Orange Mountain 2011

Gipfelsturm in Obertauern bei den KTM Orange Mountain Days 2011.
 

Orange Mountain 2011, Obertauern

Hält das Wetter heuer durch? Werden die Gipfelstürme dieses Mal gelingen? Sind Stiere wirklich so reizbar? Ist die Duke 125 ein vollwertiges Motorrad? Wer kann am langsamsten fahren? Was bedeutet Single Tree? Wem gehört das KTM-Zelt? Wo ist der KTM-Truck? Fragen über Fragen, die sich rund um das dritte Orange Mountain-Event in Obertauern stellten; fast alle konnten restlos geklärt werden.

Die kleine Herzogin holt die Wurst von der Alm

25 Sieger beim Gipfelsturm I, elf Gewinner beim Gipfelsturm II, Max vom Attersee ist der Langsamste. Alle beteuern beim Einchecken, dass sie in den vergangenen Tagen brav aufgegessen hätten, damits schön wird und bleibt. Es geht um die Kardinal-Frage: Wie wird das Wetter? Wohl strahlt am Donnerstag, dem 18. August, über dem Radstädter Tauernpass fast ungetrübt die Sonne, doch berichten manche der zu Orange Mountain 2011 in Obertauern Angereisten, dass es im Umkreis wilde Güsse und Gewitter gegeben hat. Zum Beispiel am Triebener Tauern, wo am Nachmittag rund zwanzig Kilometer lang ein Waschstrassen-artiger Regen für Abkühlung und Visier-Reinigung gesorgt hatte.
 

Die Abendstimmung am ersten Orange Mountain-Abend versprach Gutes vom Wetter, auch wenn rund um den Tauern das eine oder andere Gewitter niederging.

Die bange Frage nach dem Wetter ist berechtigt. Es ist in dieser Gegend gern unberechenbar. Und bisher hatte es das KTM Orange Mountain-Festival noch jedes Mal mit einem Wettersturz kalt erwischt. Beim ersten Mal, 2009, am Freitagabend, beim zweiten Mal, 2010, schon am Freitagnachmittag. Jeweils mit abgrundtiefen Temperaturstürzen und nachdem das Programm von fahr- auf konsum-aktiv umgestellt wurde dem einen oder anderen Absturz mit Kopfweh-Folgen.Aber dieses Mal, heuer, 2011, sollte es endlich glücken. Der Veranstalter, Christian Schmidt vom Hotel Solaria, assistiert von seinem Bruder Werner, hatte im Vorfeld gemeinsam mit den Kooperationspartnern darunter unter anderem der Tourismusverband Obertauern, die Skiworld sowie einige Lokalbetreiber sämtliche Orakel befragt, den Mond betrachtet und seine Phasen beachtet. Die Folge: Der Stamm-Termin, bislang das letzte August-Wochenende, wurde um eine Woche vorverlegt.


Eines der drei KTM-Testeisen: die Duke 125. Es gab auch noch eine 990 Adventure Dakar und eine 990 SM R. Alle drei waren hoch begehrt und ständig unterwegs


KTM Orange Mountain Bildergalerie

In der Hoffnung auf die Wetter-Wirksamkeit der vorausschauenden Massnahmen versammelten sich die 75 angemeldeten Orange Mountain-Enthusiasten im Hauptquartier I, dem Hotel Solaria. Es waren zu 98 Prozent KTM-Fahrer, darunter auch einige Fahrerinnen. Somit waren die Mattighofener zumindest mit ihren Produkten stark vertreten, denn so mancher hatte auf der Pass-Höhe nach dem KTM-Truck gesucht. Der war nicht da. Vor dem Hauptquartier II, dem KTM-affinen Ski World-Shop stand aber doch zumindest ein oranges Zeltdach. Mit immerhin drei Test-Eisen: eine Duke 125, eine 990 SM R und eine 990 Adventure Dakar.

