Aprilia RS 660 Trackday Tune-Up Finale

Showdown am Automotodrom Brno inkl. neuer Parts von CNC-Racing

Schlussfazit nach insgesamt zehn 1000PS Trackdays und etwas mehr als 2.500 Rennstreckenkilometern am Slovakiaring, Pannoniaring und dem Automotodrom von Brünn. Plus: Duell "David gegen Goliath" am Pannoniaring - Mex lässt unsere Aprilia RS 660 Trackday Edition (94 PS) gegen die Ducati Streetfighter (208 PS) antreten. Wer hat bei der schnellsten Runde die Nase vorne?

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Nach dem aufgrund der Corona-Pandemie etwas verspäteten Saisonstart mischten Mex und NoPain mit unserer getunten Aprilia RS 660 bei insgesamt zehn 1000PS Trackdays mit. Auf mehr als 2.500 Kilometern am Slovakiaring, Pannoniaring und dem Autodrom von Brünn nahmen sie umgerechnet 500 Runden unter die Räder, verbrannten hunderte Liter Benzin und zahlreiche Reifensätze. Das Fazit konnte sich sehen lassen, denn die zum Trackbike umgebaute Aprilia RS 660 erfüllte nicht nur unsere Erwartungen, sondern übertraf sie im höchsten Masse. Darüber waren sich neben Mex und NoPain auch alle anderen Testfahrer einig, die ein paar Runden mit der Italienerin drehen durften.

Duell "David gegen Goliath"

An ihrer enormen Leichtigkeit und Effizienz Geschmack gefunden, schwang sich Mex immer öfters in den Sattel der Aprilia und ging mit ihr, wie auch mit dem neuen 1000PS Langzeittest-Zugang, einem Ducati Streetfighter V4S, auf Rundenjagd am Pannoniaring. Am Ende eines langen Trackdays stand mit dem 208 PS starken Streetfighter auf Slicks eine 2:10er Zeit am Papier. Überraschenderweise ging sich mit unserer Aprilia RS 660 eine ebenso starke 2:10er Zeit aus. Und das, obwohl bei der Aprilia "nur" 94 PS mit 63 Nm am Hinterrad anliegen. Sprich: trotz weniger als der halben Leistung war mit unserer gepimpten Aprilia die gleiche Rundenzeit möglich wie mit dem italienischen Streetfighter Beast - am winkeligen und eher "langsamen" Pannoniaring, wohlgemerkt.

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FAHRWERK

Massgeblich dafür verantwortlich war das fantastische Matris Fahrwerk, das Martin Bauer unserer RS 660 verpasst hat. Sowohl das nachgerüstete Matris Federbein als auch das Gabel Cartridge Kit wurden intern auf das Gewicht von Mex und von NoPain abgestimmt und per Klicks für die 1000PS Rennstrecken optimiert. So zog die Aprilia unbeirrbar ihre Bahn, liess sich präzise durch die Radien steuern und brannte stets ihre maximale Leistung in den Asphalt. Der Unterschied zum Serienfahrwerk war gewaltig und deshalb wäre unserer Meinung nach das Matris-Setup mit einer etwas anderen Abstimmung auch für sportliche Tourenfahrer ein heisser Tipp.

LEISTUNG

Aber auch die individuelle Motorabstimmung am Prüfstand mittels RapidBike-Modul in Kombination mit der Akrapovic Racing-Komplettanlage und dem DNA Luftfilter war ein Garant für absoluten Fahrspass in jeder Lebenslage. Sogar dann, wenn mal ein zu hoher Gang am Kurvenausgang eingelegt war. Wurscht. Die Aprilia feuerte aus den Kurven fast wie eine Grosse.

Im Zuge der Abstimmung am Prüfstand verbesserte Martin Bauer die Leistung über das gesamte Drehzahlband und schöpfte das Potential der offenen Abgasanlage voll aus. So konnte die Drehmoment-Delle bei ca. 7.000 U/min mit einem Plus von 4 Nm geglättet werden und oben raus hielt der Motor seine Spitzenleistung bis hin zum Begrenzer, was einer Steigerung von ca. 6 PS knapp vor dem Drehzahlmaximum entsprach.

BREMSEN

Dank des Magura HC1 Bremsgebers konnten wir der grundsätzlich gut funktionierenden Vorderbremse noch einen echten Performanceschub verpassen. Die HC1 Master Cylinder sind sehr kompakt konstruiert, liessen sich problemlos am Originallenker montieren und harmonierten optimal mit der 320er Doppelscheibe, den radialen Vierkolbensätteln von Brembo und dem ABS-System der Aprilia. Ihr Druckpunkt blieb immer konstant, die Bedienkräfte relativ gering und die Aprilia am Kurveneingang auf der Bremse eine Klasse für sich.

