Slovakiaring

Bericht von und über die neue Strecke. 200PS sind hier nicht zu viel.

Slovakiaring

Im Oktober 2009 konnten Motorradfahrer erstmals die neue Strecke 35 km südlich von Bratislava in Angriff nehmen. NastyNils fuhr die ersten Runden mit Didi Bergers sauber aufgebauten Kawasaki Ninja ZX-6R. Foto: http://www.daknipsi.com/


Offen gesagt hatte ich nicht wirklich daran geglaubt. Ich glaube wir schrieben das Jahr 2007, als mir Akrapovic-Importeur und Rennstreckenveranstalter Didi Berger erstmals von dem ambitionierten Rennstreckenprojekt erzählte. Zum Einen scheitern Rennstreckenprojekte in Mitteleuropa aus politischen Gründen, zum Anderen aus finanziellen. Doch das Projekt 35km südlich von Bratislava wurde selbst von der Finanzkrise nicht gestoppt. Mit der üblichen "Grossprojektverspätung" wurden nun im Oktober 2009 die ersten Veranstaltungen am neuen Slovakia Ring durchgezogen.

Der neue Spielplatz für Motorradfreaks wurde eröffnet. Platz genug bietet die ausgesprochen lange und breite  Strecke, die Fahrer reisen deshalb schon im Herbst 2009 recht zahlreich an.


Auslauf für die 1000er - 6er im Begrenzer


Klarerweise spricht hier im Fahrerlager alles über die lange Zielgerade. Die hatte es wirklich in sich. Sie war lang und das ganze Spektakel beginnt bereits im 5. Gang. Hier zu Beginn der Zielgeraden werden also die Sekunden gemacht. Wer die schnelle Kurvenkombination hier optimal erwischt, nimmt den Geschwindigkeitsüberschuss bis ans andere Ende der Geraden mit - und das ist ein weiter Weg. Im Laufe meiner Rennstreckentests hab ich schon ähnlich schnelle Geraden erlebt, zum Beispiel die mehr als einen Kilometer lange Gerade auf der GP-Strecke in Katar.

Nicht nur an nebligen Tagen, ist das Ende der Zielgeraden nur mehr schemenhaft zu erkennen. Echte 300 sind drinnen!


Hochschaubahnfeeling


Der Speed machte mir hier nichts aus, doch über die Kuppen trieb es mir den Angstschweiss auf die Stirn. Die ansonsten ebene Strecke wird bei den Unterführungsbereichen deutlich angehoben und kriegt dadurch erst die richtige Würze. Hier kommt echtes Hochschaubahnfeeling auf und die recht enge Rechts muss auch am Bergabstück des Hügels angebremst werden.


Aber auch die 600er werden punkten


Die Strecke ist also ein richtig guter Grund eine 1000er zu kaufen und sie gleich mit 200PS ausstatten zu lassen. Die glücklichen Besitzer solcher Geräte werden bestimmt 300 km/h erreichen. Es ist jedoch keinesfalls so, dass man hier mit 600ern keinen Spass hat. Denn Abseits der schnellen Kurven und Zielgeraden bietet der Slovakiaring auch sehr abwechslungsreiche Kurvenkombinationen. Der irre R6-Cup Racer Oswald fuhr laut Fahrerlagergerüchten schon eine 2:12er Zeit, eine Zeit welche im Moment auch die schnellsten 1000er noch nicht unterboten haben.


Die 2:10er Marke fällt im Frühjahr


Beim Berger-Event am 26.Oktober hatte es 12 Grad und viele Piloten klagten über mächtigen Reifenverschleiss. Das überrascht nicht wirklich. Die Strecke ist neu, sämtliche Fahrwerke arbeiten also auf unbekannten Terrain und bei 12 Grad Aussentemperatur ohne wärmende Sonne am Asphalt sind die Reifen der Hobbypiloten im falschen Temperaturbereich. Bei den ersten warmen Frühlingsevents haben die Piloten dann nicht nur das nötige Know-How im Fahrwerk, sondern auch die nötigen Temperaturen am Asphalt. Die 2:10er Schallmauer fällt also spätestens im Frühjahr 2010. Pannoniaring-Dauergäste können sich ihre persönliche P-Ring Zeit plus ca.15 Sekunden als passables Ziel setzen.


Grosszügige Anlage, Anhaltspunkte auf der Strecke fehlen noch


Doch die neue Rennstrecke hat auch abseits vom Asphalt durchaus was zu bieten. Man hat hier keine Schnorrerversion in die Pampa gebaut, sondern eine überraschend umfangreiche Anlage. Tribüne, grosse Boxenanlage, Racingtower, Schranken bei der Einfahrt, Ringrestaurant - alles da - obwohl die Strecke eigentlich erst 2010 so richtig an den Start geht. Die meisten Piloten irrten noch weit abseits der Ideallinie auf der Rennstrecke herum, das liegt zum Teil auch am noch nicht ganz fertigen Asphaltband. Denn es fehlen noch wichtige Anhaltspunkte am Streckenrund. Curbs, Bremstafeln und kleine aber feine Unterschiede im Gelände neben der Strecke gibt es ab dem Frühjahr 2010. Denn im Moment gibt es braune Erde und schwarzen Asphalt - das ist zu wenig um die Ideallinie abzuspeichern.

