MIPS Sicherheit für Helme - weniger Tote wären möglich!
Ein schwedisches Unternehmen will die Sicherheit revolutionieren
Mips kann Leben retten. Denn Mips schützt den Kopf und damit das Hirn, das bei Motorradunfällen schwere irreversible Verletzungen davontragen kann. Dabei geht es in erster Linie um einen Aufprall mit Rotation - einen völlig geradlinigen Aufprall ohne Rotation wird man im Alltag kaum erleben. Wir erklären euch alles, was ihr über Mips wissen müsst!
Die Mitarbeiter-Fluktationsrate bei Mips ist sehr niedrig - das spricht für das Unternehmen und hängt massgeblich mit den Produkten zusammen, die Mips erzeugt. Es geht nämlich darum, Leben zu retten und schon alleine dieser edle Gedanke sorgt dafür, dass alle Beschäftigten, die ich bei Mips in Schweden getroffen und gesprochen habe, mit viel Enthusiasmus und Tatendrang in ihrem Job aufgehen. Da verwundert es nicht, dass Mips nun nach fast 30 Jahren ein umfangreiches Portfolio an Sicherheitssystemen für Helme aller Einsatzgebiete zu bieten hat. Dass Motorradhelme mit wenigen Prozent neben den Hauptakteuren Fahrrad- und Skihelmen einen sehr geringen Anteil haben, soll sich laut Mips-Geschäftsführer Max Strandwitz schon in naher Zukunft ändern, wie er im folgenden Interview erklärt.
7 Fragen an den Mips-Geschäftsführer Max Strandwitz:
1. Vielen Dank Max, dass ich dich in eurem Mips-Headquarter hier in Schweden treffen darf. Wofür steht Mips eigentlich?
Max Strandwitz: Mips steht für Multi-directional Impact protection system. Also ein Schutzsystem, das bei allen Arten von Aufschlägen mit dem Helm zum Tragen kommt, wobei eine ausgeklügelte Technologie dahinter steckt, die mit allen Einschlagrichtungen arbeitet - egal, ob der Aufprall vorne, hinten oder seitlich passiert. In erster Linie geht es dabei darum, die Rotation, die bei einem Aufprall in fast allen Fällen entsteht, zu kompensieren, damit die erste ruckartige Bewegung abgefedert wird. Das passiert innerhalb von 5 bis 10 Millisekunden - ein Augenzwinkern dauert rund 100 Millisekunden! Dabei gibt das Mips 10 bis 15 Millimeter nach - und das reicht schon aus, um schwere Verletzungen nachweisbar zu verhindern. Dieses Miteinbeziehen der Rotation machen nicht alle Helmhersteller und selbst die aktuelle Norm ECE 22.06 macht es nicht in dem Umfang, wie wir es uns wünschen und mit unserer Technologie auch schaffen!
2. Wie hat alles begonnen und wie viele Angestellte hat Mips?
Gegründet wurde Mips vom Neurochirurgen Hans von Holst, der verzweifelt immer wieder Hirnverletzungen nach Unfällen feststellen musste, die seiner Meinung nach mit besseren Sicherheitssystemen verhindert werden hätten können. Es startete ab 1995 ein langer Prozess mit der Suche nach Geldgebern bis 2001 die Mips AB gegründet wurde. 2015 war Mips dann zum ersten Mal profitabel und seither geht es glücklicherweise und meiner Meinung nach gerechtfertigt steil bergauf mit Mips. Immer wichtiger wird die Arbeit am Computer, per Finite Elemente Methode können wir bereits vor den realen Tests plausible Erkenntnisse aus den Computer-Simulationen erarbeiten. Das spart enorm viel Zeit und Aufwand. Aktuell sind rund 110 Mitarbeiter bei Mips beschäftigt, davon 60 Ingenieure. 24 Leute haben wir in China fix stationiert, die mit den dort produzierenden Helmherstellern zusammenarbeiten.
3. Ich habe gehört, eure Sicherheits-Technologie wird in über 1000 Helmen von rund 150 Herstellern verbaut, inklusive Skihelmen und Fahrradhelmen. Wie gross ist der Anteil der Motorradhelme?
Der Anteil an Mips-Motorradhelmen am Gesamtmarkt steigt rapide an, wir arbeiten bereits mit mehr als 20 Helmherstellern zusammen - das freut uns natürlich. Das bedeutet, die Kunden verstehen immer mehr, wie wichtig unser System für den Schutz ihrer Gesundheit und ihres Lebens ist. Innerhalb des Mips-Sortiments sind es aber derzeit nur knapp 5 Prozent Anteil und davon der Grossteil Motocross- und Enduro-Helme. Das kling vorerst ganz logisch, weil man Offroad mehr davon ausgeht, dass man stürzt - jeder, der schon mal Offroad gefahren ist, wird wohl mindestens einen, eher mehrere Stürze vorweisen können. Also tragen Offroader in der Regel umfangreiche Schutzbekleidung und setzen sich mit der gesteigerten Sicherheit durch Mips auseinander. Der Strassen-Motorradfahrer ist da zu einem sehr hohen Prozentsatz völlig anders - es geht um Freiheit und um Geschwindigkeit. Die einzigen Berührungspunkte sind überspitz formuliert die beiden Räder und der Motor.
…ist Mips also eher für Offroad-Fahrer geeignet?
