MotoGP Misano 2 2024 - Bastianini holt den 100. Sieg für Ducati!
Man of the Race? Natürlich Jorge Martin!
Und wieder mal schreibt die moderne MotoGP ein anderes Drehbuch als alle erwartet haben - statt Francesco Bagnaia, der bis zur zweiten Runde des Sonntagsrennens das gesamte Wochenende beim zweiten Misano-Wochenende dominiert, holt Enea Bastianini den 100. Ducati-Sieg in der MotoGP! Man of the Race ist aber ein anderer: Natürlich Jorge Martin!
Und es wird immer noch nicht langweilig in der MotoGP 2024! Das letzte Europa-Rennen vor dem Wechsel nach Asien zeigt sich wieder von seiner besten Seite - zumindest an der Spitze des Feldes geht es überaus heiss her. Interessanterweise hat gerade der Dominator des Wochenendes, Francesco Bagnaia mit seiner Werks-Ducati im Hauptrennen vom Sonntag nichts mit den vorderen Rängen zu tun. Ich hätte vor dem Rennen keinen Cent auf den Sieg Francesco Bagnaias gesetzt, da wären vermutlich selbst bei 1000 Euro Einsatz nur ein paar Cent zu holen gewesen.
Pecco Bagnaia startet bärenstark, ab Runde 2 ist das Märchen aber vorbei
Selbst in der zweiten Runde sieht alles danach aus, als hätte Bagnaia nach der beeindruckenden Pole-Position mit neuem Rundenrekord und dem Sieg beim Sprint vom Samstag auch beim Sonntagsrennen die Sache völlig unter Kontrolle, indem er bereits den fulminanten Start von Jorge Martin auf der Pramac-Ducati kommen sieht, ihn vorbei lässt, nur um ihn dann in der ersten Kurve wieder zu überholen und die Führung souverän zu behalten. Ab Mitte der zweiten Runde ist der Traum aber vorbei, Jorge Martin zieht an Bagnaia vorbei und kurze Zeit später kann auch Enea Bastianini, Bagnaias Ducati-Teamkollege im Werksteam, den amtierenden Weltmeister überholen. Auf Platz drei liegend muss Bagnaia sogar fürchten, dass der KTM/Gasgas-Pilot Pedro Acosta ihm noch gefährlich wird und knapp dahinter der achtfache Weltmeister Marc Marquez auf seiner Gresini-Ducati. Acosta nimmt sich zwar in der achten Runde selbst (unverletzt) aus dem Rennen, Marquez bleibt Bagnaia aber mit Respektabstand im Nacken.
Weltmeister Bagnaia stürzt mit seiner Ducati seltsam aus dem Rennen!
Solch ein Performance-Einbruch wie bei Bagnaia lässt natürlich sofort an einen schlechten Reifensatz glauben, allerdings passt das nicht ganz zu Runde 15, in der Pecco sogar die beste jemals gefahrene Rennrunde der MotoGP in Misano auf den Asphalt zaubert! Für ein Problem mit irgendeinem Teil an seiner Ducati spricht dann allerdings wieder sein seltsamer Sturz sieben Runden vor Schluss, bei dem er sich bei gerade mal etwas mehr als 20 Grad Schräglage glücklicherweise ohne Verletzung aus dem Rennen verabschiedet! Laut Bagnaia ist man nicht einmal bei nasser Fahrbahn mit dieser geringen Schräglage in Gefahr, zu stürzen.
Enea Bastianini überholt den Ducati-Markenkollegen Jorge Martin hart - und unfair?
Das soll es aber noch lange nicht mit der Spannung im zweiten Misano-Rennen gewesen sein, in der allerletzten Runde will Enea Bastianini offenbar als Italiener und Werkspilot unbedingt den 100. Sieg für Ducati holen - und drängt nur wenige Kurven vor der Zieldurchfahrt Martin von der Strecke, um die Kurve selbst nur knapp ohne Sturz zu durchfahren. Einerseits fährt Martin davor schon drei Runden lang Kampflinie, um Bastianini das Überholen möglichst schwer zu machen, was wiederum darin enden muss, dass Bastianini ein gewagtes Manöver setzt. Dass die Stewards diese Situation aber gar nicht untersuchen und bewerten, sondern gleich als Rennunfall belassen, ist schon heftig - und zeigt wieder, wie schwierig es ist, solche Manöver einzuschätzen. Wäre Martin gestürzt, hätte Bastianini vermutlich sehr wohl eine Strafe bekommen! Für eingefleischte Martin-Fans war es jedenfalls gewiss ein zu hartes Manöver des Italieners.
Jorge Martin reagiert weltmeisterlich auf das umstrittene Manöver von Enea Bastianini
Umso höher ist die Reaktion des Spaniers einzustufen, der bei der Aktion selbst lediglich eine Unverständnis für die Aktion signalisierende Hand hebt sowie den Kopf schüttelt und bei der Zieldurchfahrt nochmals seinen Unmut zum Ausdruck bringt, danach bei den Interviews und der Siegerehrung sich aber unerwartet ruhig und äusserst freundschaftlich Bastianini gegenüber präsentiert. Kein Groll, kein Schimpfen und schon gar keine Handgreiflichkeiten - wie es andere Piloten schon des Öfteren gezeigt haben. Das spricht meiner Meinung nach endgültig dafür, dass Jorge Martin durchaus reif für den Weltmeistertitel wäre - auf den er nun für die letzten sechs Rennen mit 341 Punkten einen durchaus angenehmen Polster von 24 Punkten Vorsprung auf Francesco Bagnaia mitnimmt. Marc Marquez erbt dank Bagnaias Sturz im Rennen den dritten Platz, büsst in der WM-Wertung aber sogar den dritten Gesamtrang ein, indem er mit 281 Punkten einen Punkt hinter Bastianini rutscht. Unfassbar spannend bleibt die MotoGP 2024 allemal, die ersten vier Fahrer innerhalb von 60 Punkten Unterschied spricht schon vorab für Action pur!
VAULI
Weitere BerichteBericht vom 23.09.2024 | 3’265 Aufrufe