Yamaha FZ1

Keine Kompromisse! R1 Motor, R1 Technik, R5 Pilot. Yamaha bringt ein fast perfektes Bike. Akrapovic erledigt den Rest!

Der Silver Surfer in Aktion. 

 

Was war das für ein Anblick auf der Pariser Messe im lange vergangenen Herbst des letzten Jahres, als die ständig von begeistertem Publikum umringte  Yamaha FZ1 in aggressivem "Yellow" erstmals auf unsere Netzhaut traf und grosse Euphorie auslöste.

'Das muss das schärfste Eisen 2006 werden' ging es uns durch den Kopf. Ein wahrgewordener Traum. Da stimmt einfach alles, wenn man den Auspuff mal ausser Acht lässt. Die 150 PS sind schon im Stand deutlich zu sehen und zu spüren. Wirkt unheimlich potent und männlich. Breiter Lenker, breiter Tank, breiter Motor, breiter Sitz und sogar ein breiter Arsch (190er Hinterreifen). 

Trotzdem konnte vor allem durch den neuen, leichteren Alu-Brückenrahmen - der ausserdem stabiler ist - das Trockengewicht auf 198 Kilo gedrückt werden.  Darin ruht das Aggregat der R1, das zu Gunsten von ehschowissen (mehr Kraft aus der Mitte) zwar nicht mehr 175, aber immer noch überzeugende 150 Pferde loslässt. Das Drehmomentmaximum blieb nahezu gleich (R1: 106,6 Nm - FZ1: 106 Nm) und wird nun schon bei 8.000 Umdrehungen freigesetzt. (R1: 10.500 U/min.)

 

Gelb steht dem Insekt besser

Am Photo sehr dezent in Natura eine Gewalt - der bläuliche Rahmen

Und dieser eindrucksvolle Bock, der eine grosse Delle in unserem emotionalen Zentrum hinterlassen hat, steht nun zum Testen auf dem Parkplatz vor dem Büro, in äusserst imposanter Form. Doch leider nicht in dem satten, aufsehenerregenden Gelb (Yellow), das damals die Sonne in uns scheinen liess. Auch nicht im sehr dunklen Schwarz, bezeichnenderweise Midnight Black genannt, passend zu meinem schwarzen Leder und meinem dunklen Charakter, sondern in eher biederem Silbergrau (Silver Tech), zu finden auf Millionen von Familiendosen dieses Landes.

Na geh, da kapiert ja keiner, was das ist. Ich steh' zwar sehr auf Understatement, aber nicht so. Nicht hier und jetzt.

Böser Blick im Heck und vorne wie hinten kleine Blinker.

 
Beim Audi RS4 die ausweisenden Logos abmontieren? Tadellos. Einen M3 Motor in eine 3er Compact Karosse einbauen? Hervorragend! Aber einen ultrascharfen Bock grau anzuschmieren wie Michael Konsels Kopf? Nicht gut. Um den Schock zu verarbeiten  muss ich mich auf das Gesehene konzentrieren und die positiven Seiten suchen und finden. Siehe da, nach einiger Zeit habe ich mich wieder gefangen und entdecke sogar an dieser Farbvariante einen gewissen Reiz. Hat zwar kein Leiberl gegen die gelbe oder schwarze Version, aber trotzdem in Ordnung. Besonders der dunkelblaue Rahmen fällt mir erst jetzt auf und gefällt mir sehr. Wichtig ist jetzt sowieso nur, wie sich das fährt, wie der Fazer durch die Welt feuert.

Das Anfahren und die Stadtfahrt hätte ich mir angenehmer, direkter vorgestellt. Man muss sich etwas mit der Kupplung spielen, mehr Gas geben, als man erwartet. Ich bin ja bereit, einem 1000er Naked-Bike einen Leistungsnachteil von 25 PS gegenüber seines supersportlichen Verwandten zu verzeihen. Doch dann soll bitteschön ganz unten was weitergehen. Und zwar ohne Wenn und Aber. Sicher nichts für Freunde der Automatik, die sollten diese lieber bei der neuen FJR suchen. Trotz der Genmanipulation am R1 Motor ist sein Wesen eben immer noch supersportlich.

Kraft ist mehr als genug vorhanden, nur eben nicht immer dort, wo man sie braucht oder zumindest erwartet. Doch daran gewöhnt man sich schnell und fährt einfach 'sportlicher', schaltet zum Überholen ein oder zwei Gänge runter, fährt hochtouriger und reisst einfach mehr am Gas. Und schon drückt der Fazer ab, bis man Hilfe schreit. Der Motor hat wesentlich mehr Supersport Gene in sich, als andere Naked Bikes aus Japan. Dies hat eben Vor- und Nachteile.

