Slowenien Tour

Das Gute liegt oft viel näher, als man denkt. 1000PS berichtet vom Ausflug nach Slowenien. Nicht verpassen!

Slowenien
Der unentdeckte Schatz Europas

   
 Keine 400km von Wien entfernt findet man eine wilde, grüne Alpenlandschaft, die wie geschaffen für Enduro- und Tourenfahrer ist. Zugegeben, Slowenien hat nur einen kleinen Anteil der Alpen auf seinem Staatsgebiet dafür aber einen sehr schönen.
Besonders die Strassen rund um den 82000 Hektar grossen Triglav-Nationalpark bieten sich für einen Kurzurlaub nicht allzu weit von daheim an.

Slowenien Bovec
Bovec mit dem Massiv des Triglav Nationalpark im Hintergrund. Von hier starten die schönsten Touren durch Sloweniens julische Alpen.

 

Slowenien Mangart

Gleich nach dem Grenzübergang (ca. 1km) zweigt links ein Mautsträsschen zum 2679m hohen Mangart ab. Bei meiner Tour hatte ich Glück, die Strasse wurde saniert und die Bauarbeiter liessen mich ohne Wegzoll passieren. Von der Abzweigung führt das schmale Asphaltband zehn landschaftlich und kurventechnisch beeindruckende Kilometer auch durch unbeleuchtete Felstunnels - bis hinauf zur bewirtschafteten Mangarthütte. Von hier kann man eine geschotterte Schleife in Richtung Lahnscharte bis zum höchsten anfahrbaren Punkt der julischen Alpen (2055m) befahren. Bei strahlendem Sonnenschein lasse ich dort oben das herrliche Panorama der Laghi di Fusine und den Gipfel des Mangart auf mich wirken.

Gleich nach der Italienischen Grenze führt eine abenteuerliche Mautstrasse auf den höchsten anfahrbaren Punkt der julischen Alpen: den 2677m hohen Mangart. Bei der bewirtschafteten Hütte (1906m) endet der Asphalt, Enduros schaffen es über Schotter noch 3km weiter hinauf.

 
Eine absolute Pflicht für Motorradfahrer ist eine Tour von Bovec nach Kranjska Gora über den Vršič-Sattel, der mit unglaublichen 51(!) engen Kehren jedem Kurvenfreund unvergesslich bleibt. Die Südrampe überwindet von Bovec an mit 27 Kurven auf nur 12 engen Kilometern sagenhafte 1128m Höhenunterschied und macht sogar mich als geübten Supermotardfahrer nach einigen Minuten richtig schwindelig. Nur im Augenwinkel nehme ich die phantastische Kulisse um mich herum wahr: Die Berge sind fast bis zu ihrem Gipfel saftig grün bewachsen. Nur die herausragenden karstigen Spitzen sind ein Beweis dafür, dass ich mich mit jeder Kehre dem (nur) 1611m hohen Scheitelpunkt des Vršič immer näher schraube.

Slowenien
Ein Juwel aus Asphalt: Eingebettet in dichten Wald bleibt der Vršič-Sattel mit 51 engen Serpentinen jedem Kurvenfreak unvergesslich

 
Nach 24 Serpentinen bergab führt mich meine Tour von Kranjska Gora über Nebenstrassen nach Mojstrana (empfehlenswert sind Abstecher ins Vrata-, Kot- und Krmatal!) und über die historische Stadt Bled weiter hinauf ins Skigebiet Pokljuka. Hier gibt es auf 1500m Seehöhe unzählige Schotterstrassen zu erkunden, die allesamt legal befahren werden dürfen und durch wunderschöne Bergkulisse führen. Ihr Schwierigkeitsgrad ist nicht besonders hoch, auch mit grösseren Enduros à la Africa Twin kann man sich ohne grössere Schwierigkeiten austoben.
Slowenien

Weiter geht es nach Bohinjsca Bistrica und dann über ein kurvenreiches Strässchen (321C) nach Podbrdo. Bis nach Tolmin kommt man nicht um die Hauptstrasse 314 herum, ab hier weicht man am Besten auf die kleinere Parallelstrasse aus. Sie führt durch eine Reihe lieblicher kleiner Ortschaften am Ufer der smaragdgrünen Soča (in Italien Isonzo), einem der schönsten Flüsse die ich mir vorstellen kann. Die Soča ist nicht nur berühmt für ihre Kriegsgeschichte und die Wassersportmöglichkeiten, sondern auch für ihre hervorragenden Forellen. Eine davon werde ich mir zu äusserst günstigen Preisen abends als Belohnung für die Kurvenschinderei gönnen.
   