Keineswegs, Mips ist für jeden Motorradfahrer geeignet! Weil jeder Aufprall mit nur einem Hauch von Rotation schwere Auswirkungen haben kann. Daher ist es unlogisch, zu glauben, dass man auf der Strasse weniger Schutz braucht. Denn auf der Strasse kann man genauso stürzen oder in einen Unfall verwickelt werden - und damit muss man auch rechnen! Gerade auf der Strasse ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit anderen Verkehrsteilnehmern kollidiert weitaus höher als etwa im freien Offroad-Gelände. Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit anderen Gegenständen kollidiert, in der Stadt - das Argument, dass die Geschwindigkeiten in dieser Region ja nicht so hoch sind, lasse ich nicht gelten. Wir machen unsere Aufpralltests zu einem grossen Teil mit unter 30 km/h und sehen signifikante Schädel- bzw. Hirnverletzungen bei Helmen ohne unser Mips.
4. Daher habt ihr vorrangig Markenbotschafter im Motocross-Bereich, im Strassenrennsport als grosses Zugpferd aktuell nur den MotoGP-Piloten Aleix Espargaro - wird sich das in naher Zukunft ändern?
Ja, definitiv. Eine Helmentwicklung dauert im Durchschnitt drei Jahre und wir arbeiten auch schon mit anderen Rennfahrern zusammen. Da kommt logischerweise in weiterer Folge auch für jeden Helmkäufer eine noch grössere Auswahl an Motorradhelmen mit integriertem Mips. Aleix verwendet im Übrigen das Mips Integra TX, ein sehr gut in den Helm integriertes System, das auch die besonders strengen Anforderungen der FIM erfüllt (Anmerkung: Die verschiedenen Mips, die in Motorradhelmen zum Einsatz kommen, werden im Anschluss an das Interview beschrieben). Ausserdem gibt es Mips nicht nur für teure Helme, sondern auch für Modelle im niedrigeren Preissegment.
5. Mit welchen Mehrkosten muss man denn für Mips in einem Motorradhelm rechnen?
Das variiert je nach Helmkategorie. Aktuell muss man mit knapp 20 Euro bis rund 60 Euro mehr rechnen.
6. Wieviel wiegt Mips in einem Motorradhelm?
In Fahrradhelmen verbauen wir Systeme mit lediglich 7 Gramm - das wirkt sich also wahrlich nicht entscheidend auf das Gewicht aus. Aber selbst die schwerste Variante für Ski- und Reithelme wiegt kaum mehr als 50 Gramm. Die Systeme für Motorradhelme liegen dazwischen.
7. Wie geht es mit Mips weiter, was dürfen wir in Zukunft erwarten?
Nun, allzu sehr ins Detail kann ich da nicht gehen, aber wir bauen gerade an einem weiteren Testlabor hier in unserem Headquarter in Schweden. Da werden wir dann noch bessere Mips austesten und in weiterer Folge bauen. Wir haben im Übrigen auch einen eigenen Helm entwickelt, den wir theoretisch jederzeit auf den Markt bringen könnten. Aktuell finden wir es aber besser, mit renommierten Helmmarken zusammenzuarbeiten - wir verbauen unser Produkt in anderen Produkten, um sie noch besser zu machen und im kommenden Jahr kommen mehr als 12 neue Modelle dazu. Falls aber der Bedarf nach vollständig von Mips produzierten Helmen auftaucht - wir sind bereit!
Vielen Dank an Max Strandwitz für dieses aufschlussreiche Interview!
Mips Integra Fuse, Split und TX für Motorradhelme
Beim schrägen Aufprall eines Helmes kann es zu plötzlichen und heftigen Rotationsbewegungen des Kopfes kommen, die häufig zu Gehirnerschütterungen und Hirnverletzungen führen. Das Mips Integra-System ist darauf ausgelegt, Bewegungen innerhalb des Helmes zuzulassen und so zu helfen, Rotationsbewegungen am Kopf in bestimmten Fällen eines schrägen Aufpralls zu reduzieren und die Gefahr derartiger Verletzungen somit zu verringern.
Drei Mips Integra-Systeme für Motorradhelme - ein Hintergrund: Schutz vor schweren Verletzungen!
Ausgehend von den unterschiedlichen Ansprüchen bei Motorradhelmen (Integralhelme unterscheiden sich klarerweise etwa von Motocross-Helmen) bietet Mips mit Integra Fuse, Integra Split und Integra TX drei verschiedene Systeme für Motorradhelme an. Das Mips Integra Split-System ist in die energieabsorbierende Schale integriert. Durch die Aufteilung der Schale in drei separate Teile und eine zusätzliche reibungsarme Fläche zwischen den beweglichen Schichten hat das System Bewegungsspielraum und soll so Rotationsbewegungen reduzieren. Das Design ermöglicht eine integrierte Belüftung für Helme mit grosszügiger EPS-Umfassung. Das Mips Integra TX besteht aus einer dünnen, reibungsarmen Schale, die zwischen das Gewebe und den Schaumstoff des Helmpolsters integriert ist und im Inneren des Helms Bewegungen in alle Richtungen zulässt. Das Mips Integra Fuse-System umfasst schliesslich eine vollständig integrierte, reibungsarme Schale, die im In-Mold-Verfahren in die Innenseite der energieabsorbierenden Schale eingepasst ist und bietet damit eine komfortable, robuste Premiumlösung die dem Helm keine zusätzliche Polsterstärke hinzufügt.
VAULI
Weitere BerichteBericht vom 01.11.2024 | 124 Aufrufe