Ducati Multistrada 1200 S-Test in den Alpen

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Online seit: 25.07.2013

Testbericht

Ducati Multistrada S

Ducati Multistrada S

Mit der Ducati Multistrada 1200 S ins Kurvengemetzel.

Mit der Ducati Multistrada 1200 S ins Kurvengemetzel.

Ducati Multistrada 1200 S

 

Ducati Multistrada 1200 S für die schnelle Reise.

Die Ducati Multistrada 1200 S hat nicht nur für eingefleischte Ducatisti einen besonderen Trumpf im Ärmel: 150 PS aus einem hochgezüchteten Superbike-Triebwerk. An purer Kraft mangelt es also nicht, kann die fesche Italienerin aber auch im engen Winkelwerk überzeugen?
 
Ganz alleine ist die Ducati Multistrada 1200 ja nun nicht mehr an der PS-Spitze der Großenduros die KTM 1190 Adventure hat ebenso aberwitzige 150 Pferde, die gezähmt werden wollen. Gerade in dieser Gemeinsamkeit liegt aber auch der große Unterschied zwischen den beiden Maschinen: Während die KTM gewohnt spielerisch an die Sache heran geht, macht die Multistrada kein Hehl daraus, betont sportliche Fahrer ansprechen zu wollen, die keine Scheue vor brachialer Kraftentfaltung haben. Keine Sorge, natürlich bietet die Italienerin durch die vielen Einstellmöglichkeiten (unter anderem verschiedene Leistungsmodi) auch eine glattgebügelte Leistungsentfaltung, mit der man getrost die Oma fahren lassen könnte. Ducati Multistrada 1200 S

Die Multistrada mag es lieber sportlich.

Wer das Potential aber ausnützen möchte, wird gefordert. Nicht unangenehm sondern eher in einer Form wie beim Lieblingssport, bei dem man ja auch nicht merkt, wie anstrengend er ist, weil er so viel Spaß macht. Und Spaß macht die Multistrada wahrlich eine Menge, das Triebwerk mag nur ganz niedrige Drehzahlen nicht, ab rund 3000 Touren ist die, beim Rangieren etwas störende weil zu leichte Schwungmasse vergessen und der Motor dreht freudig hoch. Je höher die Drehzahl, desto brachialer wird es, knapp vor dem Begrenzer erfreut man sich dann nicht nur an voll versammelten 150 Pferden bei 9250 Touren sondern auch an diesem typischen, unnachahmlichen Zweizylinder-Sound, den die Ducati-Soundingenieure herrlich hinbekommen haben: So laut, wie es sich für eine Ducati nun mal gehört, aber gerade noch leise genug, um nicht peinlich aufzufallen.

Ducati Multistrada 1200 S Bildergalerie (24 Bilder) - hier klicken!

Dabei ist das Triebwerk der Multistrada 1200 S nur eines von vielen Highlights, denn auch das elektronisch geregelte Fahrwerk DSS (Ducati Skyhook Suspension), das in vier Stufen (Fahrer, Fahrer mit Gepäck, Fahrer mit Beifahrer und Fahrer mit Beifahrer und Gepäck) verstellt werden kann, glänzt mit einer guten Abstimmung. Durch die verschiedenen Riding Modes werden auch noch Zug- und Druckstufe angepasst und man spürt in den jeweiligen Einstellungen tatsächlich Unterschiede in Richtung Komfort oder Straffheit. Die Mitte ist aber wie so oft Gold, im Touring-Modus stehen die vollen 150 PS parat und sowohl die 48 Millimeter-USD-Gabel an der Front als auch das Sachs-Federbein im Heck bieten den besten Kompromiss. Was aber den Sinn des Systems nicht in Frage stellen soll, wer oft die Parameter ändert, also alleine, mit Sozius und Gepäck, auf weiten Reisen oder sogar auf der Rennstrecke fährt, wird die unkomplizierte, schnelle Anpassung an die neuen Umstände schätzen. Ducati Multistrada 1200 S
Ducati Multistrada 1200 S Ducati Multistrada 1200 S
Die Bremsanlage orientiert sich an den restlichen Komponenten - die Brembo-Zangen packen überaus kräftig zu.. Auf den ersten Blick wirken die Armaturen verspielt, man gewöhnt sich aber recht schnell an die Bedienung der vielen Gadgets.
Ducati Multistrada 1200 S
Das Herzstück der Multi hat es ordentlich in sich - 150 PS bei 9250 Umdrehungen aus dem bekannt potenten Motor des Superbikes 1198.

