Weltreisestory 14.Teil

Der Weltenbummler, Motorradfreak und Extremsportler Felix Bergmeister erreicht in seinem 14.Teilbericht  Kolumbien, Panama und Mexiko.

Weltreisestory 14.Teil

Freitag, 5. Oktober 2007
Als wir heute die Kolumbianischen Gewässer verlassen wollen stoppt uns die Küstenwache. Die Männer kommen an Bord und durchsuchen 4 Stunden lang das gesamte Schiff. Zusätzlich nehmen sie von Crew und Passagieren die Fingerabdrücke und überprüfen die Papiere für unsere Motorräder. Dadurch, dass wir die Maschinen vorschriftsmässig beim Zoll ausgeführt haben gibt es keine Probleme.

Mit solchen Stopps ist zwischen Panama und Kolumbien immer zu rechen. Wir befinden uns auf einer stark frequentierten Schmuggelroute und sehr viele der Boote transportieren heisse Fracht.
Nach beendeter Untersuchung entschuldigt sich der Kommandant für die Unannehmlichkeiten und bittet uns ein Protokoll zu unterschreiben, welches besagt, dass die Kontrollen korrekt durchgeführt wurden. Selbstverständlich machen wir ihm gerne diese Freude und nehmen endlich Kurs aufs offene Meer.
Die See ist ruhig und in der Dämmerung erscheinen die San Blas Inseln am Horizont. Wir werfen Anker und verbringen unsere erste Nacht in Panama, unter Millionen von leuchtenden Sternen.
Samstag, 6. Oktober 2007 - Montag, 8. Oktober 2007
Das Archipel der San Blas Islands besteht aus mehr als 300 kleinen Inseln mit schneeweissen Sandstränden und glasklarem Wasser. So muss wohl das Paradies aussehen und wir werden hier einige Tage verbringen!

Das Leben auf einer einsamen Insel erfolgt nach einem einfachen Prinzip und findet selbstverständlich schnell seinen eigenen Rhythmus.
 

Man kann Kokosnüsse sammeln...

riesige Muscheln suchen... oder einfach relaxen...;)

Dienstag, 9. Oktober 2007
Im Morgengrauen erreichen wir Porvenir. Porvenir ist eine kleine dem Festland vorgelagerte Insel und von hier werden wir mit einer Zille den Rio Carti hinauffahren. Wir verabschieden uns von Ludwig und seiner tollen Crew und verladen die Motorräder in ein kleines Fischerboot.
Langsam nähern wir uns den Mangrovenwäldern der Küste und steuern in die Flussmündung.
Es geht stromaufwärts durch den Dschungel bis wir schliesslich zu einer Furt kommen. Diese unscheinbare Wasserdurchfahrt ist ein Verkehrsknotenpunkt, und der Beginn der Piste über die Cordillera San Blas. Die San Blas Cordillere verläuft entlang der Karibikküste Panamas und geht schliesslich im Süden in den Darien Sumpf über. Wir werden diesen Gebirgszug überqueren und auf der anderen Seite wieder auf den Highway CA1 treffen, die Panamericana! Gemeinsam heben wir die Motorräder aus dem Boot und die Fahrt kann beginnen.
Nachdem wir die schlammigen Sandbänke überwunden haben führt die Piste in die Berge.
Der Schotter fährt sich herrlich und gegen Nachmittag erreichen wir die Hauptstrasse.
Wieder in der Zivilisation angelangt müssen wir jedoch erst einmal ein Zollbüro finden um unsere Motorräder legal einzuführen.
Dadurch, dass wir mit dem Schiff eingereist sind und dann mehr oder weniger unbemerkt die Berge überquert haben, stellt der internationale Flughafen die nächstgelegene Möglichkeit dar. Und das nächste Abenteuer wie sich gleich herausstellen soll...
Kurz gesagt, am Flughafen glaubt uns keiner, dass wir nicht nach Panama geflogen sind! Alle sind fest davon überzeugt, dass man unmöglich von Kolumbien mit einem Motorrad über so eine abenteuerliche Route einreisen kann und nicht einmal der Immigrationsstempel von Porvenir scheint die Beamten zu überzeugen. Personen ja, aber Motorräder, unmöglich!
 
