Motorradfahren lernen - die Rolle der Spiegel

Richtige Rundumsicht beim Motorradfahren

Ist der Spiegel wirklich so wichtig? Natürlich! Gerade beim Motorradfahren erhöht die Rundumsicht deine Sicherheit. Hier erfährst du, worauf du dabei achten musst und wie du den Sehwinkel erweiterst.

Nicht nur, dass wir Motorradfahrer darauf achten müssen, ob die anderen Verkehrsteilnehmer, also auch die vorausfahrenden Fahrzeuglenker, unsere Präsenz und unsere geplanten Fahrmanöver wahrnehmen. Auch wir müssen stets ein Bild davon haben, was hinter uns und seitlich von uns passiert. Besonders, wenn wir einen Spurwechsel oder ein Beschleunigungsmanöver vorhaben! Deshalb erleichtern wir unser Leben, wenn wir möglichst viel Rundumblick haben. Diesen Rundumblick kannst du optimieren, indem du die Spiegel richtig einstellst, den richtigen Helm wählst und stets den Kopf drehst, wenn es notwendig ist.

Position des Spiegels

Serienmässig sind die meisten Spiegel oberhalb deiner Hände am Lenker positioniert. Einige Motorräder, vor allem Modelle der Kategorie Café-Racer, haben den Spiegel unterhalb der lenkenden Hände. Das ist grundsätzlich einmal nicht verboten oder schlecht. Trotzdem solltest du vor Fahrtantritt überprüfen, wie viel du vom Geschehen (seitlich) hinter dir in deinem Spiegel siehst! Grundsätzliches zur Spiegelposition: Je näher zu deinem Auge der Spiegel positioniert ist, desto grösser ist der Bereich, den du darin siehst. Und je weiter aussen dein Spiegel positioniert ist, desto mehr siehst du, was seitlich von dir passiert. Natürlich vergrössern extrem abstehende Spiegel unter Umständen auch deine Fahrzeugbreite, was in engen Situationen, also vor allem zwischen Staukolonnen, von Nachteil sein kann. Durch den Zuwachs des SUV-Anteils am PKW-Sektor gilt leider keine Empfehlung mehr, welche Höhenpositionierung deines Spiegels diesbezüglich von Vorteil ist. Wir müssen im Stau mit seitlich unseren Platz einschränkenden PKW-Seitenspiegeln in allen Höhen rechnen!

Motorradfahren lernen - eine Honda CB500 Hornet, eine CBR650R E-Clutch und eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports DCT auf einem Parkplatz
Egal, ob die Spiegel am Lenker oder an der Verkleidung montiert sind, solltest du vor Fahrtantritt überprüfen, wie viel du vom Geschehen (seitlich) hinter dir in deinem Spiegel siehst!

Die Art des Spiegels

Wir wollen da wirklich niemandes Stolz ankratzen, der einen individuellen Spiegel montiert hat. Aus Sicht der Wahrnehmungspsychologie bieten allerdings Spiegel mit einfachen Formen, also runde, ovale oder rechteckige, schlüssigere und leichter interpretierbare Informationen unserem Hirn bezüglich des Kontextes zwischen Spiegelbild und dem Rundherum. Ausserdem unterscheiden sich Spiegel noch durch ihre Verzerrungskrümmung. Spiegel älterer Modelle haben überhaupt keine Krümmung und liefern dementsprechend nur einen schmalen Blickwinkel nach hinten. Die meisten Spiegel haben eine Konvexform, liefern also einen weiteren Blickwinkel. Manche haben sogar im Randbereich eine noch krassere Konvexform, um deinen toten Winkel so gering wie möglich zu halten. Moderne Motorräder können sogar einen Totwinkel-Assistenten haben, der dir anzeigt, sollte sich ein Objekt in deinem toten Winkel befinden. Anders als beim Autofahren schieben wir am Motorrad relativ selten zurück und wir müssen dabei auch nicht fürchten, irgendwelche Überhänge (Balkone oder Verkehrsschilder) zu übersehen. Deshalb können wir unsere Rückspiegel auch wesentlich mehr nach unten einstellen und dadurch den toten Winkel beidseits von uns minimieren.

Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner!

Ein grosses Projekt verlangt nach grossen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heissem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schliesslich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!

Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech
Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner

So stellst du deinen Spiegel optimal ein

Am besten du stellst dich auf eine spärlich frequentierte, ebene Strasse in Fahrtrichtung am Strassenrand. Nimm jetzt deine übliche Position mit deinem Oberkörper samt Kopf ein, die du während der Fahrt auch hast. Beide Spiegel sollten nun so eingestellt werden, dass du oben knapp über dem Horizont die Oberkante des Spiegelblickfelds hast. Der innere Rand deines Spiegelblickfelds sollte nun deine Schulter oder deinen Körper so erfassen, dass du auch im Stress diese Orientierungsgrenzlinie ohne gross nachzudenken realisierst! Bei weit abstehenden Spiegeln wirst du noch grosse Bereiche deiner eigenen Fahrspur dadurch erkennen, bei eng montierten Spiegeln nicht. In erstem Fall verschenkst du dadurch wichtige Grade des toten Winkels und du könntest eine engere Positionierung deiner Spiegel andenken. Im zweiten Fall solltest du sicher gehen, dass du zumindest in 50 Meter Entfernung hinter dir die gesamte Breite deines Fahrstreifens sehen kannst. Andernfalls musst du den Spiegel nach innen drehen oder eine weiter aussen gewählte Montageposition deines Spiegels andenken. Bedenke bei der Höheneinstellung auch, dass sich dein Blickfeld im Spiegel nach hinten beim Beschleunigen und beim Fahren mit Beladung (Gepäck oder Sozia) sowie bei höheren Geschwindigkeiten durch aerodynamische Effekte nach unten verändert!

Motorradfahren lernen - Blick von oben auf die Spiegel einer Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports DCT
Der innere Rand deines Spiegelblickfelds sollte deine Schultern oder deinen Körper so erfassen, dass du auch im Stress diese Orientierungsgrenzlinie ohne groß nachzudenken realisierst! Bei weit abstehenden Spiegeln wie bei der Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports DCT wirst du so noch große Bereiche deiner eigenen Fahrspur erkennen, bei eng montierten Spiegeln nicht.

Vibrationen im Spiegel?

Wie sehr Vibrationen des Fahrbetriebs die Schärfe deines Bilds im Spiegel beeinträchtigen, hängt im Wesentlichen von 4 Faktoren ab: 1.) Stabilität deines Spiegels und Art der Montagetechnik am Lenker. 2.) Art der Verbindung zwischen Lenker und Fahrwerk. Manchmal werden zur Reduktion störender Vibrationen dort Gummi-Dämpfer verwendet. 3.) Art der Lagerung des Motors im Rahmen. Manchmal werden auch dort zur Reduktion störender Vibrationen Gummi-Dämpfer verwendet. 4.) Vibrationseigenschaften deines Motors in bestimmten Drehzahlen. Beim sogenannten Massenausgleich sollten moderne Motoren vibrationslos in einem bestimmten Drehzahlbereich laufen. Wie sehr dein Motor ausserhalb dieses Bereichs vibriert, ist von seiner Bauart abhängig. Sollte dich das quasi verschwommene Bild in deinem Rückspiegel stören, erkundige dich bei Profis, was du dagegen machen kannst! Ansonsten musst du damit leben!

Spiegeleinstellung beim stehenden Fahren Offroad

Nur ganz wenige Spiegelmodelle erlauben eine Einstellung, bei der du sowohl sitzend als auch stehend über die Spiegel ausreichend Informationen bekommst, was (auch seitlich) hinter dir abgeht. Dessen solltest du dir bewusst sein! Wir empfehlen in einem solchen Fall, dass du deine Spiegel auf die Sitzposition hin optimierst. Denn stehend wirst du eher im Gelände unterwegs sein und abseits der Strassen ist naturgemäss mit weniger Situationen zu rechnen, bei denen du den Nachfolgeverkehr im Auge behalten musst. Bedenke trotzdem, dass du gegebenenfalls im Stehen deine Kopfposition mitunter sehr stark verändern müsstest, um in deinem Spiegel brauchbare Informationen wahrnehmen zu können. Du kannst stattdessen ja einfach einen Schulterblick anwenden, wenn das deine Halsbeweglichkeit und die Verkehrssituation erlauben. Manche Offroad-Fahrer demontieren ihre Spiegel abseits der Strassenverkehrsordnung sowieso, weil diese dann bei einem nicht unwahrscheinlichen Sturz erst gar nicht zu Schaden kommen können.

