Bilder: Motorradtour durch Österreich - Der Biker-Himmel vor der Haustür
2020 ist nicht das Jahr der grossen Reisen. Durch die Covid-19 Pandemie können Grenzen jederzeit geschlossen und Reisebeschränkungen kurzfristig beschlossen werden. Doch brauchen wir zum Motorradfahren überhaupt ferne Länder? Oder haben wir in Österreich das Biker-Paradies eh vor der Nase? McGregor macht sich mit seinem Vater auf, um das zu überprüfen. Der Vater-Sohn-Trip geht durch bezaubernde Alpenlandschaften, macht halt an Biker-freundlichen Orten und nimmt schlussendlich ein dramatisches Ende!
Eigentlich leide ich, was Reisen angeht, unter Größenwahn. Spätestens seit meiner Norwegenreise, damals noch als kompletter Frischling mit A2-Schein, träume ich von großen Abenteuern auf zwei Rädern. Je weiter weg und je exotischer, desto besser. Doch die Corona-Krise hat mir heuer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Tja, na dann beschränke ich mich halt auf Österreich. seufz Obwohl, eigentlich kenne ich hier auch fast nichts. Eine Tagestour zur kalten Kuchl war schon die ambitionierteste meiner Ausfahrten auf österreichischem Boden. Es könnte also doch spannend werden! Noch während ich überlege, meldet sich auch schon ein zweiter williger Reisekumpane: mein Vater. Seit knapp dreißig Jahren hat er den Straßenmotorrädern entsagt und sich auf einzylindrige Gatschhupfer (also Offroad-Bikes) beschränkt. Doch nun wittert er seine Chance, um wieder Österreichs Alpenpässe unsicher zu machen. Aber auf was?
Für Alpenpässe und eine große Tour durch ganz Österreich braucht es reisetaugliche, komfortable und auch praktische Motorräder. Da passen unsere 1000PS-Dauertester ja perfekt. Die Suzuki V-Strom 1050 XT ist mir schon als verlässliche und treue Begleiterin bekannt, schließlich war ich mit ihr bereits auf einer 3000 km langen Slowenientour. Ausgestattet ist sie von oben bis unten und vorne bis hinten mit allem, was das Givi-Zubehör hergibt. Windschutz, Sturzbügel, Nebelleuchten, Alukoffer, Tankrucksack, Seitenständerverbreiterung, you name it... Das macht aus der so schon mächtigen V-Strom zwar ein richtig schweres Gerät, doch sobald sie ins Rollen kommt ist das kein Problem mehr. Sie liegt extrem satt auf der Straße, ist sowieso komfortabel und der fette V2-Motor mit 107 PS und 100 Nm Drehmoment ballert richtig fett aus dem Drehzahlkeller und macht auch sportliches Fahren zum Genuss. Mein Vater sattelt die Triumph Tiger 900 Rally Pro. Mit 95 PS hat sie etwas weniger Leistung, aber vor allem das niedrigere Gewicht und das sanftere Ansprechverhalten vom Dreizylinder sind etwas geeigneter für Anfänger und Wiedereinsteiger wie meinen Vater.
Von Wr. Neustadt geht es los in Richtung Steiermark. Die Route führt über Rohr im Gebirge vorbei an der legendären kalten Kuchl nach Mariazell und dann zu den Wildalpen. Die breit ausgebaute Straße windet sich entlang des Flusses Salza. Dieses Mekka für Rafting-Enthusiasten ist auch auf zwei Rädern sehr idyllisch. Langgezogene Kurven ermöglichen flotten Fahrspaß, sofern der Verkehr mitspielt. Durch die malerische Landschaft ziehen die Wildalpen auch zahlreiche andere Natur-Begeisterte an, was zeitweise auch zu etwas Verkehrsaufkommen führen kann.
Nur etwas weiter westlich von den Wildalpen liegt das nächste Juwel der nördlichen Steiermark: Der Nationalpark Gesäuse. Entlang der Enns geht es hier in Richtung Admont und dann weiter auf der B320 bis Espang. Dieses Verbindungsstück Admont-Espang ist zwar nicht weiter spannend, doch der danach in südliche Richtung abzweigende Sölkpass ist ein Traum.
Mit der Passhöhe von 1790 m. ü. A. ist er zwar nicht sonderlich hoch ...
...doch die schönen Ausblicke, die kurvige Strecke und das Weidevieh auf der Straße geben schon einen ersten Vorgeschmack auf das nahende Hochgebirge. Es folgt ein kurzes Verbindungsstück im Murtal bis wir schließlich bei Tamsweg nordwestlich in Richtung Obertauern fahren.
