungen erkennen.

Handelt es sich um ein kettengetriebenes Motorrad erkennst du am Zustand der Kette, ob sich der Vorbesitzer um das Motorrad gekümmert hat. Du willst eine gut geschmierte Kette vorfinden, sehr trockene oder gar verrostete Ketten deuten auf Vernachlässigung hin. Eine verschlissene Kette bedeutet für dich zwar Kosten, lässt sich aber als Verschleissteil nicht verhindern. Durch Wegziehen der Kette am Kettenrad oder am Indikator an der Schwinge erkennst du den Verschleiss. Sägezahnbildung am Kettenblatt, beziehungsweise Durchhängen der Kette sind auch ein Zeichen, dass ein neuer Kettensatz fällig ist.

Tipp #6: Das Fahrwerk - kleine Schäden können hohe Kosten bedeuten

Für den Check des Fahrwerks solltest du dir viel Zeit nehmen. Ein Spiel im Fahrwerk hängt nicht nur oft mit hohen Kosten zusammen, auch deine Sicherheit wird dadurch beeinflusst. Gabel, Federbein, Lenkkopflager und die Radlager sollten daher genauestens geprüft werden:

  • Die Gabel: Sollten die Gabel-Simmerringe undicht sein, erkennst du das am Ölverlust. Beim Ein- und Ausfedern sollte kein Öl die Gabel verlassen und du spürst auch, ob die Gabel sauber arbeitet.
  • Das Federbein: Hierfür solltest du das Motorrad aufbocken und die Schwinge nach oben und unten ruckeln. Fühlst du ein leichtes Spiel könnte das Umlenklager verschlissen sein. Den Dämpfer solltest du auch auf Undichtigkeiten prüfen.
  • Das Lenkkopflager: Bei entlastetem Vorderrad den Lenker von Anschlag zu Anschlag bewegen. Es sollte nicht nur leichtgängig gehen, sondern auch ohne Einrasten geschehen. Während der Probefahrt spürst du ein verschlissenes Lenkkopflager am Einrasten des Lenkers in der Mittelposition.
  • Die Radlager: Um das restliche Leben der Radlager zu prüfen, musst du ebenso das jeweilige Rad entlasten. Dann mit beiden Händen quer zur Fahrtrichtung ruckeln und auf ein Spiel überprüfen. Wenn kein Spiel vorhanden ist, sind die Radlager noch ok.

Tipp #7: Reifen und Bremsen müssen Top in Schuss sein!

Für die Bereifung gilt dasselbe wie für das Fahrwerk - deine Sicherheit hängt daran! Wirf deshalb einen Blick auf die Reifen und überprüfe den Verschleiss an den Indikatoren. Ebenso sollte das Reifenbild gleichmässig sein - häufige Autobahnfahrten erkennst du an einem eckigen Abrieb. Zuletzt solltest du die DOT-Nummer der Reifen prüfen. Sie besteht aus vier Zahlen und gibt dir Auskunft über das Alter des Reifen. Die ersten zwei Zahlen stehen für die Produktionswoche, das letzten zwei für das Produktionsjahr. Als Beispiel: die DOT-Nummer 1619 bedeutet, dass der Reifen in der 16. Woche des Jahres 2019 produziert wurde. Denn egal wie gut das Restprofil aussieht - ein alter Reifen ist höchstgefährlich! Das Gummi härtet aus und bietet bei weitem nicht den Grip eines neuen Pneus.

Wenn du Rat zu neuen Reifen brauchst und wissen willst, welcher Pneu zu deiner Maschine passt, empfehlen wir den Reifenprofi Pauer.

An der Bremsanlage gibt es zwei Faktoren, die du leicht prüfen kannst: die Scheiben und die Beläge. Die Bremsflüssigkeit kannst du bei der Besichtigung nur schwer prüfen, in den Rechnungen/im Serviceheft sollte ein Wechsel jedoch vermerkt sein. Sind die Bremsscheiben glatt und weisen keine Riefen vor, sind sie noch in gutem Zustand und können weiterhin verwendet werden. Nach langer Standzeit im Freien kann sich Flugrost an den Bremsscheiben sammeln, der nach ein paar Bremsmanövern jedoch vollständig verschwinden sollte. Die Bremsklötze kannst du auf ihre Stärke prüfen: sind sie bereits an ihrer Verschleissmarkierung, oder unter 4mm stark, gehören sie ersetzt. Erkennbar ist das auch an einem lauten Kratzen, wenn du das Motorrad schiebst. Kümmert man sich nicht darum, besteht nicht nur die Gefahr die Bremsscheibe zu beschädigen, auch ein sicheres Anhalten ist nicht mehr gewährleistet.