Motorradfahren lernen - eine Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports DCT Offroad
Stehend wirst du eher im Gelände unterwegs sein und abseits der Straßen ist naturgemäß mit weniger Situationen zu rechnen, bei denen du den Nachfolgeverkehr im Auge behalten musst. Du kannst stattdessen einen Schulterblick anwenden, wenn das deine Halsbeweglichkeit und die Verkehrssituation erlauben.

Spiegeleinstellung beim Fahren mit Sozia und/oder Gepäck

Auch wenn es nicht allen bewusst ist. Bei den meisten Motorradmodellen nimmt man mit Beifahrer eine andere Sitzposition ein als beim Alleinfahren. Das solltest du beim Einstellen deiner Spiegel bedenken! Schon die kleinste Veränderung deiner Sitzposition nach vorne oder ein etwas mehr nach vorne Beugen verändert das Blickfeld durch deinen Spiegel nach hinten. Passe dementsprechend deine Spiegeleinstellung beim Fahren mit Sozia an! Achte auch darauf, dass etwa Seitenkoffer oder Tankrucksäcke den Blick durch, etwa unter dem Lenker positionierte, Spiegel beeinträchtigen können!

Motorradfahren lernen - eine Honda CRF1100L Africa Twin Adventure Sports DCT während der Fahrt mit Sozius
Bei den meisten Motorradmodellen nimmt man mit Beifahrer eine andere Sitzposition ein als beim Alleinfahren. Das solltest du beim Einstellen deiner Spiegel bedenken! Achte auch darauf, dass etwa Seitenkoffer oder Tankrucksäcke den Blick beeinträchtigen können.

Andere Rundumsicht: Der Helm und die Kopfdrehung

Deine Rundumsicht wird nicht nur durch deine Spiegel erweitert oder gewährleistet. Auch dein Blick durch den Helm bestimmt wesentlich, wie viel du seitlich siehst! Durch die Erkenntnisse der Entwicklungs- und Produktionsabteilungen sowie durch gesetzliche Normen bedingt, werden heutzutage fast nur noch Helme mit grosszügigem Blickfeld angeboten. Achte beim Helmkauf auf dieses Thema! Rennfahrer schätzen beim Helmmodell vor allem oben, für das in-Deckung-Gehen auf der Start-Ziel-Geraden, ausreichende Sichtbedingungen. Die meisten Vollvisierhelme haben bei den aktuell angebotenen Modellen serienmässig auch seitlich kaum Sichteinschränkungen. Trotzdem gibt es immer noch fancy Helmmodelle, die vielleicht unheimlich fesch, weil meistens retro, mit ihrer optischen Erscheinung brillieren. Die Entscheidung, ob deine modische Erscheinung oder dein sicherheitsrelevanter, praktischer (Über-)Blickbereich durch deinen Helm wichtiger ist, liegt bei dir! Die Kopfdrehung erweitert immer noch am direktesten und einfachsten dein Blickfeld, nutze sie! Zum Schluss: Halte selbstverständlich sowohl deinen Spiegel als auch dein Helmvisier möglichst sauber!

Motorradfahren lernen - eine Honda CBR650R E-Clutch beim Anfahren einer Kurve
Deine Rundumsicht wird nicht nur durch deine Spiegel erweitert oder gewährleistet, auch dein Blick durch den Helm bestimmt wesentlich, wie viel du seitlich siehst. Die Kopfdrehung erweitert immer noch am direktesten und einfachsten dein Blickfeld - nutze sie!

Nachschlagewerk: So geht das! Wie man was findet

Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine grosse, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.

Die umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS im Überblick:

Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!

Bericht vom 23.11.2024 | 3’797 Aufrufe

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