Damit war eine weitere der vielen Fragen teil-geklärt.Grau ist bekanntlich alle Theorie, ohne Beweise ist so eine Frage nicht beanwortbar. Da nützten auch die nachmitternächtlichen Erörterungen nichts. Und somit wurde beschlossen: Harry und Kathrin schnappen sich am Freitag in der Früh die kleine Duke und fahren damit auf die Nockalmstrasse (wenn schon ein Vollwertigkeitsbeweis, dann muss auch eine Soziuswertung dabei sein). Zum Zeichen, dass die Herzogin wirklich dort war wurde vereinbart, dass die beiden eine Hirsch-Salami von der Nockalm mitbringen samt Stempel Siegel, pardon, Kassazettel. Die Wurst würde dann bei der Fete Orange am Freitag in der Taverne, umrahmt von einer Riesen-Eierspeis, aufgegessen werden.

 
 
Wie ausgemacht waren die beiden Duke 125-Reiter am Freitagmorgen im Hauptquartier II zur Stelle. Sie wurden mit allen guten Wünschen und Ratschlägen verabschiedet. Spätestens um 16 Uhr wollten sie zurück sein.Inzwischen zerstreuten sich die Fahrer der grösseren und grossen Eisen in alle Himmelsrichtungen. Einige spielten auf asphaltierten Strassen, andere begaben sich auf eine kleine Hütten-Rallye in der näheren Umgebung, z. B. Burgbergalm in Radstadt, Trinkeralm auf der Fageralm, Tauernkaralm zwischen Unter- und Obertauern - alles garniert mit feinen Schotter-Strecken. Alle kamen gesund zurück. Vor dem Sturm auf die Hochalm versammelte man sich beim Sportshop Ski World, nahm im Café Route 99 noch Kaffee oder kalte Getränke, denn es war warm, um nicht zu sagen heiss. Es wurde Veranstaltern und Teilnehmer noch heisser, als pechschwarze Wolken sich überm Radtstädter Tauern zusammenzogen.
 

Die Drohung eines Gewitters war schrecklich, selbiges fiel aber auf dem Tauern harmlos und nur kurz aus. Auf der Hochalm wars bald wieder staubtrocken.

 
Es begann zu regnen. Heftig. Trotzdem wurde zur Hochalm aufgefahren. Dort standen alsbald etliche Adventures an der Bar. Und als die Sonne, sehr bald, wieder herauskam, setzten sich die Kanten-Treiber dazu. Einige schauten skeptisch auf die Almen und beobachteten, wie Christian Schmidt die Gipfelsturm-Strecke II testete. Manche nützten das halbe Stündchen auch für ein Schläfchen. Trocken wars alsbald allemal wieder. Glück gehabt. Ein paar Kilometer Luftlinie entfernt, im Lungau, rückten die Schneepflüge aus, um der Hagelkörner-Flut Herr zu werden.Derweilen bezogen die Fotografen ihre Positionen. Joe Pichler und seine Frau und kongeniale Partnerin Renate ganz oben, bei der Bergstation der Seekarspitz- und Panoramabahn, die anderen eine paar Kurven weiter unten.

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Der örtliche Berg-Spezialist Hias.


Das Transport-Gefährt, ein Can Am Outlander, parkte der örtliche Berg-Spezialist Hias im Hintergrund. Und in dessen Hintergrund lag ein Stier. Eingedenk der Weidevieh-Warnungen war die Annäherung eine vorsichtige. Dem Vieh aber war es völlig wurscht, was sich da auf der Almstrasse abspielte. Er liess sich nicht reizen, gab sich gelangweilt und machte auf lammfromm. Es war ja sowieso klar, dass die Alm ihm gehört, was er mit einsdrucksvollem Posing unterstrich. Seine Kuh-Damen schauten indes gleichmütig zu, wie einer nach dem anderen der 25 Gipfelstürmer über die schottrige Strecke heraufkam, manche forsch, manche verhalten.
 

Dem Stier war es völlig wurscht, was sich da auf der Almstrasse abspielte (und seinen Kuh-Damen auch).
Es ist ja sowieso klar, dass die Alm ihm gehört.


Alle kamen oben an.


