Kawasaki Ninja 400 Test 2022

Die kleine grüne Sportskanone!

Geht es rein um die Optik, hat die kleine Kawasaki Ninja 400 schon gewonnen - mit dem stechenden Grün und der schnittigen Verkleidung fühlt man sich fast wie der sechsfache Superbike-Weltmeister Jonathan Rea auf seiner ZX-10RR. Doch auch im Alltag, auf der Landstrasse und sogar auf der Rennstrecke macht die kleine grüne Sportskanone eine Menge Spass!

Die kleine Kawasaki Ninja 400 als Mogelpackung zu bezeichnen, mag von der Optik her durchaus stimmen und es ist in Wahrheit ja nur gut für die 400er, wenn sie ihrer grossen Schwester Ninja 650 und sogar ansatzweise der ZX-10R ähnlich sieht. Von der Performance her ist sie aber alles andere als eine Mogelpackung, denn sie leistet das, was man in dieser Klasse erwarten kann - und sogar noch mehr. In erster Linie geht es trotz schnittiger Optik nämlich um eine ausgeprägte Alltagstauglichkeit. Und da kann die Ninja 400 tatsächlich mehr, als ihre sportliche Optik vermuten liesse. Die Sitzposition ist durchaus bequem, die Lenkerstummel sind zwar stark nach innen gedreht, aber so hoch angebracht, dass man den Rücken weitaus nicht so arg krümmt, wie man es üblicherweise auf Supersportlern muss.

Der Motor der Kawasaki Ninja 400 ist gut, das Handling ist genial!

Das Gefühl für das Vorderrad ist dennoch richtig gut und man kann die Ninja 400 mit nur 169 Kilo fahrfertigem Gewicht (von uns auf der 1000PS-Waage gemessen) richtig gut in die Radien werfen. Wechselkurven werden dadurch zum Kinderspiel, die vergleichsweise schmalen Reifen mit den Dimensionen 110/70-17 vorne und 150/60-17 hinten tun ihr Übriges dazu. Somit macht man vor allem im engen Winkelwerk das gut, was man auf den Geraden dazwischen verliert. Denn der Motor hat nun mal nur 45 PS bei 10.000 Umdrehungen, was ihn klarerweise gegen die nächsthöhere Klasse vom Schlage der Kawa Ninja 650 mit über 70 PS nichts ausrichten lässt. Allerdings überrascht der kleine 399 Kubik-Reihen-Zweizylinder trotz nur 37 Newtonmeter Drehmoment bei 8000 Touren mit einer enormen Kultiviertheit bereits aus dem Drehzahlkeller. Da rüttelt uns schüttelt nichts, da dreht die kleine Ninja 400 ohne Murren, zwar nicht brachial, aber doch ordentlich hoch.

Die kleine Ninja 400 wird sich vor allem im A2-Alltag bewähren müssen

Das passt natürlich bestens zum bevorzugten Einsatzgebiet einer Ninja 400, die vermutlich vorrangig als Alltagseisen für A2-Führerscheinbesitzer funktionieren wird müssen. Allerdings macht sie ihre gesamte Auslegung auch zu einer richtig guten Alternative auf engen Rennstrecken. Neben dem gelungenen Motor machen nämlich auch das Fahrwerk und die Bremsen einen akzeptablen Eindruck. Die Federelemente sind zwar ausser der Federvorspannung hinten nicht verstellbar und die 37er-Telegabel wirkt in Zeiten fetter USD-Gabeln wie zwei Zahnstocher, die Funktion ist aber voll ok und durchaus berechenbar. Gleiches gilt für die 310er-Einzelbremsscheibe an der Front, die bereits nach einer kurzen Einfahrzeit mit einem guten Druckpunkt ohne übermässige Kraftaufwendung aufwarten konnte.

Das Performance-Paket hilft der Kawa Ninja 400 bei Sport und Optik

Aufgrund der bereits anfangs erwähnten coolen Optik dürfte es meiner Meinung nach auch das, auf unserer Test-Ninja 400 montierte Performance-Paket sein. Schon alleine die höhere und breitere sowie getönte Scheibe macht etwa auf der Autobahn Sinn, ebenso schützt das Tankpad vor Kratzern und die Sozius-Sitzabdeckung sieht nun mal so richtig nach Racing aus. Ob der Akrapovic-Slip-on-Auspuff tatsächlich die Performance spürbar erhöht, sei dahin gestellt, der Optik und dem Sound tut er in jedem Fall richtig gut. Mit rund 1000 Euro Aufpreis (in Österreich und der Schweiz etwas mehr, in Deutschland etwas weniger) ist das Paket für solch ein Motorrad natürlich schon eine erhebliche Mehrinvestition. Wer aber neben Alltag auch sportlich orientierte Abstecher auf die Rennstrecke im Sinn hat, kann sich den Luxus durchaus gönnen.

Vaulis Meinung zu Kawasaki Ninja 400 gegen Z400:

Neben der neuen Ninja 400 ist auch die nackte Schwester Z400 mit Euro5-Update wiederauferstanden. Und man würde es anhand der völlig unterschiedlichen Optik kaum für möglich halten, wie viele Teile an den beiden Modellen gleich sind. Genau genommen ist es abgesehen vom Frontscheinwerfer und der Vollverkleidung auf der Ninja 400 nur der Lenker, der bei der Z400 breiter und etwas höher ist. Das alleine sorgt allerdings schon dafür, dass man auf der Z aufrechter sitzt und die ohnehin leichte und handliche Maschine mit lediglich drei Kilo weniger als die Ninja 400 noch intuitiver über den Lenker steuern kann. Wie allerdings schon oben im Test der Ninja 400 erwähnt, ist auch die Supersport-Version herrlich easy zu steuern und bietet eben auf der Rennstrecke noch mehr Gefühl für das Vorderrad. Die völlig unterschiedliche Preisgestaltung im deutschsprachigen Raum würde mich aber gerade in Österreich eher zur Z400 greifen lassen - da die Ninja 400 fast 1400 Euro mehr als die Z400 kostet, würde ich mir die Ninja schon richtig gut überlegen. In Deutschland und der Schweiz sind es hingegen nur knapp 600 Euro/Franken mehr - da würde ich wiederum gar nicht überlegen und sofort zur Ninja 400 greifen.

Horvaths Meinung zur Kawasaki Ninja 400 im Test:

Nachwuchs-Johnny Reas oder motivierte Racer, die auf kompakten Rennstrecken gerne mächtig Gas geben - die Kawasaki Ninja 400 und ihre Vorgängerinnen haben viele Fans. Alleine bei unserem Dreh auf der Supermoto-Strecke in Bad Fischau waren zwei Ninjas der A2-Klasse anwesend. Ein Beweis, was für beliebte Trainingsgeräte diese kompakten Supersportler sind. Selbst im Serientrimm zeigt sie, wieso viele zu ihr greifen: Der Reihenzweizylinder bietet auf der kompakten Strecke genügend Druck und auch die Übersetzung passt auf den Kurs in Bad Fischau. Doch leider musste ich mich bremsen - schliesslich sass ich auf einem Pressebike von Kawasaki Österreich und das Telefonat mit den PR-Leuten nach einem übermotivierten Sturz ist selten schön.

Bild von Der Horvath
Der Horvath

"Wenige Runden am Kurs machen Lust auf mehr. Ich brauche einen Rennumbau!"

In Wahrheit werden aber die meisten Kunden die Ninja 400 auf der Strasse bewegen, wenn sie voller Besitzerstolz den Händler verlassen. Hier punktet sie nicht nur mit ihrer WorldSBK-inspirierten Optik, sondern auch mit dem Windschutz und der Stabilität der Vollverkleidung. Dank der hoch montierten Lenkerstummel eignet sie sich auch gut für Pendler, die den Racing-Spirit auch im Alltag suchen. Fahrwerk und Bremsen befinden sich im Klassendurchschnitt - sportlich, aber für Einsteiger nicht überfordernd. Mein absolutes Highlight sind jedoch die Anzeigen: Ein gewaltiger analoger Drehzahlmesser dominiert das Bild, ein kompaktes LC-Display liefert den Rest der Informationen. Ein sehr erfrischender Anblick in einer Welt voller TFT-Displays. Mein Fazit: Wer einen coolen Einstiegs-Sportler für die Strasse sucht, macht mit der Kawasaki Ninja 400 nichts falsch. Wenn es Zeit für den Aufstieg wird braucht man sie aber nicht zu verkaufen - Rennverkleidung montieren und ab auf die nächste Supermoto-Strecke!

Fazit: Kawasaki Ninja 400 2022

Mag sein, dass die schnittige Verkleidung der Ninja 400 eine Mogelpackung ist, denn der Motor hat „nur“ 45 PS und 37 Newtonmeter Drehmoment. Allerdings generiert das Triebwerk eine schöne Leistungsentfaltung und dreht auch von ganz unten ohne Murren hoch, was die kleine Kawa unter anderem durch die bequeme Sitzposition angenehm handlich, aber auch alltagstauglich macht. Das niedrige Gewicht und die vergleichsweise schmalen Reifen sorgen dafür, dass sich die kleine Ninja herrlich agil um die Ecken werfen lässt. Das passt natürlich bestens für verwinkelte Landstrassen und sogar für engere Rennstrecken, denn Fahrwerk und Bremsen sind klarerweise nicht Top-Ware, aber durchaus stabil und berechenbar. In der grünen Lackierung macht die Ninja 400 natürlich auch optisch am meisten her, so nahe kommt man mit nur 45 PS dem sechsfachen Superbike-Weltmeister Jonathan Rea auf seiner ZX-10RR nirgendwo!


  • Motor mit schöner Leistungsentfaltung
  • Durchzug ohne Ruckeln schon von weit unten
  • sehr handlich
  • bequeme Sitzposition, alltagstauglich
  • supersportliche Optik
  • gut ablesbarer Analog-Drehzahlmesser
  • Brems- und Kupplungshebel nicht verstellbar

Bericht vom 29.08.2022 | 30'592 Aufrufe

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