Schottland Part I

Mit Triumph Sprint ST und Street Triple unterwegs bei den Schotten.
 

Kaleidoskop Schottland

Unterwegs durch die Licht- und Farbkaskaden der Lower Highlands
 
Wenn es nicht so kitschig klingen würde, könnte man von Schottland auch als dem Land mit den farbenprächtigsten Regenbögen und den bestimmt dreissig verschiedenen Arten von Regen sprechen. Aber wir haben nicht ein einziges mal unsere Regenkombis überziehen müssen. Und nach dem glänzenden, glitzernden, schimmernden und sanften Flüsterregen folgte auch immer gleich wieder strahlender Sonnenschein. Begleitet von anmutig schäfchengleichen Wolken an einem sogleich wieder heiteren, tiefblauen Himmel. So heiter, fröhlich und gut gelaunt, wie uns auch deren Landsleute begegneten.
Als Motorradfahrer werden wir überall von einer aufgeschlossenen Herzlichkeit begrüsst, die uns die Abreise nach der nur kurzen Zeit von sieben Tagen echt schwer fallen lässt. Als mystisch, ja auch melancholisch wird uns dieses Land beschrieben, mit seiner teils düster und schwer lastenden Historie, dessen Vergangenheit sich in unzähligen massiven Trutzburgen, imposanten Schlössern und mahnenden Kirchenbauten in der weitläufigen Landschaft und den uralten Städten widerspiegelt.

Land mit 30 verschiedenen Regen.

Touristische Highlights heutzutage, die uns auf unseren Touren über einsame Landstrassen, durch pittoreske Dörfer und Städtchen bis hinein in die quirligen Zentren der Grossstädte immer wieder inne halten lassen, sie zu bestaunen, über deren lang zurückliegende Vergangenheit nachzudenken. "I could spend hours in here studying the beautiful colored glass windows... Wahre Worte eines Reisenden, der es uns wohl gleich tat in einer der beeindruckenden Kathedralen, hier beim Betrachten der Glasfenster in 'St Giles Cathedral' an der High Street in Edinburgh. Auch er mag wohl in den Genuss gekommen sein, wenn im Schein der Nachmittagssonne die bunt schimmernden Glasfenster und deren biblische Motive förmlich zu glühen beginnen, die Figuren der Geistlichen in einer Lebendigkeit erstrahlen, als hätten sie erst gerade eben ihren Weg zwischen die kunstvollen Bleiverglasungen aus dem tiefsten Mittelalter gefunden. Doch Edinburgh mit seinem monumentalen Castle und all die anderen geschichtsträchtigen und berühmten Bauten, Denkmäler, Hotels, Straßen und Plätze zu dessen Füßen erreichen wir erst zum guten Schluss unserer Tour, die am Fährhafen in Newcastle, noch auf englischem Boden, sieben Tage früher beginnt.


Unterwegs mit Sprint ST und Street Triple.

Denn vor der sorgsam von VisitScotland geplanten Schottland-Tour steht die Überfahrt mit DFDS Seaways von Ijmuiden bei Amsterdam in den Niederlanden, wenn die Triumph Sprint ST und die Street Triple den Weg in den stählernen Bauch der 'Kingsway' gefunden haben. In Newcastle finden die Kräder nach 16-stündiger, sehr erholsamer Überfahrt, wieder festen Böden unter ihren Reifen, die schnell freies Geläuf über die typisch englischen Strassen mit ihren vielen, von tiefgrünen Hecken gesäumten Kurven und Bergauf- Bergab-Schwüngen ihren Weg gen Norden finden. Helensburgh stellt den ersten Anlaufpunkt dar, knapp 45 Kilometer nordwestlich von Glasgow gelegen, gerade noch zu den Central Lowlands in der Mitte Schottlands gehörend. Die Kleinstadt am 'Firth of Clyde' auf der Atlantikseite gelegen, empfängt uns jetzt am frühen Abend mit ihrer eher stillen Seepromenade, lädt ein zum geruhsamen Abspannen, nachdem wir unser Bed & Breakfast 'Killin Cottage' bei Franca bezogen haben. Die empfängt uns nach 300 km Anreise mit bestem Schweizer-Deutsch, entpuppt sich als freundliche Gastgeberin, die nach langer Weltreise nun bereits seit über zehn Jahren im lauschigen Helensburgh beheimatet ist. Sie gibt den Krädern eine geschlossene Garage und uns ihr grösstes Zimmer, wohl wissend um das umfangreiche Gepäck des mit dem Motorrad Reisenden. Den Abend lassen wir in einem zünftigen Pub direkt an der Seepromenade gemütlich ausklingen. Nach einem leckeren Frühstück am nächsten Morgen erhalten wir von Franca wertvolle Reisetipps für die weitere Exkursion gen Norden, auf der malerisch verlaufenden A 82 und entlang des Loch Lomond, als grössten und wohl schönsten Sees Schottlands beschrieben.
   
