Bridgestone RS12 im Test: Neuer Hypersportreifen überzeugt
Neuer Bridgestone RS12: Kann er den RS11 wirklich übertreffen?
Der neue Bridgestone RS12 tritt als Nachfolger des RS11 an und soll laut Hersteller mehr Grip, Stabilität und Standzeit bieten. Doch hält der Hypersportreifen diese Versprechen wirklich? Unser ausführlicher Test auf der GP Strecke zeigt, wie viel Potenzial im RS12 steckt und für wen er sich besonders lohnt.
Bridgestone RS12 – ein würdiger Nachfolger des RS11?
Mit dem S23 und den RS11 hatte Bridgestone bereits starkes Material im Portfolio, wenn es um strassenzugelassene Supersportreifen geht. Mit dem Battlax Racing Street RS12 will Bridgestone aber die Latte des Möglichen nochmals höherlegen. Durch das grosse Engagement in der Langstrecken WM hat Bridgestone nicht nur viele Erfolge aufzuwarten, sondern auch viel Erfahrung in Sachen Rennreifen sammeln können. Diese münden nun im neuen RS12 der den bereits seit vielen Jahren bekannten RS11 ab 2026 ablösen wird. Hier handelt es sich nicht um ein leichtes Update sondern um eine neue Entwicklung. Dazu wurde kein Stein am anderen gelassen um das Ziel, die Verbesserung der Perfomance besonders auf der Rennstrecke, zu erreichen. Mit neuer Konstruktion, neuer Mischung und optimierten Profil soll der neue RS12 trotz Strassenzulassung auch auf der Rennstrecke für tiefe Rundenzeiten sorgen und somit die neue Speerspitze im Hause Bridgestone in diesem Segment werden.
Neuerungen im Detail:
"HE-MS BELT"-Konstruktion heisst das Zauberwort und soll den Vorderreifen durch den flexiblen Stahlgürtel zu gleichmässigeren Anpressdruck verhelfen. Das soll die Haftung und Stabilität gerade beim Kurvenfahren verbessern.
Für gleichmässigere Auflage soll auch das neu designte Profil sorgen. Mit etwas kleinerem Profilanteil und anderer Formgebung soll es bessere Auflage und somit stabileres Fahrverhalten erzeugen. Dieser Schritt zeigt auch den Fokus den Bridgestone beim neuen RS12 angelegt hat - mehr Performance bei guten und trockenen Bedingungen.
Bei der Mischung wird ebenfalls tief in die Rennsportkiste gegriffen und die Erfahrungen aus der Langstrecken WM genutzt. Der neue Gummi soll nicht nur den Grip verbessern, sondern auch die Standfestigkeit. Diese war nämlich beim Vorgänger auf manchen Rennstrecken nicht immer gegeben und hat unter bestimmten Bedingungen zu unschönen Laufbildern geführt. Gerade das soll aber mit dem neuen RS12 Vergangenheit sein. Denn eben in dieser Disziplin soll der Neue punkten.
Die ersten Reifen sollen mit Anfang des Jahres in die europäischen Lager kommen und geben wird es ihn auf jeden Fall in den gebräuchlichen 4 Dimensionen:
120/70 ZR17
180/55 ZR17
190/55 ZR17
200/55 ZR17
Hält der RS12 was Bridgestone verspricht?
Mit dem RS12 präsentiert Bridgestone die jüngste Evolutionsstufe seiner Hypersport-Reifenlinie und verspricht Fortschritte bei Grip, Stabilität und Standzeit. Wir haben den Reifen unter realen Bedingungen auf der anspruchsvollen GP Rennstrecke von Buriram getestet.
Der erste Eindruck
Der RS12 ist technisch gereift und sportlich schärfer geworden. Der Test startete bewusst im kalten Zustand. Dabei fiel auf: Der RS12 reagiert im ersten Moment mit einem schwereren und eher unpräzisen Einlenkverhalten. Besonders das Frontgefühl wirkt anfangs verhalten. Doch bereits nach kurzer Erwärmung ändert sich das Bild deutlich. Sobald Temperatur in die Mischung kommt, legt der Reifen spürbar an Präzision zu und liefert zunehmend Vertrauen. Das liegt aber auch am niedrigen Kaltluftdruck von 1,9 vorne und 1,7 hinten der eben dann im betriebswarmen Zustand auf der Rennstrecke den passenden Luftdruck von 2,3 bis 2,5 vorne und 2,2 bis 2,5 hinten ergibt. Der dafür notwendige Kaltluftdruck reicht dabei nicht aus, um in den ersten Runden die notwendige Formgebung und Kontur im Reifen zu erhalten, die er für ein gutes Fahrverhalten braucht. Der Grip war aber bereits im kalten Zustand gut. Deshalb ist es gerade für den Rennstreckenbetrieb trotzdem von Vorteil, Reifenwärmer zu verwenden auch wenn der Grip schon im kalten Zustand vorhanden ist. Beim normalen Strassenbetrieb, wo die Reifentemperatur bei weitem nicht diese Unterschiede zwischen kalt und warm erfährt, ist das zu vernachlässigen. Dort sollte man deshalb auch schon mit dem empfohlenen Betriebsluftdruck von mindestens 2,3 bar vorne und 2,2 bis 2,5 bar hinten (je nach Gewicht und Beladung) starten.
Je nach Asphalttemperatur auf der Rennstrecke, bei uns waren es mindestens 35 Grad, erreicht der RS12 allerdings nach ein bis zwei flotten Runden den erforderlichen Mindestluftdruck und somit sein gewohnt hohes Performance-Niveau.
Performance auf Temperatur: Scharf, präzise, berechenbar
Im warmen Zustand definiert der RS12 seine Stärken klar:
- präzises Einlenken,
- sehr gute Rückmeldung,
- stabiler Grip in Schräglage,
- und eine hohe Berechenbarkeit.