Als auch nach längerer Diskussion immer noch für alle eindeutig feststeht, dass wir mit dem Flugzeug gekommen sind, obwohl wir schon auf den Schlamm auf unseren Maschinen deuten, geben wir notgedrungen klein bei und sagen: Yes Sir, Airplane Sir, very nice Flight!
Auf jeden Fall haben wir kurz darauf unsere temporären Importbestätigungen in der Hand und sind somit legal im Lande. Auch wenn die Papiere gewisse Unregelmässigkeiten aufweisen.
Unter Einfuhr steht vielsagend moto private air und es bleibt zu hoffen, dass der Zoll bei der Ausreise dann kein Privatflugzeug erwartet. Ausserdem bekommt Lori noch einen Fahrzeugstempel in den Reisepass, Chris dann nur mehr eine Unterschrift und meinen wollen sie nicht mal sehen... Welcome to Central America!
Gegen Abend erreichen wir Panama City und finden eine ultra moderne Grossstadt vor.
 
Mittwoch, 10. Oktober Samstag, 13. Oktober 2007
Panama City repräsentiert Wohlstand und Wirtschaftswachstum wie kaum eine andere Stadt in Zentral Amerika. Die Immobilienbüros werben mit topmodernen Luxus Appartements jenseits von einer halben Million US Dollar und das Stadtbild ist geprägt von chic gekleideten Geschäftsleuten in Autos der Oberklasse. Trotzdem sind viele Probleme der dritten Welt allgegenwärtig. Das moderne Zentrum ist gesichert wie eine Festung und nur wenige Meter neben den Stacheldrahtrollen leben die Menschen in Kartonschachteln.
Die Hauptattraktion des Landes stellt freilich der zwischen 1904 und 1914 erbaute Panamakanal dar. Dieser 80 Kilometer lange Wasserweg verbindet den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean und wird pro Tag von rund 35 bis 40 Grossschiffen passiert.
Allein 2006 zählte die ACP (Autoridad del Canal de Panama) 14 200 Passagen, was bei einer durchschnittlichen Mautgebühr von 60000 bis 200000 US Dollar pro Schiff deutlich über eine Milliarde an Einnahmen brachte.
Dadurch, dass die Transitgebühren anhand der Tonnage berechnet werden gelang dem Extremsportler Richard Halliburton ein lustiger Rekord. Als er den Kanal 1928 durchschwamm bezahlte er nur 36 Cent, die bis heute niedrigste Maut!
Gegenwärtig passieren den Panamakanal geschätzte 4 Prozent des weltweiten Güterverkehrs sowie 11 Prozent des US Amerikanischen Handels. Schiffe die beispielsweise von New York nach San Francisco unterwegs sind sparen bei einer Kanaldurchfahrt rund 7800 Meilen an Weg. Im Vergleich zur Route um Kap Horn sind sie damit 4 Wochen schneller und ersparen sich trotz Mautgebühr mehr als 50 Prozent an Reisekosten.

 
Sonntag, 14. Oktober 2007
Heute setzen wir unsere Reise fort. Wir überqueren den Panamakanal über die Puente Centenario und steuern auf der CA1 gegen Norden. Gegen Nachmittag wird die Landschaft bergiger und die ersten Regenfälle setzen ein. Wir haben jetzt offenbar die Wetterscheide überquert und sind mitten in der Zentral Amerikanischen Regenzeit angekommen.
Den Abend verbringen wir in Boquete, einem idyllischen US Amerikanischen Auswanderer Städtchen mitten im Regenwald.

Heute ist leider auch mein letzter Tag zusammen mit meinen Freunden. Chris und Lori werden von hier noch einmal an die Karibikküste fahren um dort ein paar Tage zu verbringen, während ich meine Reise mehr oder weniger direkt nach Los Angeles fortsetzen werde.
 
Wirklich schade, die zwei haben mich schon fast als Sohn aufgenommen und wenn wir gemeinsam fahren denken die Leute wir sind eine Familie.
 
