Weltreisestory 10.Teil

Der Globetrotter Felix Bergmeister landet in Buenos Aires. Es befindet sich auf den Spuren Evitas, überlebt mit knapper Not eine schwere Hundeattacke indem er zu Fuss auf eine Autobahn flüchtet und begegnet endlich wieder seiner treuen  Reisebegleiterin - der BMW R 80 GS Basic.

Weltreisestory 10.Teil

Mittwoch, 4. Juli 2007
In der Morgensonne hebt die schwere Boeing 747 von Cape Town International ab und schwenkt über die Stadt gegen Westen. Zum letzten Mal schweift mein Blick über den Tafelberg und 10 Stunden später kann ich unter mir bereits die Umrisse von Buenos Aires erkennen.
Ich bin in Süd Amerika. Neuer Kontinent, neues Glück!
Gegen Abend checke ich in einer angenehmen Herberge im Stadtteil San Telmo ein.
San Telmo ist das Künstlerviertel von Buenos Aires und die Geburtsstädte des Argentinischen Tango. In meinem kleinen Mansardenzimmer kann ich in angenehm schreiben und an meinem Fenster klettern die Katzen vorbei.
 

Auf den Strassen herrscht reger Betrieb und das Viertel versprüht einen angenehmen Charme.
San Telmo wurde eigentlich nach dem gleichnamigen Schutzgeist der Seeleute des 13. Jahrhunderts benannt. Der Sage nach konnte er Stürme an Schiffen und Fischerdörfern vorbeilenken.
 

Donnerstag, 5. Juli 2007

Mein erster Weg führt mich heute zur Frachtagentur um herauszufinden wann das Schiff mit meinem Motorrad in Buenos Aires ankommt. Durch die geschickte Wahl meiner Unterkunft kann ich sowohl die Agentur als auch den Hafen einfach zu Fuss erreichen.
Im Büro sagt man mir, dass mein Schiff zum Glück bereits heute in Buenos Aires angekommen ist und ich mein Motorrad voraussichtlich Dienstag aus dem Zoll auslösen kann.
Ebenso einfach und problemlos erweist sich heute auch der obligatorische Abschluss einer für Argentinien gültigen Kfz Versicherung. Der ganze Prozess dauert nicht einmal 5 Minuten und der Abschluss für einen Monat kostet 10 Euro.
Den Abend verbringe ich gemütlich in einem Pizza Restaurant und verfolge dabei interessiert das Treiben auf den Strassen. Es ist immer wieder ein äusserst faszinierendes Gefühl wenn man von einem Tag auf den anderen den Kontinent wechselt. El Gusto es mio!
 

Freitag, 6. Juli 2007

Ein freies Wochenende liegt vor mir. Nach dem Kauf einer lokalen Handywertkarte mache ich mich daran die Stadt zu erkunden.
Wie immer geht das am besten in Rahmen eines kleinen Laufausfluges. Ich mache mich auf den Weg in die Auen des Mündungsgebietes des Rio Plata. Von hier aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Skyline der Stadt.

Man kann auf einsamen Wegen durch den Auwald laufen und hat eigentlich überhaupt nicht das Gefühl so nahe an einer riesigen Stadt zu sein.

Das Zentrum von Buenos Aires hingegen ist dicht bevölkert und der Blick über die Plaza de Mayo auf das Casa de Gobierno lässt einen erkennen, dass man in einer traditionsreichen Süd Amerikanischen Metropole ist. Als Läufer hat man hier den riesigen Vorteil, dass man seine Fotos relativ ungestört machen kann. Die vielen Strassenhändler erwischen einen nicht.


Samstag, 7. Juli 2007

Heute gehts wieder zum Sightseeing und ich laufe durch die prachtvollen Parkanlagen entlang der Av. Del Libertador. Hier gibt es sogar einen wunderschönen Rosengarten, welcher ebenso gut aus einer traditionsreichen Europäischen Metropole stammen könnte.

