Kawasaki ZX-10 R

Noch stärker aber milder? Die Kawasaki Ninja ZX-10 R 2006 macht es möglich. 180 Pferde werden kontrollierbar.

Als im Herbst 2005 die ersten Fotos von der neuen ZX-10 R präsentiert wurden, heulten die Kawa-Fans wie die Schlosshunde. Nach dem ultrascharfen Vorgängermodell ist die Ninja im Modelljahr 2006 für viele ein optischer Rückschritt. Doch dann kamen die ersten Testberichte der internationalen Magazine und das Geraunze wurde leiser.

Neu im Modell 06

  • Geometrie
    Als Summe vieler Änderungen präsentiert sich die Kawasaki ZX-10 R im Modelljahr 06 mit vollkommen neuer Geometrie. Der voluminöse Rahmen ist neu, der Schwerpunkt wanderte etwas nach oben, der Schwingendrehpunkt wurde geändert und das gesamte Chassis wurde steifer. In Folge wurde das Manko des vorigen Modelljahres ausgebügelt. Am Kurvenausgang ist die neue 10er wesentlich einfacher und gutmütiger zu fahren. Der Kompromiss zwischen Stabilität und Agilität gelang beim neuen Modell wesentlich besser. Tolles Handling bei erstaunlicher Stabilität. Echter Fortschritt!

  • Verbesserte Aerodynamik
    Der cw-Wert (Kennzahl für Luftwiderstand) lag den japanischen Ingenieuren bei der Entwicklung der ZX-10 R besonders am Herzen. Das merkt man nicht nur an kleinen Details wie zum Beispiel den integrierten Blinkern und der neu gestylten Front, sondern auch am gesamten Layout der ZX-10R. Das Design des gesamten Bikes ist sehr rund und glatt, ohne Ecken und Kanten, wie sie aus Designgründen bei anderen Bikes verwendet werden. Optisch für viele ein Minuspunkt ist das Design der ZX-10 R rein technisch betrachtet die derzeit beste Lösung. Der Windkanal hat gesprochen!

  • Neue Schwinge, neue Gabel
    Das voll einstellbare Fahrwerk wurde vorne wie hinten überarbeitet. Sofort ins Auge sticht die überdimensionierte Schwinge. Extra steif!

  • Überarbeiteter Motor
    Keine neue 1000er ohne Änderungen am Motor. Der gesamte Zylinderblock wurde nun etwas nach vorne geneigt und der Motor ruht etwas höher im Rahmen. Die Lichtmaschine hängt nun wieder direkt am Kurbelwellenende und die Schwungmasse wurde etwas erhöht. Grüne Spitzenpolitiker können mit der neuen 10er übrigens mit ruhigem Gewissen zum Parteitag wheelen: Euro 3 Abgasnormen wurden unterboten.

Ab nach Rijeka

Die Anreise nach Rijeka war diesmal besonders angenehm. Einerseits hatte Klaus Grammer etwas Liebeskummer und war dadurch überhaupt nicht gesprächig und andererseits schafften wir mit unserem Fiat Racing Scudo mit Anhänger und 4 Bikes on board die Strecke Graz-Rijeka in sagenhaften 3 Stunden.

Mit an Board: ZX-10 R

Das Entwicklungsziel für die japanischen Ingenieure war klar umrissen. Die Führung in der Spitzenleistung musste verteidigt werden und die 180 Pferde sollen für den Reiter kontrollierbarer werden. Umfangreiche Änderungen musste deshalb die Fahrwerksgeometrie über sich ergehen lassen. An Motorleistung mangelte es der ZX-10 R noch nie. Seit dem Modelljahr 04 verbreitete die 10er Ninja Angst und Schrecken auf der Start-Ziel Geraden. Doch Fahrwerkstüftler hatten ihre liebe Not mit der Stabilität des Motorrades. Wählte man ein anderes Setup oder andere Reifen reagierte die 10er extrem sensibel.

