Enduro Bosnien mit Yamaha Tenere 700

Bosniarally 2021

Die Tenere 700 wird von der Leine gelassen! Start bei der Bosniarally 2021 mit der Tenere 700. 1 Woche Enduro intensiv mit der Reiseenduro.

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Bosniarally - Eine Rally die angeblich kein Rennen ist

Der Name geht fluffig über die Lippen - beschreibt die Veranstaltung aber nicht korrekt. Die Bosniarally ist kein Rennen. Vielmehr ist sie eine Art Trainingslager für Leute die das Thema Navigation im Gelände mal intensiv ausprobieren möchten und dabei neue Erfahrungen sammeln möchten. Das Event ist insgesamt aufgebaut wie eine Rally. Also mit all den Elementen welche man von der Rally Dakar kennt. Wer möchte kann die Rally mit GPS Navigation oder mit Roadbook Navigation inhalieren. Am Start stehen Hardenduros und Reiseenduros. Wobei für die Hardenduros ein paar schwierigere Sektionen eingebaut worden sind. Die Herausforderung ist bestimmt die durchaus lange Distanz. Die längste Etappe geht über 370 km. Wobei grossteils abseits von Asphalt gefahren wird. Veranstaltet wird das tolle Enduroevent in Bosnien von Stefan Rosner. => https://bosnia-rally.com/

Das Motorrad - Tenere 700 richtig gewählt?

Ja! Die Tenere 700 fühlt sich im Gelände richtig wohl. Klar haben wir unsere Tenere 700 etwas umgebaut. Einige Umbaumassnahmen sind Luxus, andere würde ich jedoch als verpflichtend ansehen. Hier alle Informationen zum 1000PS Tenere TuneUp.

Verpflichtend sind bestimmt die Protektoren von Hepco & Becker. Sowohl Motorschutzplatte als auch Bügel müssen unbedingt mit ran. Doch auch der Tankschutzbügel macht Sinn. Das Öhlins-Fahrwerk ist natürlich Luxus. Man kann die Rally auch ohne Fahrwerkstuning absolvieren - das Serienfahrwerk ist anständig. Doch ich bin mittlerweile in einem Alter, wo ich die Fahrt gerne etwas mehr geniesse. Das hochwertigere Fahrwerk bügelt die Schläge einfach besser aus, spart Kraft und spendet Sicherheit. Ehrgeizige Piloten könnten aus dem Fahrwerk auch einen Speedvorteil ziehen.

Bei der Wahl der Reifen muss man sich natürlich auf einen Kompromiss einlassen. Einerseits ist man fast zu 100% im Gelände unterwegs und freut sich über jede Menge Grip und Traktion. Weiche Enduroreifen wären also verführerisch. Auf der anderen Seite gilt es eine Distanz von insgesamt 1.500 km zu absolvieren. Nach langen Überlegungen entschied ich mich für den Rallystar E12 / E13 (vorne und hinten) von Mitas. Ich fuhr die Reifen mit Schläuchen - also ohne Mousse. Der Reifen hielt länger durch als erwartet. Erst am vorletzten Tag hab ich den Hinterreifen getauscht. Der Pneu überzeugte mich bei der Rally! Er ist ein toller Reifen der auf den anspruchsvollen Passagen genug Grip bietet aber auf der anderen Seite auf den Verbindungsetappen auch hohe Geschwindigkeiten zulässt. Ein guter Kompromiss der auf der Tenere 700 wunderbar gepasst hat.

Mit der Yamaha Tenere 700 bei der Bosnia Rally
1 Woche Endurogenuss! Mit der Yamaha Tenere unterwegs im rauen Gelände.

Schwächen Yamaha Tenere 700

Insgesamt macht die Yamaha im Gelände einen sehr guten Eindruck. Der Motor wirkt stabil und das Fahrzeug fährt zugänglich aber spendet trotzdem viel Fahrspass. Eine tolle Bereicherung! Ein einzelnen Bereichen hat Yamaha das Thema aber nicht konsequent zu Ende gedacht. Das Cockpit zum Beispiel ist relativ gross und globig und wirkt auf Schotter nicht besonders stabil. Es ist harten Vibrationen ausgesetzt. Mal sehen wie lange es durchhält. Wenig Vertrauen spenden auch die Steckverbindungen unter dem Sattel. Diese sind nur teilweise wasserdicht ausgeführt. Bei rauen Einsätzen könnten hier auf lange Sicht Probleme auftauchen. Ich persönlich bin auch kein Freund von metallischen Tanks. Rost ist ein Thema welches man bei Kunststofftanks einfach nicht kennt. Hier überwiegen für mich die Nachteile vom Metalltank.

