Der goldene Herbst in der Schweiz

Die Triumph Street Triple RS in den schweizer Alpen

Die Schweiz. Es gibt weltweit kaum ein anderes Land, in dem sich Alpenpässe so dicht aneinanderreihen wie hier. Hinzu kommen die perfekt asphaltierten Kurven, die wunderschönen Aussichten über die Berglandschaften, die vielen kleinen Bergseen oder auch die im Sommer gut sichtbaren Gletscher.

Während viele hauptsächlich im Sommer unterwegs sind, wird es im Herbst schon einiges ruhiger. Warum sich aber ein Schweiz-Trip vor allem in Herbst lohnt, möchte euch 1000PS Gastredakteur MarcvanG im vorliegenden Bericht verraten.

Street Triple RS

Für diesen Bericht habe ich von Triumph eine Street Triple RS zur Verfügung gestellt bekommen. Es wurde auf «1000ps» schon sehr detailliert und ausführlich über das Bike berichtet, und in allen Tests schnitt die Streety mit Bestnoten ab. Es ist definitiv eines der Top-Shots 2017 und Benchmark für die anderen Hersteller. Doch ist das Bike auch «Swiss Mountains Approved»? Um das rauszufinden, habe ich mir eine Liste mit 17 Pässen aufgestellt:

  • Flüelapass
  • Albulapass
  • Julierpass
  • Ofenpass
  • Umbrailpass
  • Stilfserjoch
  • Berninapass
  • Malojapass
  • Splügenpass
  • San Bernardino
  • Simplonpass
  • Nufenenpass
  • Gotthardpass
  • Oberalppass
  • Furkapass
  • Grimselpass
  • Sustenpass

Ich bin diese Pässe allesamt schon 2 bis 3 Dutzend Mal gefahren und kenne sie wie meine Westentasche. Doch mit einem neuen Motorrad ist es doch jedes Mal wieder ein neues Erlebnis. Deshalb bin ich unglaublich gespannt, wie sich die Street Triple RS präsentieren wird.

Auf geht’s!

Meine Reise beginnt in einem kleinen Dörfchen in der Nähe von Zürich, direkt am Zürichsee. Über dem Säntis steigt die Sonne hervor und am Himmel ist keine Wolke zu finden. Vom Fenster aus blinzelt mir die Triumph schon zu und versucht mir wohl zu sagen: «Mensch, worauf wartest du eigentlich noch? Lets go!» Nach einem Kaffee bin ich auch schon unterwegs in die wärmende Morgensonne. Nach knapp 100 Kilometern Autobahn führt mich mein Weg auf den ersten Pass, den Flüelapass. Dieser führt von Davos ins Unterengadin und ist meiner Meinung nach einer der schönsten Pässe der Schweiz. Die Kurven sind eng, die Geraden lang. Das Panorama ein Traum. Jedes Jahr von Mitte bis Ende Oktober gibt es ein knapp zweiwöchiges Zeitfenster, in dem sich die Nadeln der Lärchen goldig verfärben. Am heutigen Tag, ohne Wolken am Himmel, die Temperaturen zwischen 15 bis 20 Grad, präsentiert sich mir der schweizerische goldene Herbst.

Der Street Triple RS scheint das Wetter auch sehr gut zu gefallen. Zumindest peitscht mich das Biest die Kurven hoch und in den Geraden schreit sie mich an «schneeelller!!!». Was für eine Maschine! Agil, schnell und laut! Eine absolut geniale Kombination. Für mich heisst das nur: Feuer frei!

Engadin-Zickzack

Das Engadin hat fürs Auge unglaublich viel zu bieten. Das Tal liegt ziemlich hoch, darum nennt man es auch ein Hochtal. Es ist auch eines der höchstgelegenen bewohnten Täler Europas und ist mehr als 80 Kilometer lang. Und diese haben es in sich! Durch das Tal fliesst der Fluss Inn. Die wunderschön asphaltierte Strasse führt kurvenreich durch das ganze Tal und verläuft immer wieder parallel zum Fluss. Vor allem in dieser Jahreszeit, mit dem goldenen Licht und dem Schattenspiel mit Bergen und Wäldern, macht es dieses Tal einzigartig. Aber das coole an der ganzen Sache ist, dass sich links und rechts immer wieder Alpenpässe befinden. So haben wir den Albulapass, der vom Hochtal ins Albulatal führt. Eine Fahrt, die wunderbare Aussichten garantiert. Dank den zum Teil heute noch bestehenden Engpässen im Strassenverlauf, ist dieser Pass eher für gemütliche Fahrten prädestiniert. Theoretisch. Die Triumph Street Triple RS in der Phantom Black Edition interessierte sich weniger für Bauart der Strassen, sondern wollte einfach nur die Kurven auffressen. Ich muss auch zugeben, dass es mir mit diesem Bike auch unglaublich einfach fällt. Obwohl ich erst knapp 2 Stunden unterwegs bin, fühle ich mich schon unglaublich wohl und sicher.