Montag, 15. Oktober 2007
Etwas einsam mache ich mich auf den Weg an die Grenze. Die Ausreise aus Panama nimmt einige Minuten in Anspruch und auch die Einreise nach Costa Rica verläuft problemlos.
Einzig der Zollbeamte von Panama fragt mich wieder ob ich mit dem Flugzeug eingereist bin, selbstverständlich total unkundig der spanischen Sprache antworte ich mit Yes, Yes und er wünscht mir eine gute Reise!
Costa Rica empfängt mich mit Regen und Nebel. Die Panamericana windet sich in die Berge und führt bis auf über 3000 Meter Seehöhe. Durch die Nässe fühlt sich die Fahrt an wie eine spätherbstliche Tour in den heimischen Alpen. Ich hole meine komplette Winter und Regenbekleidung hervor und komme mir etwas blöd vor. Da bin ich in Costa Rica und friere.
 
Dienstag, 16. Oktober 2007
Auch heute gehen die Regenfälle unvermindert weiter. Um die Mittagszeit sieht es aus wie in der Abenddämmerung und die Flüsse transportieren schlammiges Hochwasser.Durch die heftigen Gewitter der letzten Tage fehlt sogar ein Stück des Pan Amerika Highways! Ich muss die abgerutschte Stelle über eine Fussgängerbrücke umfahren.
Mittwoch, 17. Oktober 2007
Heute überquere ich die Grenze nach Nicaragua. Die Ausreise aus Costa Rica verläuft unspektakulär doch am Grenzposten von Nicaragua werde ich plötzlich von bettelnden Kindern und seltsam wirkenden Charakteren umringt.
Einige geben sich als Studenten aus, die bei den Formalitäten behilflich sein wollen, andere sind Geldwechsler oder auch Gehilfen der Touristenpolizei. Im Prinzip die übliche Mischung von Opportunisten, Tagelöhnern und Bettlern, wie man sie an den meisten Grenzübergängen der zweiten und dritten Welt findet.
Da ich mein Geld lieber in der Bank wechsle und in der Regel mit einem Grenzübertritt auch alleine fertig werde schicke ich die Leute einfach weg.
Dabei werde ich jedoch Opfer einer lustigen Verwechslung. Einer der selbsternannten Helfer ist besonders hartnäckig und versucht mir einzureden, dass der Mann der neben ihm steht ein wichtiges Formular für mich hat und deshalb mein Gepäck durchsuchen muss! Als ob das was neues wäre...
Nach einem Jahr auf der Strasse findet man so einen Schmäh nicht einmal mehr originell und so bitte ich die zweifelhaften Amigos darum woanders betteln zu gehen und auch sonst schnell zu verschwinden.
Was etwas voreilig war, denn einen Moment später steht der Mann mit dem Formular wieder neben mir, diesmal allerdings etwas aufgebracht und in Begleitung von 2 bewaffneten Polizisten.
Der unrasierte Herr ohne Uniform und Waffe ist nicht der Taschendieb für den ich ihn gehalten haben, sondern ein Beamter der Drogenfahndung der die Aufgabe hat Gepäckskontrollen durchzuführen. Wer kann so was ahnen, auf jeden Fall erweisen sich die übrigen Formalitäten dann als fast problemlos und eine Stunde später bin ich in Nicaragua.

Anders als in Costa Rica erweisen sich die Highway teilweise als sehr rustikal. Die Regenzeit ist voll im Gange und die Strassen sind übersäht mit schlammigen Schlaglöchern.
Donnerstag, 18. Oktober 2007

Vieles in Nicaragua erinnert mich an meine Fahrt durch Afrika. Die Bauern treiben ihr Vieh über die Landstrasse und haben sich zusätzlich einen weltweit einzigartigen Blödsinn ausgedacht. Damit die Tiere nicht verloren gehen waren einige so schlau ihre Kühe und Schweine mit Leinen an die Begrenzungspflöcke an der Strasse zu binden! Dieser Irrsinn führt dazu, dass man nicht wie gewohnt einem Kalb ausweicht wo eben Platz ist, sondern zusätzlich auch noch aufpassen muss, dass nicht irgendwo eine Schnurr gespannt ist. Wenn man es nicht gesehen hat, man glaubt es nicht!
Nach dem heiteren Kuhausweichen nähere ich mich der Grenze zu Honduras.
 