Allerdings war die HC1 für die Kupplung inklusive dem HYMEC Hydrauliksystem ein reines Nice-To-Have, denn wir haben die Kupplung tatsächlich immer nur einmal zum Anfahren benötigt und alle weiteren Schaltmanöver ausschliesslich per Blipper bewältigt. Auf der Strasse mag es zwar für den einen oder anderen ein lohnendes Investment sein, auf der Rennstrecke wäre uns mit dem mechanischen Seilzug auch nichts abgegangen. Aber wie heisst es so schön: das Auge fährt mit, denn die HC1 ist am Lenker eine echte Augenweide.

Magura HC1
Das Auge fährt mit: Magura HC1

REIFEN

Die ersten Trackdays bestritten wir auf Michelin Power Cup 2 Semi-Slicks, die mit oder ohne Reifenwärmer gefahren werden konnten. Obwohl diese sogar eine Strassenzulassung besassen, boten die Power Cup 2 (mit Reifenwärmern) von der ersten Kurve an perfekten Grip und kühlten auch bei kurzen Unterbrechungen - wegen eines Sturzes oder Öl auf der Strecke - keineswegs aus. Es handelt sich um absolute Spassreifen für Einsteiger und Bikes mittlerer Leistung, die selbst an den heissesten Tagen von der Aprilia nicht an ihre Grenzen gebracht werden konnten.

Das absolute Potenzial der RS 660 liess sich aber erst nach dem Umstieg auf den Michelin Power Slick 2 abrufen. Er steigerte nicht nur massgeblich das Vertrauen in den Schräglagen-Grip, sondern verbesserte auch spürbar die Lenkpräzision über das Vorderrad. Natürlich gibt es am Markt deutlich performantere Slicks, aber in Verbindung mit der Aprilia RS 660 können wir für den Power Slick 2 eine klare Empfehlung aussprechen. Egal wie heiss der Asphalt war, egal wie hart gefahren wurde, der Reifen liess sich von den 94 Hinterrad PS nie ans Limit bringen. Und sogar seine Laufleistung war ausgezeichnet und betrug ca. 5 Trackdays am Vorderrad und ca. 3 Trackdays am Hinterrad.

RACING-VERKLEIDUNG

In puncto Aerodynamik, Gewichtsersparnis und Sicherheit auf der Rennstrecke vermochte uns schlussendlich auch der Komplett-Kit mit der Racing-Verkleidung, einer höheren Scheibe und der Sitzbank von PitLane Motorsport zu überzeugen. Nach der Adaptierung von MB Bike Performance und dem Karosseriecenter Pöttelsdorf machte die Verkleidung keinerlei Macken - sprich: keine Windgeräusche, keine nervigen Vibrationen, kein Knacken oder Knarzen - und bot von vorne bis hinten eine enorme Steifigkeit. So war auch eine stabile Montage der Insta360 Actioncam am Heck problemlos möglich. Ende gut, alles gut.

Insta360 Actioncam
Für mächtige Aufnahmen montierten wir die Insta360 Actioncam am Heck der Aprilia RS660.

ÖL-SERVICE & FIRMWARE UPDATE

Da Mex und NoPain mehr als 2.500 Rennstreckenkilometer absolvierten, war zwischenzeitlich ein Ölwechsel fällig. Genauer gesagt: nach 1.500 Trackday-Kilometern tauschten wir das Öl und den Ölfilter. Nach Anraten von Aprilia Österreich stiegen wir dabei vom original eingefüllten 10W-50 Öl auf ein effizienteres Öl mit 15W-50 um, da es eine bessere Leistung und einen höheren Verschleissschutz bieten sollte.

Bei der Gelegenheit liessen wir von Aprilia auch gleich alle Fehler aus dem Fehlerspeicher löschen, die sich während des Umbaus eingeschlichen hatten. Gleichzeitig wurde die neueste Firmware mit einigen ABS-Updates auf dem Steuergerät installiert. Hier kam uns die individuelle Motorabstimmung am RapidBike-Unit wieder zugute, denn die von Martin Bauer optimierten Einspritzkennfelder wurden ja nicht direkt auf der ECU, sondern extern auf dem separaten RapidBike-Kastl gespeichert. So konnte die Aprilia-Werkstatt die Daten auf dem Steuergerät überschreiben, ohne dass unsere Abstimmung dadurch verloren ging.

