Der Achtziger Jahre Typ - Kawasaki Z 650 S

Die "Kleine Zett" als Version eines Ruhrpöttlers

Der einstige Saarländer und heutige Ruhrpöttler Guido „Oleck-Fett“ Timmerbeul aus Marl stellt seine handgearbeitete Version einer kleinen Kawa-Zett vor, die ihre Gene beim Umbau nicht verleugnen musste „Meine Kawa sollte nicht einfach 'nur' ein Neuaufbau werden. Ich wollte eine Version, die ihr nicht ihre Identität nimmt, sie aber trotzdem als sportliche Einmannmaschine daher kommen lässt. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich bewusst auf teure, moderne Elemente verzichtet und hauptsächlich authentisches Material aus den Achtzigern verbaut.

Meine Arbeiten an der Kawa gestalteten sich im Einzelnen so: Zunächst zerlegte ich das Fahrzeug komplett und brachte es technisch auf Vordermann. Das Heck kürzte ich um ganze 200 mm, wobei ich das Originalheck quasi näher an den Vorderbau heranholte. Die Aufnahme für den Hauptständer und diverse andere Halterungen fielen der Flex zum Opfer. Die hintere, innere Radabdeckung besteht jetzt aus hochwertigem Aluminium. Die Aufnahme des Rücklichts und die Halterung für das Nummernschild, mit einer Art angedeutetem Fender, gestaltete sich als äusserst zeitaufwendiges Thema: dem Teil sieht man gar nicht an, wie viel Arbeit da drin steckt.

Erst die Arbeit, sehr viel später erst das Vergnügen

Weitere Arbeitsschritte summierten sich über Tage und Wochen: Einer davon war, dass ich die Sitzbank gestrippt hatte und das Bodenblech passend dazu einkürzte. Danach schweisste ich wieder alles zu einer Einheit zusammen. Anschliessend passte ich den Schaumstoff ans grosse Ganze an und liess das Sitzmöbel neu beziehen. Dabei legte ich Wert darauf, dass das Öffnen und Schliessen der Sitzbank genauso geschmeidig funktioniert wie bei einem Serienmoped.

Die Gabel ist komplett in Schwarz gehalten zu viel Blingbling sollte es denn auch nicht sein. Der Hauptscheinwerfer hat eine extra Halterung an der unteren Gabelbrücke bekommen. Die Serienhalter mussten schwarzen Aluhülsen weichen. Faltenbälge verdecken dann auch final den übrigen Chrom. Schlanke, schwarze Stahlflex-Bremsschläuche machen das Frontend auch etwas graziler. Der Fender aus Alu dient einzig der Alltagstauglichkeit, der hätte von mir aus auch gar nicht sein müssen.

Ohne Elektro-Dilemma

Bei der Elektrik machte ich direkt 'Tabula rasa'. Die alten Kabelbäume können oft ungeahnten Ärger verursachen und etwas Platz einsparen wollte ich sowieso. Hier ist also eine Joosten Elektronikbox als Schaltzentrale zum Einsatz gekommen. Der Lima-Regler ist einer moderneren Variante gewichen und der Tacho ist nun digitalisiert - auch als ein optisches Zugeständnis an die Neuzeit. Ein besonderes Schmankerl musste ich mir unbedingt gönnen: Beheimatet ist der Tacho in einer Wheels & Stones- Tasse vom gleichnamigen Event, zu der sich dann noch das Zündschloss gesellte.

Rahmendaten der Kawa

Eigentlich stammt das Krad aus dem Jahr 1979, somit handelt es sich technisch hier um eine B1. Da der Rahmen aber keine Deutschen Papiere hatte, musste ein Rahmen aus 1983 herhalten. Laut Papiere hätte sie 37 KW (50 PS), aber die frühen Z650 wurden mit angeblichen 64/66PS auf den Markt gebracht. Die tatsächliche Leistung wird wahrscheinlich aber wohl doch nur bei 50 PS liegen. Damals wurde ja gerne etwas stärker geflunkert, wenn es um die Leistungsangaben ging.

Die frühen Z650 hatten eigentlich alle Speichenräder und nur eine Bremsscheibe vorn. Da mein Moped ohnehin nicht mehr original war, peppte ich die Gussräder auf (BBS Gold) und setzte vorne auch gleich auf eine Doppelscheibe. Der Gabelstabi und die neuen Federbeine hinten lassen die Kawa jetzt sehr spurstabil laufen. Meistens sind die originalen Auspuffanlagen alle kaputt gerostet oder es handelt sich um gute Nachbauten. Echte Originalanlagen sind mittlerweile horrend teuer. Daher entschied ich mich für Krümmer von der Zephyr und für Tröten aus dem Zubehör. Die Lärmemissionsmessung beim TÜV kostet zwar auch so einiges, aber so habe ich die passende Länge zum gekürzten Heck. Der Sound ist nach wie vor unvergleichlich, aber wahrscheinlich nur noch was für Menschen im fortgeschrittenen Alter, grinst Guido genüsslich.

Die Fehler der Vorgänger

Ein Fazit aus all dem Werken kann ich hier ziehen und gerne an alle Tüftler und Selbstbauer weitergeben: Über 40 Jahre alter Scheiss ist beim Neuaufbau nie ein Selbstläufer! In so einer grossen Zeitspanne haben einfach zu viele verschiedene Leute mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und Qualifizierungen Hand angelegt. Das war hier auch nicht anders. Nicht aufzugeben, bis ein akzeptables Ergebnis erreicht ist, das ist wahrscheinlich das Schwierigste überhaupt. Aber wenn so eine Maschine, nach viel Arbeit und Gefluche dann zum Leben erweckt wird, das entschädigt einfach für alles! Da freust Du dich, wenn sich andere mitfreuen, sobald du mit dem Krad deinen Auftritt in der Öffentlichkeit hast und die Anerkennung der anderen Auskenner geniessen kannst.

Meine persönliche Bilanz aus diesem Umbau lautet dann auch: Diese kleine Z könnte jetzt wieder bestens auf jeder Kirmes und direkt neben dem Autoscooter parken. Fehlt nur noch der Fuchsschwanz am Zündschlüssel und der obligatorische Spruch: Junger Mann zum Mitreisen gesucht! Eins noch: aktuell steht die Kawa im Wohnzimmer und leistet einer Yamaha XZ dort Gesellschaft. Weil.... da gibts ja schon längst wieder Nachfolger, die auch gezeigt und gefahren werden wollen. The story continues. www.oleck.net

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sabinewelte

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Bericht vom 23.06.2022 | 6'939 Aufrufe

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