Bildergalerie Schottland Reise Teil 1
   
 
Wir statten dem üppig mit bunten Blumen geschmückten, alten Städtchen Luss am östlichen Ufer einen Besuch ab, um hernach noch einen Abstecher auf der A814 rüber und entlang des Loch Long zu fahren. Mit den Motorrädern wird die dreistellig bezifferte Strasse zur ersten Herausforderung, auf schmalen schottischen Strassen dem natürlichen Lauf eines der überaus zahlreichen als Loch benannten Seen zu folgen. Am Abend landen wir in Arrochar am 'Lochside Guest House', das uns mit komplett frisch renovierten Räumen und einem lauschigen Parkplatz geschützt hinterm Haus direkt am See empfängt. Diana als gute Seele freut sich, uns am nächsten Morgen das Frühstück im neuen Wintergarten mit Seeblick servieren zu können.
 
 
So gestärkt soll uns dieser Tag an die 210 Kilometer weiter nordwärts führen, rauf zum sagenumwobenen Loch Ness, bis hin nach Drumnadrochit. Die Strecke wird zwar lapidar weiterhin mit 'A 82' beschrieben, hält aber jede Menge Fahrspass für uns bereit, abwechslungsreich vom Layout, gespickt mit aufregenden wie entspannenden Passagen. Und immer wieder überraschend auftauchenden Anblicken, die uns zum Innehalten animieren. Sei es der uralte Inveranan Drovers Inn von 1705, mit verwitterter Steinfassade und dem in zahlreichen Kaskaden wild gen Tal stürzenden Wasserfalles dahinter auf der anderen Seeseite.

Rosagoldgrau und Lilagelbbraum.

Oder sei es der in einsamer Landschaft gelegene, quirlige Treffpunkt für alle Arten von Mobilisten bei Tyndrum, die Tank- und Raststelle mit Namen 'The Green Welly Stop', mit zahlreichen Mopedtreibern beim Rasten und Benzinreden.

Immer wieder und dabei überwältigend rasch wechseln die Himmelsfarben ebenso wie die der weitläufigen Hügel- und Tallandschaften, noch phantastischer, wenn wir in Sichtweite des See Lochan na h-Achlaise und seiner vielen Ausläufer gelangen. Atemberaubend, wie weit der Blick über diese einzigartige Landschaft reicht, dem 'Moor von Rannoch'. Mit seinen vielen Seenflächen, die den Himmel mit all seinen Farben von rosagoldgrau und unschuldigem weiss bis graublau widerspiegeln und mit aufregenden Wolkenformationen ausmalen.
Eingetaucht in die weite Heidelandschaft, die jetzt im September in milden lilagelbbraun Tönen schimmert, nur hier und da unterbrochen vom rauen Felsgestein oder den sich darüber im Wind wiegenden Birkenbäumen. Und immer mal wieder die feinen Regenperlen, die die Luft feucht werden lassen, bis der nächste Regenbogen bereits den nächsten Sonnenschein ankündet. Der begleitet uns, bis wir am frühen Nachmittag Fort William erreichen, die grösste Stadt der westlichen Highlands, ganz am südlichen Ende des Great Glen gelegen.
 
Mit seiner exponierten Lage an dem heute von starken Brisen aufgefrischten Loch Linnhe, auf dem die Boote im Hafen und weiter draußen heftig auf der Oberfläche hin und her tanzen. Bei dem strahlenden Sonnenschein über dem aufgefrischten See drängt sich der Gedanke an ein schottisches 'Lugano' auf. Ganz in der Nähe von Fort William lässt sich der Ben Nevis als höchster Berg Großbritanniens erkunden, der die nach einer Festung benannten Stadt zu einem touristischen Highlight werden lassen hat. Viel Trubel herrscht nach weiterem Streckenverlauf auf der A82 auch im beschaulichen Fort Augustus. Dicht am südlichen Ufer des sagenumwobenen Loch Ness gelegen, beeindruckt es mit seinem Caledonian Canal und dessen 29 Schleusen im Wasserlauf.
 