In Kobarid sollte man unbedingt das Museum im Ortszentrum besuchen. Es vermittelt sehr anschaulich einen authentischen aber leider auch erschreckenden Eindruck, wie die julischen Alpen im ersten Weltkrieg zwischen KuK-Österreich und Italien bei den Isonzo-Schlachten umkämpft wurden. Zurück nach Bovec sind es nur mehr wenige Kilometer entlang der 301.

Slowenien Soca
Wer tatsächlich glaubt, die Donau sei blau oder grün, der hat noch nie einen Blick in das kristallklare Wasser der Soča geworfen.

Geübten und schüttelresistenten Geländefahrern unter den Zweiradreisenden kann ich eine Tour über den Berg Stol empfehlen. Sie ist landschaftlich ein richtiger Leckerbissen, und fahrerisch für manche bestimmt eine Herausforderung.

Von Bovec sind es nur einige Kilometer bis nach Zaga, dort in Richtung Italien auf der Ucja-Pass-Strasse (301B). Zirka 50 Meter vor dem slowenischen Grenzhaus führt links ein steiniger, ausgewaschener Weg in den Wald hinein, der dank seines festen Unterbaus für Bikes mit grösserem Federweg flüssig zu bewältigen ist Abstriche im Komfort muss der Pilot aber auf jeden Fall in Kauf nehmen. Hinweistafel gibt es keine, Anhaltspunkt ist aber ein Schranken an der Abzweigung, der immer offen steht und nur zur Wintersperre dient. Nach 8 Kilometern endet die traumhafte Waldauffahrt unvermittelt auf dem Gras bewachsenen Hochplateau (1405m) des Stol. Nach einem Gedenkstein und einem Viehgatter (bitte wieder schliessen, sonst sind Motorradfahrer bald nicht mehr gern gesehen) hat man hervorragende Aussicht auf das, was noch kommt: 17 grobschottrige Kehren auf 11km bergab. Teilweise ist Vorsicht geboten, im Gras verstecken sich hinterhältige Felsen, die das Vorderrad schneller versetzen, als man auch nur mit der Wimper zucken kann.

Besonders Grossenduro-Fahrern könnte hier schnell der Schweiss die Pölster des Tourenhelms besudeln. Für alle anderen ist die Abfahrt Vergnügen pur, das immer wieder durch imposante Fernsicht noch vergrössert wird. Sollte sich ausser mir noch jemand auf dieser Abfahrt einen 10cm langen Nagel einfahren, kann ich ihm einen sehr geschickten und sympathischen Reifenhändler in Breginj empfehlen: nach Einmündung der Schotterstrasse auf die Landstrasse in Sedlo nur wenige Kilometer rechts. Alle anderen biegen links ab und sind nach wenigen Minuten in Kobarid.

 

Slowenien Stol
Ein absolutes Slowenien-Highlight für stossfeste Endurofahrer: Die hinterhältige Schotterstrasse auf den 1673m  hohen Stol.

Slowenien hat noch andere sensationelle, unasphaltierte Stichstrassen hinauf in die Berge zu bieten. Nicht alle davon sind leicht zu befahren, auch Freunde der härteren Gangart werden Wege finden, die sie glücklich machen. Mit einer guten Karte gibt es für Motorradfahrer so vieles zu entdecken, dass man ohne weiteres einmal auf eine teure, weite Reise verzichten kann.
   

Slowenien Kanin
Auch einen Abstecher Wert: Die felsige Bergstrasse hinauf zum Kanin.


Machtlos zeigte sich der Pilot gegenüber dem 100er Nagel.


Auf dem lockeren, groben Schotter der 11km langen Stol-Abfahrt ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Sonst vermiesen hohe Ersatzteilkosten den günstigen Slowenien-Urlaub.

   

Slowenien Infobox

Quartierliste erhältlich im Slowenischen Fremdenverkehrsamt, Hilton Center, Landstrasser Hauptstrasse 2, 1030 Wien, Tel.: 01 7154010
In Bovec gibt es zahlreiche gepflegte Privatquartiere zu günstigen Preisen
http://www.slowenien-touristik.de/

Kartenmaterial:

  • Freytag & Berndt, Slowenien, 1:250.000

  • Tabacco in Tavagnacco, Autokarte Friuli-Venezia-Giulia, 1:150.000

  • Petrol, Autokarta Slovenije, 1:270.000

Tankstellen in jeder grösseren Ortschaft, flächendeckend.
Höchstgeschwindigkeit: Autobahn 120kmh, Ortsgebiet 60kmh, Sonstiges 80kmh
Preise ca. 30% unter Österreich-Niveau
Beste Reisezeit: Juni-Oktober

 

Bericht vom 11.01.2006 | 13'669 Aufrufe

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