Motorradfahren lernen - die Kunst des Gleichgewichts

Wie du auf zwei Rädern balancierst!

Beim Motorradfahren will man nicht umkippen. Scheint klar. Aber: Wie verhinderst du das? Genau darum geht es in dieser Folge von Motorradfahren lernen. Was musst du beachten und üben, um in Balance zu bleiben?

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In Balance bleiben. Warum ist das so wichtig? Eigentlich liegt die Antwort auf diese Frage auf der Hand. Wenn du nicht im Gleichgewicht bleibst, fällst du um. Beim Motorradfahren musst du ständig darauf achten, dass du nicht auf eine Seite kippst und umfällst, sonst wird es teuer oder schmerzhaft. Du hast nur zwei Räder, nichts stützt dich ab, du musst alles oberhalb dieser zwei Räder in Balance also im Gleichgewicht halten. Und du musst etwas tun, dass das so ist und so bleibt.

Für alle, die nicht gut Fahrradfahren können

Kippst du mit deinem Motorrad in sehr langsamer Fahrt nach links, musst du nach links lenken, damit du nicht zu Boden stürzt. Du bewegst den unteren Teil deines Systems nach links und bringst somit dadurch das Gesamtsystem wieder in ein senkrechtes, stabiles System. Dieses Prinzip sollte bekannt und verinnerlicht sein. Was aber nicht alle in der notwendigen Dimension begreifen, sind die Kreiselkräfte. Das bedeutet nichts anderes, als dass uns vor allem schnell drehende Räder stabilisieren. Sie helfen uns, die Balance zu halten. Für die ersten Überlegungen klingt das kompliziert. Zusätzlich ist bei höheren Geschwindigkeiten dann auch noch ein weiterer gyroskopischer Effekt zu berücksichtigen, der beim Lenkimpuls eine Rolle spielt.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass sicheres Fahrradfahren gewissermassen eine Grundvoraussetzung für das Motorradfahren ist. Aber auch beim Motorradfahren hast du eben nicht immer stark stabilisierende Kreiselkräfte, manchmal musst du sehr langsam unterwegs sein, was machst du jetzt?

Motorradfahren lernen - Kreiselkräfte auf einer Honda Africa Twin
Kreiselkräfte bedeuten nichts anderes, als dass uns vor allem schnell drehende Räder stabilisieren.
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Balancieren in geringen Geschwindigkeiten will gelernt sein

Solltest du einmal, und das wird sicher vorkommen, in Geschwindigkeitsbereichen unterwegs sein, wo dir die Kreiselkräfte noch nicht so viel helfen, was machst du dann? Du kannst deine Balance durch drei Faktoren korrigieren und halten: 1.) Durch die Lenkrichtung, 2.) durch die Geschwindigkeit, mit der du in diese Lenkrichtung fährst und 3.) durch Gewichtsverlagerung. Viel leichter ist es natürlich vorerst, mit der richtigen Geschwindigkeit in die richtige Richtung korrigierend zu fahren. Dafür braucht man Bewegungsfreiheit, Übung und das Gefühl für die richtige Geschwindigkeit und deren Kontrolle.

Diese beiden und vor allem die dritte Korrekturmöglichkeiten der Gewichtsverlagerung erlernst du am besten bei einem Trial-Training. Man kann dieses Training auch als die Mutter der Fahrzeugbeherrschung bezeichnen. Du lernst dabei nicht nur das Zusammenspiel und die Dimension der Masseverhältnisse von Motorrad und dir kennen, du bekommst auch ein Gefühl für die Wichtigkeit der präzisen, kontrollierten Geschwindigkeitssteuerung vor allem durch die Kupplung und die beiden Bremsen kennen. Nach einiger Zeit passiert all das selbstverständlicher und du kannst es mit deinem Motorrad anwenden.

Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner!

Ein grosses Projekt verlangt nach grossen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heissem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schliesslich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!

Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech
Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner

Rein physikalisch, wie balanciert man im Stand?

Im Stand ist es am einfachsten erklärt. Ein System (du und dein Motorrad) balanciert auf einer Breite, die ungefähr der statisch verwertbaren Aufstandsbreite deines Reifens entspricht. Das ist nicht viel, sagen wir: maximal 4 cm bei einem handelsüblichen Motorrad. Das heisst, dass du schon bei ganz geringer Schräglage schnell etwas tun musst, damit der Schwerpunkt des ganzen Systems innerhalb dieser schmalen 4 cm bleibt. Du balancierst also circa 200 Kilo in einem Bereich plus/minus 2 cm.