Diese Ortschaft ist in der kalten Jahreszeit einer von Österreichs meistbesuchten Wintersportorten. Entsprechend ist auch der Ort von Hotelburgen und Schiliften dominiert. Die für die Reisebusse breit ausgebaute Straße führt zwischen den Radstädter Tauern durch einige Lawinengalerien hinauf auf 1664 m. ü. A. und bietet auch eine schöne Landschaftskulisse. Nach 356 km und einer reinen Fahrzeit von ca. 5 Stunden erreichen wir in Obertauern auch unser erstes Quartier.
Mitten zwischen Skiburgen liegt das MoHo Hotel Solaria. Im Winter nächtigen dort zwar auch hauptsächlich Wintersportler, doch im Sommer dreht sich alles um Zweiräder.
Chef Christian Schmidt und sein Bruder Werner sind selbst seit Jahrzehnten leidenschaftliche Motorradfahrer und auch Mitgründer der MoHo-Idee. Schon in den 1980ern gründeten sie mit anderen die "4 Häuser für 2 Räder". Diese 4 Hotels mit Fokus auf Motorradfahrer bildeten die Vorläufer für die heute populären MoHos. Was die MoHos verbindet, ist nicht nur die Leidenschaft Motorrad an sich, sondern auch ein einheitliches System und gemeinsame Qualitäts-Kriterien. MoHos bekommen keine Sterne, sondern Helme. Mit 5 Helmen ist das Hotel Solaria in der obersten Klasse. Um sich diese zu verdienen, bietet das Team rund um Christian jede Menge Service an. In der hauseigenen Tiefgarage finden über 100 Motorräder Platz. Eine eigene Werkstatt ist ausgestattet, um auch in Notfällen Hilfe zu leisten.
Im Foyer des Hotels liegen Tourenguides, Visierputzmittel und Motorradzeitschriften bereit. Selbst eine Yamaha Tenere 700 kann ausgeliehen werden. Und einmal im Jahr gibt es mit dem "Orangemountain" auch eine größere Motorrad-Veranstaltung. Das letzte Kriterium für die 5-Helme-Bewertung ist das Angebot von geführten Touren. Christian kennt die Gegend wie seine eigene Westentasche und führt Gäste nicht nur über bekannte Straßen, sondern auch geheime Wege und auf Wunsch auch auf unbefestigte Pfade. Als Basis für Touren, egal ob geführt oder nicht, ist das Hotel Solaria sowieso ein Traum. Highlights wie die Nockalmstraße, Großglockner, Sölkpass, Turach und das Nassfeld liegen in der Nähe und warten nur darauf genossen zu werden. Neben diesen Motorrad-Services ist das Hotel Solaria aber auch sonst ein tolles Hotel mit netten Zimmer, gutem Essen und einer leiwanden Bar. Abends hocken wir noch mit Christian, Werner und einigen Gästen am Tresen und fachsimpeln bei Bier übers Zweirad-Thema bis spät in die Nacht hinein.
Es geht westwärts durch das Pongau und dann hinauf über den Hochkönig. Diese sanft geschwungene Straße mit einigen Kehren ist sehr breit ausgebaut und führt knapp südlich des 2941 Meter hohen Hochkönigs von Bischofshofen nach Saalfelden. Einzig der recht dichte Verkehr trübt den Fahrspaß.
Als eine von zwei möglichen Verbindungsstraßen zwischen Ost und West, wird die Straße am Hochkönig auch von Bussen, LKWs, Wohnmobilen und Touristen benutzt. Zu früher oder später Stunde lässt sich die Straße sicher genießen, doch zur Mittagszeit im August ist das Ganze eher ein mühsames Unterfangen. Auch die folgende Verbindungsstrecke, an Zell am See vorbei und dann westwärts durch Mittersill in Richtung Zillertal, ist stark befahren. Doch andere Möglichkeiten gibt es in diesem Teil der Alpen fast nicht, also bleibt nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen.
Wenigstens bieten die umliegenden Gipfel, wie zum Beispiel der Großvenediger, wunderschöne Panoramen. Das letzte Stück vor dem Zillertal ist der Gerlospass. Dieser breit ausgebaute Pass geht auf 1521 Meter hinauf und kann in einer verkehrsarmen Stunde ein absolutes Traumstück sein. Top Asphalt, einige Kehren und viele langgezogene Kurven. Doch bei uns schleichen die Bürgerkäfige in Kolonnen durch die Kehren und machen dieses Stück eher zur Geduldsprobe. Aber wenigstens nette Fotostopps kann man machen.
