Low Budget Motorradurlaub: Mit 125er Rollern ans Meer

Über 500 Kilometer in den Süden - ist das sinnvoll?

Wir alle träumen von der grossen Reise auf zwei Rädern. Doch schon der erste Schritt - das passende Reisemotorrad finden - kann zur finanziellen Herausforderung werden. Wieso also nicht weiter unten ins Regal greifen?

Gregor, Schaaf und meine Wenigkeit (Horvath) haben eine spezielle Aufgabe bekommen: 9 PS Maximalleistung sollen uns bis ans Meer bringen. Das Budget war knapp und aufgrund unserer leistungsschwachen 125er Bikes konnten wir den schnellsten Weg - also über die Autobahn - vergessen. Unsere Gefährte brachten zudem die ein oder andere Herausforderung mit.

Avenis, Address und Burgman - die Suzuki Roller unserer Tour

Im Sinne des Low Budget Urlaubs stellte uns Suzuki Österreich drei Roller zur Verfügung, die jenen Low Budget Gedanken verfolgten.

Suzuki Address 125: € 2.890 (AT)

Eleganz und ein Design in das man sich verlieben muss. Der Address 125 ist der aktuell günstigste A1-Roller im Suzuki Portfolio, was ihn in keinster Weise billig wirken lässt. Seine einfachen Lösungen, wie das klassische analoge Display, geben ihm einen gewissen Retro-Charme, mit dem er sich direkt in Schaafs Herz gefahren hat. Ein perfektes Team für die Reise ans Meer.

Suzuki Avenis 125: € 2.990 (AT)

Ein aggressiv geschnittener LED-Scheinwerfer und sportliche Folierung auf der Seitenverkleidung? Dem Avenis 125 habe ich schnell den Spitznamen "Hayabusa der Suzuki Roller" gegeben. Mit dieser Verbindung wählte ich mein Gefährt, das trotz der deutlich aufwändigeren Optik nur 100 Euro teurer ist, als der herzerwärmende Address. Die Speerspitze war damit aber noch nicht erreicht.

Suzuki Burgman Street 125EX: € 3.190 (AT)

Der Name ist Programm: EX = Executive! Der 125er Burgman ist die Chefkarosse unter den Suzuki A1-Rollern. Er bietet dem Fahrer dank variabler Sitzposition und dem kompakten Windschild den höchsten Komfort und dank des längeren Radstands die meiste Stabilität. Unser Exemplar war sogar mit Topcase ausgestattet und eignete sich perfekt als Gruppenanführer. Eine Aufgabe, die Gregor gerne und ohne Zögern übernahm.

Die Bikes waren gewählt und wir waren begeistert. Die Realität, die uns bald einholen würde, spielten wir zu dem Zeitpunkt noch runter: Die Höchstgeschwindigkeit von rund 90 km/h.

Das Ziel unserer Tour: Triest via Slowenien

Triest, eine lebendige Hafenstadt im Nordosten Italiens, liegt malerisch an der Adriaküste und ist angenehm nah an Österreich. Die Stadt besticht durch ihre charmante Lage zwischen Meer und Hügeln und bietet eine herrliche Mischung aus mediterranem Lebensgefühl und urbanem Flair. Doch vor allem die geographische Nähe machte diese Stadt zu unserem Ziel.

Mit Calimoto bewaffnet, machte sich unser Tourensohn #1 Schaaf daran eine Route zu planen, die auf unsere Roller zugeschnitten war: Keine Autobahnen, wenig Schnellstrassen und viele kleine Wege. Natürlich würden so mancher Pass und auch einige Schotterstrassen in Slowenien auf uns warten, doch wir hatten keine Zweifel daran, es mit unseren Gefährten zu schaffen. Wer die malerische Route auch fahren möchte findet sie hier: Wiener Neustadt - Triest (via SLO).

