BMW R 1300 GS Erlkönig auf Testfahrten gesichtet

Neue Erkenntnisse zur Reiseenduro

Es wird immer ernster um die neue GS. Nach zahlreichen statischen Bildern wurde die neue BMW Reiseenduro nun bei Offroad-Testfahrten gesichtet.

Als BMW in Jahr 1923 mit der R32 seine Motorradmarke und gleichzeitig seine Tradition von Motorrädern mit Boxermotor begründete, ahnten wohl nur wenige, dass ein Jahrhundert später ein Modell dieser Bauart das erfolgreichste Grossmotorrad der Welt sein würde: Die GS. Und pünktlich zum hundertjährigen Jubiläum der Marke und mehr als 40 Jahre nach der Premiere der R80 G/S, debütiert 2023 die neueste Evolutionsstufe der bayrischen Reiseenduro. Diese wird gerade unter dem Kürzel KA1 in München entwickelt und Bilder eines noch in Teilen verhüllten Prototypen liessen bereits vor einigen Wochen einige Rückschlüsse auf die R1300 GS, wie sie aller Voraussicht nach heissen wird, zu.

Die 1300er GS auf geheimen Abstimmungsfahrten

Nun sind Erlkönigfotografen Fotos eines nahezu serienreifen und nur noch leicht getarnten Vorserienbikes bei geheimen Abstimmungsfahrten gelungen, die erstmals einen Blick auf das gesamte, nahezu fertig entwickelte Motorrad zulassen. Der Schwerpunkt der Tests lag dabei offenbar auf dem Off-Road-ABS, das von Bosch beigesteuert wird.

Am hier erwischten Prototypen sticht unter anderem der Motor ins Auge, denn dieser ist keine modifizierte Version des aktuellen Antriebs, sondern ist offenbar komplett neu entwickelt. Er wird zwar auch weiterhin mit der mittlerweile bewährten variablen Ventilsteuerung Shift Cam ausgerüstet. Doch die wichtigste Änderung offenbart sich beim Blick von vorn auf die Zylinder: Das vollständige Fehlen der Kühlrippen des noch immer grösstenteils luftgekühlten Boxermotors der aktuellen GS-Generation. Damit ist klar dass der Antrieb der R1300 GS künftig zu 100% auf Wasserkühlung zurückgreifen wird. Vor allem Geräuschemissions-, jedoch auch die Aussicht auf künftige Abgasnormen dürften diese Neuentwicklung bedingt haben. Zudem wird der Boxermotor künftig offenbar auf Trockensumpfschmierung umgestellt, die unter anderem Vorteile im Off-Road-Betrieb und bei hohen Drehzahlen bietet. Neben dem grösseren Hubraum dürften auch Drehmoment wie auch die Nennleistung steigen. Zwar ist die genaue Leistung noch Spekulation, doch würden zwischen 140 und 150 PS im Hinblick auf die Konkurrenz, vor allem auf Ducatis Multistrada V4, absolut nicht überraschen.

Das Gewicht als grosses Fragezeichen der neuen BMW Reiseenduro

Sehr wohl überrascht jedoch, dass der Antrieb nun als tragendes Teil in einen Alugussrahmen integriert ist, die Aufnahmepunkte des Rahmens am Motor sind klar zu erkennen. An diesen Hauptrahmen angeschraubt ist ein passender Heckrahmen mit neuer Kofferaufnahme, offenbar ebenso aus Aluguss. Auch die Schwinge mit weiterhin integriertem Kardanantrieb ist neu entwickelt. All diese Massnahmen werden sicher deutliche Gewichtseinsparung im Vergleich zum aktuellen Modell nach sich ziehen. Wie viel leichter genau die R1300 GS künftig wird ist zwar auch hier bislang Spekulation, die 243kg Gesamtgewicht der Ducati Multistrada V4 zu unterbieten, und die künftige GS damit um mindestens 7 kg abzuspecken, dürfte aber absolut realistisch sein.

BMW R 1300 GS mit umfangreichem Elektronikpaket

Die schlankere Konstruktion hat BMW zudem mit einem ebenfalls schlankeren Design verpackt, zumindest wirkt der Prototyp auf den Bildern deutlich kompakter. Auch der Federweg scheint etwas geringer zu sein. Deutlich ist jedoch auch, dass bekannte Stylingelemente auch bei der nächsten GS wieder Verwendung finden. Ob dies jedoch auch für die allseits bekannte asymmetrische Frontlampe gilt ist noch nicht abzuschätzen, denn dies ist der einzige Bereich an dem das gezeigte Testbike noch konsequent getarnt ist. Der charakteristische Entenschnabel scheint aber ebenso erhalten zu bleiben wie der Telelever. Aber dass, zumindest an diesem Prototypen, aktive Aerodynamikteile, wie BMW sie sich im Frühjahr 2022 für Grossenduros hatte patentieren lassen, noch auf sich warten lassen scheint offensichtlich. Andere technische Goodies wie Kurvenlicht, Abstandsradar und die neueste Generation von BMWs Infotainment werden jedoch ebenso zum Einsatz kommen, am Heck ist auch bereits die Vorrüstung für den Totwinkelwarner zu erkennen.

Präsentation wahrscheinlich schon nächstes Jahr

Diese Elemente werden mit Sicherheit von allen drei künftigen Modellen der GS-Familie geteilt werden: Nämlich der hier im Bild gezeigten R1300 GS, die im Laufe des kommenden Jahres vorgestellt werden wird. Etwas später folgt die R1400 GS, die wohl mit etwas mehr Hubraum, und sicher mehr Drehmoment und Spitzenleistung das Topmodell der Familie bilden wird und damit die R1250 GS Adventure ersetzen wird. Zusätzlich erwarten wir auch eine M1300 GS, die ähnlich ihrer Hauptkonkurrentin 1290 Super Adventure R von KTM an ihrem 21-Zoll-Vorderrad mit Drahtspeichenfelgen und grobstolliger Bereifung, mehr Federweg und dem daraus resultierenden Off-Road-Fokus erkennbar sein wird. Die beiden letztgenannten Modelle werden jedoch voraussichtlich erst später Marktreife erlangen, 2024 scheint realistisch.

Fotos und Text: bmh-images

Bericht vom 14.11.2022 | 58'003 Aufrufe

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