Doch trotz der kleinen Defizite hat die Tenere auf der Rally perfekt abgeliefert. 1 Woche lang hat sie ohne den geringsten Wartungs-, Pflege- und Reparaturaufwand zäh und anständig ihren Dienst verrichtet. Genauso stellt man sich das bei einer zähen Reiseenduro vor.

Fußrasten von Gilles sorgen für sicheren Stand
Fußrasten von Gilles sorgen für sicheren Stand

Roadbook Navigation - 1.500 km entlang einer Papierrolle

Vollkommen neu war für mich das Thema Roadbook Navigation. Bisher war ich immer bei Events mit GPS Navigation unterwegs. Doch bei der Bosnia Rally hat man die Wahl und ich entschied mich bewusst für die Navigation mit dem Roadbook. Der Veranstalter hatte Leihgeräte zur Verfügung und endlich mal konnte ich so navigieren wie die Profis bei der Dakar. Bei der Roadbook Navigation bekommt man vom Veranstalter vor der Etappe eine lange Papierrolle ausgehändigt. Dies Papierrolle enthält Kilometer-Wegpunkte samt Navigationshinweisen. Die Papierrolle wird mit einem kleinen Schalter am linken Lenkerende nach vorne (und bei Bedarf auch nach hinten) gespult. Zusätzlich dazu ist ein hochgenauer GPS-Tripmaster montiert. Dieser misst die Wegstrecke und man kann mit 2 Knöpfen den Kilometerzähler einfach und schnell an die aktuellen Wegpunkte anpassen und korrigieren. Zu Beginn ist diese Art der Navigation natürlich herausfordernd. Doch je länger man fährt, umso mehr geniesst man die natürlich Art und Weise mit der man sich durch das Gelände bewegt. Anders als bei der GPS Navigation folgt man nicht stur einer digitalen Linie sondern folgt logisch verständlichen Anweisungen. Man taucht so noch tiefer in das Terrain ein und verschmilzt so richtig mit der zu befahrenen Strecke. Anders als bei einer internationalen Toprally kann man natürlich als Backup Lösung ein GPS-Navi mitlaufen lassen und immer wieder mal schummeln. Doch am Ende der Rally hab ich das GPS gar nicht mehr montiert und nur noch für Notfälle im Rucksack mitgenommen. Die vorletzte Etappe fuhr ich mit bloss 1 x wenden fehlerlos vom Start bis ins Ziel. Diese Art der Navigation ist wirklich faszinierend und macht richtig Spass.

Teamkollege - Im Livestream entstand die Idee

Per SENA Headset war ich mit meinem Teamkollegen Daniel (Die Fahrwegenen) verbunden. Er navigierte per GPS-Track. So konnten wir an den ersten Tagen das beste aus 2 Welten kombinieren. Auf den flüssigen Passagen konnten wir es laufen lassen und Daniel musste nicht ständig auf den Track achten. In jenen Passagen wo man auf weites Terrain kam, war die GPS Navigation im Vorteil und wir fanden mit dem GPS die richtige Linie.

Daniel habe ich die Teilnahme an der Rally überhaupt erst zu verdanken. In einem 1000PS Livestream sprach mit Daniel zum Thema Bosniarally an. Leichtfertig sagt ich einer Teilnahme zu und schlug vor gemeinsam im Team anzutreten. Daniel startete mit einer KTM Adventure 990.