Bild von McGregor
McGregor

"Unsere Reise gen Süden ist mindestens genauso vielseitig, wie die Roller unter uns. Deren 9 PS müssen zuerst auf Österreichs breiten Bundesstraßen alles geben, tragen uns dann über die kitschige Weinstraßen der Südsteiermark und von dort aus über die Grenze. In Slowenien wird es schnell wilder. Wir düsen hoch auf den Pohorje, Maribors Stadtberg, und testen dabei auf verwurzelten Wanderwegen und ausgewaschenen Schotterstraßen die Robustheit der Roller. Nach einer lauschigen Nacht am Pohorje geht es weiter in Richtung Südwesten. Calimoto führt uns auf wunderbaren, verkehrsarmen und kurvigen Straßen weiter durch die slowenische Steiermark, durch das herrliche Save-Tal und vorbei an bekannten Sehenswürdigkeiten, wie dem Cerknice Sickersee, Predjama Burg, Sloweniens berühmten Tropfsteinhöhlen und schließlich dem Gestüt Lipica mit seinen majestätischen weißen Pferden. Die letzte Etappe in Italien verläuft nur mehr bergab. Wir rollen mit unseren Rollern triumphal das Küstengebirge über Triest hinab, werden belohnt mit Ausblicken auf den Hafen der schönen Adria-Metropole und feiern uns wenig später genau dort unseren Erfolg. Unsere drei sparsamen Roller haben uns tatsächlich in zwei Tagen 550 km von Wien bis Triest getragen. Und das nicht nur günstig, sondern auch mit unzähligen tollen Momenten, traumhaften Ausblicken, spaßigen Windschattenduellen und einem trotz kleiner Fahrzeuge, riesigem Zweirad-Spaß. Reisen war nie günstiger und nie schöner. "

Mit niedrigem Tempo findet man auch charmante Orte, die sich für kleine Pausen eignen
Mit niedrigem Tempo findet man auch charmante Orte, die sich für kleine Pausen eignen
Bild von Der Horvath
Der Horvath

"Ich liebe Roller für ihre praktische Natur, bin aber nicht der große Fan von Motorradreisen. Vor allem wenn ich mit McGregor und Schaaf unterwegs sind. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Kollegen, doch neigen sie gerne zu abenteuerlichen Routen. So auch auf den unschuldigen Suzuki Rollern, die wie in Slowenien über Stock und Stein prügelten. Doch auch herrlich abgelegene Asphaltstraßen fanden wir dank Calimoto, wodurch ich die wunderschöne Natur Sloweniens kennenlernen durfte. Bei aller Schönheit gab es aber leider auch anstrengende und eher langweilige Passagen auf unserer Reise, die aber dank unserer triumphalen Einfahrt nach Triest schnell vergessen waren. Eine Tour, an die ich mich gerne zurückerinnere."

Irgendwo in Slowenien. Der Avenis und ich haben diesen Hügel bezwungen.
Irgendwo in Slowenien. Der Avenis und ich haben diesen Hügel bezwungen.
Bild von Schaaf
Schaaf

"Egal, was diese Saison noch an Berufsreisen auf mich zukommt, nichts wird diesen legendären Rollerausflug in Sachen Spaßfaktor toppen können! Ich habe noch nicht genau ergründet, woran es liegt, aber ich werde am Steuer eines Scooters tatsächlich zu einem anderen Menschen, und zwar zu einem Glücklicheren! Vielleicht ist es die Genügsamkeit der Suzuki-Gefährte, die positiv auf mich abstrahlt. Vielleicht liegt es auch an den unterhaltsamen und dennoch quasi StVO-konformen Duellen, die man sich mit den geschätzten Arbeitskollegen liefern kann. Oder auch an der Zerstörung jeglicher toxischer Ego-Gedanken, die von simplen 125er Rollern erfolgreich vollzogen wird. Sicher ist nur, dass die meisten von uns diese treuherzigen Vehikel zu Unrecht auf die emotionslose Fahrerei von A nach B reduzieren. Ich selbst habe diesen Denkfehler lange genug begangen, erst ein paar Fernreisen und einige tausend Kilometer im Rollersattel in Südostasien haben mir die Augen geöffnet. So habe ich beispielsweise mein mit Abstand emotionalstes und erfüllendstes Zweirad-Erlebnis aller Zeiten auf einem 110 Kubik Gefährt in Zentralvietnam erlebt. Nun bin ich extra dankbar dafür, dass unsere Reise ans Meer bewiesen hat, dass Roller auch in unseren Gefilden unfassbar viel Freude bereiten können. Auf keiner einzigen meiner Motorrad-Reisen habe ich so viel gelacht, wie während dieser Scooter-Tour. Ich lege jeder und jedem dringend ans Herz, selbst einmal so ein kleines Abenteuer zu wagen!"