Buenos Aires ist eine riesige Stadt und laufend hat man einigermassen die Möglichkeit die grossen Entfernungen zu bewältigen. In manchen Gegenden ist das jedoch nicht ganz ungefährlich.
Als ich am Nachmittag durch den kommerziellen Hafen der Stadt komme ist dieser fast menschenleer. Plötzlich will mich ein Rudel Strassenhunde anfallen und ich kann mich über einen Drahtzaun auf die Trasse der Autobahn retten.
Das ist dann ein besonderes Erlebnis, denn zu Fuss kann man die Autobahn nicht ohne weiteres verlassen und ich muss über eine Reihe weiterer Zäune klettern bis ich über das Gelände des Güterbahnhofs wieder auf eine normale Strasse komme.
Gegen Abend spaziere ich gemütlich entlang der Av. Corrientes mit ihren vielen Theatern und Kinos und bin überrascht vom Rhythmus der Stadt. Manche der Theater und Kinovorstellungen beginnen erst um Punkt Mitternacht und vor den Häusern bilden sich lange Schlangen. Die Clubs der Stadt werden dann ab 2 Uhr in der Früh stark frequentiert.
Kaum zu glauben, denn eigentlich ist jetzt Winter und angeblich bleiben viele Leute wegen der Kälte zu Hause.

 

Sonntag, 8. Juli 2007

Heute schaue ich mir das Viertel La Boca an. La Boca bedeutet die Mündung und stellt das alte Hafenviertel der Stadt dar. Berühmt sind die bunten und schimmernden Fassaden der Häuser diese Stadtteils.
Freilich, von der rauen Atmosphäre des ehemaligen Wohnviertels der Hafenarbeiter ist wenig übergeblieben. Heute treffen sich hier die Touristen aus aller Welt.
 

Montag, 9. Juli 2007
Heute hält der Winter Einzug in der Stadt. Die Temperaturen sinken auf knapp 2 Grad und zum ersten mal seit 1928! fällt Schnee in Buenos Aires.
Gegen Abend nimmt der Wind zu und der Schneefall wird dichter. Die Dächer sind bereits angezuckert und im Laufe der Nacht bildet sich eine dünne Schneedecke über der Stadt. Das hat es noch nie gegeben seit dem es Aufzeichnungen gibt, ich stehe am Rio Plata und es schneit..
Die Leute laufen verstört auf den Strassen umher und die Hauptstadt Argentiniens versinkt im Schneesturm.
Es ist traurig zu erleben welche Auswirkungen die globale Klimaveränderung bereits auf unsere Welt hat. Ich dachte mir das schon in Cape Town als das Kap von Afrika von einem der schwersten Stürme der Geschichte getroffen wurde. Im Hafen wurden Windspitzen von 180 km/h gemessen, auch das war noch nie da.

 

Dienstag, 10. Juli 2007

In der Frachtagentur erfahre ich heute, dass ich mein Motorrad voraussichtlich erst Freitag abholen kann. Ich muss auf den Zoll warten, und erst nach der Abwicklung dieser Formalitäten am Donnerstag bekomme ich Zugriff auf die Maschine.
Am Nachmittag laufe ich gemütlich durch die Stadt. Bei frischen 3 Grad ist zum Glück der Sonnenschein wieder zurückgekehrt.
 


Mittwoch, 11. Juli 2007
Heute schaue ich mir den Friedhof Recoleta im gleichnamigen Stadtteil an. Dieser Friedhof wurde 1822 eingeweiht und war ursprünglich der erste öffentliche Friedhof von Buenos Aires.
Später verwandelte sich El Cementerio, der sich mittlerweile über mehr als 54 000 Quadratmeter erstreckt, in das bedeutendste historische und künstlerische Denkmal Argentiniens. Diese riesige Stadt der Toten wird weltweit als einzigartiger Ausdruck monumentaler Friedhofsarchitektur angesehen.
 

Neben den Gräbern zahlreicher Staatspräsidenten befindet sich hier auch die letzte Ruhestätte von Evita (Maria Eva Duarte de Peron).
 

Donnerstag, 12. Juli 2007
Heute fahre ich in den Hafen und kümmere ich mich um die Zollabwicklung für den temporären Motorradimport. Das gesamte Areal erstreckt sich über eine Länge von ungefähr 20 Kilometern und um die einzelnen zuständigen Büros zufinden, absolviere ich ein ganz passables Lauftraining mit Rucksack und Dokumenten.
Die Formalitäten sind jedoch sehr schnell erledigt und die Beamten in den Büros unglaublich hilfsbereit.
Den Abend verbringe ich in einem der traditionellen Tango nd Kulturvereine von San Telmo.
 