Enduro Bosnien - Raue Wildnis am Balkan

Auch wenn die Anreise nach Bosnien aus Mitteleuropa etwas mühsamer ist als in die bekannten Reviere nach Kroatien machte sich schon am ersten Tag ein zufriedenes Gefühl breit. Das Terrain präsentiert sich hier ausgesprochen vielseitig. Das Land ist fruchtbar, gebirgig und im Hinterland sehr dünn besiedelt. Tourismus spielt keine Rolle. Das hat Vor- und Nachteile. Die Menschen hier sind hier grundsätzlich freundlich und fremden Motorradfahrern ist man interessiert, aufgeschlossen und positiv gestimmt. Es ist ja nicht so, dass hier die Menschenmassen für Probleme in der Hochsaison sorgen. Auf der anderen Seite ist der Nutzen von uns Enduro-Touristen für die Menschen hier überschaubar. Insofern ist ein respektvolles Verhalten und eine respektvolle Nutzung der Wege unglaublich wichtig. Denn während das Wegenetz für uns ein tolles Abenteuer darstellt, ist es für die Einheimischen eine wichtige Infrastruktur die es zu schützen gilt.

Die Erlebnisse - Endurofahren ist der Gipfel

Endurofahren präsentiert sich gerade in Bosnien von seiner intensivsten Seite. Nirgendwo anders tauchst Du tiefer in das Leben ein. Man inhaliert die Natur mit allen Sinnen und kriegt eine geradezu berauschende Dosis Sinneseindrücke spendiert. Man riecht, fühlt, schmeckt und spürt die Welt da draussen und entdeckt hinter jeder Ecke eine neue schöne Seite unseres Planeten. Dabei erfreut man sich am Zusammenspiel mit der Maschine. Das komplexe Gerät muss zielsicher dirigiert werden und entlang der langen Etappen verschmilzt man so mit Track und Motorrad. Doch noch viel mehr als auf der Strasse lauern Gefahren und Konzentrationsschwächen werden gnadenlos bestraft. Jeder Meter der teilweise sehr langen Etappen kann eine Gefahr offenbaren. Teamkollege Daniel stürzte bereits am Ersten Tag nach einer kleinen Unachtsamkeit in einer Spurrille. Auch erfahrene Piloten können immer wieder von Überraschungen überfordert werden. Am Ende ist Endurofahren wohl jene Disziplin in der man seine eigenen Grenzen am besten kennen und respektieren lernt.

Endurofahren in Bosnien
Unendliche Weiten, abwechslungsreiche Landschaft! Bosnien-Herzegowina präsentiert sich bei der Rally von seiner schönsten Seite.

41 Grad und 377 km! Harte Etappe!

Die herausfordernste Etappe war bestimmt die Fahrt in Richtung Mostar. 377 km waren an diesem Tag zu absolvieren. Das Thermometer viel niemals unter 32 Grad, war meistens über 35 Grad und zeigte zu Spitzenzeiten 41 Grad! Der Fahrtwind blies wie der Fön im Badezimmer und die langen Trails wollten einfach kein Ende nehmen. Ausgerechnet an diesem Tag hatte Kollege Daniel auch noch einen Platten und so mussten wir einen harten 12h Tag überstehen.

Insgesamt waren die Etappen auch beim grundsätzlichen Charakter sehr unterschiedlich. Nach der eher schnellen Etappe Richtung Mostar folgte eine technisch anspruchsvollere und etwas langsamere Etappe mit bloss 220km. Hier galt es jedoch einen kernigen Steilhang zu bezwingen und in den weiten Hügellandschaften lauerten auch einige navigatorische Herausforderungen.

Bosniarally: Empfehlenswert

Das Format Bosnia Rally ist insgesamt eine sehr gelungene Sache. Einerseits macht sich im Sattel Racing-Feeling breit. Der gesamte Ablauf gleicht einem Rennen und man gibt sein bestes und geht ehrgeizig an die Tagesetappen ran. Auf der anderen Seite gibt es keine Zeitnehmung. Dadurch ist das gesamte Event auch für Versicherungen leichter verdaulich. Zusätzlich dazu kann man hier zwar seine Grenzen gehen, muss aber in Sachen Speed nicht die Komfortzone verlassen. Am Ende des Tages ist man stolz und zufrieden die Etappe gut gemeistert zu haben und geht mit einem guten Gefühl ins Bett. Stefan Rosner und sein Team sorgen für Sicherheit und Infrastruktur. Bergefahrzeuge stehen ebenso bereit wie Offroad-Doktoren die auch im harten Gelände Hilfe leisten können. Insgesamt also eine gute Veranstaltung um ein Abenteuer in gesicherter Umgebung inhalieren zu können. Sehr empfehlenswert!

Bosnia Rally 2021

Bericht vom 01.08.2021 | 24'878 Aufrufe

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