Wie auch immer sie den Gipfelsturm I angegangen waren: Alle kamen oben an. Auch das Luxemburger Quad-Gespann, Roby und Tessy, ebenfalls auf Can Am Outlander. Nach dem Gipfelsieg-Beweisfoto gings wieder talwärts, wo sich ein Häuflein nämlich elf Mutiger zum Gipfelsturm II versammelte. Joe und Renate bezogen wieder Foto-Position, diesmal bei der Seekareck-Bergstation. Bei Fotopunkt Nummer zwei stand diesmal kein Stier, sondern ein Hochstand, der auf der kniffligen Strecke mit zwei nach aussen hängenden Kurven und kernigen Steilstücken niemandem im Weg stand. Und auch diese Übung ist gelungen. Es kamen alle sturzfrei hinauf und auch wieder hinunter. Der kurze und kräftige Applaus einmal in die Hände klatschen, und aus, ohne Echo galt den Gewinnern & Siegern der Gipfelstürme und auch denen, die das ermöglicht hatten. Denn das Befahren der Almstrassen und wege ist gewöhnlich nur denen gestattet, die dort etwas zu tun haben, Auswärtigen ist es fast bei Todesstrafe verboten, ein absolutes No-Go.
 
 
Einen kurzen und kräftigen Applaus hatten sich Harry & Kathrin ebenfalls mehr als verdient. Die kleine Duke war lange vor dem vereinbarten Termin schon von der Nockalm zurückgekehrt. In bestem Zustand. Was auch für ihre Reiter galt. Von der Glockenhütte hatten sie in der Tat zwei Hirschsalami-Würste mitgebracht, transportiert im vom Ski World-Shop zur Verfügung gestellten echten Wanderrucksack. Ihr Fazit: Die kleinste Herzogin ist ein vollwertiges Motorrad. Zwar ist der Tacho auf langen Steigungen zuweilen bis auf die 34 km/h-Marke hinuntergerutscht, aber dem gegenüber steht eine erreichte Top-Speed von 105 km/h zu zweit! Und einen kurzen & kräftigen Regen hat sie auch gemeistert.

Wer ist der Langsamste?


Das war aber noch nicht die letzte aller Fragen gewesen, die es an diesem Tag zu klären galt. Ausständig war noch: Wer ist der/die Langsamste? Auch daraus kann man einen spannenden Wettbewerb machen, und zu diesem Behufe waren bei der Talstation der Gamsleitenbahnen zwei parallele Spurgassen gelegt worden. Dass es auch beim Langsamfahren ums richtige Gasgeben geht, das demonstrierte der Sieger des Knock Out-Bewerbs: Max vom Attersee. Er erfuhr sich redlich und hoch konzentriert die Krone des langsamsten Motorradfahrers von Orange Mountain 2011. Christian hatte das mit den Anfeuerungsrufen Stopp! Stopp! Stopp stimmgewaltig unterstützt, Roby & Tessy machten die Linienrichter.
 
 
Damit war der Aktivitäten an diesem Freitag noch kein Ende. Die Fete Orange stand noch aus. Nach der Schirm-Bar im Jahr 2009 und dem Event-Zelt im Jahr 2010 ging es diesmal in die Taverne. Ein Restaurant mit Disco, in dem sich seit den Skikurs-Zeiten nicht wesentlich etwas verändert hat. Der Baum steht noch immer in der Mitte der Tanzfläche, und die Musik ist auch nicht wirklich eine andere als damals (vor gut 35 Jahren). Haupt-Act war die Siegerehrung. Max stand auf dem Podest, hatte aber kein oranges Leiberl. Weshalb ihm Christian einen feschen Poncho aus einem KTM-Transparent verpasste.

Der Sieges-Preis: ein Zelt. Und zwar jenes KTM-Zelt, das Tessy im Vorjahr im Rahmen der Tombola gewonnen hatte. Sie geht aber nicht zelten und hat deshalb ebendieses Zelt als Trophäe zur Verfügung gestellt. Doch auch Max geht nicht zelten. Was Christian mit den Worten kommentierte: Das Zelt hat den endgültigen Besitzer noch nicht erreicht. Er hat dem Max das gute Stück für eine nicht definierte Summe abgeluchst, und nun ist es ein Zelt, das von einem zum anderen wandert. Vorerst. Beim nächsten Mal soll für einen wohltätigen Zweck zur Versteigerung stehen.

