Motorradfahren lernen - was tun bei Schlechtwetter?

Das Hauptproblem an einer nassen Fahrbahn ist, dass nasser Asphalt in der Regel weniger Grip bietet. Wie schon so oft erläutert, heisst das für dich folgende Einschränkungen: Geringere Kurvengeschwindigkeiten, somit geringere Schräglagen, geringere Bremsleistung und geringere Beschleunigungsleistung unter solchen Bedingungen! Das Problem dabei ist nicht, dass du deswegen langsamer und vorausschauender fahren musst, das ist Grundvoraussetzung. Das Problem ist: Du weisst nicht, um wie viel du langsamer und vorausschauender fahren musst!

Leider sieht man unter diesen Bedingungen nicht, auf welcher konkreten dieser Strassendeckschichten man gerade unterwegs ist und das macht es schwierig. Ausserdem kann man Verunreinigungen auf nassen Fahrbahnen viel schwerer erkennen. Ganz besonders dabei zu nennen sind Stellen, an denen der Staub der Strasse (aber auch: Blütenstaub, Sand, Schotter, Erdreich…) vom Regenwasser mitgenommen sich dort sammeln, meistens der tiefste Punkt etwa einer Kurve. Bildet sich dort eine Pfütze, ist die Griffigkeit des Untergrunds überhaupt nicht einzuschätzen. Als zweiter Punkt zu nennen wären Verunreinigungen. Speziell Diesel(öl) ist bei Regen nur unter bestimmten Lichtverhältnissen aufgrund seines Regenbogenschimmers an der Oberfläche erkennbar. Leider ist auch Diesel-Wassergemisch sehr rutschig.

Es gibt sogar Asphaltarten, die nur um 10% weniger Grip bieten, wenn sie nass sind und wenn du einen passenden Reifen hast. Aber du weisst eben nicht, ob das hier und jetzt in deiner Situation der Fall ist. Deswegen ist das Fahren im Regen so herausfordernd! Nur geübte Motorsportler wissen damit umzugehen. Sie wissen, was man macht, wenn der Grip abreisst. Und sie wissen, wie viel Reserve sie diesbezüglich bei der geplanten Kurvenlinie haben müssen.

Ein grosses Projekt verlangt nach grossen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heissem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schliesslich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!

Da du unter den besprochenen Bedingungen viel öfter in den Grenzbereich der Haftung deines Reifens kommst, ist es wichtig, dass du ihn kennst und dass du weisst, bei welchen Manövern du den Reifen wie viel an den Grenzbereich heranführst. Alles, was du tust, sollte viel weicher geschehen. Weicher Gas geben, weicher bremsen, weicher lenken, weicher einkuppeln! Selbst Anti-Hopping-Kupplungen stossen mitunter unter diesen Bedingungen an ihre Grenzen und können ein nach aussen Rutschen deines Hinterreifens nicht verhindern, besonders wenn du zusätzlich mit deinen Bremsen verzögerst! Auch dein Bewusstsein bezüglich des Anpressdrucks und der Achslastverteilung sollte vorhanden sein! Plane deine Fahrlinie mit noch mehr Reserven, solltest du dich bei der Einschätzung der Griffigkeit irren! Taste dich vorsichtig heran, immer mit dem Bewusstsein, dass du dich nur in einer Richtung irren darfst (du darfst eigentlich nie glauben, dass es griffiger ist als es wirklich ist!) und lerne die Reaktionen deines Motorrads richtig zu deuten! Wenn du nach dem Hinunterschalten beim Einkuppeln in leichter Schräglage einen kurzen Hinterradversatz nach aussen hast, nimm dieses Signal wahr! Du hast gerade deinem Hinterreifen mehr zugemutet, als hier möglich war! Vergiss nicht, dass du durch Drücken deine Fahrlinie oft gefahrloser nach innen verändern kannst als durch ein abruptes Reduzieren deiner Geschwindigkeit!

Zusätzlich zu den genannten Schwierigkeiten beim Einschätzen der Griffigkeit kommen bei Regen noch andere erschwerende Umstandsfaktoren hinzu: Speziell bei Nacht mit Gegenlicht (etwa durch entgegenkommende Fahrzeuge) ist die Fahrbahnoberflächenbeschaffenheit noch schwieriger einzuschätzen. Zebrastreifen oder andere Bodenmarkierungen sind teilweise überhaupt nicht sichtbar. Du müsstest dich in solchen Fällen auf dein Gedächtnis (bezüglich des Strassenverlaufs und der Bodenmarkierungen) verlassen und hoffen, dass die anderen Verkehrsteilnehmer den Verlauf des Fahrstreifens auch kennen!

Erfahrungsgemäss erledigt dein Selbsterhaltungstrieb in höheren Geschwindigkeiten vieles automatisch. Interessanterweise kommt es unter solchen Bedingungen in sehr niedrigen Geschwindigkeitsbereichen oft zu Hoppalas. Die Notbremsung aus 20 km/h, das Abbiegen und Bremsen in Schrittgeschwindigkeit auf einem übersehenen Kanaldeckel, das Stehenbleiben auf einer Bodenmarkierung ohne ABS. Unterschätze auch in niedrigen Geschwindigkeitsbereichen niemals die teilweise stark reduzierte Griffigkeit des Untergrunds, denke auch beim Abstützen mit deinem gestreckten Bein am Erdboden, dass es rutschig ist!

Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine grosse, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.

Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!