Seine Peak-Performance liefert der Reifen zwischen Runde zwei und sechs, also genau in dem Fenster, in dem sportliche Fahrer gerne Druck machen. Die Schulterbereiche des Hinterreifens bestehen aus einer sehr weichen Mischung. Für die Strasse ist das perfekt, auf der Rennstrecke führt diese Charakteristik allerdings zu einem für strassenzugelassene Reifen typischen Effekt. Ab 5 bis 7 schnell gefahrenen Runden beginnt der RS12 bei maximaler Schräglage etwas zu Sliden, besonders bei hohen Asphalttemperaturen. Wird das Bike jedoch leicht aufgerichtet, greift der härtere Mischungsbereich sofort und der Vortrieb ist wieder voll da. Da profitiert man vom Dual Compound Prinzip nicht nur in Sachen Laufleistung.
Damit wird klar: Der RS12 ist so wie auch von Bridgestone vorgesehen, ein sehr sportlicher Allrounder, aber kein reinrassiger Rennreifen. Dort ist er aber trotzdem gut geeignet, um ein paar schnelle Runden abspulen zu können.
Neue Konstruktion vorne: Mehr Flex, mehr Gefühl, mehr Vertrauen
Besonders interessant ist die neue Gürtelkonstruktion am Vorderreifen. Bridgestone setzt erstmals auf mehrfach verflochtene Stahldrähte, was zu spürbar mehr Flex und damit einem verbesserten Kontaktgefühl führt.
Das Ergebnis zeigt sich in grösserer Auflagefläche und somit in einem sehr guten Groundfeeling und präzisem Einlenkverhalten. Dadurch kann man sehr tief in die Kurve reinbremsen und somit den Bremspunkt sehr spät setzen.
Warum diese Technologie nur am Vorderreifen eingesetzt wird, erklärten die Bridgestone-Ingenieure im Gespräch:
Man testete den Gürtel auch am Hinterreifen, doch dort führte die höhere Flexibilität zu Stabilitätsverlust, aufgrund der enormen Antriebs- und Temperaturbelastung gerade bei den starken Superbikes. Weitere Entwicklung ist geplant, aber aktuell bleibt der neue Gürtel dem Vorderreifen vorbehalten. Dort aber ermöglicht die neue Konstruktion ein sehr gutes Vorderradgefühl und hohe Rückmeldung. Der Vorderradreifen steckt im Vergleich zum Hinterreifen, sogar die hohe Belastung auf der Rennstrecke gut weg und punktet hier auch nach vielen Runden mit guter Rückmeldung und stabiler Performance.
Standzeit & Haltbarkeit: Klare Verbesserung gegenüber RS11
Der direkte Vorgänger der RS11, hatte ein bekanntes Problem: kurze Standzeiten, insbesondere auf abrasiven Strecken. Frühes Aufreissen, Slides und nachlassende Performance waren typische Begleiter.
Der RS12 bricht mit dieser Schwäche, dank einer komplett neuen Gummimischung, die direkt aus dem Rennsport stammt.
Der Reifen zeigt damit eine deutlich höhere Standzeit und eine sehr konstante Performance über viele Runden. Auch das Abriebbild liess selbst bei schnellen Runden, im Vergleich zu seinem Vorgänger, keine Wünsche offen.
Auf der Rennstrecke von Buriram überzeugte der RS12 dank des neuen Vorderradkonstruktion somit mit gutem Fahrverhalten und dank geänderten Mischungen auch mit guter Standzeit. Ein klarer Fortschritt, der sich voraussichtlich auch auf europäischen Strecken bestätigen wird. Auch die weiche Flankenmischung am Hinterreifen, die nach mehreren sehr schnellen Runden auf der Rennstrecke etwas zum Sliden neigt, wird auf der Strasse zum Vorteil. Dort wird der Reifen auf der Flanke nämlich deutlich weniger belastet - und genau dann passt die weiche Mischung sehr gut.
Fazit
Der Bridgestone RS12 ist ein deutlicher Schritt nach vorne.
Er:
- bietet hervorragende Performance, sobald er auf Temperatur ist,
- liefert ein starkes Einlenkverhalten dank neuer Vorderreifen Konstruktion,
- überzeugt mit einer deutlich besseren Standzeit als der RS11,
- zeigt auf der Rennstrecke durch die sehr weiche Flankenmischung in maximaler Schräglage leichtes aber gut kontrollierbares Sliden, bei mehreren sehr schnell gefahrenen Runden.
In Summe ist der RS12 ein echter High-Performance-Sportreifen, der für die Strasse nahezu ideal ist und auf Trackdays ebenfalls eine sehr gute Figur macht. Ein "rundumglücklich" Paket also, wenn man sich auf Achse zu den Trackdays aufmachen möchte, um dort Spass zu haben.
Selbst der bereits gut bekannte Bridgestone S23, der ebenfalls in dasselbe Anwendungsfenster passt und in der Vergangenheit in dieser Kategorie brilliert hatte, wird durch die neue Performance des RS12 mehr als herausgefordert. Aber wer weiss, vielleicht überrascht uns Bridgestone auch hierbei mit einem Nachfolger.
Vorteile:
- Wärmt sich schnell auf
- Sehr gutes Kontaktgefühl besonders am Vorderrad
- Lange Standzeit, kein Aufreissen mehr wie beim Vorgänger
- Gute Gesamtperformance
Nachteile:
- Kalt etwas eigenwillig, besonders bei zu geringem Luftdruck
- Bei mehreren scharf gefahrenen Rennrunden leichtes Sliden bei hoher Schräglage
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Bericht vom 02.12.2025 | 2.914 Aufrufe