 

Die Fete Orange in der Taverne: Der Langsamfahr-Sieger, Max vom Attersee, hatte kein oranges Leiberl, und bekam einen massgeschneiderten KTM-Poncho verpasst.

 
Zumindest die Hirschwürste gelangten an ihren Bestimmungsort: die Mägen der Fete Orange-Gäste. Ohne Eierspeis. Sie wurden pur verspeist, mit Brot und Gurkerln. Als handfeste Unterlage zum feste feiern.

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Für manche Party-Tiger dämmerte der Samstag sehr, sehr spät, vielmehr früh herauf. Der eine oder andere war nicht ganz so fit. Die Methode, sich zur Kopf-Kühlung ein eiskaltes Flascherl Mineralwasser ins Genick zu packen machte Schule. Jene, die das orange Fest ohne weitere Folgen überstanden hatte, packten sich zusammen für eine Spezial-Tour. Christian hatte Roadbooks ausgearbeitet und überspielte Navi-Besitzern die GPS-Daten für einen Tagestrip ins Lachtal. Wieder mit sondergenehmigten Schotterpassagen. Eines der Zwischenziele war der Tauern-Windpark, ein weiteres die Lachtal-Hütte. Deren Betreiber hatten sich voll ins Zeug gelegt, warteten mit hoher Gastfreundlichkeit auf, und das hatte Köstliches wie Lachtalhütten-Pfandl und/oder Brettljause zur Folge. Für Zweiteres entschieden sich jene, denen es entschieden zu heiss war für eine heisse Mahlzeit.
   

Nicht alle waren am Tag nach der Fete Orange voll fit. Mineralwasser-Flaschen aus der Tiefkühltruhe eignen sich hervorragend als Nacken- & Kopf-Kühlmittel.

 
Müde, aber zufrieden und glücklich kehrte die Meute heil und komplett zurück, machte sich startklar zum ultimativen Highlight des Abends auf der Diktn Alm. Dort hatte Joe Pichler sein Multimedia-Equipment für einen Open Air-Vortrag aufgebaut, und im Schein der untergehenden Sonne führte er seinen neuesten Bericht vor: Transasien - eine Reise ans von uns aus gesehene Ende der Welt, von Salzburg bis nach Kamtschatka. Gemeinsam mit Renate war er knapp fünf Monate gut 30.000 Kilometer auf einer KTM 990 Adventure R unterwegs gewesen, sie reisten durch einmal bitterkältesten, dann wieder kochendheissesten Regionen dieser Erde.Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn das ist so spannend, dass allen die Kühle der Nacht erst auffiel, als Joe nach einer kurzen Zusammenfassung der Orange Mountain-Tage als Draufgabe Projektor und Tonanlage abschaltete (unter zwölf/dreizehn Grad ist das Thermometer eh nicht gefallen).

16. bis 19. August 2012.


Bevor alle die Diktn Alm-Räumlichkeiten zum Aufwärmen stürmten, gab es für Joe und Renate mehr als bloss einen kurzen und kräftigen Applaus, hingegen begeistertes, lang anhaltendes, ausgiebiges Klatschen. Zurecht (mit Anfang Oktober startet der Salzburger seine nächste Vortragsrunde in Österreich und auch in Deutschland). Es war ein würdiger Abschluss für Orange Mountain 2011, dem als Ausklang die berühmte Party auf der Diktn Alm folgte. Diesmal fuhren zwar keine Dukes im Lokal und in der Küche herum, aber lustig wars allemal. Und fast alle Fragen waren geklärt. Eine blieb noch offen: Gehts weiter? Es geht weiter. Orange Mountain wirds 2012 wieder geben. Mehr oder weniger zur gleichen Zeit wie dieses Jahr: von 16. 19. August, gleich nach Ferragosto, dem Feiertag am 15. 8. Eine gute Gelegenheit, schon einen Tag früher anzureisen, und sich einen Tag länger auf die nächsten Gipfelstürmereien vorzubereiten. Die werden übrigens am Freitag, dem 17. August, stattfinden. Da ist Neumond. Und das ist ein gutes Omen.
 

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Text: Trixi Keckeis
Fotos: Trixi Keckeis, Renate & Joe Pichler, Sven

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Bericht vom 29.08.2011 | 7'380 Aufrufe

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