Das grüne Biest wurde zahmer

Im Modelljahr 2006 wurde dieser Mangel komplett beseitigt. Die 10er katapultiert sich fein dosierbar und ständig stabil aus den unterschiedlichsten Radien.

Als echten Fortschritt zu den Vorgängermodellen kann man auch die feine Dosierbarkeit der enormen Motorleistung bezeichnen. Speziell am Kurvenausgang erleichtert die kontrollierbare Kraftentfaltung das Leben enorm.

Überwältigender Durchzug

In Rijeka beschleunigt man aus einer buckligen Kurve hinaus auf die Start-Ziel Gerade, welche von einer kniffligen Anbremszone abgeschlossen wird. Es war herrlich, wie man mit der überlegenen Motorleistung auf der kurzen Gerade die chronische Gasgrifflähmung in den Kurven wieder gut machen konnte. Supersportler aller Marken aus vergangenen Modelljahren wurden reihenweise inhaliert. Denn nicht nur die Spitzenleistung im Prospekt hört sich überwältigend an, sondern auch der nahtlose Durchzug durch alle Gänge fühlt sich überwältigend an.

Leckerbissen: Optisch und funktionell

Ausstattungsseitig ein Fortschritt ist der gut abzulesende Analog-Drehzahlmesser. Im Nachhinein betrachtet wunderten wir uns, warum uns nur jemals die digitale Balkenanzeige am Vorgängermodell oder an der aktuellen 6er zufrieden stellen konnte. 

Positiv zu erwähnen ist sicherlich der serienmässig montierte Öhlins-Lenkungsdämpfer. In vergangenen Jahren war dieses Teil, die erste Investition welche vor Saisonbeginn getätigt wurde. Nach und nach finden die Lenkungsdämpfer nun Einzug in Serienmotorräder. Kawasaki geht nun einen Schritt weiter und montiert gleich ein hochwertiges Teil von Öhlins. Ein Plus das einige Hundert Euro wert ist. 

Die biedere Optik täuscht gewaltig

Vom Handling waren wir positiv überrascht. Einige Kurvenkombinationen fährt man in Rijeka unter Last und selbst dabei liess sich die 10er willig von einer Ecke in die andere schmeissen. Die Kawasaki lässt sich mit erstaunlich wenig Krafteinsatz um die Rennstrecke prügeln. Hier täuscht die biedere abgerundete Optik gewaltig.

Beim Anbremsen bleibt die Kawa sehr spurtreu, was die miesen Bodenwellen vor Turn 1 doch etwas entschärft. Ein möglicher Grund für die bestechende Wirkung der Vorderbremse mögen die Einzelbeläge in den radial verschraubten Bremszangen sein. Selbst bei bereits verschlissenen Belägen ist kein wandernder Druckpunkt oder eine nachlassende Wirkung spürbar, weil die kleinen Einzelbeläge immer satt an der Scheibe anliegen.

Unauffällig und wirkungsvoll: Anti Hopping Kupplung

Kupplungsdosierbarkeit und Getriebe passen, wie nicht anders zu erwarten, perfekt. Eine unauffällige weil wirkungsvolle Anti Hopping Kupplung ist 2006 ebenfalls Nippon-Standard. Wer damit fahren lernt, darf nie mehr auf ein Motorrad ohne Anti Hopping Kupplung umsteigen. Man gewöhnt sich sehr schnell schlampiges Runterschalten ohne Zwischengas an.

Das obligatorische Klaus Grammer Geraunze zum Thema Hinterbremse darf auch hier nicht fehlen. Diese Bremse muss mit der Ferse bedient werden so oder so ähnlich hörte sich seine Suderei an. Wer jedoch wie NastyNils zum Bremsen an der Rennstrecke die Vorderbremse verwendet, wird bei der Kawasaki ZX-10 R die Grenzen in der eigenen Muskulatur finden.