Für MotoGP Events ist die Tribüne zwar zu klein, für unsere Hobbyevents aber auch nationale Meisterschaftsläufe eigentlich schon verschwenderisch dimensioniert.


Infrastruktur vorhanden


Die Infrastruktur für die Hobbyracer ist ebenfalls vorhanden. Es gibt Wasser, Strom, Toiletten und sogar kostenloses WLAN - zumindest im Moment. Das Ringrestaurant war ebenfalls schon geöffnet. Qualitativ liegt man deutlich über Brünn, Hungaro und natürlich Most. Es gibt jedoch nur relativ wenig Auswahl in Buffetform und kann nicht die Vielfalt und die Qualität von À la carte Restaurants wie z.B. am Pannoniaring erreichen. Preislich hat das Restaurant im Moment jedoch die Pole-Position erobert. Wasser: 1 Euro, Espresso: 1,20 Euro, ein Hauptgericht: 5 Euro.

Freilich muss die gesamte Crew samt Infrastruktur noch lernen und an den Details arbeiten. Die Events nun im Spätherbst sind eine gute Generalprobe für die Saison 2010. Dann ist man bestimmt auch für grösseren Andrang im Restaurant gerüstet und hat die gesamte Rennabwicklung samt Zeitnahme usw. perfekt im Griff.

Boxengasse, Fahrerlager, und sanitäre Anlagen sind ebenfalls bereits fertig.


Veranstalter können schon buchen


Das Interesse von den Veranstaltern ist im Moment schon recht gut. Die slowakische Motorradszene wird hier einen kräftigen Impuls bekommen, die Macher der lokalen Racingszene haben sich bereits viele Termine für 2010 reserviert. Auch die österreichischen Veranstalter sind grossteils hier zu Gast und auch einige deutsche Events werden steigen. Grosses Plus für deutsche Hobbyracer: Anders als auf den dortigen Strecken gibt es keine 98dB Lärmbeschränkung und es kann auch mit Tuningauspuffanlagen gefahren werden.

Link: Veranstaltungen / Track Days / Rennstreckentermine Slovakiaring

Unsere Ansage für vorsichtige Veranstalter: Ihr könnt schon buchen, die Strecke ist fertig und bis 2010 laufen alle organisatorischen Abläufe bereits gut geölt. Das Preisniveau der Strecke ist vernünftig und man kann dort als Veranstalter Geld verdienen ohne die Kunden mächtig abzocken zu müssen.


Bereicherung für die Szene


Die Strecke ist eine tolle Bereicherung für die österreichische Motorradszene. Es gibt nun einen gewichtigen Grund,  wieder ein neues Motorrad zu kaufen, wieder mal ein paar Rennen zu fahren oder einfach richtig Spass am Motorrad zu haben. In greifbarer Nähe der östösterreichischen Ballungszentren gibt es nun genug Möglichkeiten Motorradaction zu erleben - ohne auch nur einen Meter auf öffentlichem Asphalt zu fahren. Von der neuen Strecke werden alle profitieren, auch der etablierte und beliebte Pannoniaring - die bisherige Heimstrecke der Österreicher. Denn die Motorradfahrer lieben Abwechslung und man wird nun deutlich mehr Leute auf die Rennstrecken locken als bisher. Nur die Verantwortlichen in Brünn werden ihr Preisgefüge etwas überdenken müssen - im Moment ist man dort als Veranstalter nicht mehr konkurrenzfähig.


Anreise Slovakia Ring


Kurzinfo für all jene Motorradfahrer, deren Horizont bisher bei der östlichen Grenze von Österreich zu Ende war. Die Slowakei ist Mitglied der EU, das offizielle Zahlungsmittel ist der Euro und die Slowakei ist innerhalb des Schengen-Raumes. Es gibt also keine Grenzkontrollen und man kann problemlos mit umgebaute Rennstreckenmotorrädern ohne Anmeldung zur Rennstrecke fahren. Die Rennstrecke liegt 35km südöstlich von Bratislava und dort spricht man nicht nur slowakisch sondern auch ungarisch. Die eigentliche Hürde auf dem Weg zur Strecke ist nicht das Hinterland, dort muss man eigentlich nur einmal (beschildert) abbiegen. Man muss durch die boomende slowakische Metropole Bratislava. Es gibt von Österreich kommend, keine andere sinnvolle Möglichkeit die Donau zu überqueren als die Brücken in Bratislava. Bei der Reiseplanung zur Strecke sollte man also den Berufsverkehr in der Metropole einplanen - in der Früh fahren auch dort die Pendler in die Stadt hinein, am Abend fahren sie wieder raus.

Es gibt zwei Varianten wie man von Bratislava ausgehend zur Strecke kommt. Die eine Variante schon die Nerven: Strasse Nr. 572 Richtung Süden bis zum Örtchen Kolónia, danach links (Slovakiaring beschildert) abbiegen. Die andere Variante schont das Fahrwerk vom Transporter: Strasse Nr. 63 Richtung Süden - ist zwar etwas besser ausgebaut aber hat deutlich stärkeres Verkehrsaufkommen.

GPS-Koordinaten Slovakiaring: 48.0552, 17.5709


Video mit Interviews & OnBoard


Video: NastyNils
Schnitt:
NastyNils, Volli

Bericht vom 24.11.2009 | 9'599 Aufrufe

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