Triumph Trophy 1200 Fahrbericht

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Online seit: 10.09.2012

Testbericht

Triumph Trophy 1200

Triumph Trophy 1200

Die neue Touringmaschine fährt grandios. NastyNils gleitet über die schottischen Highlands.

Die neue Touringmaschine fährt grandios. NastyNils gleitet über die schottischen Highlands.

Triumph Trophy 1200

Kein Wunder! Die Front der Triumph Trophy 1200 ist mächtig und hält so den Fahrtwind vom Fahrer fern. "Class leading wind protection" wird versprochen - und gehalten.

Video Triumph Trophy 1200 / Trophy SE

Im 1000PS Youtube Channel bringen wir natürlich wie üblich ein Video zum Test. Hier integriert das deutsche Video, für unseren internationalen Kanal auch eine englischsprachige Variante inklusive Interview mit Triumph Product-Manager Simon Warburton.

 

Der Entwicklungsfahrer und Ingenieur David Lopez hat nicht zu viel versprochen. "Ihr werdet einige der Songs bestimmt nicht mögen!", meinte er mit einem breiten Grinsen. Die neue Trophy 1200 ist mit einem feinen Audio-System ausgestattet und die Triumph Crew hat einen USB Stick mit britischen Songs angesteckt.

Nun gleite ich hier mit dem neuen Riesentourer über die atemberaubenden Highlands und muss ausgerechnet Kassenschlager von den Spice Girls und East 17 ertragen. Doch etwas Spaß muss sein und es folgten auch zahllose Lieder welcher qualitativ mit dem neuen fahrenden Sofa mithalten können.

Das Motorrad ist gut gelungen, das war mir nach den ersten 100 Kilometern schon klar. Denn anders als die voluminöse Erscheinung vermuten lässt, ist die Trophy 1200 nicht bloß ein Highway Kilometerfresser. Selbst auf den engen "Single-Roads" hier fühlt sich die neue Trophy wohl. Sogar in Wechselkurven lässt sie sich leicht und neutral von einen Radius in den nächsten werfen. Erst wenn die Radien schneller werden verlangt die Trophy etwas mehr Druck am Lenker um der Linie zu folgen.

Doch für ein Motorrad dieser Klasse kriegt sie von mir nur Bestnoten was die Fahrdynamik betrifft. Just in dem Moment als mir die Sitzheizung schon warm am Hintern wurde, trällerte George Michael mit Wham aus den Lautsprechern und ich verließ mich nun voll und ganz auf die Heizgriffe der Trophy. Beide Heizelemente, die Sitzheizung gibt es übrigens auch für den Beifahrer / die Beifahrerin, sind aufpreispflichtig. Ansonsten ist die Ausstattungsliste aber richtig üppig.

Ausstattungsübersicht Triumph Trophy / Trophy SE

  Trophy Trophy SE
Bordcomputer Standard Standard
Tempomat Standard Standard
ABS Standard Standard
Seitenkoffer mit TDLS Standard Standard
Traktionskontrolle Standard Standard
Elektrische Scheinwerferjustage Standard Standard
Audio System NEIN Standard
elektrisch einstellbares Fahrwerk (TES) NEIN Standard
Reifendruckkontrolle in Display (TPMS) Zubehör Standard
12V Steckdosen 2 (Cockpit und Fahrer) 3 (Cockpit, Fahrer, Beifahrer)
Heizgriffe Zubehör Zubehör
Sitzheizung Fahrer und Sozius Zubehör Zubehör

"class leading" Fahrkomfort - 16,4 cm sind das Geheimnis
Triumph versprach klassenführenden Fahrkomfort. Beim Windschutz wage ich das hier selbst ohne direkten Vergleich zu unterschreiben. Bisher bin ich noch nie auf einem Motorrad mit besserem Windschutz gesessen.
Das Geheimnis: Das Windschild lässt sich um 164 mm ausfahren und bietet damit einen richtig breiten Einstellbereich. Ich erwischte mich selbst dabei, selbst bei Tempo 130 den Klapphelm offen zu lassen um so das Soundsystem und die Landschaft besser inhalieren zu können.
Erst als ich das Röhren des 3-Zylinders immer lauter vernahm wurde mir klar, wie sehr mich dieses mächtige Schild von der Außenwelt abschirmte. Nicht jeder mag das - ein Drücker am linken Lenkerende reicht, und schon kann man alle Elemente des Motorradfahrens genießen. Parallel dazu bietet das Windschild aber auch die komplette Front und die Gestaltung der Spiegel / Blinker und Verkleidungsteile unten bei den Füßen tollen Wetterschutz.
Durch den breiten Verstellbereich der Scheibe kann man sich die Wind- und Wetterverhältnisse im Sattel beinahe beliebig anpassen. Funktioniert grandios.

Es war nun aber an der Zeit sich auf die Dämpferelemente zu konzentrieren. Das TES (Triumph Electronic Suspension) bietet bekannte Justagemöglichkeiten am Fahrwerk per Knopfdruck. Am Stand kann der Beladungszustand angepasst werden (Solo, Solo + Gepäck, Sozia) während der Fahrt kann man zwischen Komfort, Normal und Sport wählen. Ich lernte hier in Schottland die Licht- und Schattenseiten des Systems kennen. Ich war begeistert vom Sport-Mode als wir durch lange Kurven und weite Hügel glitten. Die Maschine lag so richtig satt auf dem Asphalt. Als sich die Straße dann jedoch eng und ungestüm ins schottische Hochland schlängelte gab der Guide vor uns kräftig Gas.

Der Wechsel von einen Fahrmodi zum anderen erfordert jedoch ein paar "Clicks" im Menü was ich hier bei Linksverkehr, strammer Fahrweise und heftigen Bodenwellen jedoch nicht während der Fahrt zu Stande brachte. Bei BMW zum Beispiel lässt sich das ESA immer mit nur einem Knopf bedienen, hier bei Triumph ist etwas mehr Übung erforderlich. Auf der buckligen Bergstraße jedoch war der "Sport" Modus ganz klar deplatziert und ich genoss nach der Rast den "Comfort" Mode bei der Abfahrt auf der anderen Seite. Offen gesagt kann ich mir eine Tourenmaschine in dieser Preisklasse nicht mehr ohne elektronisch einstellbares Fahrwerk vorstellen. Einmal probiert, möchte man es nicht mehr missen. Ein weiterer technischer Leckerbissen ist das TCS (die Traktionskontrolle von Triumph). Man kennt es schon von der Tiger Explorer hier auf der Trophy ist es ein ebenfalls ein nettes Sicherheitsfeature. Beeindruckend wie der vergleichsweise kleine Hersteller Triumph ein solch komplexes Tool so astrein hingekriegt hat. Die üppige Ausstattung der Trophy 1200 erfordert natürlich etwas Übung im Umgang mit dem Bordcomputer. Eigentlich alles toll, nur die Justage für das elektronisch einstellbare Fahrwerk hätte man etwas einfacher zugänglich machen können.
 

Neu und schon so gut: Traktionskontrolle
Am schönsten lässt sich das Teil auf einem Schotterparkplatz ausprobieren. Mit dem fetten Brummer hier zu rangieren ist ohnehin kein Genuss und Hilfe von der CPU ist herzlich willkommen. Man gibt kräftig Gas und würde dann eigentlich ruppiges Kappen der Motorleistung wie bei anderen Motorrädern erwarten. Doch es ruckt erst mal nicht. Im Display blinkt die "TCS"-Leuchte und die Fuhre fährt sauber und stabil die Schotterspur entlang. Das Drehmoment wird um bis zu 40% reduziert - nicht durch abruptes Kappen der Zündung - sondern durch sanftes Schließen der Drosseklappe. Ermöglicht wird dies durch das "Ride-by-Wire" System. Erst wenn man komplett ungestüm am Gasgriff zerrt, beginnt die CPU die Zündung zu kappen und die Fuhre zu ruckeln. Das System arbeitet sanft, effektiv und ist ein angenehmer Begleiter welcher sich jedoch im umfangreichen Bordmenü zu 100% deaktivieren lässt.
 
 
Ebenfalls toll ist das für Triumph neue kombinierte Bremssystem. Honda Fans werden nun ätzen "alter Hut", doch Fakt ist das Teil funktioniert hier in der Trophy richtig gut. Eine Vollbremsung nur mit der Hinterbremse bei 100 km/h bringt die Fuhre nach 48 Metern zu stehen. Sobald das ABS-Bremssystem erkennt dass der Bremsdruck hinten zu hoch, wird schickt es auch Druck auf die Vorderbremsen und bremst dort mit. Eigentlich ein unnötiges Feature - wenn man ein geübter und trainierter Motorradfahrer ist und in jeder Fahrsituation die richtige Bremslastverteilung wählt. Es gibt jedoch tatsächlich Fahrer, welche bei einer Schockbremsung nur auf die Fußbremse latschen und dann entweder die Böschung runterköpfeln oder eben ins Hindernis rasen. Laut Testfahrer Lopez bringt man die dicke Trophy bei einer Vollbremsung in 41 Metern zum Stillstand.

Sie passt wie maßgeschneidert

Man fühlt sich insgesamt richtig wohl im Sattel und wir stiegen trotz der langen Fahrt relaxed zur Mittagsrast - es gab natürlich Fish & Chips - ab. Kritik am Fahrkomfort konnte ich nur von einem großen Kollegen (1.93 Meter) hören. Die ausladende Seitenverkleidung ist seinen Knien sehr störend im Weg. Für mich mit meinen knapp über 1.80 Metern passt die Trophy wie maßgeschneidert. Die Sitzhöhe lässt sich mit einem Handgriff von 800 mm auf 820 mm anheben - eine Wohltat für meinen Kniewinkel. Es gibt jedoch auch eine niedrigere Sitzbank im Zubehörprogramm für die Trophy.


Preis / Leistung Top

Bei all dieser Gediegenheit vermisste ich offen gesagt aber dann doch das eine oder andere Detail. Die Trophy ist einfach so gut gelungen, dass man sie sofort auf eine Stufe mit den erfahrenden Konkurrenten aus Bayern stellt. Doch zum Beispiel ein hübsch in den Bordcomputer integriertes GPS wäre nett, die aufgesetzt Lösung aus dem Zubehör kann mit der Klasse des Bikes nicht ganz mithalten. Oder die Bedienelemente, welche zwar umfangreich vorhanden sind, aber keinen edlen und gediegenen Eindruck machen. Ebenso das Gepäcksystem.

Man darf aber an dieser Stelle nicht vergessen wie die Trophy Preis- und Leistungsmäßig angesiedelt ist. Verglichen mit BMW motorisch und ausstattungsmäßig zwischen RT 1200 und K 1600 aber preislich darunter. Denn die Trophy und noch viel mehr die Trophy SE ist schon zum Listenpreis fast lückenlos aufmagaziniert, bei BMW ist für den Preisvergleich ein intensives Studium der Aufpreisliste erforderlich.

Ich genoss nun schon eine Weile die intensiven Eindrücke welche Schottland zu bieten hab als der USB-Stick "Insomnia" von Faithless ans Audiosystem schickte. Ein paar Drücker am "Volume-Up" Button später hob mich ein mächtiger Kracher aus dem Sattel. Die geschickt gestalteten Lautsprecher können viel, dieser Megabass war aber den beiden sehr tief über unsere Köpfe donnernden Air-Force Tornados zu verdanken. Was für ein Gegensatz zur beschaulichen Landschaft.

Das einschießende Adrenalin motivierte mich auch mal zu einem Highspeed Test. Optisch erinnert die Trophy ja an die ganz dicken Brummer. Also an GTR bzw. K 1600. Doch motorisch ist die Trophy mit dem 1200er Triple eine Liga darunter angesiedelt. Bis Tempo 200 ist man toll motorisiert, darüber plagt sich der 134 PS Motor schon etwas um den fahrenden Wandschrank gegen den Wind zu drücken. Insgesamt ist die Trophy aber ein schlau positioniertes Motorrad welches die Prospektangaben voll und ganz erfüllt. Im Oktober werden die ersten Exemplare an die Triumph Motorrad Händler ausgeliefert und stehen dort zur Probefahrt bereit. Auf den Messen in Mailand und Köln wird die Trophy ebenso zu sehen sein wie die neue Tiger Explorer XC sowie weitere Neuheiten / Updates von den Briten. Eine neue Street-Triple wäre fällig - mal sehen.


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Das Triumph Dynamic Luggage-System entkoppelt das Gepäcksystem vom Fahrwerk, indem es den Koffern erlaubt, sich bis zu fünf Grad seitlich zu bewegen. Dadurch wird die Fahrstabilität, speziell im Hochgeschwindigkeitsbereich, verbessert.

Muss sein: Wartungsarmer Kardanantrieb. Viel zu tun hat man nicht auf langen Touren. Und Vielfahrer freuen sich über die 16.000 Kilometer Serviceintervalle.
Der 1200er Motor ist baugleich mit dem Aggregat in der Tiger Explorer. Doch durch Änderungen an Airbox, Auspuff und am Mapping spricht das Aggregat sauberer an als in der großen Enduro. Stellt auch kritische Genießer zufrieden.