Immer auf die kleinen Dicken

Kleine Piloten sitzen bei der ZX-10 R etwas zu tief und man hat Mühe das Gewicht beim Beschleunigen über den Tank zu halten. Dadurch fehlen die nötigen Kilos, um das Vorderrad am Boden zu halten. Trotzdem war der kurz geratene Klaus Grammer wie immer schneller als der Hüne NastyNils.

Mit der Serienabstimmung neigte das Motorrad etwas zum Untersteuern. Am Kurvenausgang senkt sich das Heck unter Last zu stark ab und der Radius wird ungewollt grösser. Untypisch für Kawasaki hat man diesmal eine zu weiche Serienabstimmung des Federbeins gewählt. Doch es sind genug Reserven bei der Federvorspannung und der Dämpfung für ein straffes Rundstrecken-Setup vorhanden. Fazit: In der Grundabstimmung perfekt für die Strasse. Für die Rennstrecke etwas die Federvorspannung erhöhen und die Druckstufe ein wenig zudrehen.

Pragmatisches Design: Runter mit dem cw-Wert

Das Design der Verkleidung wurde bei Kawasaki gänzlich den Technikern und nicht den Designern überlassen. Optimiert für hohe Geschwindigkeiten kann sich der Pilot perfekt in das Motorrad integrieren, um dem Gegenwind keine Chance zu lassen. Verkleidung, Tank, Heck, integrierte Blinker und die neue Front kennen nur ein Ziel: Topspeed.

Das Bike für Technokraten: Kompromisslos perfektioniert

Eine Kawasaki ZX-10 R im Modelljahr 2006 wird vermutlich hauptsächlich von Technokraten gekauft werden. Führend in Motorleistung und ein Quantensprung in Sachen Fahrbarkeit im Vergleich zum Vorgängermodell machen sie zu einem echten Sieganwärter. Im Fahrerlager ist mit der ZX-10 R jedoch kein Sieg zu erringen. Die Konkurrenz legte die Designlatte für die Grünen heuer etwas zu hoch. Also unbedingt zufällig einen Ausdruck mit den Rundenzeiten beim Motorrad liegen lassen, um verlorenes Image wieder herzustellen.


Blaue Titankrümmer! Immer hübsch anzusehen.

Das ist die perfekte Bremse.

Angeknabberte Bremsscheibe auch hinten, voluminöse Schwinge optisch und technisch ein Reisser.

Auf der linken Seite mit geilem Schwingenunterzug.

Der mächtige Rahmen versteckt sich nur teilweise hinter der Verkleidung. Hat die Power fest im Griff.

Endlich serienmässig: Öhlins Lenkungsdämpfer. Ein echtes Plus im Vergleich zu den Mitbewerbern.

Sieht in Natura noch viel schärfer aus. Auch in voller Fahrt sehr schnell und perfekt abzulesen. Überzeugte in der Praxis!

Ab sofort als Kawasaki Zubehör über den Kawasaki Fachhändler zu beziehen. Geiler Akrapovic Endtopf. Beide Endtöpfe kosten 1.092 Euro.
Podcast

1000PS Podcast - Kawasaki Ninja ZX-10 R

Keine Angst vor der neuen ZX-10 R. Sie wurde zwar stärker aber trotzdem sanfter als das Vorgänger Modell. NastyNils holte den Kawasaki Europe Marketing Manager Leo Schlüter vor das Mikro und befragt ihn zum Thema ZX-10 R Design, Motorsport und Motorleistung. Jetzt im 1000PS Podcast.

Munition für den Stammtisch

  • Lenkungsdämpfer von Öhlins
    Es gibt einfach Labels mit denen ist man am Stammtisch der grosse Meister. Bei Motorrädern zählt ganz sicher das schwedische Fahrwerksgold von Öhlins dazu. Der serienmässige Lenkungsdämpfer der ZX-10 R macht klar: Dieses Motorrad meint es ernst.