Die grosse Reise mit 125er Rollern - was haben wir gelernt?

Als Motorradfahrer wird man schnell leistungsverwöhnt. Da jammert man schon gerne einmal über "nur" 70 PS und dass "solch eine Leistung für die grosse Reise zu wenig ist". Begibt man sich jedoch mit lediglich 9 Pferden auf einen Trip, spürt man schnell, was selbst geringe Steigungen ausmachen. Mit 50 km/h bergauf wird man selbst auf engen Bergstrassen zum Verkehrshindernis und freut sich über jedes km/h, das man dazugewinnt. Was zum Anfang der Reise noch Sorge bereitete, wurde spätestens ab Tag 2 akzeptiert. "Na und? Dann fahre ich halt nur 50 km/h!", schoss mir bald durch den Kopf. Auf solchen schwachbrüstigen Fahrzeugen wird tatsächlich die Reise zum Ziel und wenn es ein bisschen länger dauert, dann ist das nun mal so.

Denn spätestens wenn die Passspitze erreicht ist und die Schwerkraft wieder auf deiner Seite ist, geht es zügig voran. So zügig, dass sogar ausgewachsene Reisemotorräder geärgert werden könnte. Eine Disziplin, die vor allem Gregor auf seinem stabilen Burgman beherrschte.

Bild von McGregor
McGregor

"Der Burgman trägt das Buchstabenkürzel EX nicht umsonst an der Seite. Unter den drei mitfahrenden 125er Rollern von Suzuki ist er die S-Klasse, das Executive-Mobil des Trios. Ein um 25 mm längerer Radstand (1290 mm) und der breitere 100/80-Reifen auf einer 12-Zoll-Felge, anstatt des bei den anderen verbauten 90/100-10 Hinterrads, verleihen dem Burgman Street 125EX eine bessere Stabilität. Hinzu kommt ein besserer Windschutz und als größter Freudenspender auf längeren Fahrten, die Möglichkeit die Beine auch etwas ausgestreckt abzustellen. In dieser Cruiser-Position sind auch lange Touren mit dem Burgman 125 überhaupt keine Herausforderung mehr. Und den letzten Grund zum Lächeln liefert der Suzuki Roller zum Schluss: Trotz eines Vollgas-Anteils von vermutlich über 70% auf unserer Tour, genehmigt sich der Burgman durchschnittlich nur 2,1 Liter Sprit pro 100 km. Günstiger ist eine Zweirad-Reise kaum machbar. Und spaßiger hätte sie auch kaum sein können! "

Kämpft man nicht gegen die Schwerkraft an, entsteht am Burgman wahrer Kurvenspaß.
Kämpft man nicht gegen die Schwerkraft an, entsteht am Burgman wahrer Kurvenspaß.
Bild von Der Horvath
Der Horvath

"Der Avenis 125 positioniert sich preislich genau in der Mitte der drei Suzuki-Roller und spiegelt diese Mittelmäßigkeit auch in jeder anderen Hinsicht wider. Er mag nicht den charmanten Look des Suzuki Address haben, noch bietet er den Komfort und die Vielseitigkeit des Burgman. Stattdessen präsentiert sich der Avenis als klassischer 125er-Roller, der in allen Belangen schlicht und unaufgeregt daherkommt. Doch diese Durchschnittlichkeit, die auf den ersten Blick negativ erscheinen könnte, erwies sich während der Reise als überraschend positiv. Der Avenis 125 war ein Fahrzeug, das mir erlaubte, mich vollkommen auf meine Umgebung zu konzentrieren. Es gab keine Ablenkungen - weder im positiven noch im negativen Sinne. Der Roller erfüllte seine Aufgaben zuverlässig und unauffällig, was es mir ermöglichte, die Reise in vollen Zügen zu genießen. Auch wenn ich die sportliche Optik des Avenis während der Fahrt natürlich nicht selbst bewundern konnte, trägt sie sicherlich zu seinem Gesamteindruck bei. Der Avenis 125 ist kein Roller, der durch besondere Merkmale hervorsticht, aber genau diese Zurückhaltung macht ihn zu einem idealen Begleiter für jene, die auf der Suche nach einem unaufdringlichen, verlässlichen Fahrzeug sind."