Technische Daten Triumph TROPHY/SE

Motor: Flüssigkeitsgekühlter dohc-Reihendreizylinder, vier Ventile
Nennleistung 134PS / 99 kW bei 8.900 U/min
Maximales Drehmoment 120Nm bei 6.450 U/min
Hubraum: 1215 cm3
Bohrung/Hub 85 x 71,4 mm
Einspritzung Elektronische Multipoint Saugrohreinspritzung, Ride By Wire
Auspuffanlage 3-in-1-Edelstahlauspuffanlage mit seitlichem
Edelstahl-Schalldämpfer
Endantrieb Kardanwelle
Getriebe 6-Gang
Motorölvolumen 4.0 Liter
Rahmen Leichtmetall-Brückenrahmen
Schwinge Leichtmetall-Einarmschwinge mit Kardanantrieb
Typengenehmigte Leistung: 3,2 kw/7000 Upm
Räder (vorne/hinten): Leichtmetallguss, 5-Speichen, 17 x 3.50/Leichtmetallguss, 5-Speichen, 17 x 6.00
Reifen (vorne/hinten): 120/70 ZR17 / 190/55 ZR17
Radaufhängung vorne WP Upside-Down-Telegabel, 43 mm Standrohrdurchmesser,
einstellbare Zugstufendämpfung, 130 mm Federweg.

"SE": WP Upside-Down-Telegabel, 43 mm Standrohrdurchmesser,
elektronisch einstellbare Zugstufendämpfung
(Sport/Normal/Komfort) mit 127 mm Federweg

Radaufhängung hinten WP Zentralfederbein mit Ausgleichsbehälter, hydraulisch
einstellbare Federvorspannung, Zugstufendämpfung einstellbar,
120 mm Federweg.

"SE": WP Zentralfederbein mit Ausgleichsbehälter,
elektronisch einstellbare hydraulische Federvorspannung
(Solo, Solo mit Gepäck, Zweipersonenbetrieb), elektronisch
einstellbarer Zugstufendämpfung (Sport, Normal, Komfort),
120 mm Federweg

Bremse vorne Zwei schwimmend gelagerte 320-mm-Scheiben, Nissin 4-Kolben-Festsättel, Integralbremse (vorn vom hinteren Bremshebel teilweise mit betätigt), ABS
Bermse hinten 282-mm-Scheibe, Nissin 2-Kolben-Schwimmsattel, ABS
Hauptbremszylinder Nissin Bremspumpe mit integriertem Ausgleichsbehälter, Ø 14 mm
Instrumente/Funktionen Zwei analoge Anzeigen (Tachometer und Drehzahlmesser)
mit multifunktioneller Matrix-LCD-Anzeige mit
umgebungslichtabhängiger Beleuchtung: Zwei Trip-
Anzeigen (eine mit einstellbarer automatischer Rückstellung),
"SE": Audiosystem-Anzeige, "SE": TES-Status, TPMS-Status, Tankanzeige,
Restreichweitenanzeige, Wartungsindikator, Ganganzeige, Zeituhr,
Umgebungstemperatur, Frostwarnung und Statusanzeige für
optionale Heizgriffe/beheizbare Sitzbank, Warnblinkanlage,
Tempomat-Status, Scheinwerfer-Einstellung und Scroll-Knopf
am Lenker
Abmessungen(LxBxH) 2235mm x 975mm x 1435mm - 1555mm(ohne Spiegel)
Tankinhalt: ca. 5 Liter
Sitzhöhe: 800mm - 820mm
Radstand 1542mm
Lenkkopfwinkel/Nachlauf 27.0º / 119mm
Tankinhalt 26 Liter
Leergewicht vollgetankt ohne Koffer 301kg
Koffervolumen (jeweils) 31 Liter
max. Zuladung je Koffer 10kg

Preis Trophy

Preis Trophy SE
 

Text: nastynils

Fotos: Triumph

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In Schottland durfte 1000PS den neuen Luxustourer von Triumph, die Trophy 1200, auf den einsamen Landstrassen in den Highlands testen. Die Trophy ist ein Reisemotorrad für gehobene Ansprüche, das hohen Komfort für Fahrer und Beifahrer garantiert. Das Koffersystem bietet Platz für Gepäck für ein Wochenende oder auch eine Woche auf Achse.
Der Test mit Bildern und Infos: http://www.1000ps.de/testbericht-2355643-Triumph_Trophy_1200_