Die Stimmung ist ausgezeichnet und sehr herzlich. Als Fremder muss man jedoch eine wichtige Benimmregel beachten. Sieht man als Mann einer Dame in die Augen, dann gilt das als Aufforderung zum Tanzen. Wenn man dann jedoch den Tango nicht beherrscht oder nicht tanzen möchte, würde das als Beleidigung oder plumper Annäherungsversuch aufgefasst. In der Regel wird ein Tanzabend mit dem Partner besucht und der Tango ist eine Kunst an der Paare ein ganzes Leben lang arbeiten.
 
Freitag, 13. Juli 2007
Am heutigen Freitag den 13. habe ich grosses Glück. Das Auslösen des Motorrades aus dem Warenhaus erweist sich als relativ einfach.
Wir öffnen gemeinsam die Box und der Zoll kontrolliert ob die Fahrgestellnummer auf der Maschine mit der auf dem Carnet de Passage übereinstimmt. Nach Durchsicht der übrigen Papiere und ein paar freundlichen Worten bekomme ich den Stempel ins Carnet und kann die Maschine zusammen bauen.
 

Um das Vorderrad zu montieren lege ich das Bike einfach auf die Seite und spanne es über die Achse ein.
Benzin bringe ich selber mit und nach kurzer Betankung des Fahrzeuges kommt der spannende Moment. Das Starten klappt fast beim ersten Versuch und als ich bereits den Hafen verlassen will stoppt mich einer der Arbeiter und klebt mir einen Aufkleber vom lokalen Fussballklub auf die Alubox. Dabei erklärt er mir, dass in diesem Traditionsverein sogar Diego Maradona gespielt hat und macht ganz ehrfürchtige Bewegungen dabei.
Jetzt bin ich wirklich bereit für Argentinien, und einen Moment später empfängt mich schon der Nachmittagsverkehr von Buenos Aires.
Dieser kann selbstverständlich fast ebenso emotional ausfallen wie der Torjubel um die Argentinische Nationalmannschaft, und manchmal parallel dazu zu ungeahnten Freudenszenen führen. Jedes Fussballspiel wird im Radio übertragen und wenn Argentinien gerade ein Tor schiesst, dann hupen und schreien die Autofahrer im Kollektiv!

Samstag, 14. Juli 2007

Den heutigen Tag verbringe ich mit Reisevorbereitungen sowie letzten Arbeiten am Motorrad. Ein neuer Kontinent liegt vor mir und wartet darauf entdeckt zu werden. Morgen werde ich Buenos Aires gegen Norden verlassen und mich auf dem Weg in Richtung Brasilianische Grenze machen.

 

Sonntag, 15. Juli 2007

Ich verabschiede mich von den neuen Freunden aus der Herberge und verlasse Buenos Aires gegen Norden.
Ein wunderbares Gefühl, ich bin wieder unterwegs! Das Motorrad läuft wie neu und die endlosen Argentinischen Highways empfangen mich mit Sonne und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Gegen Mittag überquere ich die Brücke über den Uruguay Fluss und komme in die Provinz Corrientes.
Dieser Teil des Landes wird auch Mesopotamia oder Entre Rios (zwischen zwei Flüssen) genannt und erstreckt sich über eine riesige fruchtbare Ebene zwischen dem Rio Uruguay und dem Rio Parana.

Ich übernachte in der kleinen Stadt Concordia. Am Abend wird das Finalspiel der Südamerikanischen Fussballmeisterschaft übertragen und damit ist die Stimmung perfekt. Erwartungsgemäss spielt Argentinien gegen Brasilien und in allen Lokalen sind Fernseher aufgestellt. Nach der ersten Halbzeit und einem Spielstand von 2 zu 0 für Brasilien ist jedoch die halbe Stadt am Rande einer kollektiven Depression. Das Spiel endet schliesslich 3 zu 0 für Brasilien und die Katastrophe ist perfekt, den Kopf schüttelnde und klagende Männer machen sich auf den Weg nach Hause.