Das Bauwerk wurde bereits vor über 200 Jahren als Verbindung zwischen Nordsee und Atlantik errichtet, dient heutzutage aber eher dem Freizeit-Wasserrummel. Unsern nächsten Stopp legen wir wenige Kilometer später an einer weiteren Wasser-Attraktion ein, den rauschenden Wasserfällen von Invermoriston. Die alten Steinbrücken aus den 1820er Jahren überspannen hier die wilden Wasserläufe, locken mit ihren Sichtmöglichkeiten auf die riesigen Felsbrocken und die sie umtobenden Wassermassen. Weiter gehts nach Drumnadrochit. Mit seinem geschäftigen Treiben im goldenen Sonnenschein des Spätnachmittag lockt es zum Pausieren. Zum Whisky-Kosten der heimischen 'Fiddlers-Distillery' ist es noch zu früh, also steuern wir nach lecker Kaffee und Kuchen lieber die nächste Unterkunft an, das Glenurquhart House, einige bewegende Fahr-Kilometer über die A831 vom Ortskern entfernt, ganz allein auf einer sanften Anhöhe gelegen, mit Baujahr 1932. Tief sinken wir in die breiten Ledercouchen im grosszügigen Living-Room ein, wenn wir auf das Tagesgericht, den 'Pie of Day', warten. Mit Blick auf noch mehr Seenfläche liegt unser geräumiges Zimmer für die Nacht, fast zu schade, um sich hier nur zur Ruhe zu betten. Doch von hier aus können wir getrost die nächste Tagestour ganz ohne Gepäck starten, nutzen wir dieses Quartier gleich für zwei Übernachtungen.
Fortsetzung folgt....

Übersicht mit GPS-Daten
Tagestouren zwischen 170 bis 240 km, einfacher bis mittlerer Anspruch, Tour insgesamt: 1.400 km

Abfahrt Newcastle 55.009225,-1.447306
Übernachtung Helensburgh 56.002857,-4.727086
Übernachtung Arrochar 56.201942,-4.744831
2x Übernachtung Drumnadrochit 57.339916,-4.590828
Übernachtung Pitlochry 56.702005,-3.71979
2x Übernachtung Edinburgh 55.932099,-3.172562
Rückkehr Newcastle 55.009225,-1.447306

Part I:
Tour-Tag-1

Newcastle Helensburgh

Weitere Sehenswürdigkeiten:
Dumbarton Castle
Charles Rennie Mackintosh's Hill
Golf, Wandering & Water Busses: www.lovelochlomond.com

Unterkunft:
Killin Cottage
10 Lomond Street
Helensburgh
G84 7PN
Tel: +44(0)143 667 0923
www.killincottage.co.uk

Daten-Tour-Tag 2

Start Arrochar, Lochside Guest House 56.201942,-4.744831
Besichtigung Luss 56.099985,-4.641017
Glen Fruin 56.079987,-4.818281
Rückkehr Arrochar 56.201942,-4.744831

Helensburgh Arrochar
Loch Lomond and The Trossachs, National Park, The Forth Valley Luss-Seaside

Weitere Sehenswürdigkeiten:
Loch Lomond Sealife Aqurium
Boat Trip on Loch Lomond
West Highland Way Walk
Duke's Pass Walk
Cruise Loch Katrine with the Sir Walter Scott Paddlesteamer
Stirling Castle
Deanston Distillery

Unterkunft:
Lochside Guest House
Main Street Arrochar, near Loch Lomond
Dunbartonshire
G83 7AA
Tel. +44 (0) 130 170 2347
www.lochside-guesthouse.co.uk

Daten-Tour-Tag 3
Fahrt nach Drumnadrochit,
Glenurquhart House

Start Arrochar A82 56.201942,-4.744831
Stopp in Inveranan A82, Drovers Inn Wasserfall 56.32953,-4.722333
Stopp am Bikertreff 'The green Welly Stop' A82 56.437765,-4.712546
Stopp am See Lochan na h-Achlaise A82 56.601998,-4.750988
Stopp in Fort William A82 56.8206,-5.108226
Stopp am Wasserfall bei Invermoriston A82 57.212289,-4.61794
Ankunft am Glenurquhart House bei Drumnadrochit 57.339919,-4.590848

Unterkunft
Glenurquhart House
Glenurquhart
Drumnadrochit
IV63 6TJ
Tel: +44(0) 145 647 6234

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Text&Fotos: Sabine Welte

Autor
sabinewelte

SABINEWELTE

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Bericht vom 17.05.2013 | 4'915 Aufrufe

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