Durch seinen unauffälligen Charakter konnte ich mich voll und ganz auf die Landschaft und die Reise konzentrieren.
Durch seinen unauffälligen Charakter konnte ich mich voll und ganz auf die Landschaft und die Reise konzentrieren.
Bild von Schaaf
Schaaf

"Ich bin ein wirklich großer Fan von Rollern. Damit diese mein Herz erobern können, müssen sie aber möglichst unkompliziert, leicht und zuverlässig sein. Somit war von Anfang an klar, dass der gute Suzuki Address meine Bedürfnisse am besten erfüllen kann. Als netter Bonus besitzt dieser sogar auch noch ein äußerst ansprechendes Äußeres, welches so zwar nicht unbedingt zu meiner eigenen Erscheinung passt, mir aber dennoch Freude bereiten kann. Es braucht so gut wie keine Muskelkraft, um den federleichten Address herumzuschieben, das Fahrverhalten ist ultimativ agil, die Bremsleistung mehr als ausreichend. Schlechte Straßen in Kombination mit erhöhtem Tempo versetzen das Gefährt logischerweise in schaukelige Unruhe, welche mich aber stets mehr unterhalten als beunruhigt hat. Das einzig wirklich wichtige Kriterium für mich, an welchem manche kompakte Roller leider scheitern, ist der erhöhte Platzbedarf nach oben für meine langen Stelzen. Auf dem Address werde ich nicht dazu genötigt, meine behaarten Model-Beine unangenehm weit zu spreizen, wenn ich richtig enge Wendemanöver vollziehen möchte. Der Lenker ist hoch genug, dass meine Schenkel auch bei vollem Einschlag darunter Platz finden. Der gebotene Stauraum reicht, zusätzlich lässt sich am Soziusplatz mit Hilfe des Haltebügels und der Beifahrer-Rasten auch noch weiteres Gepäck sicher verzurren. Ich konnte beim besten Willen nichts Negatives an dem Gefährt finden, der Suzuki Address 125 wird von mir uneingeschränkt weiterempfohlen! "

Sie wurden zu einem dynamischen Duo: Der Suzuki Address 125 und Schaaf.
Sie wurden zu einem dynamischen Duo: Der Suzuki Address 125 und Schaaf.

Fazit: Mit 125 Kubik Roller auf Reise

Wie man unmissverständlich herauslesen konnte, legen wir Euch solch ein Abenteuer wärmstens ans Herz. Schnappt Euch ein paar Freunde, kompakte A1-Roller und fahrt einfach los. Dabei sind aber zwei Faktoren besonders wichtig:

1. Verwendet ähnliches Material: Es hat keinen Sinn, wenn ein Kollege auf einem überlegenen Fahrzeug unterwegs ist. Setzt auf dieselbe Leistung, damit Windschatten-Duelle umso spannender werden.

2. Investiert in ein Kommunikationssystem: Wir hatten die bewährten Cardo-Systeme im Einsatz. Diese helfen nicht nur in der Absprache bezüglich der Route, sondern halten auch die Moral hoch. Egal ob es witzige Erlebnisse sind, oder tiefgründige Gespräche: Während solch einer Fahrt kommt man sich als Menschen näher.

Unsere Reise endete nach vier Tagen und circa 1.100 Kilometern wieder im 1000PS Büro. Unsere treuen Suzuki Roller haben alle Strapazen und die endlos wirkenden Vollgas-Passagen ohne einer Beschwerde mitgemacht. Wir drei Piloten waren körperlich zwar mitgenommen, doch der Geist war hocherfreut: Wir haben es tatsächlich bis ans Meer und Retour geschafft und das auf vermeintlich dafür nicht geeigneten Fahrzeugen. Doch genau deshalb war das Erlebnis umso intensiver und empfehlenswerter.

Unsere gesamte Reise findet ihr bald im Videoformat auf dem 1000PS YouTube Kanal!

Bericht vom 01.09.2024 | 8'749 Aufrufe

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