  • Integrierte Blinker
    Optisch seit kurzem ein Muss aber auch technisch sehr sinnvoll. Die vorne und hinten in die Verkleidung integrierten Blinker senken den cw-Wert der ZX-10R. Wichtig bei Duellen auf der deutschen Autobahn. Die S-Klasse darf keine Gefahr sein.

  • Hybrid Instrumente
    So muss ein Cockpit aussehen. Der analoge Drehzahlmesser im Hintergrund ist wesentlich leichter ablesbar als eine digitale Balkenanzeige wie sie derzeit z.B. noch in der ZX-6R eingesetzt wird. Optisch natürlich sowieso ein Hammer. Das Layout der Instrumente wurde perfekt gestaltet und bietet in Bruchteilen einer Sekunde den kompletten Überblick. Natürlich wieder mit dabei: Der unbestechliche Rundenzähler. Doch leider läuft er auch in der Saison 2006 nicht automatisch um ein paar Prozent schneller. Dieses Feature wünsche ich mir seit langem.

  • DIE Bremse
    Bei den Bremskomponenten der Kawasaki ZX-10 R wurde nichts dem Zufall überlassen. Radialer Hauptbremszylinder, radial verschraubte Sättel, angeknabberte Bremsscheiben und 4 einzeln montierte Bremsbeläge sind zur Zeit die technischen Features welche man als Mann von Welt bei der Bremse vorzuweisen hat. Die Vorderbremse ist eine echte Sensation und bietet so wie sie ist genug Performance für jeden Renneinsatz.

  • Die Motorleistung
    Kawasaki gibt 184 PS mit Ram Air Effekt und 175 PS ohne RAM Air an. Man kann sich zumindest in der Saison 2006 am Stammtisch in Sicherheit wiegen. Keine andere 1000er ist stärker.

Technische Daten

Motor 4-Zyl, 4-Takt
Kühlung Flüssigkeit
Hubraum 998 ccm
Leistung 128,7 kW (175 PS) ohne Ram Air
135,3 kW (184 PS) mit Ram Air
Drehmoment 115 Nm / 9.500
Bohrung x Hub 76,0 x 55,0 mm
Gemischaufbereitung Elektronische Benzineinspritzung
Getriebe 6-Gang
Rahmen Kastenprofil-Brückenrahmen
Federung vorne 43 mm Upside-down-Gabel mit oberer Anschlagfeder
Federung hinten Uni-Trak Umlenkhebelsystem/ Gasdruck-Stossdämpfer mit oberer Anschlagfeder
Reifen vo. 120/70 ZR17 M/C
Reifen hi. 190/55 ZR17 M/C
Bremsen vo. Halbschwimmend gelagert 300-mm- Doppelscheiben-bremse mit Petal-Scheiben
Bremsen hi. 220-mm-Scheibenbremse mit Petal-Scheibe
Radstand 1.390 mm
Sitzhöhe 825 mm
Tankinhalt 17 Liter
Trockengewicht 175 kg
Preis: 15.999 Euro

Die Farben

Bericht: Klaus Grammer, NastyNils
Photos: NastyNils, Sport-Fotografie.de

Related Links

Fazit: Kawasaki Ninja ZX-10R 2006

Führend in Motorleistung und ein Quantensprung in Sachen Fahrbarkeit im Vergleich zum Vorgängermodell machen sie zu einem echten Sieganwärter.


  • Tolles Getriebe
  • starker Motor
  • überwältigender Durchzug
  • Fahrwerk
  • Öhnlings Lenkungsdämpfer
  • Handling
  • Anti-Hopping Kupplung
  • gute Verarbeitung
  • Kleine Piloten sitzen etwas zu tief -> Mühe das Gewicht beim Beschleunigen über den Tank zu halten

Bericht vom 13.04.2006 | 33'894 Aufrufe

Du hast eine Neue?

Verkaufe deine Motorrad Occasion im 1000PS Marktplatz.

Inserat erstellen

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts