Yamaha YZF-R1 (2012-2014) Gebrauchtberatung

Die legendärste Yamaha R1?

Die Yamaha YZF-R1 der Jahre 2012-2014 ist das letzte Modell der R1, das von vielen als "Allrounder" bezeichnet wird, bevor sie sich in die pure Rennstreckenwaffe verwandelte, die 2015 auf den Markt kam und heute noch bei den Händlern steht. Worauf muss man bei einem gebrauchten Exemplar achten?

Das erste R1-Modell, das eine Traktionskontrolle (aber kein ABS) erhielt, ist das erste und einzige Update der ersten Generation der Crossplane R1. Nicht nur das! Weil sie im Jubiläumsjahr erschien, ist sie sogar in einer speziellen Jubiläumslackierung zu haben. Die 2012er R1 ist ein wirklich schönes Strassenmotorrad mit viel Seele und einer Menge Druck im mittleren Drehzahlbereich. Sie ist vielleicht ein bisschen zu schwer, aber diese zusätzliche Masse macht sie superstabil und angenehm zu fahren. Wenn ihr ein schön abgerundetes Sportmotorrad mit ein wenig moderner Technologie wollt, das sich mit einem Zubehörauspuff wie Rossis YZR-M1 anhört, ist dies das richtige Motorrad für Euch.

Preis der Yamaha YZF-R1 RN22 (2012-2014)

Zwar findet sich stets eine grosse Auswahl an gebrauchten Exemplaren, durch ihre grosse Beliebtheit hält diese Generation der Yamaha R1 ihren Wert stabil. Hier die aktuelle Übersicht: Yamaha R1 Gebrauchtpreise.

Leistung und Drehmoment

Der Vorteil des Crossplane-Motors ist die Tatsache, dass die R1 im Gegensatz zu einigen Konkurrentinnen wie der Kawasaki ZX-10R ein sattes Drehmoment im mittleren Drehzahlbereich besitzt. Bei konstanter Fahrweise ist der Crossplane-Motor schön sanft, aber wenn man den Hahn aufreisst, spürt man den kräftigen Antrieb. Die Spitzenleistung von 182 PS ist nicht zu verachten, am Stammtisch liegt die R1 aber in Sachen Spitzenleistung etwas hinter ihren Konkurrentinnen zurück. Worauf man sich verlassen konnte, waren ihre beeindruckenden 115 Nm Drehmoment und das ist genau das, was Strassenfahrer zu schätzen wissen.

Nicht nur kräftig, sondern auch zuverlässig: Motor der Yamaha R1 RN22

Die erste Generation des Crossplane-Motors ist ein echter Leckerbissen und obwohl er wegen seiner grossen Ausgleichswelle (die aufgrund der Crossplane-Zündfolge erforderlich ist) ein ziemlich schwerer Brocken ist, belohnt er den Fahrer mit einem wirklich einzigartigen Fahrgefühl. Entspannt, wenn es nötig ist, aber immer noch in der Lage, mit echter Wildheit zu beschleunigen. Das macht ihn zu einem gefühlvollen und schön flexiblen Strassenmotor, der auch auf der Rennstrecke verdammt gut ist. Mit dem 2012er Update hat Yamaha die Steuergeräteinstellungen überarbeitet, um die leicht aggressive Gasannahme der R1 etwas kontrollierter zu gestalten (es gibt immer noch drei Power-Modus-Optionen), aber das sind auch schon die einzigen Änderungen am Motor. Das Getriebe ist serienmässig schön geschmeidig und da die Kupplungsprobleme, die das ursprüngliche Modell plagten, nun beseitigt sind, gibt es wenig Grund zur Sorge. Yamaha hat nie einen Quickshifter für die R1 angeboten, aber viele Besitzer haben Zubehör-Artikel eingebaut. Also stellt sicher, dass der Quickshifter richtig eingestellt ist, da er das Getriebe beschädigen könnte. Aber abgesehen von einem festgefressenen EXUP-Ventil oder einem defekten Sensor ist die R1 unglaublich zuverlässig. Die Überprüfung des Ventilspiels ist im übrigen bei bei 40.000 Kilometer, was eine Zahl ist, an die nur wenige gebrauchte Motorräder herankommen.

Worauf muss man bei dieser Generation achten?

Diese Generation der R1 ist die letzte, bevor Yamaha sich voll und ganz auf die Rennstrecke konzentrierte und dementsprechend fühlt sie sich auch etwas gross an. Für Strassenfahrer ist das keine schlechte Sache, denn es macht die R1 komfortabler als ihre Nachfolgerin und besser geeignet für grössere Fahrer. Aber es bedeutet, dass das Handling etwas beeinträchtigt wird. Die R1 ist weit davon entfernt, träge zu sein, sie ist ein grossartiges Handling-Bike, aber sie ist nicht so scharf wie die ZX-10R, besonders auf der Rennstrecke. Trotzdem ist die voll einstellbare Federung exzellent und eine sorgfältige Abstimmung durch einen Profi kann sie noch einen Hauch schärfer ansprechen lassen. Die neue Gabelbrücke im "MotoGP-Stil", die mit dem Update kam, sieht toll aus, ändert aber nichts am Handling des Motorrads. Wie bei jedem Supersportler sollte man auf Sturzschäden und schlecht montierte Teile wie Verkleidung, Miniblinker oder Nummernschildhalterungen achten, aber bei der R1 ist die Verarbeitungsqualität so hoch, dass nur wenige Teile ihr Alter zeigen.

