Bilder: Triumph Bonneville Bobber Black 2018
Zwei neue britische Klassiker mit modernster Technik: Bonneville Bobber Black im ganz verwegenen Stil und Bonneville Speedmaster als britischer Custom-Klassikerr in 1200er-Neuauflage. Die Bobber kommt erstmals als Black-Version mit Upgrades - normalerweise bedeutet "Black" immer eine günstigere Version: Doch die Bobber Black kommt nicht nur geschwärzt, sondern mit 16 Zoll Vorderrad, einer schwarzen Slash-Cut Auspuffanlage, einer Brembo-Bremsanlage mit zwei 310 mm Scheiben, einem One-Button Tempomaten und einem LED-Scheinwerfer mit speziellem Tagfahrlicht.
Im Vergleich zum Bobber Black wirkt die erste Bobber plötzlich eleganter, was nicht nur an dem Mehr an Chrom, sondern vor allem am 19 Zoll Vorderrad liegt, an dem nur eine Bremsscheibe links die wunderschönen Speichenräder überdeckt. Bei der Black sind es zwei massige 310 mm Scheiben, an denen je ein schwimmender Zweikolbensattel nagt, wovon man sich deutlich mehr Performance erwarten darf.
Wegen der 16 Zoll Felge bleibt aber so nicht mehr viel über vom freien Blick auf die eleganten Speichen. Doch ein echter Bobber ist eben nicht elegant, sondern "bold", ein Wort, das sich kaum zufriedenstellend ins Deutsche übersetzen lässt. Es bedeutet gedrungen bis fett, kräftig, klobig, direkt, ohne Schnickschnack, Krimskrams und Zinnober.
Als der Bonneville Bobber erstmals, wie sich das für Triumph so gehört, im Rahmen einer ordentlichen Party präsentiert wurde, dachte ich: Ob sich dieser Einsitzer wohl gut genug verkaufen? Kurze Zeit später lagen in Hinckley Hunderte Bestellscheine am Tisch und schon bald war klar, dass man nachlegen wird müssen.
Denn mit so einem Erfolg hatten selbst die Briten nicht gerechnet. Es sollte das am schnellsten verkaufte Modell in der Geschichte von Triumph werden. Wie die Insulaner darauf reagierten? Sie bauten einen vielleicht noch besseren Bobber.
Anders als von einer Black- oder Dark-Version normalerweise zu erwarten, hat diese gegenüber des "normalen" Bobber noch weitere Upgrades erhalten. Neben den Bremsen eine fette 47 mm Showa-Gabel, die durch die besonders von alten Crossern und Scramblern bekannten Faltenbälge noch massiver wirkt.
Das Display, bestehend aus analogem Tacho und einem LC-Display, das unter anderem den momentanen und absoluten Durchschnittsverbrauch sowie die Restreichweite anzeigt, lässt sich im Winkel verstellen, was das Profil des Bobbers und den Windschutz ein klein wenig beeinflusst. Sämtliche Lichteinheiten sind mit LED-Technik ausgestattet, im Scheinwerfer erhellt ein spezielles Tagfahrlicht die Front, im letzten Jahr noch auspreispflichtiges Zubehör.
Am linken Lenkernende finden wir neben dem Info-Button, mit dem man auch die Uhrzeit, Gesamt- und Tageskilometer etc. anzeigen lassen kann, auch einen Knopf für den Tempomaten, den man durch einen Druck aktivieren kann. Auf der kurvigen Teststrecke in Ronda kam ich nicht einmal auf die Idee, das zu tun, auf längeren Autobahnfahrten halte ich dieses Extra aber durchaus für sinnvoll.
Noch sinnvoller und hilfreicher waren an diesem Tag die Heizgriffe, die sich in den Stufen low und high regeln lassen. Die originalen Handwärmer sind natürlich perfekt und unauffällig integriert und funktionieren hervorragend. Könnte ich zwischen diesen und den Tempomaten wählen, würde ich die Heizgriffe nehmen. Leider sind diese nicht gratis.
Über den Info-Knopf kann der Fahrer außerdem die Traktionskontrolle in zwei Stufen regeln und überraschenderweise auch abschalten - ungewöhnlich für einen Cruiser. Das ABS hingegen bleibt dauerhaft aktiv. Rechts erlaubt es der "M"-Schalter, die beiden Fahrmodi Road und Rain auszuwählen, die zwar nichts an der Maximalleistung von 77 PS oder dem Drehmoment von 106 Nm ändern, aber das Ansprechverhalten intensivieren oder abschwächen.
Dafür muss man weder ein Menü aufrufen oder 5 Sekunden lang bestätigen, sondern einfach nur kurz auf den Knopf drücken. Dann blickt der jeweilige Modus am Display und ist auch schon ausgewählt. So muss das sein auf einem Cruiser, denn man will nicht Computer spielen, man will fahren.
Mit den Reifen im Format 130/90-16 vorne und 150/80-16 hinten von Avon und den beiden Bremsscheiben fährt die Black natürlich anders als das Erstlingswerk. Beim Test vor einem Jahr war es allerdings noch kälter als diesmal und hat geschüttet, weshalb die Fahreindrücke witterungsbedingt sehr beschränkt blieben.
Diesmal konnten wir die Performance des Bobbers voll ausschöpfen und erkannten: Die Geometrie setzt der Leistung früher eine Grenze, als man das als motivierter Fahrer gerne hätte. Man könnte also die Geometrie ändern, die Federwege von 77 mm hinten und 90 mm vorne erhöhen, das geduckt gestreckte Motorrad anheben und die Fußrasten nach oben versetzen, nur, dann wäre es kein Bobber mehr.
Und deshalb muss man sich darauf einstellen, dass man vielleicht mehr wollte, aber nicht mehr kann. Und wenn die Fußrasten in jeder Kurve schleifen, ist man sowieso schon schneller unterwegs, als man es auf einem Cruiser sein sollte.
Die Bremsen schaffen jedenfalls mehr Vertrauen als zuvor und erlauben ein kontrolliertes und auf Wunsch engagiertes Reinbremsen tief in den Kurveneingang. Das ABS hat mich dabei nur selten und auf sehr schmierigen Streckenabschnitten gemaßregelt. In Spanien wurde aufgrund der tiefen Temperaturen in den letzten Wochen tonnenweise Salz gestreut was für dezente Rutscher sorgte.
Die Traktionskontrolle agierte dabei erfreulich sportlich, ließ ein wenig Schlupf zu und und intervenierte nur, wenn ich sie absichtlich herausgefordert hatte. Auf der Straße nach bzw. von Ronda, die aus gefühlten 347263 Kurven besteht, wurde das Handling des Bobbers auf die ultimative Probe gestellt.
Dazu hatten wir noch einen sehr motivierten Guide. Das Handling würde ich als harmonisch und berechenbar bezeichnen. Wer aber einen Kurveneingang versäumt, einen weiten Radius gehen oder die Linie korrigieren muss, der sollte damit rechnen, dass mehr Körpereinsatz und Zug am Lenker vonnöten ist, als man von dem für diese Klasse eigentlich relativ leichten Motorrad erwarten würde.
Der Lenker ist wie der nur 690 mm hohe Sitz niedrig montiert, wodurch die Hebelwirkung beschränkt ist. Im Zubehörprogramm, das über 120 Teile beinhaltet, sind ein Apehanger und sogar ein Clip-On-Lenker beinhaltet; probieren konnten wir diese Varianten nicht.
Leider habe ich auch vergessen, mir in der Mittagspause den Sitz nach hinten versetzen zu lassen. Dazu muss man mit dem entsprechenden Werkzeug zwei Schrauben lösen und kann so den Einzelsitz zurück und nach unten verschieben. Je nach Größe und Fahrstil ist also eine kleine Personalisierung möglich.
Unser Tacho zeigte die Geschwindigkeit in Meilen und den Verbrauch in Miles per Gallon an. Der Durchschnittsverbrauch wurde am Ende der Tour mit ca. 52 Miles per Gallon angezeigt, was einem Wert von 4,5 l auf 100 km entspricht. Bei unserer Fahrweise unfassbar sparsam. Ein Kollege hat beim Tankstop allerdings einen Liter mehr errechnet. Das gilt es also noch nachzuprüfen.
Der 1200 Kubik SOHC Reihenzweizylinder schöpft seine Energie eben im unteren und mittleren Drehzahlbereich und überträgt es über das Sechsganggetriebe ans Hinterrad und saugt den 9-Liter Tank nur langsam leer. Bei unserem Verbrauch gehen sich also auch damit 200 km aus.
Während man also keine Sorgen haben muss, dass einem das Motorrad die Geldbörse leersäuft, muss man das mitunter, wenn die Straßen schlechter werden. Das Fahrwerk ist zwar mangels Sozius auf den Einmannbetrieb hin optimiert, aber nicht hinsichtlich Komfort.
Die Federung würde ich als (ganz) schön straff bezeichnen, was mich auf einem zum Glück kurzen Streckenteil vor dem Lunch dazu veranlasst hat, mich wie beim Endurofahren auf die Fußrasten zu stellen, um meine Wirbelsäule zu schonen.
Ich muss aber dazu sagen, dass es sich wirklich um eine unfassbar schlechte Straße handelte und ich unfassbar dringend aufs Klo musste. Stufen oder Schlaglöcher im Asphalt gehen trotzdem durch Mark und Bein, aber wie heisst es so schön: Wer schön sein will, muss (ein wenig) leiden. Die Hardtail-Optik mit dem verstecken Zentralfederbein kommt eben nicht von ungefähr.
Ob man Kunden eines Bobbers darauf hinweisen muss, weiss ich nicht, aber wie bereits erwähnt ist dieser Cruiser motorisch und jetzt auch bremstechnisch leistungsfähiger, als es seine Geometrie zulässt.
Aber in Wahrheit war das auch damals schon so, wo die gaskranken Pioniere von ihren eigentlich zum eher gemütlichen Fahren gebauten Motorrädern alles abgeschraubt haben, was sie nicht schneller machte und etwas auf das Wesentliche reduzierte und durch diese offen gelegte Funktionalität Wunderschönes geschaffen haben.
So wie der Bobber Black, den es wahlweise in (Jet) Black und (Matt) Black gibt. Nicht nur in dieser Beziehung hat Triumph Konsequenz und Authentizität bewiesen. Ich fürchte, wer einen möchte, muss auch dieses Jahr wieder schnell sein. Denn es gibt kaum ein cooleres Modell am Markt.
PREIS TRIUMPH BOBBER BLACK DEUTSCHLAND Jet Black: 13.750 Euro (+ Überführung) Matt Black: 13.875 Euro
PREIS TRIUMPH BOBBER BLACK ÖSTERREICH Jet Black: 15.950 Euro Matt Black: 16.075 Euro
Triumph Bonneville Bobber Black
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Triumph Bonneville Bobber Black
Triumph Bonneville Bobber Black
Galerie von: 1000PS Internet GmbH
hochgeladen am 14.12.2017