Hätten wir unsere ECU klassisch flashen lassen, wäre die individuelle Abstimmung mit dem Update überschrieben worden und wir hätten erneut den Tuner unseres Vertrauens aufsuchen müssen, um die individuelle Abstimmung ein weiteres Mal aufzuspielen.

Bei zwei Fehlern war dann aber auch die Aprilia Werkstatt machtlos. Einmal beim "schweren" CAN-BUS Fehler wegen des ausgebauten/fehlenden Frontlichts inkl. Kurvenlicht und ein weiteres Mal wegen des fehlenden Rück-/Bremslichts inklusive Notbremsassistenten. Beides lässt sich ja am Display konfigurieren; darum reagierte der CAN-BUS extrem beleidigt, als er diese Lamperl nicht mehr finden konnte. Die Fehlermeldung überdeckte in weitere Folge leider die Hälfte vom Display, weshalb die eingestellte Traktionsstufe während der Fahrt nicht mehr ablesbar war und man auch nicht erkennen konnte, ob ein neuer, echter Fehler hinzugekommen ist.

Für beide Problemchen gab es glücklicherweise passende Eliminatoren am Zubehörmarkt, die rasch und einfach am originalen Kabelbaum angesteckt werden konnten und beide Fehler endgültig eliminierten.

CNC RACING PARTS

Rechtzeitig zum grossen Tune-Up Finale konnten wir mit CNC Racing noch einen weiteren italienischen Partner für unser Projekt gewinnen. Falls ihr CNC Racing noch nicht kennt: es handelt sich dabei um eine traditionelle, in der Toskana beheimatete Edelschmiede, die Rennsportteile und Zubehör sowohl für italienische Sportmotorräder als auch für einschlägige europäische und japanische Marken im Programm hat. Fast alles wird in Italien aus hochfestem Aluminium oder robustem Carbon hergestellt, CNC gefräst und farblich eloxiert.

Erst kürzlich nahmen die Italiener auch die Aprilia RS 660 in ihr Portfolio auf und bieten neben vielen gefrästen Teilen zum Verschönern ab sofort auch robuste Schutz- und Performance-Parts an. Wir haben uns ausschliesslich für funktionelle Rennstrecken-Parts entschieden, so beispielsweise für einen Tankdeckel mit Schnellverschluss - aussen schwarz, innen rot - mit welchem das Nachtanken in der Box deutlich schneller vonstatten geht. Vorne an der Gabel thronen nun CNC-gefräste Crash-Bobbins, ebenfalls in schwarz-rot, die den Fahrer im Sturzfall vor der scharfkantigen Achsmutter und die Ausfallenden vor Kratzern oder Beschädigungen schützen. Und seitlich montierten wir schwarze Protektoren, die dem Kupplungs- und Lichtmaschinendeckel einen stabilen Schutz bieten sollen. Im Falle eines Rutschers wäre es natürlich viel günstiger, anstelle des Motorgehäuses nur diese CNC Parts zu zerkratzen, denn solche Originalteile kosten ein Schweinegeld - von der Arbeitszeit ganz zu schweigen.

CNC Tankdeckel mit Schnellverschluss
Der CNC Tankdeckel mit Schnellverschluss

Zu guter Letzt sorgen am Lenker stylische Hebelguards aus Alu und Carbon für eine schmälere Front und bewahren den Fahrer bei harten Infights vor dem schmerzvollen Abflug übers Vorderrad.

Alle Teile kamen inklusive passender Adapter und konnten rasch und einfach montiert werden. Ein grosser Pluspunkt waren die übersichtlichen und mehrsprachigen Anleitungen, welche zu jedem Produkt im Internet heruntergeladen werden konnten.

Zukünftig will CNC Racing noch mehr Teile für die Aprilia RS 660 ins Programm aufnehmen, so zum Beispiel eine komplette Fussrastenanlage, einen sportlicheren Lenker und Racing Triples für eine noch agilere Geometrie - aber damit ist wohl erst für 2022 zu rechnen.

Partner A-Z

Für mehr Informationen, wie auch du dein Motorrad zu einem Rennmotorrad umgebaut bekommst, steht dir das Team von MB Bike Performance unter +43/(0)2622/73260 sowie office@bikeperformance.at bzw. www.bikeperformance.at gerne zur Seite!

Bericht vom 24.09.2021 | 22'485 Aufrufe

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