Tipp #8: Umbauten sind schön - wenn sie legal sind

Verbautes Zubehör ist grundsätzlich eine gute Sache - die Optik des Motorrads wird aufgewertet und es spart dir die Anschaffungskosten und Arbeitszeit um die Teile zu montieren. Um dir Probleme mit dem Gesetz zu ersparen, sollten aber alle Umbauten eintragungsfrei, bzw. im Fahrzeugschein vermerkt sein. Überprüfe also jegliches Zubehör auf E-Prüfzeichen und informiere dich, welche Änderungen in deinem Land eintragungspflichtig sind.

Tipp #9: deine Checkliste während der Probefahrt

Sobald du alle technischen Systeme geprüft hast und überzeugt bist, dass eine sichere Probefahrt möglich ist, kannst du dich auf die Testfahrt begeben. Hier einige Dinge, auf die du während der ersten Ausfahrt achten solltest:

  • Wie verhält sich das Motorrad beim Kaltstart? Senkt sich die Drehzahl, sobald der Motor warm wird (bei elektr. Einspritzung)?
  • Leuchten beim Einschalten der Zündung alle Kontrolleuchten und gehen dann wie vorgesehen aus?
  • Wie ist das Gefühl beim Anfahren? Hier kann ein Verschleiss an der Kupplung festgestellt werden.
  • Wie spricht der Motor an? Gibt es Leistungslöcher, oder Ruckeln beim Beschleunigen?
  • Gibt das Motorrad während der Fahrt ungewöhnliche Geräusche von sich? Singt das Getriebe? Jegliche Geräusche, die auf einen Schaden hinweisen könnten zu hohen Kosten führen.
  • Verändert sich der Druckpunkt der Bremsen nach mehrmaliger Betätigung?
  • Lässt sich der Lenker leichtgängig bewegen (ansonsten Lenkkopflager defekt), oder zieht das Motorrad in eine Richtung?
  • Funktionieren alle Anzeigen der Armaturen?
  • Funktioniert die Zusatzausstattung (Griffheizung, elektr. Windschild, etc.)?
  • Funktioniert die Beleuchtung? Blinker, Lichthupe, Bremslicht, etc.?

Tipp #10: die Preisverhandlung

Die Probefahrt liegt hinter dir und das Motorrad des Begehrens macht einen soliden Eindruck. Jetzt geht es um den unangenehmen Teil - den Preis. Auch wenn du versuchen solltest, den besten Preis zu erzielen solltest du 4 Aspekte beachten:

  • Sei ehrlich: Scheue nicht zurück, mögliche Mängel aufzuzeigen. Damit zeigst du, dass du dich mit der Materie auskennst und dir der Verkäufer keine versteckten Mängel verheimlichen kann. Für die Preisverhandlung schaffst du dir damit ein solides Fundament.
  • Bleibe respektvoll: Insbesondere bei Privatverkäufern solltest du diesen Tipp beachten. Auch wenn du den Preis drücken willst und vielleicht ein paar Kratzer vorhanden sind - rede das Motorrad nicht in Grund und Boden. Vielleicht hängt der Verkäufer noch an der Maschine und dein zerschmetterndes Urteil könnte ihn verärgern - er macht die Schotten dicht und lässt nicht mit sich verhandeln.
  • Bleibe standhaft: Egal ob von Privat oder einem Händler - diese Person will verkaufen und du bist der potentielle Geldgeber. Verhandle clever und behalte im Kopf, dass du der Kunde bist.
  • Bares ist Wahres: So simpel es klingt - oft kann Bargeld die Meinung von Menschen ändern. Wenn du mit den Scheinen (symbolisch) vor der Nase des Verkäufers wehst, könnte er sich auf einen niedrigeren Preis einlassen. Schliesslich willst du sofort kaufen und hast schon das Geld dabei. Funktioniert oft, aber nicht immer.

Tipp #11 - Du darfst auch einfach weggehen

Selbst wenn deine Anreise lang war und du dich schon vor dem inneren Auge auf dem Motorrad gesehen hast - bleibe realistisch. Wenn Zustand und/oder Preis nicht passen, gehe lieber weg. Es spricht auch nichts dagegen eine Nacht über die Entscheidung zu schlafen, schliesslich gibst du hier eine grosse Menge deines hart verdienten Geldes aus. Somit schliesst sich der Kreis zu Tipp #2. Bewahre einen kühlen Kopf und treffe keine Impulsentscheidungen - sonst kaufst du dir vielleicht anstatt deines Traummotorrads eine Baustelle auf zwei Rädern.

In der 1000PS Marktplatz App findest du eine Auswahl an über 30.000 Inseraten. Hier findest du dein neues Traumbike! Tipps zur Verwendung der App hier.

Bericht vom 06.08.2019 | 88'515 Aufrufe

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