Nach dem Albulatal kann man direkt wieder über den Julierpass zurück ins Engadin. Die Strasse führt durch herrliche Wälder und Ortschaften mit den typischen Engadinerhäusern. Wunderschön ist auch die Strecke entlang des Marmorastausees. Im Sommer ist der Julier eine der meist befahrenen Strecken, jedoch hatte ich die Strassen für mich alleine. Für mich ist der Julier eine kleine Autobahn, denn die meisten Kurven sind langgezogen und übersichtlich. Motorräder mit ordentlich Hubraum und PS haben hier ihren Spass! Aber den hatte ich definitiv auch! Die Street scheint auch dieses Setting sehr gut zu liegen.

Der Ofenpass führt von Zernez nach Italien und runter nach Meran. Zuvor führt die Strasse durch den ältesten Nationalpark der Alpen. Diese grandios schöne Landschaft ist schlicht und einfach ein Genuss. Es gibt hier weniger enge Kurven, was gut so ist. Stattdessen führt die Strasse durch bezaubernde Föhrenwälder. Immer wieder öffnen sich spektakuläre Blicke auf unterschiedliche Felsformationen. Die Farbpalette der Bergriesen reicht von kreideweiss über rostrot bis hin zu anthrazit. Normalerweise zählen am Strassenrand die Kinder die vorbeibrausenden Motorräder, doch im Oktober ist man abgesehen von ein paar GS-Fahrern eher alleine unterwegs.

Via Umbrail auf den Stilfserjoch

Direkt nach dem Ofenpass biegt man rechts auf die Umbrailpassstrasse ab. Der Umbrail hat eigentlich nur eine Seite, denn er mündet oben auf der Passhöhe bei der Landesgrenze in die Stifserjochstrasse, die entweder hinunter nach Bormio oder hinauf zur Passhöhe des Stiflserjochs führt. Mit 2503 Metern ist der Umbrail der höchste Schweizer Pass. Da das Stilfserjoch nur weniger Kilometer entfernt liegt, herrscht nur sehr wenig Verkehr auf dem Umbrail. Er geniesst eher ein Schattendasein, das er eigentlich so nicht verdient. Die Strasse führt durch eine wunderschöne Landschaft. Eine Tour auf den Pass ist ein lohnendes Abenteuer, welches einem alle Schönheiten der hochalpinen Landschaft erschliesst. Im herbstlichen Sonnenlicht leuchtet die Landschaft vor sich hin und blendet mich mit ihrer Schönheit. Die engen Kurven, teils etwas holprig, meistert die Triumph Street Triple RS in der Phantom Black Edition mit einer noch nie verspürten Leichtigkeit. Ein wahres Biest!

Von Bormio gelange ich via Berninapass wieder in die Schweiz. Dieser Pass führt mich dann zum Malojapass, ein eher spezieller Pass. Unmittelbar hinter dem Dorf erfolgt ein gewaltiger Geländeabsturz, eigentlich der effektive Pass. Nach dem «Absturz» führt eine wunderschöne Strasse mit schön geschwungenen Kurven durch das bilderhafte Tal zur Landesgrenze und zu meinem nächsten Ziel, dem Splügenpass.

Prüfung Splügenpass

Der Splügenpass ist nichts für Anfänger. Ultra enge Kurven, unebene Strassen, dunkle Tunnel usw. In der Regel versuche ich diesen Pass zu vermeiden, jedoch konnte ich mein Grinsen mit der Streety schlicht und einfach nicht verstecken! Dieser Engländer meistert diese Strecke, als gäbe es nichts einfacheres. Unglaublich, dieses Bike hat kaum Schwächen und meistert jede Herausforderung mit Bravour. Von der Landschaft sieht man nicht mehr allzu viel, denn die Sonne hat sich für heute verabschiedet. Das Display der Street Triple RS hat inzwischen auf Nachtmodus gewechselt und die grellen Scheinwerfer zeigen mir den Weg. Da ich im Vorfeld in Bellinzona ein Hotel reserviert hatte, musste ich im Dunkeln noch den San Bernardino meistern. Der San Bernardino ist die Alternativroute, wenn es am Gotthard mal wieder stockt.