Die Entschädigung für die zähen Verbindungsstücke kommt im letzten Abschnitt unserer zweiten Etappe. Im Zillertal angekommen fahren wir nur ganz kurz nach Süden, bevor wir in Raumsau im Zillertal auf die Zillertaler Höhenstraße abbiegen. Zuerst steigt man zwar erstaunlich lang zwischen Hotelburgen hoch hinauf, doch unvermittelt weichen die Häuser zurück und man steht vor einem kleinen Mauthäuschen. Nach dem verschmerzbaren Preis von 5 € pro Motorrad geht es auch schon los. Die Zillertaler Höhenstraße ist eine sehr schmale Bergstraße, welche sich in stetem Auf und Ab an der Westseite des Zillertals dahinschlängelt und bis auf 2133 m. ü. M. steigt. Die Szenerie ist ein absoluter Traum. Weidevieh läuft frei herum, die Luft ist klar, Blumen säumen den Weg, grüne Berghänge und schneebedeckte Gipfel umringen einen - Alpenlandschaft wie aus dem Bilderbuch.
Bei so einer bannenden Umgebung ist es vermutlich gut, dass sich die Straße nicht zum schnell Fahren eignet. Das wäre die reinste Überstimulation! Aber auch der Asphalt ist stellenweise extrem wellig, vom Vieh verunreinigt und auch auf Weideroste muss man achten. Doch am meisten muss man aufgrund der Enge des Straße aufpassen. Auch andere Touristen besichtigen die Höhenstraße in ihren Autos und da wird es dann schon mal knapp mit dem Vorbeifahren. Das Fehlen von jeglichen Leitplanken oder Abzäunungen machen den Balanceakt zwischen Auto und Abgrund schon mal etwas nervenaufreibend. Später erfahren wir von unserem MoHo-Wirten Walter Koidl auch, dass er genau wegen dieser Enge seinen Gästen empfiehlt, die Zillertaler Höhenstraße von Norden nach Süden zu befahren. Denn dann fährt man am Berghang und nicht am Abgrund entlang. "Wenn der Holländer panisch mitten auf der Straße stehen bleibt, dann kann es mit Koffern und Sozius schon mal brenzlig werden. Deshalb lieber auf der sicheren Seite fahren.", rät er uns. Doch trotz unserer Ahnungslosigkeit schaffen wir es ohne Zwischenfall über die Zillertaler Höhenstraße und fahren von Ried im Zillertal die letzten paar Kilometer Bundesstraße nach Bruck am Ziller, wo unser zweites Quartier wartet.
Das kleine aber feine MoHo Hotel Sonnleiten wird vom schon vorgestellten Walter Koidl und seiner Frau Melanie geleitet. Als enger Freund von Enduro-Legende Kinigadner, eingefleischter Enduro-Enthusiast und mehrfacher Erzberg-Bezwinger lebt auch Walter die Motorrad-Leidenschaft. Und auch seine bessere Hälfte steht ihm in nichts nach. Das Hochzeitsfoto der beiden inklusive Zielflagge und Wheelie zeigt, dass sich hier alles ums Zweirad dreht. Auch sie sind mit 5 Helmen ausgezeichnet, dass heißt als Motorradfahrer kann man sich hier das volle MoHo-Programm erwarten.
Die Lage ist für Biker top, jeden Mittwoch gibt es auch geführte Touren und Melanie und Walter stehen mit Rat und Tat zur Seite. Umso bemerkenswerter ist, dass sie neben dem MoHo Programm auch sonst alles im Hotel schupfen. In dem Familienbetrieb packt jeder mit an. Walter kocht, Melanie kümmert sich um Service und Rezeption und die Schwägerin hilft bei den 14 Zimmern aus. Und das ganze mit viel Witz und Charme obendrauf. Die Leidenschaft für die Hotellerie und Motorräder greifen perfekt ineinander und schaffen eine super Atmosphäre. Hochzufrieden, mit Sauna und Bier, beenden wir den Tag.
Am nächsten Tag starten wir von Bruck am Ziller aus Richtung Norden, um einen Abstecher nach Bayern zu machen. Trotz strahlendem Sonnenscheins beobachten wir immer wieder besorgt den Himmel. Die Wettervorhersage prognostiziert apokalyptische Schauer und rekordverdächtige Niederschlagsmengen für Westösterreich. Nichtsdestotrotz wollen wir probieren was geht und fahren los.