Durch den starken Regen fehlen immer wieder Teile der Strasse und ich habe mein Vergnügen mit den schlammigen Spurrillen der Lastwagen.
Die Formalitäten verlaufen auf beiden Seiten recht einfach und schnell. Diesmal vergraule ich vorsichtshalber keinen Zollbeamten und eine Stunde später empfängt mich schon Honduras.
 
Freitag, 19. Oktober 2007
Kaum bin ich über der Grenze verbessern sich schlagartig die Strassen und zum Glück hört auch der Regen auf.
Samstag, 20. Oktober 2007
Heute werde ich etwas von der Hauptroute abweichen und über kleine Nebenstrassen parallel zur Grenze zu El Salvador durch die Berge in Richtung Guatemala fahren.
Honduras hat traumhafte Schotterstrassen zu bieten. Durch die Höhenlage besteht die Vegetation zum Grossteil aus Nadelwäldern und die Landschaft erinnert mehr an die Steiermark als an tropische Breitengrade.
Als ich dann auch noch die rot-weisse Markierung an einem Baum sehe überprüfe ich auf meinem GPS ob ich nicht versehentlich auf einem heimischen Weitwanderweg gelandet bin!
 
Sonntag, 21. Oktober 2007
Der Grenzübertritt von Honduras nach Guatemala erweist sich als einfach und schnell. Auf der Hauptstrasse nach Guatemalacity winken mir freudig die Kinder und als ich die Hauptstadt erreiche wird gerade ein Radrennen ausgetragen. Die Rennfahrer sind ganz begeistert von meiner beladenen Maschine und posieren mit mir für ein Foto.

Am Abend komme ich dann zurecht zu einer Schiesserei. Als ich mir bei einem Kiosk an der Hauptstrasse eine Cola kaufe fährt plötzlich ein Wagen vorbei und ein Mann feuert ohne erkennbares Ziel und Grund zwei mal aus dem Fenster. Getroffen wird zum Glück keiner und als ich noch am Boden liege und keinen Plan habe was los ist, zieht der Besitzer ebenfalls seine Waffe und läuft auf die Strasse.
Der Wagen ist jedoch bereits ausser Sichtweite und Sekunden später ist wieder alles ruhig. Als ich frage was los war und warum die Männer geschossen haben antwortet der Besitzer nur Locos (Verrückte) und steckt seine Waffe wieder weg!
Mir ist aufgefallen, dass die Polizei in Guatemala an den Strassenkontrollen immer mindestens eine Sandsackstellung mit schwerem Maschinengewehr aufgebaut hat, jetzt verstehe ich auch warum.
 
Montag, 22. Oktober 2007
Nach dem gestrigen Schrecken setze ich meine Reise an die Grenze zu Mexiko fort.
Um den vielen Lastwagen am Hauptgrenzübergang auszuweichen beschliesse ich über einen kleinen Grenzposten etwas weiter im Norden einzureisen.
Die Formalitäten zur Ausreise aus Guatemala verlaufen sehr schnell und als ich Mexiko erreiche teilt man mir mit, dass ich zwar einreisen kann, der Grenzübergang jedoch über kein Zollbüro verfügt und ich daher meine Maschine nicht einführen kann.

Problem stellt das jedoch keines dar, ich muss einfach ohne Papiere bis in die nächste Stadt fahren und dort das Zollbüro finden von dem an der Grenze niemand die Adresse kennt!
Froh darüber ohne Fahrzeugpapiere einreisen zu können stelle ich nicht mehr allzu viele Fragen und mache mich auf den Weg.
Durch die Hilfe einiger freundlicher Lastwagenfahrer finde ich tatsächlich bald das Zollbüro und bekomme schliesslich meine Importpapiere. Somit bin ich legal in Mexiko eingereist und auf dem Weg durch das Land der Sierra Madre, der Sombreros und des Tequilas!
 