Du musst also sehr früh merken, wenn der Schwerpunkt sich nach aussen bewegt

Und du hast sehr wenige Möglichkeiten, die Schwerpunktlage (oder noch viel wichtiger: die Bewegung des Schwerpunkts dieses Systems) in die entgegengesetzte Richtung zu korrigieren. Das geht nur, indem du das Gewicht (nur ein Teil davon ist in sich beweglich, nämlich das Gewicht deiner Körperteile und der Lenker, das ist nicht viel! Und du kannst die Kräfte nur über Hände, Schenkel und Fussrastendruck auf das Gesamtsystem übertragen!) unheimlich schnell in die richtige Richtung verlagerst oder indem du den unheimlich geringen, fast zu vernachlässigenden, Luftwiderstand, die kleine Masse der Umgebungsluft, dabei nutzt.

Motorradfahren lernen - Balance auf einer Honda bei langsamer Geschwindigkeit
Das Halten der Balance in geringen Geschwindigkeiten ist reine Übungssache. Aber je langsamer du fährst, desto schwieriger ist es, die Balance zu halten.

Es braucht viel Übung, um möglichst schnell die Abweichung vom Sollzustand (=senkrecht) zu bemerken…

…und das richtige Mass an Gegenaktion zu setzen, um nicht andernfalls gleich danach in die andere Richtung zu kippen. Das Hirn samt Sinnesorganen muss nach viel Training das blitzschnell können, muss wissen: wann kippe ich wie viel in welche Richtung? Dabei hilft es, wenn du dir einen Punkt am Horizont suchst und dorthin quasi als optischen Anker blickst. Der Körper wiederum muss die Gegenmassnahme blitzschnell umsetzen, dafür ist Körperspannung und das richtige Gefühl und die richtige Einsatzmöglichkeit für die Massenverhältnisse aller Körpergliedmassen unbedingt notwendig. Natürlich gibt es Stuntmen und Trialfahrer, die das lange geübt haben und praktisch unendlich lange im Stand in Balance bleiben können. Dazu sei aber auch bemerkt, dass Trial-Reifen den Luftdruck so weit abgesenkt haben, dass die statisch verwertbare Aufstandsfläche oft auf bis zu 10 cm Breite erweitert wurde.

Natürlich kann das jeder üben

Aber das Halten der Balance im Stand ist die schwierigste Übung. Daher der Schluss: Je langsamer du fährst, desto schwieriger ist es, die Balance zu halten. Das solltest du wissen! Das Halten der Balance in geringen Geschwindigkeiten ist reine Übungssache. Das kannst du auch auf einem leeren Parkplatz alleine üben, indem du dir eine gerade Bodenmarkierung oder Asphaltnaht suchst. Versuche nun immer langsamer auf dieser Linie zu bleiben. Mit jedem Versuch wirst du es genauer und dann immer langsamer schaffen. Du wirst nicht nur deinen Gleichgewichtssinn trainieren und deine Körperspannung erhöhen. Du wirst auch Gasannahme, Kupplung und Bremsen wesentlich feiner und vorhersehbarer bedienen lernen.

Balance, wo braucht man das?

Die häufigsten Situationen, wo man das Balancieren in langsamen Geschwindigkeiten beherrschen muss, sind sicher: Beim Umdrehen auf engen Strassen, beim Rangieren auf Parkplatzsituationen mit wenig Platz, bei ganz engen Kehren und abseits der Strassen im Gelände sowie beim Hindurchschlängeln zwischen Staukolonnen bei dichtem Verkehr. Gerade bei letzterem ist ein sicheres Bewegen des Fahrzeugs ohne notwendige Korrekturlenkmanöver hilfreich. Zumindest aber ist die richtige Selbsteinschätzung notwendig: Kannst du das, ohne einen Autospiegel zu streifen? Das haben Autofahrer gar nicht gerne und das wäre dann selbstverständlich verboten.

Motorradfahren lernen - Balance auf einer Honda beim Wenden
Balancieren muss man mit dem Motorrad sehr oft: Beim Umdrehen auf engen Straßen, beim Rangieren auf Parkplätzen, bei ganz engen Kehren, abseits der Straßen im Gelände, beim Hindurchschlängeln zwischen Staukolonnen…

Nachschlagewerk: So geht das! Wie man was findet

Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine grosse, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.

Die umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS im Überblick:

Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!

Bericht vom 15.07.2024 | 5’925 Aufrufe

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