Entlang des malerischen Achensees fahren wir zur Grenze und biegen in Richtung Garmisch-Partenkirchen ab. Nach dem ebenfalls beeindruckenden Sylvenstein-Stausee geht es entlang der Isar auf einer Mautstraße nach Wallgau. Wie ein blaues Band schlängelt sich die Isar zwischen Bergen durch ein weißes Flussbett aus Kies. Das Gebiet steht unter Naturschutz und ist landschaftlich echt ein Hochgenuss. Mehrmals müssen wir stehen bleiben, um die Atmosphäre aufzunehmen und Fotos zu schießen. Die Straße selbst ist in gutem Zustand, aber aufgrund der zahlreichen Touristen und der Schmäle sollte man von hohen Geschwindigkeiten auf dieser Strecke absehen.
Ab Wallgau geht es südlich durch bayrische Idylle. Mit den bemalten Fassaden und urigen Häusern ist es fast schon kitschig schön. Nach Mittenwald geht es über Leutasch durch nicht minder schöne Tiroler-Dörfer in Richtung Telfs und dann nach Kematen in Tirol.
Dort beginnt nämlich das nächste Schmankerl unserer Reise: das Kühtai. Der Kühtaisattel verbindet auf einer Länge von gut 40 km das Ötztal mit dem Sellraintal. Die Passhöhe liegt auf 2017 m. ü. M. mitten im Wintersportort Kühtai. Die Straße ist für die Busse und Automassen im Winter groß ausgebaut und führt durch zahlreiche Lawinengalerien. Doch im Sommer hält sich der Verkehr sehr in Grenzen, da der Hauptverkehr durch das Inntal läuft. Deshalb ist der Kühtaisattel ein Traum für Motorradfahrer. Guter Asphalt, viele, eher langgezogene Kurven und wenig Häuser am Wegesrand - hier kann man es auch mal etwas fliegen lassen. Allerdings muss auch hier auf frei herumlaufendes Weidevieh achtgegeben werden. Im Skiort Kühtai inmitten der wunderschönen Stubaier Alpen machen wir auch unsere Mittagspause.
Während dem Essen beginnt es aus dem inzwischen wolkenverhangenen Himmel zu tröpfeln und bis wir fertig sind, schüttet es bereits ordentlich. Vorsichtig fahren wir die westliche Seite des Sattels hinab. Kuhfladen und Regen vermischen sich zu einem tückischen Rutschmittel und so schleichen wir durch die sonst sicher leiwanden Kehren und Kurven hinunter ins Ötztal. Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher zum Kaunertaler Gletscher machen, doch da der Regen nicht aufhört, entscheiden wir uns über die Pillerhöhe abzukürzen um schnell zum nächsten Quartier in See im Paznauntal zu kommen.
Genau da passiert es. Es regnet, es ist kalt und vor mir schleicht ein Auto durch die Kehren. Endlich kommt eine etwas längeres gerades Stück auf der sonst kurvigen Straße. Eine letzte Kehre durchfahren und dann sanft Gas anlegen um zu überholen und ... Bumm! ... schon lieg ich auf der Goschn, wie man in Österreich so schön sagt. Das war wohl nicht sanft genug mit dem Gas. Bei nasser Fahrbahn dreht nur kurz das Rad durch, doch das reicht aus, dass die Suzuki sofort nach rechts wegrutscht. Das Ganze passiert so schnell, dass auch die Traktionskontrolle nicht mehr eingreifen kann. Glücklicherweise retten die Alukoffer und die Sturzbügel von Givi die V-Strom vor großem Schaden. Die Lenkerenden und Seitenspiegel kriegen nicht einmal Kratzer ab, doch unglücklicherweise wird die linke Fußraste abgerissen. In Summe eine schwer unnötige Aktion von mir! Mit mehr als Ärger über mich selbst habe ich aber auch nicht zu kämpfen, denn der Umfall passierte bei nur ca. 20 km/h. Jetzt nicht nur nass, sondern auch noch beschämt und leicht angeschlagen, fahren wir am schnellsten Wege ins Paznauntal.
In strömenden Regen kommen wir beim MoHo Hotel Lenz in See im Paznauntal an. Dieses gigantische 4-Sterne und 4-Helme Hotel liegt in der Nähe von der Silvretta-Hochalpenstraße, der Schweiz und dem Arlberg-Massiv. Mit seinem vollausgestatteten Wellnessbereich ist das Hotel ideal zum Entspannen der müden Knochen. Doch ich kann mir den Luxus nicht leisten und fang an mich um mein Malheur zu kümmern.