Yamaha YZF-R1 (2012-2014) Bremsen

Die 2012er-Maschine verfügt über die gleichen Sechs-Kolben-Bremszangen wie die R1-Modelle von 2009 (und 2007), die 310-mm-Scheiben packen. Einige Rennstreckenfahrer beklagen, dass die Scheiben sich verziehen können, aber Ihre grösste Sorge ist, dass die Kolben im Bremssattel stecken bleiben, was passieren kann, wenn sie nicht gut gepflegt werden. Die minimale Dicke der Scheiben liegt bei 4,5 mm, überprüft dies also, da sie recht teuer im Austausch sind. Wenn ihr die Leistung steigern wollt, machen Stahlflex-Leitungen einen grossen Unterschied und der Austausch des Hauptzylinders gegen eine Zubehör-Einheit (in der Regel Brembo) sorgt dafür, dass euer empfindlicher Bereich fest an den Tank gedrückt werden.

Komfort auf Langstrecke und Touring

Yamahas Supersportler neigen dazu, den Fahrer deutlich nach vorne zu neigen. Diese Fahrposition belastet die Handgelenke zusätzlich, was die R1 auf langen Strecken ein wenig unkomfortabel macht. Viele Fahrer nehmen sie mit auf Touren und sie ist sicherlich weitaus komfortabler als die ZX-10R oder eine Ducati, aber nicht so entspannt wie die Honda Fireblade oder die Suzuki GSX-R1000 des gleichen Jahrgangs. Wenn ihr eine längere Strecke zurücklegen wollt, ist die Montage eines höheren Windschilds ein Muss, denn trotz der leicht überarbeiteten Bugverkleidung ist die Scheibe des 2012er Modells immer noch ziemlich niedrig.

Yamaha R1 Fahrhilfen und Sonderausstattung

Die sechsstufige Traktionskontrolle arbeitet auf Basis von Raddrehzahlsensoren, ist aber nicht winkelsensitiv. Das bedeutete, dass sie schon bei ihrer Markteinführung ein wenig hinterherhinkte, da die S1000RR bereits über ein IMU-System verfügte. Strassenfahrer können sich mit einem gewissen Mass an Vertrauen besonders bei Nässe trotzdem darauf verlassen und das System ist auch auf der Rennstrecke nicht schlecht. Die drei D-Power-Optionen machen einen kleinen Unterschied, aber die meisten Fahrer stellen die R1 einfach auf die mittlere STD-Option, da die niedrigste B-Option ein wenig glanzlos und die höchste A-Option zu aggressiv ist. Wie bei den meisten Yamahas sollte man immer darauf achten, dass der rote "Hauptschlüssel" noch vorhanden ist, sonst wird es schwierig, die schwarzen Kopien der Wegfahrsperre neu zu programmieren. Was das Zubehör angeht, so hat Yamaha zwar eine ziemlich breite Palette entwickelt, aber das einzige, das Besitzer wirklich wollen, sind die Akrapovic-Endtöpfe, während Aftermarket-Teile wie Fussrasten, Lenkerstummel, Heckabdeckungen und Windschilde beliebte Ergänzungen sind.

Yamaha R1 Akrapovic
Beliebtes Tuning: Die Akrapovic Endtöpfe

Yamaha YZF-R1 (2012 - 2014) Gebrauchtfazit

Diese Generation der R1 ist ein schöner Spagat zwischen Old-School-Nutzbarkeit und Praktikabilität mit ein bisschen moderner Technologie in Form von Traktionskontrolle. Als Strassenmotorrad ist sie eine der besten ihrer Ära, während der Crossplane-Motor einfach schön zu bedienen bleibt und weit weniger aggressiv ist, als sein Nachfolger.

Über Jon Urry

Als begeisterter Motorradfahrer und Weltenbummler, der seit 2001 schon für Motorradmagazine in acht Ländern gearbeitet hat und jährlich über 30.000 Kilometer im Sattel verbringt, behauptet Jon von sich selbst zumindest seit 2003 jedes Modell von jedem (namhaften) Hersteller gefahren zu sein, das er kennt. 1000PS ist es gelungen ihm eine Reihe an Gebraucht-Berichten abzuluchsen, sodass ihr, von unserer Crew auf Deutsch übersetzt und da oder dort erweitert, in den Genuss seiner einzigartigen Erfahrungen kommt.

Autor

Bericht vom 28.02.2021 | 41'940 Aufrufe

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