Honda Fireblade SC82 Superbike
Ein Traum wird wahr
Wenn 213PS am Hinterrad zerren wird es normalerweise düster im Helm. Doch im Sattel der Fireblade regieren Fahrspass und Freude. Wir machten aus der Fireblade ein traumhaftes Superbike welches einfach und harmonisch zu fahren ist. Eine Saison Fireblade TuneUp im Schnelldurchlauf.
Eifrige Leser haben unser Fireblade Projekt unter dem Namen "NastyBlade" bestimmt verfolgt. Hier der Bericht vom Saisonstart nach der ersten Ausfahrt mit allen Teilen und Preisen. Hier hast Du alle Stories auf Instagram zum Fireblade TuneUp. Hier die Videos vom TuneUp Projekt: TuneUp Start, Die Lackierarbeiten, Der Feinschliff !
An einem solch aufwendigen Projekt die grossen Highlights herauszupicken ist kaum möglich. Als wohl herausragendste Eigenschaft dieses faszinierenden Projektes ist das harmonische Gesamtbild des Fahrzeuges. An allen Ecken und Enden wurden hochwertige und teilweise radikal wirkende Komponenten verbaut. In der Praxis fährt die Fireblade aber einfacher wie ein Serienmotorrad. Diese Stärke basiert einerseits auf der richtig guten Basismaschine, auf der anderen Seite auf der hohen Qualität der Komponenten und natürlich auf der beinharten Arbeit von Martin Bauer und seinem Team.
Besonders intensiv waren die 4 Tage am Stück bei den 1000PS Bridgestone Trackdays am Pannoniaring. 4 Tage lang genoss ich jeden einzelnen Turn in vollen Zügen. Ich war selbst überrascht wie fit ich auch am Sonntag noch ans Werk ging. Die Zeiten wurden täglich besser und die Fireblade war zwar kräftig schont aber trotzdem die Kräfte. Es ist erstaunlich wie gut Bauer die Einzelteile zu einem Kunstwerk komponiert hat. Die Carbonfelgen von Thyssenkrupp fühlen sich hier auf der Fireblade vollkommen neutral und transparent an. Das Motorrad ist handlich aber nicht nervös. Ähnlich gespenstisch auch die Bremse. Sie beisst mörderisch ohne aber zu überfordern.
Warum Tuning? Ist die Fireblade aus der Kiste nicht gut genug?
Einerseits ist es so, dass man im Jahr 2021 ein nagelneues Superbike von unnötigen Ballast befreien muss. Die Motorräder werden für strenge Abgasvorschriften entwickelt welche auf der Rennstrecke keine Relevanz haben. Martin Bauer änderte die Übersetzung, montierte eine Akrapovic Komplettanlage und passte das Mapping an. Nun stehen unfassbare 213 PS im Hinterrad zur Verfügung und das Drehmoment in der Mitte ist sagenhaft.
Auf der anderen Seite sind neue Sportmotorräder immer noch ein Kompromiss. Sie sollen sowohl auf der Rennstrecke als auch auf der Landstrasse gut funktionieren. Wenn man hier den Anwendungsbereich einschränkt kann man auch bei den Komponenten einen radikaleren Weg gehen. Die Demontage von Verkleidung, Licht und ABS ist somit naheliegend. Das ABS ist bei Hobby-Trackdays eine gute Sache, doch je straffer die Rundenzeiten werden desto eher ist es störend und hinderlich. Und bei der Gelegenheit kann man sich doch auch gleich eine edlere Carbonverkleidung vom Ilmberger gönnen?
Ich erinnere mich noch an meine R1M von Yamaha welche ich 2 Saisonen fuhr. Damals war serienmässig eine richtig schöne Carbonverkleidung verbaut. Sie zu demontieren empfand ich als Downgrade. Doch bei aller Freude über das herrliche Fireblade Design - mit unserer endgeilen Lackierung samt hochwertiger Carbonteile kann das Serienbike nicht mithalten.
Am Ende kommen dann jene Massnahmen wo man schlicht und ergreifend die Qualität anhebt. In einigen Bereichen ist es toll auf Grossserienprodukte zu setzen. Der Motor, der Rahmen und die Schwinge bieten hohe Qualität und Zuverlässigkeit. Doch klarerweise sind den Herstellern hier ein paar kaufmännische Limits gesetzt. Die modernen Bremsanlagen und Fahrwerke in den Serienbikes sind gut, doch warum nicht die verfügbaren Luxusteile aus dem Rennsport nutzen? Eine sündhaft teure 5-6000 Euro Gabel wird vermutlich niemals den Weg in ein Serienprodukt finden. Doch das Teil ist einfach geil - also warum verzichten? Die Gabel wird ihren Dienst über lange Zeit verrichten. Auch wenn das Motorrad mal verkauft wird, kann das edle Stück für das nächste Projekt weiterverwendet werden. Ähnlich verhält es sich bei den Bremsen. Am Konto verstaubt das Geld und bringt keine Zinsen, auf der Strecke erfreut man sich bei jedem Bremsmanöver an der herrlichen Qualität der edlen Teile.
Echte Schwächen hat dieses edle Gesamtpaket natürlich keine. Doch klarerweise ist nicht alles perfekt. Selbst auf den statischen Bildern wird klar wie kompakt die Maschine ist. Grösstes Nadelöhr für den Körper ist dabei die stark nach vorne orientierte Sitzposition. So muss man den Kopf ordentlich in den Nacken drücken. In der Praxis ertappt man sich als grosser Mensch dann leider viel zu oft dabei, dass man nicht wirklich tief hinter der Verkleidung kauert. Der grösste Minuspunkt vom Serienmotorrad ist jedoch bestimmt die zu lange Serienübersetzung samt mühsamer elektronischer Workarounds beim Ändern der Übersetzung. Denn eine Änderung der Übersetzung führt sofort zu Problemen mit der Elektronik. Eine fertige Plug-and-Play Lösung gibt es hier nur in Form des sündhaft teuren Kit-Steuergerätes. Doch Martin Bauer schaffte mit einem günstigen Work-Around eine Lösung - dennoch schrecken diese Mühseligkeiten bestimmt einige Interessenten ab.
Bericht vom 19.09.2021 | 23’222 Aufrufe