Montag, 16. Juli 2007

Heute fahre ich weiter ins Drei-Ländereck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay. Die Ruta 14 ist die einzige Strasse die hinauf in den Norden führt und entlang dieser Strecke gibt es eine Reihe von Polizeikontrollen die unter Fernreisenden mitunter recht gefürchtet sind. Es werden meistens alle Papiere inklusive der Versicherung kontrolliert und bei der kleinsten Abweichung sind hohe Geldbussen zu bezahlen.

Bei einem dieser Checkpoints gehe ich es besonders dumm an. Als ich an der davor liegenden Kreuzung nach links abbiege ordne ich mich auf der falschen Strassenseite ein! Offenbar noch den Linksverkehr aus Süd Afrika gewöhnt kommt mir das auch nicht weiter seltsam vor, bis schliesslich ein Polizist gestikulierend und lautrufend auf mich zu läuft und mich aufhält.
In dem Moment bemerke ich auch meinen Irrtum und sage lachend, Estoy perdido, se va a Santo Tome a esta carretera?
Darauf deutet er mir weiterfahren und sagt irgendetwas wie a la derecha zusammen mit Idiot.
Blöder kann man sich einem Checkpoint eigentlich nicht nähern, aber wenigstens ist dadurch die Kontrolle entfallen.
Den Abend verbringe ich dann in der kleinen Stadt Santo Tome.

 
Dienstag, 17. Juli 2007
Langsam ändert sich das Bild der Landschaft. Die weiten Steppen der Argentinischen Pampa wechseln sich langsam mit subtropischen und immergrünen Wäldern ab.
Immer mehr Palmen sind zu sehen und teilweise weist die Landschaft bereits auf den vor mir liegenden Regenwald hin.

Auch das Wetter ändert sich. Nach einem recht warmen und schwülem Nachmittag beginnt es zu regnen. Die Strasse verschwimmt vor mir im Sonnenuntergang und die zahlreichen Lastwagen versenken mich in ihrem Spritzwasser.
 

Mittwoch, 18. Juli 2007

Nach einer angenehmen Nacht im Hotel von Puerto Iguazu werde ich heute die berühmten Wasserfälle an der Grenze zu Argentinien/Brasilien besuchen.
Die Cataratas do Iguazu gehören zu den grössten und beeindruckendsten der Welt und über einer Länge von fast 2 Kilometern! stützt das Wasser bis zu 100m tief über die Felsen.
Diese Naturschauspiel ist absolut einmalig und man muss es erlebt haben um es sich vorstellen zu können.
 

 

Donnerstag, 19. Juli 2007

Die Ausreise aus Argentinien  verläuft absolut einfach und nimmt gerade einmal 5 Minuten in Anspruch. Als ich nach einer kurzen Fahrt durch das Niemandsland darauf die Grenze zu Brasilien überquere glaube ich jedoch meinen Augen nicht zu trauen. Gewöhnt an Afrikanische Grenzübertritte und die dazugehörigen langwierigen Kontrollen finde ich den Brasilianischen Grenzposten halb verlassen vor. Ich kann einen einzigen Polizisten erkennen, der gelangweilt eine Zigarette raucht und eine ganze Reihe von Fahrzeugen, die alle die Grenze passieren ohne auch nur im geringsten die Fahrt zu verringern. Mir kommt die Sache etwas seltsam vor und als ich anhalte um mir meinen Einreisestempel zu holen will mich der einzig anwesende Polizist einfach durchwinken!
So geht das nicht, ohne Vermerkt bei der Einreise bin ich illegal im Land und kann nicht wieder ausreisen. Also stelle ich meine Maschine vor dem Zollbüro ab und erkundige mich nach der weiteren Vorgangsweise. Nach dem Ausfüllen einer Immigrationskarte bekomme ich ordnungsgemäss den Stempel für 90 Tage und nach einiger Überredungskunst meinerseits auch eine temporäre Einfuhrbestätigung für das Motorrad, welche ebenfalls absolut notwendig ist.
Aber gut, ich bin schlussendlich vorschriftsmässig eingereist und somit in Brasilien, dem Land des Carnevals, des Sambas und natürlich der schönsten.....Regenwälder der Welt!

Ich verbringe den restlichen Tag in der sehr modernen Grenzstadt Foz do Iguazu mit W-Lan am Swimmingpool des Campingplatzes!

 

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karolettaLambretta

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Bericht vom 24.07.2007 | 3'821 Aufrufe

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