Italien Tour mit CBF 600 ABS

1000PS Aussenkorrespondent Hasi aus Eisenstadt fladerte die CBF 600 und entführte sie zu den Azzurri. Hier sein Bericht.
Zunächst möchte ich mich nochmals recht herzlich beim Team von 1000ps.at dafür bedanken, dass mir für die Tour die CBF 600 kostenlos zur Verfügung gestellt wurde - jeder, der sich schon einmal ein Motorrad für eine Woche ausgeborgt hat, weiss, dass es sich um ein sehr kostspieliges Vergnügen handelt.

Die Anreise

Durch einen Zufall bekamen wir von einem Bekannten eines Bekannten… einen Motorradanhänger zur Verfügung gestellt, auf dem eigentlich drei Motorräder Platz finden sollten - die Betonung liegt auf sollten, denn ein Kollege, dem die Anreise zum Comer See in Norditalien mittels einer verregneten Motorradfahrt in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu mühsam erschien, besitzt eine KTM 950 Adventure, und dieses gewaltige Ding samt einer Yamaha TRX 850 (das Bike meines Bruders) und der CBF 600 auf einen Anhänger zu bringen, ist wirklich kein Vergnügen. Bemerken möchte ich ausserdem noch, dass die Routenplanung durch den ÖAMTC ein riesiger Schwachsinn war - obwohl ich einer bemühten Dame mitgeteilt hatte, dass wir mit einem sehr grossen Anhänger unterwegs seien, wurden wir über den Umbrail Pass geschickt. Die Steilheit und die engen Spitzkehren zwangen uns bei strömendem Regen und ca. 6 Grad Celsius dazu, zwei Motorräder vom Anhänger loszumachen, um so das Gewicht für das Auto zu reduzieren. Problematisch wurde es aber dennoch, da in ca. 2300 Meter Seehöhe starker Schneefall einsetzte - für die KTM ein geringeres Problem als für die TRX, die mehrere Male akrobatisch abgefangen wurde. Also, liebe Freunde, sich niemals auf Routenplanung verlassen - das sollte man bei aller Liebe mit computergestützter Planung selbst in die Hand nehmen, wenn man die Zeit dafür hat (was bei uns leider nicht der Fall war!). Um das gleich vorweg zu nehmen, die Heimreise führte uns an Venedig, Udine usw. vorbei und war um einiges angenehmer als die Anreise.

 

Die Böcke
KTM 950 Adventure im KTM-orange gehalten mit 2 offenen Akrapovic Rohren, Leistung rd. 105 PS - ein absolut geiles Eisen mit einem phantastischen Sound
2 mal Yamaha 1300 XJR - zwei echte Blunzen, bei denen von den Serienmodellen nicht mehr viel übrig geblieben ist, die eine mit rd. 135 PS, die andere mit noch rd. 10 PS mehr
Honda CBR 1100 XX Super Blackbird - rohe Gewalt mit extravagantem Styling, 180 PS, die aus einem Skorpion (jetzt: Akrapovic) eine unglaubliche Macht und brutale Power vermitteln und bei nächtlichen Donnerwettern in der Garage 20 - 30 cm lange Feuerschläge gespuckt haben
Honda Hornet 600 - eine echte Hornisse mit dementsprechendem Design und einigen Veränderungen zum Serienmodell, Leistung bei rd. 100 PS
Yamaha TRX 850 - zwei offene Sebring Auspufftöpfe vermitteln bei diesem Gerät einen Ducati ähnlichen Sound, rd. 90 PS.
Honda CBF 600 ABS -Details zu dem Eisen folgen noch - an dieser Stelle nur so viel: Ich war der einzige, der mit einer serienmässigen Auspuffanlage unterwegs war - diese kommt bei den Herren in grün in Österreich zwar sehr gut an, in Italien war ich mit dem wahrscheinlich leisesten Motorrad unterwegs.
Die einzelnen Ausfahrten

Vom Wetter nicht gerade begünstigt konnten wir eigentlich nur drei Tage wirklich fahren, wobei vor allem der Mittwoch mit ca. 500 km den Höhepunkt darstellte. Ich möchte hier auch nur die Highlights der Ausfahrten erwähnen, da wir insgesamt rd. 30 Pässe bezwungen haben und es mir nicht möglich war, mir sämtliche Namen dieser Pässe zu merken - hier eine kurze Aufstellung der schönsten Pässe:

1) Stilfserjoch: Eine unglaubliche Strecke, die auf beiden Seiten mit ein paar lang gezogenen Kurven beginnt und sich in der Folge in unzähligen Spitzkehren bis auf 2758 m in die Höhe schlängelt - sicherlich einer der bekanntesten und beliebtesten Pässe überhaupt - und das zurecht. Problematisch sind nur einige Tunnels, in denen kleine Bäche über die Strasse fliessen und zusammen mit dem Licht/Schattenspiel bei der Einfahrt doch einige Schwierigkeiten bereiten. Nicht nur auf dieser, sondern auch auf den übrigen Passstrassen, war die KTM kaum zu bändigen - auch ich hatte das Vergnügen, die "Königin" vor einer Klettertour besteigen zu dürfen, und obwohl ich zehn Jahre nicht mehr Motorrad gefahren war, sahen einige "Vielfahrer" in den engen Kurven wie Schulmädchen aus.
2) Malojapass: Wunderschöne Strecke mit unglaublich gutem Asphalt - einzig der doch recht rege Schwerverkehr macht auf dieser Strecke zu schaffen. Diese Strecke führt unbestritten durch eine der schönsten Berglandschaften, die es in den Alpen gibt. Eher enttäuschend fand ich St. Moritz - nicht von der Landschaft, sondern von dem Ort.
3) Ofenpass: Super Asphalt auf lang gezogenen Kurven - bei der Abfahrt in Richtung St. Moritz fährt man durch eine Nadelwaldlandschaft, die einen unweigerlich an Kanada erinnert.
4) Seerundfahrt um den Comer See - beschauliche kleine Dörfer, eine Tour, die eher für Sightseeing geeignet ist.
Die CBF 600 ABS

Vorausschicken möchte ich, dass ich vor diesem einwöchigen Ausflug ca. 10 Jahre nie länger als 500 m auf einem Motorrad gesessen bin - soll heissen, dass ich vor jedem Eisen gehörigen Respekt hatte. Also hab ich mich auch der 600er zunächst sehr zärtlich genähert, was sich aber nach ein paar Tagen Praxis doch recht rasch geändert hat.

Das Design

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten - für mich hat die CBF 600 ein durchaus ansprechendes Äusseres, lediglich der Tank wirkt einigermassen überdimensioniert. Ausserdem finde ich, dass diesem Bock eine Frontverkleidung sehr gut zu Gesicht steht. Der Motor Wie bereits erwähnt war ich zu Beginn eigentlich zu ängstlich, in jene Drehzahlregionen vorzustossen, in denen die 600er wirklich bissig wird. Im unteren Drehzahlbereich - bis ca. 6000 U/min ist sie äusserst gutmütig - soll heissen, für einen Motorradfahrer eigentlich unfahrbar. Ab 6000 U/min beginnt dann allerdings deutlicher Schub einzusetzen, der erst bei einer Drehzahl von rd. 10.500 wieder nachlässt. Wer in der Lage ist, die 600er permanent in einem Bereich zwischen 7.500 und 10.500 Umdrehungen zu bewegen, der braucht aufgrund der Wendigkeit in den engen Kehren der unzähligen Passstrassen kaum jemanden zu fürchten (vor allem keine Deutschen Motorradtouristen mit unglaublichen Eisen, die allesamt - trotz meiner äusserst langen Motorradpause - völlig chancenlos waren). Man muss auch beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven nicht allzu vorsichtig mit dem Gashahn umgehen, da er bei 78 PS kaum zu schwarzen Schmierern kommt, geschweige denn zu einem wegrutschenden Hinterrad.

Das Fahrwerk

Es ist für mich unglaublich schwer, einen Kommentar zum Fahrwerk der CBF abzugeben, da ich keine Ahnung habe, wie ein Fahrwerk eines Motorrades eigentlich beschaffen sein soll. Meine letzte längere Ausfahrt bestritt ich mit einer 900er Bol d'Or - und die hatte ja bekanntlich kein Fahrwerk. Seit damals hat sich definitiv viel getan, und ich kann eigentlich nur sagen, dass ich in keiner Kurve Schwierigkeiten hatte, das Ding in die richtige Spur zu bringen. Auch beim harten Anbremsen vor Kurven gab es keinerlei Probleme, das Motorrad verzeiht auch, wenn man einmal ein bisschen zu spät dran ist und wirklich ankern muss.

Sonstiges

Das ABS der CBF ist wirklich genial - ich kann nur jedem, der ein neues Motorrad erstehen will, eines mit ABS empfehlen. Egal ob im Regen oder auf Schotter - man fühlt sich einfach um vieles sicherer, wenn man weiss, dass weder Vorder- noch Hinterrad blockieren können. Beim Neukauf eines Eisens ist vor allem für Anfänger darauf zu achten, dass ein ABS wirklich Reserven für den Lenker schafft.

Preis/Leistung

Die 600er ist ein ideales Einsteigereisen zu einem durchaus vernünftigen Preis, das sicher keinen Vergleich mit der Konkurrenz zu scheuen braucht. Zu der selben Überzeugung kamen auch meine Kollegen, die allesamt von der Honda angenehm überrascht waren. Lediglich die serienmässige Auspuffanlage bedarf einer zusätzlichen Investition, um sich den ewigen Blick auf den Drehzahlmesser ersparen zu können. Alles in allem war ich sowohl mit meiner als auch mit der Vorstellung des geborgten Radls zufrieden, die hartgesottenen Profis mussten auch auf den anspruchvollsten Teilstücken kaum länger als ein zwei Minuten auf mich warten.

Zu weiteren Fotos

P.S.: Nächstes Jahr gehts für uns in die Toskana, wo ich sicherlich mein eigenes Motorrad pilotieren werde, da mich der Virus des Zweirades wieder voll angesteckt hat.

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Autor

Bericht vom 19.07.2004 | 8'880 Aufrufe

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