Dienstag, 23. Oktober 2007
Ich werde Mexiko entlang der Pazifikküste durchfahren. So komme ich in den Genuss einer fast 3000 Kilometer langen und kurvenreichen Küstenstrasse und vermeide das Verkehrschaos sowie die stickige Luft rund die Grossstädte. Die Strasse fährt sich ausgezeichnet und pro Tag mache ich ohne weiteres 500 Kilometer.
Mittwoch, 24. Oktober 2007
Halloween wird natürlich auch in Mexiko gefeiert und an den Strassen stehen gruselige Gespensterpuppen. Da hilft nicht einmal der No Fear Aufkleber...
Den heutigen Abend verbringe ich in einem kleinen Dorf an der Landstrasse. Als ich mich ins Restaurant setze umringen mich sofort die Kinder des Besitzers und holen ihre Englischbücher hervor.
Irgendwie lernt man ein Land immer am besten kennen wenn man einfach dort stehen bleibt wo man gerade ist. Man muss sich viel mehr mit den Menschen auseinandersetzen und kommt auch nicht darum herum die Sprache zu lernen.
Ich hatte diesen Eindruck bereits in Kolumbien, jedes Mal wenn wir eine Herberge wählten die im Reiseführer stand bekamen wir vom Leben der Einheimischen wenig mit.
Wenn wir jedoch irgendwo an der Strasse anhielten und die Nacht dort verbrachten wo die Lastwagenfahrer und Arbeiter nächtigten, dann erlebten wir das eigentliche Land im dem wir uns befanden.
 
Donnerstag, 25. Oktober 2007
Heute fahre ich ein Stück über die Autobahn. Diese ist von herausragender Qualität, aber wirtschaftlich nicht ganz nachvollziehbar. Für 100km bezahlt man zwar stolze 9 US Dollar aber damit ist man in Mexiko auch alleine auf der Strasse! Man kann auf der Mittellinie zwischen 4 Spuren parken und gemütlich seine Fotos machen und wenn wirklich einmal wer vorbeikommt freut man sich direkt über die Abwechslung.
Freitag, 26. Oktober 2007
Am heutigen Österreichischen Nationalfeiertag wird mir bewusst, dass ich schon seit einem Jahr und 5 Tagen unterwegs bin! Die Strasse führt vorbei an malerischen Buchten und so bremse ich etwas meine Fahrt.

Ich finde ein nettes Hotel am Strand und beschliesse mich hier etwas ausruhen. Seit Panama habe ich nun schon fast 4000 Kilometer zurückgelegt und eine kleine Pause ist mehr als willkommen. Die Landschaft erinnert total an die Mittelmeerküste und die kleinen Wege zwischen den Buchten eignen sich hervorragend zum laufen. Eine schöne Abwechslung nach dem üblichen abendlichen Lauftraining entlang der Hauptstrasse!


 
Samstag, 27. Oktober 2007
Den heutigen Tag verbringe ich am Strand. Im Vergleich zum geschäftigen Treiben der Zentralamerikanischen Grossstädte hat man hier den Eindruck die Zeit sei stehen geblieben.
Der Eisverkäufer schiebt verträumt den Wagen entlang und aus seinem Kassettenrekorder tönen Weihnachtslieder.
Zur Feier des Tages gönne ich mir eine mexikanische Spezialität. Ananas garniert mit Früchten und Cayennepfeffer.
Selbstverständlich bekomme ich sie mit zwei Strohhalmen und die Mexikaner neben mir finden das irgendwie lustig. Da sitzt ein Gringo am Strand ohne Chica und hat einen Strohhalm zu viel.
 

Sonntag, 28. Oktober 2007
Als ich heute meine Reise fortsetze schwenke ich auf die C15, den Highway, der von Mexikocity bis an die Grenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika führt. Bis zur Grenzstadt Nogales sind es von hier noch rund 1000 Kilometer und das Klima wird steppenähnlich.
Am Nachmittag überquere ich den Wendekreis des Krebses und verlasse damit offiziell die tropischen Regionen der Erde.

