Öhlins Racing Suspensions - ein Blick hinter die Kulissen

Es war eine Einladung, der wir gerne folgten: Öhlins gibt exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Nicht unweit des Stockholmer Flughafens treffen wir im Headquarter des Unternehmens ein, das 1976 von Kenth Öhlin gegründet wurde. Die Ursprünge liegen im Offroad-Segment, wo man zunächst Motocross Bikes mit verbesserten Fahrwerkskomponenten ausstattete. Über die Jahre wurde nicht nur in den Road Racing Bereich expandiert, inzwischen liegt auch ein starker Fokus auf dem Automobil- und Mountainbike-Sektor. Projekte, die Öhlins CEO Marc McAllister mit Stolz hervorhebt, sind die Partnerschaft mit dem F1 Scuderia Ferrari Team, den Exklusivvertrag mit der NASCAR Meisterschaft und natürlich das umfangreiche Engagement in der Motorrad Weltmeisterschaft. In der vergleichsweise jungen Mountainbike-Abteilung freut man sich ausserdem, mit dem BMC-Team im Cross-Country Mountainbike Wettbewerb das erste Mal an den olympischen Sommerspielen teilzunehmen.

Trotz erfolgreicher Projekte im Automobil-Sektor liegt Öhlins Hauptgeschäft immer noch in der Welt der Motorräder. Abgesehen von den zahlreichen Aftermarket-Produkten für den Road- oder Offroad-Einsatz entwickelt Öhlins auch OEM-Lösungen für namhafte Motorradhersteller. Darunter findet man unter anderem die Top-Modelle von Ducati, Honda oder Triumph. Das Kredo der schwedischen Firma lautet sowohl im Aftermarket- als auch im OEM-Sektor dabei gleich: "Man will nicht in jedem Motorrad zu finden sein, sondern nur in der absoluten Speerspitze". Ein Ziel, das auch durch die Premium-Preise des Schwedengolds erreicht wird - doch dazu später mehr.

Unser Tag im Öhlins Headquarter wurde durch eine kurze Ausfahrt unterbrochen. Hierbei bot man die Möglichkeit, serienmässige Exemplare der Honda Transalp 750 und Yamaha Tenere 700 gegen baugleiche Fahrzeuge mit Öhlins Komponenten zu vergleichen. In der Front wurde ein Öhlins FKA Cartridge Kit und im Heck der bekannte STX46 Stossdämpfer verbaut. Mit regelmässigen Fahrzeugwechsel ging es durch die schwedische Landschaft rund um Stockholm, wo sich die Komponenten sowohl On- als auch Offroad beweisen konnten. Im Vergleich zu den Standard-Fahrwerken von Transalp und Tenere bieten die Produkte von Öhlins zwar nicht denselben Komfort, doch die Stabilität und Kontrollierbarkeit sind auf einem anderen Level. Bodenunebenheiten werden vom Fahrwerk verarbeitet und nicht in das Bike weitergeleitet, was mehr Ruhe in das Fahrzeug bringt. Es braucht somit weniger Kraft am Lenker, Korrekturen im Kurvenverlauf sind nicht mehr nötig und die Fahrsicherheit und -freude werden erhöht.

Natürlich haben diese Upgrades ihren Preis. Im Falle der Tenere 700 nämlich knapp über 2.700 Euro. Dieser Premium-Preise ist man sich bei Öhlins bewusst, doch man steht dahinter, da man viel Know-How verkauft und auch ganz bewusst sagt, dass Kunden bereit sind, diesen Preis für das Schwedengold zu zahlen.

Zurück in der wohl klimatisierten Firmenzentrale geht es auf einen Rundgang durch die Fertigung. Neben spannenden Informationen zum Produktionsprozess - wie zum Beispiel, dass es je nach Bauart rund 30 bis 60 Minuten dauert, bis ein Öhlins Stossdämpfer fertig ist - fällt die Sauberkeit im Werk auf. Grund dafür ist nicht nur die schwedische Reinlichkeit, sondern auch der Fakt, dass im Öhlins Werk keine maschinelle Fertigung stattfindet. Der Fokus liegt hier rein auf dem fein säuberlichen Zusammenbau der edlen Fahrwerkskomponenten. Somit entsteht kaum Dreck, was ein klinisch reines Arbeitsklima ermöglicht. Dieses Klima braucht es auch im Werk nahe Stockholms, denn hier entstehen nicht nur Produkte für den OEM- und Zubehörbedarf von den Sparten Auto, Motorrad und Fahrrad, sondern auch Racing Parts für die Top Sportler aus der MotoGP und Formel 1.

Als Krönung des spannenden Tages präsentierte man der Gruppe an Journalisten eine Neuheit für das Motorrad Adventure Segment. In einem spannenden Gespräch mit Chefingenieur Magnus Wallén und Marketing Manager Magnus Melin zeigte man erste Details der zukünftigen Neuerung. Worum es sich handelt, dürfen wir noch nicht verraten. Erst am 1. November 2024 lässt Öhlins die Hüllen fallen und präsentiert die neueste Entwicklung.

Die Firma Öhlins verbindet man mit Premium Produkten und dem weltbesten Spitzensport. Um an diesen Punkt zu kommen, war jahrzehntelange Arbeit und ein klares Ziel vonnöten: "Man will nicht der Beste in allem sein, sondern man will der Beste beim Thema Fahrwerk sein". Solch einen Erfolg erreicht man aber nur mit dem richtigen Team, das Öhlins in Schweden ohne Zweifel gesammelt hat. Viele der Ingenieure, die wir getroffen haben, arbeiten bereits mehrere Jahrzehnte im Unternehmen und planen das nicht zu ändern. In den Gesprächen fiel auch oft der Name des Firmengründers: Kenth Öhlin. Der heute über 70-jährige dient noch als Berater und bietet mit seiner nebenan angesiedelten Firma Öhlins Utveckling AB Massanfertigungen für die Öhlins Prototypenentwicklungen an.

Sein Leitspruch hallt aber auch wenn er nur mehr selten anwesend ist, trotzdem durch die Hallen: "Sei so gut, dass man dich für deine Leistung bezahlen möchte und schenke dein Know-How nicht gratis her!"