 

Der Ritt auf der Kanonenkugel. Mein mächtiger Körper wirkt plötzlich zart. Mein Knie hat natürlich wie immer den Boden berührt. Gesehen hat es nur leider niemand. Auch die Kamera mit 8 Bildern / Sekunde nicht. Komisch.

 

Man kann davon ausgehen, dass theoretisch höhere Geschwindigkeiten möglich sind, als man praktisch aushält. Mit der verkleideten Fazer war Tacho 260 kein Problem, mit der Nackerten begannen die Schwierigkeiten schon wesentlich früher. Schwierigkeiten, die sich ausschliesslich auf den Fahrtwind beziehen, dem man gnadenlos ausgeliefert ist. Denn was die Spurtreue betrifft agiert die FZ völlig ruhig und unbeeindruckt, bis in die wirklich schnellen Regionen - wohlgemerkt ohne Lenkungsdämpfer. Und die zwei 320 mm Scheiben mit Vierkolben-Festsätteln schenken einem das Vertrauen, im Bedarfsfall jederzeit in die Welt der Langsamkeit zurückkehren zu können.

Ab Tempo 200 empfehle ich jedenfalls den Körper in die Horizontale zu bringen und die Hände fest am Lenker zu fixieren - es wird Turbulenzen geben. Bei weiterer Beschleunigung steigt dann das Unwohlsein pro 10 km/h zum Quadrat. (Da diese Geschwindigkeit aber sowieso weit über dem Erlaubten liegt, könnt' ihr diesen Tipp gleich wieder vergessen.)

Grosse Freude auch im Kurvengeschlängel. Schräglagenfreiheit ist ausreichend vorhanden, manche werden sich trotzdem neue Fussrasten und einen anderen Endtopf wünschen. Nicht schwerfällig agiert die FZ1, sondern leichtfüssig wie ein Windhund, jederzeit zu einem schnellen Richtungswechsel bereit, trotzdem nicht verspielt. 

Über das eigenwillige Auspuffdesign kann man streiten, über den Sound nicht. Röchelt im Stand wie ein Kettenraucher, wenn der Lift kaputt ist und ab 5.000 Touren fängt der Auspuff zu röhren an, wie Chewbacca, wenn sie Han Solo einfrieren. 

Wie sehr die Abgas- und Lärmvorschriften den wunderbaren Motor kastrieren, merkt man aber erst bei einer Probefahrt mit offenem Rohr. NastyNils fuhr die FZ1 mit einem Akrapovic Racing Endtopf (FZ1 TuneUp Bericht demnächst) und war begeistert. Die Drehmomentkurve scheint wie ausgewechselt, der Motor entfaltet nun auch im unteren und mittleren Drehzahlbereich sein wahres Potential. Harte Euro-III Zeiten also für Motorradentwickler und Motorradfreaks.

 

Fazit: Die FZ1 sollte niemanden kalt lassen. Optisch und technisch markiert sie zur Zeit den Gipfel der japanischen Naked-Bike Liga. Der Motor aus der R1 ist ein grandioses Aggregat, wird durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen aber leider etwas gedemütigt. Abhilfe (auch in legaler Form) gibt es aber schon am Zubehör Markt.  

 

Farben der Gewalt: Yellow, Midnight Black, Silver Tech 

 
Technische Daten Yamaha FZ1
Motor 4-Takt, 4 Zylinder, DOHC
Hubraum 998 ccm
Bohrung x Hub 77 mm x 53,6 mm
Leistung 110.3 kW (150 PS) bei 11.000 U/min.
Drehmoment 106 Nm bei 8.000 U/Min
Kühlung Flüssigkeit
Gemischaufbereitung

Einspritzanlage

Getriebe/Antrieb 6-Gang, Kette
Rahmen Aluminium Rahmen
Gabel Upside-Down-Telegabel
Federbein Zentralfederbein
Reifen vo.
120/70 ZR17 (58W)
Reifen hi. 190/50 ZR17 (73W)
Bremsen vo. 2 x 320 mm
Bremsen hi. 1 x 245 mm
Radstand 1.460 mm
Sitzhöhe 815 mm
Trockengewicht 198 kg
Tankinhalt ca. 18 Liter

 

Interessante Links:

Text: kot
Fotos: www.nyx.at, Yamaha

Fazit: Yamaha FZ1 2006

Die FZ1 sollte niemanden kalt lassen. Optisch und technisch markiert sie zur Zeit den Gipfel der japanischen Naked-Bike Liga.


  • sehr leistungsfähig
  • extreme hohe Geschwindigkeiten möglich
  • Freude im Kurvengeschlängel
  • harter Sound
  • beeindruckender Motor
  • Nichts für Automatikfreunde: Anfahren könnte etwas angenehmer, direkter sein
  • Turbulenzen bei hohen Geschwindigkeiten, eigenwilliges Auspuffdesign.

Bericht vom 10.07.2006 | 99'147 Aufrufe

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