 
Montag, 29. Oktober 2007
Heute verlasse ich die Küstenregion und fahre über die Stadt Hermosillo gegen Norden. Anstatt die Grenze zu den Vereinigten Staaten bei Nogales zu überqueren werde ich aber  noch einmal in den Westen abbiegen um von Caborca aus die Altarwüste zu durchqueren.
Dienstag, 30. Oktober 2007
In der Desierto de Altar zieht sich das schmale Band des Highways endlos zum Horizont und einzig die Kakteen sorgen für etwas Abwechslung.
Hier finden sich sogar einige besonders grosse Exemplare davon und darunter wirke ich mit meiner BMW verschwindend klein. Gegen Abend erreiche ich dann die kleine Stadt Puerto Penasco am Golf von Kalifornien.
Nach langen und heissen 500 Tageskilometern freue ich mich über eine kalte Dusche und werde ein paar Tage hier bleiben.


 
Mittwoch, 31. Oktober 2007
Puerto Penasco war früher ein kleines Mexikanisches Fischerdorf. Heute ist die einstige Idylle einer im Masterplan entstandenen Amerikanischen Ferienstadt gewichen. Überall werben Immobilienbüros mit speziellen Preisen für Eigentum oder Timeshare und riesige Apartmentkomplexe erheben sich über die kleine Landzunge.

Als ich so am Strand sitze frage ich mich für wen das alles gebaut wird. Ich bin gerade in einer Ferienmetropole die einem Bilderbuch entsprungen sein könnte, nur ich bin fast der einzige hier!
Mein Nachbar im Hotel ist ein Rentner aus Arizona. Er verbringt hier schon seit fast 15 Jahren den Winter und meint, dass die jungen Menschen in den USA einfach keine Zeit mehr haben auf Urlaub zu fahren.
 
Womit er sicher nicht ganz unrecht hat, 14 Tage Jahresurlaub sind in den Vereinigten Staaten normal und die immer mehr auf Freizeit und Dienstleistung ausgerichtete Wirtschaft verliert durch die knappe Kalkulation im Personalmanagement irgendwo ihre Kunden am eigenen Sektor. Manchmal ist die Welt schon verrückt....
 
Donnerstag, 1. November 2007
Heute gehts nach Amerika. Ich werde die Grenze nach Arizona bei Lukeville überqueren, einem kleinen Grenzübergang mitten in der Wüste. Ich erreiche den Posten gegen Mittag und erledige meine Formalitäten zur Ausreise an der Mexikanischen Seite recht zügig.
Die Einreise in die USA erweist sich dann jedoch etwas anders als erwartet.
Um regelkonform einzureisen brauche ich nämlich zwei Versuche!
Ich fahre in einer Schlange von amerikanischen Fahrzeugen auf den Grenzbeamten zu und zeige ihm meinen Pass. Darauf fragt er mich sehr unerwartet ob ich in Mexiko etwas eingekauft und zu verzollen habe. Als ich darauf mit nein antworte gibt er mir einfach den Pass zurück und winkt mich durch.
Kein Stempel, keine Fragen, gar nichts! So erstaunt war ich auf meiner ganzen Reise noch nicht. Im ersten Schrecken fahre ich zwar weiter, halte aber nach einem halben Kilometer wieder an und kehre um.
Nirgends auf der Welt kann ich ohne Vermerk im Reisepass in ein Land einreisen und nirgends käme ich durch eine Polizeikontrolle ohne vollständige Dokumentation der Papiere.
Beim freiwilligen zweiten Versuch erweist sich die Sache dann so wie vorgesehen.
Ich werde von den Jungs der Homeland Security interviewt und bekomme die für Österreichische Staatsbürger vorgesehenen 90 Tage Aufenthalt im Rahmen des Visa Waiver Programms.
Man wünscht mir freundlich eine gute Reise und damit bin ich legal und offiziell in den Vereinigten Staaten von Amerika.
 
Heute fahre ich nicht mehr weit und verbringe die Nacht in der Wüste von Arizona bei einem beeindruckenden Sonnenuntergang.
 
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Text & Fotos: Felix Bergmeister

Autor
karolettaLambretta

KAROLETTALAMBRETTA

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Bericht vom 10.12.2007 | 3'631 Aufrufe

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