Hotelchef Andreas Lenz, selbst Motorrad-Fan und Oldtimer-Spezialist, hilft mir wo er nur kann und telefoniert vom Hobbybastler bis zum Suzuki-Händler so ziemlich alle Zweirad-Techniker Tirols durch. Doch es hilft alles nichts. Die Suzuki V-Strom 1050 XT ist einfach noch zu neu und Ersatzteile an einem Freitag Abend schlicht nicht aufzutreiben. Kann man nichts machen. Das ausgezeichnete Essen und ein paar Bier lassen schlussendlich auch mich etwas entspannen. Andi setzt sich zu uns und das folgende Benzin-Gespräch vertreibt Kummer und Sorgen.
Hier erfahre ich auch, dass der Familienbetrieb Lenz zwar erst seit kurzem Teil des MoHo-Verbandes ist, aber schon seit jeher Benzin im Blut hatte. Das Hotel besitzt nämlich eine eigene Tankstelle direkt vor der Haustür. Genaugenommen hat die Tankstelle ein Hotel, denn sie war der Ursprung des Lenz-Betriebs im Paznauntal. Heute ist das große Hotel im Winter auf Skigäste und im Sommer auf Biker ausgerichtet. Neben allen Annehmlichkeiten eines 4-Sterne Hotels, gibt es für Motorradfahrer auch Tourenberatung, eine Platz um die Motorräder unterzustellen, Silvretta-Hochalpenstraße Tickets zu den Zimmern dazu, eine kleine Werkstatt für notwendige Reparaturen und mehr. Lediglich geführte Touren bieten Andi und sein Team nicht an, deshalb auch die 4-Helme Bewertung.
Laut Plan sollten wir vom Paznauntal über Süd- und Osttirol bis nach Kärnten ins Gailtal fahren. Diese Strecke soll das Grande Finale unserer Österreich-Tour werden. Passjuwelen wie das Timmelsjoch oder der Jaufenpass warten auf uns.
Doch das Wetter hat von schlecht zu gefährlich schlecht gewechselt. Es schüttet wie aus Kübeln. Laut Prognose sollen sich gerade auf unserer Route Mengen von bis zu 180 Liter pro Quadratmeter ergießen. In Kärnten ist die Feuerwehr und das Rote Kreuz bereits in Alarmbereitschaft versetzt worden. Es drohen Murenabgänge und Überschwemmungen.
Es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung. Doch gerade bei so einem Wetter wäre es eher verantwortungslos, dennoch über die Pässe zu fahren. Da das Wetter auch am Sonntag nicht aufklaren soll, entscheiden wir uns schweren Herzens die Reise abzubrechen und am schnellsten Weg nach Wien zurückzufahren.
ir verabschieden uns von Andi, tanken noch einmal in der hoteleigenen Tankstelle und verlassen das Paznauntal, um 560 Kilometer Autobahn im Regen zurückzulegen. Und ich auch noch ohne Fußraste...
...Große Freude!
Obwohl unsere Reise höchstens als semi-erfolgreich angesehen werden kann, war es dennoch eine schöne Erfahrung. Hochgebirge sind einfach ideal für Motorradtouren. Herrliche Alpenpanoramen, kurvige Straßen und mächtige Landschaften - was will man als Motorradfahrer mehr? Auf manchen Straßen, welche auch die Hauptverbindungsstrecken zwischen Tälern sind, kann es zwar verkehrstechnisch recht dicht werden, doch es gibt auch mehr als genug Pässe, Sättel und Höhenstraßen die man in Ruhe auf zwei Rädern genießen kann. Und genau das ist das Schöne. Da genug Motorradfahrer den Alpenraum erkunden, hat sich inzwischen auch ein spezialisierter Tourismus für Biker entwickelt. Institutionen wie die MoHos machen uns Bikern das Tourenleben noch schöner und einfacher. Also selbst wenn Corona große Weltreisen noch länger verhindert, um unsere Leidenschaft müssen wir uns hier in Mitteleuropa keine Sorgen machen. Zumindest nicht, solange wir uns zivilisiert und rücksichtsvoll verhalten. Wenn nicht noch mehr Streckensperren folgen, dann können die Alpen getrost als Motorrad-Paradies bezeichnet werden. Und daran ändern auch Stürze und Unwetter nichts.
Galerie von: 1000PS Internet GmbH
hochgeladen am 09.09.2020