Viele Verstellmöglichkeiten beim Skyhook-Fahrwerk.

Im engen Kurvengeflecht auf teilweise holprigen Straßerln werkt der Touring-Modus jedenfalls bestens, da steht noch ausreichend Komfort bei akzeptabel straffer Auslegung bereit. Auf weiten Radien ist die Multi damit eine Macht, hält die Linie stabil und lässt sich millimetergenau steuern. In ganz engen Ecken sollte man aber lieber einen Gang zu hoch als zu tief fahren, bei ganz niedrigen Drehzahlen neigt die Multistrada 1200 dazu, sich unwirsch abzubeuteln. Auch der breite 190er-Hinterreifen macht im ganz engen Geläuf die Sache nicht so einfach wie auf anderen Großenduros, am Kurvenausgang spielt sie aber wieder ihre (Leistungs-)Stärke aus.

Ducati Multistrada 1200 S
Ducati Multistrada 1200 S
Zu diesen zählen im Übrigen auch die Bremsen, die Brembo-Anlage mit 320-Millimeter-Doppelscheiben und radial montierten Vierkolben-Zangen an der Front packen beherzt zu was man von der Hinterradbremse eher nicht behaupten kann. Wer die hintere Scheibe gerne zur Stabilisierung der Maschine einsetzt, wird sich über das schlechte Ansprechen ärgern oder sich die Nutzung ganz pragmatisch abgewöhnen.

FAZIT
Kleine Schwächen sind bekanntlich das nötige Salz in der Suppe, wer sich über die schwache Hinterradbremse so sehr ärgert, dass er die Multistrada nicht mehr will, ist für die fesche Italienerin ohnehin nicht geeignet. Die Multistrada erfordert Kompromissbereitschaft, die durch die herrlichen Fahrleistungen aus dem 150 PS-Motor und das exklusive Flair, das eine Ducati nun mal verbreitet, vielfach wettgemacht wird. Wer eine gemütliche Sänfte für tausende Kilometer auf amerikanischen Highways sucht, sollte die Ducati Multistrada 1200 S lieber in Ruhe lassen. Wer aber eine überaus sportlich zu bewegende Großenduro mit gut funktionierendem, elektronischen Fahrwerk und sonstigen Elektronik-Gadgets sucht, ist mit der S-Version der Multistrada 1200 ausgezeichnet bedient.
Ducati Multistrada 1200 S
 
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kot Kots Meinung: Schwierig, zum x-ten Mal über etwas zu schreiben, mit dem man sich nicht anfreunden kann. Ich habe versucht, mich aus verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlichen Ansätzen der Ducati Multistrada zu nähern, bin aber jedes Mal am selben Punkt gescheitert. Ich schaffe es nicht, ihr Wesen zu verstehen. Der Testastretta ist zu aggressiv, zu ungehalten, als dass er mich im Chassis einer Bigenduro begeistern könnte, im Gegenteil, er nervt teilweise gewaltig. Nicht mit dem Motor an sich habe ich ein Problem, sondern mit dieser speziellen Konstellation, die für meine Begriffe Disharmonie erzeugt. Sicher kann man mit der Multi verdammt schnell sein und ich kenne einige sehr schnelle Leute, die sie leidenschaftlich lieben, weil sie bis zum Erscheinen der neuen KTM Adventure der sportlichste Ansatz zum Thema Bigenduro war. Vielleicht auch deshalb, weil die Multi nach versierten Händen verlangt und gar nicht jedermanns Sache sein will. Im kantigen Sattel fühle ich mich eingezwängt und unwohl, als müsste ich Dinge tun, die ich nicht tun will. Dann schon lieber die Diavel, der verzeiht man praktisch alles, weil sie keinen praktischen Nutzen hat.