Zurück ins Wallis

Am zweiten Tag führte mich meine Tour über den Simplonpass ins Wallis. Der Simplon hat nicht viel zu bieten; die Strasse führt während 80 Prozent der Strecke durch Tunnel und versperrt die Sicht auf das Bergpanorama. Der nächste Pass ist jedoch wieder eine Augenweide: der Nufenenpass! Dieser führt vom schönen Wallis wieder zurück ins Tessin und gilt als zweithöchster Pass der Schweiz, der für den motorisierten Verkehr zugänglich ist. Von der Passhöhe geht es dann im oberen Teil mit vielen Serpentinen auf einer Betonplattenpiste in Richtung Airolo. Je tiefer man kommt, umso schöner wird die Landschaft. Bäume, bunte Blumen und sagenhaft ausgeformte Felsformationen begleiten den Weg bis kurz vor Airolo, wo die Landschaft wieder in bewirtschaftete Alpen übergeht.

Der Gotthardpass, das Herzstück der Schweizer Alpen, ist die wichtigste Verbindung zwischen Nord-Süd. Aus diesem Grund ist die Strasse auch hervorragend ausgebaut und auch für den Schwerverkehr zugänglich. Das macht das Ganze als Motorradfahrer etwas unattraktiv. Nichts desto Trotz ein sehr schöner Pass.

Furka-Grimsel-Susten

Als Motorradfahrer muss man diesen Klassiker kennen. Die beliebte Drei-Pässe-Fahrt führt über den Furka-, Grimsel- und last, but not least den Sustenpass. Diese Pässe bieten ein unvergessliches Erlebnis, da sie alles beinhalten, was man sich zu erträumen wünscht. Sie liegen unmittelbar nebeneinander und präsentieren eine traumhafte Aussicht. Der Furkapass leuchtet in der Herbstsonne vor sich hin, die Strassen sind trocken und durch die Sonne schön warm. Die engen Kurven sind schlichtweg das Jagdrevier der Street Triple RS. Die 123 PS haben es in sich und katapultieren mich den Berg hinauf. Die Streety brüllt mich an, will noch mehr und mehr. Jede Kurve ist ein Genuss, das Fahrwerk ein Traum. Kein Wunder gehört das Bike auf der Rennstrecke zu den schnellsten und das mit einem Hubraum von 765 cm3! Kompliment!

Nach dem Furka- folgt der Grimselpass. Die Passstrasse führt durch wilde, karge Gebirgslandschaften, in welcher Granitsteine, Stauseen und Kraftwerkanlagen das Bild prägen.

Last, but not least: Der Sustenpass. Die Sustenpassstrasse wurde erst 1945 eröffnet und ist die erste, eigens für den Autofahrer neu konzipierte Passstrasse im Alpenraum. Und das merkt man. Bautechnisch ist die Sustentrasse einzigartig. Während der Talfahrt wird einem immer wieder eine überwältigende Sicht geboten.

Marc_van_G's Fazit

Zuerst zum Bike. Mir gefällt die Street Triple RS sehr gut. Ich überlege mir sogar, dieses Motorrad als Ergänzung zu kaufen. Das Kurvenfahren hat mir noch nie so viel Spass gemacht wie mit der Streety. Nur auf den langen Geraden hätte ich mir noch etwas mehr Hubraum gewünscht. Aber wenn man ehrlich ist, braucht man dies nur sehr selten. Swiss Mountains Approved? Ja, und wie! Die Agilität ist die grosse Stärke der Street Triple RS. Das Bike ist optisch eine Augenweide; die vielen kleinen Details verwöhnen das Sehorgan. Aber eben, das Bike wurde schon von «1000ps» ausgiebig getestet und mit «sehr gut» bewertet.

Dann die Schweiz. Das Land hat mit seiner überschaubaren Grösse unglaublich viel zu bieten. Kaum ein anderes Land hat so perfekt asphaltierte Strassen und so viele Alpenpässe, die sich unmittelbar aneinanderreihen. Wer im Herbst noch nie in der Schweiz war, muss dies unbedingt nachholen. Ihr werdet es nicht bereuen. Die Schönheit ist so eindrucksvoll, dass man dann und wann sich selbst vergisst und einfach nur den Moment geniesst. Wenn ihr Glück habt, erwischt ihr einen solch goldigen Herbst, wie ich ihn geniessen dufte. Viel Spass!

Autor
Marc_van_G

MARC_VAN_G

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Bericht vom 15.11.2017 | 5'705 Aufrufe