Nasty Nils´ Meinung: Die Touring-Variante der Multistrada mit dem DSS (Ducati Skyhook Suspension) System ist quasi die Hightech Waffe im Winkelwerk. ABS, Traktionskontrolle, verschiedene Fahrmodi und eben das semiaktive Fahrwerk werfen alles in die Waagschale was die Elektronik-Ingenieure derzeit zu bieten haben. Das Prospekt verspricht dass man mit dem System eine Laufruhe erreicht als ob man auf Wolken unterwegs wäre. Das stimmt nur dann, wenn man den Sport Modus verlässt und damit auf etwas Speed verzichten kann. Bläst man im Sattel der Multi zum Angriff auf Supersportler hat man aus den Kehren immer genug Drehmoment, oben raus immer genug Leistung und auch bei schnellen Kurven ein tolles Fahrwerk zur Verfügung. Man fährt sie nicht ganz so entspannt wie die 1190er Adventure von KTM und muss ihr mehr Konzentration widmen. Wer auf den Pässen gerne mit der Hinterbremse stabilisiert, wird an der Multistrada verzweifeln. Die hintere Bremse ist leider sehr brustschwach. Die Multistrada ist gerade in der Touring-Variante jedoch ein unglaublich vielseitiges Motorrad. Sie ersetzt eine halbe Garage. Egal ob alleine oder zu zweit und egal ob Kurztrip, Rennstrecke oder lange Reise. Mit den unzähligen Einstellungsmöglichkeiten hat man immer ein Motorrad zur Verfügung, das super funktioniert und viel Freude bereitet.

Vaulis Meinung: Anfangs war ich etwas skeptisch und habe die Multistrada zu sehr als Reiseenduro gesehen wofür man sie meiner Meinung nach nicht missbrauchen sollte. Jedenfalls nicht nur, man kann klarerweise sehr wohl auch weite Strecken mit der Multi fahren oder sogar die Autobahn abgrasen, das können andere aber bequemer und daher besser. Die Mulitstrada sollte man als Wolf im Schafspelz verstehen, eine Sportlerin mit Superbike-Triebwerk, die den meisten Spaß macht, wenn man sie auch wirklich tritt und fordert. Die Multistrada 1200 S mit Skyhook-Fahrwerk wäre für mich gar nicht dringend notwendig, da ich am liebsten ohnehin alleine fahre und mit einer straffen Abstimmung auch auf Rüttelpisten Spaß habe. Ich kann mich aber sehr gut in die Lage all jener versetzen, die oft den Beladungszustand durch Gepäck und Beifahrer ändern, dann ist die einfache Verstellung am Lenker sicher Gold wert. Und der Preis? Günstig ist eine Ducati naturgemäß nicht, mittlerweile rücken aber alle anderen Hersteller preislich immer näher an die Diven aus Bologna heran. Diesen gewissen exotischen Touch wie die Multistrada 1200 haben aber nur wenige.
Ducati Multistrada 1200 S

Interessante Links:

Text: Vauli
Fotos:
Kukla

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Die Ducati Multistrada 1200 S hat nicht nur für eingefleischte Ducatisti einen besonderen Trumpf im Ärmel: 150 PS aus einem hochgezüchteten Superbike-Triebwerk. An purer Kraft mangelt es also nicht, kann die fesche Italienerin aber auch im engen Winkelwerk überzeugen?

Testbericht auf 1000PS lesen: http://www.1000ps.at/testbericht-2357961-Ducati_Multistrada_S