Derbi GP1 250

22PS und das schärfste Design seit dem Tarnkappenbomber. Mit dem GP1 250 zeigt Derbi, wie bieder Motorräder aussehen.

DERBI GP1 250 Racing

Echt derbe, diese Derbi

Ein Roller wie ein Stealth Fighter

 
Als ich die Neuigkeiten las, wurde ich augenblicklich äusserst unruhig. "Faber übernimmt Derbi Import. Vier neue Modelle in Österreich erhältlich." Ihr müsst wissen, ich hatte nie einen Roller oder eine Mopettn und muss das jetzt irgendwie nachholen. Allerdings mit verschärften Mitteln. Deshalb griff ich sofort zur Tastatur und orderte das stärkste Gerät der Modellpalette, den GP1 250, für eine Probefahrt. Ein paar Tage darauf lud ich den scharfen Roller schon auf den 1000PS Scudo. 

Schwer aufgeregt wollte ich die derbe Derbi vor meiner Wohnung ausladen, als ich von einer schönen Frau kurz abgelenkt wurde und die Kraxn mit dem Hinterbock von der Laderampe schob. Ramsch! Jetzt war ich noch aufgeregter. Die schöne Frau erkannte meine Notlage nicht, lachte mich nur aus und fuhr weiter. 10 Minuten lang dachte ich mit der halben Derbi auf dem Knie über eine Lösung nach. Immer wieder sammelte ich die guten Kräfte, um die Fuhre auf die Ladefläche des Scudo zurückzuhieven. Is aber eh gegangen! Schlussendlich zahte ich das Gerät einfach komplett von der Rampe und liess das Vorderrad sanft zu Boden kleschn. Kurzer Rundgang: Keinerlei Verluste. Na dann kann's ja losgehen. 

   
Grosse Enttäuschung beim Start. Das hörte sich genauso schwach an wie ein gewöhnlicher 50er Mixer. Leiser als ein Vibrator im Körper eines Blue Oyster Bar Besuchers. Sollte das ein erster Hinweis auf seine Fahrleistungen sein? Schon einen Moment darauf wurden meine Sorgen entsorgt. Beim Hochdrehen machte der Motor auf, erzeugte einen blechernen Klang und hörte sich richtig nach offenem Topf an. Ich brachte den Gasgriff in die Maximalstellung. Mit normalen Rollern ist das mit der Beschleunigung ja leider so: Man beschleunigt… beschleunigt….beschleunigt und schliesslich fährt man 50. Mit dem Derbi 250 ist das anders: Man beschleunigt und fährt 70, kurz und bündig. 22 PS sind eben kein Pappenstiel für einen Roller, der gerade mal 140 Kilo wiegt. Da wird es an der Ampel für eine Menge Gegner sehr ernst. 

Ein Tacho wie ein 1000er Supersportler - nur schöner

"Aha, das ist also eine sogenannte Spassbremse!" schiesst es mir ins Gehirn, als ich vor der Kurve den linken Bremshebel betätige und das Heck ausbricht. Ein Kinderspiel. Man würde sich von der Vorderbremse einen ähnlichen Biss wünschen. Wenn schon, denn schon. Obwohl vorne zwei 245er Scheiben und radial befestigte 2-Kolben Bremssättel montiert sind verlangt die Bremse schon ordentlich Nachdruck um eine entsprechende Wirkung zu zeigen. Nur macht die Hinterbremse so viel Spass, dass man sowieso nicht oft vorne bremsen will. Im Supermoto-Stil durch die Gassen fetzen, anstellen, umlegen. Mit dem GP1 kam mir das viel leichter vor als mit meiner Husqi, diese Derbi ist ein richtiges Spielzeug für Erwachsene. Nur das Fahrwerk ist bretthart und leitet Begegnungen mit Bodenwellen oder Schlaglöchern ebenso unmissverständlich wie ungefiltert an die Wirbelsäule weiter.

Radiale Bremsen, Stahlflex, Upside-Down Gabel: 
Motorradfahrer frisst der Neid

 

Doch Sporteln ist nicht das Einzige, was der GP1 kann. Die Qualitäten und Vorteile eines Rollers blieben erhalten. Unter die aufklappbare Sitzbank passt ein Vollvisierhelm oder ein ordentlicher Einkauf für den Single Haushalt, im Handschuhfach verstaut man Handschuhe, Sonnenbrille und Handy und in die zwei Fächer bei den Knien steckt man Tschik- und/oder Ollapackerl. So ist man für jede Situation gerüstet und weitere Kosten für die Anschaffung eines Topcase bleiben aus.

 

Auch die Gabelbrücke ist verkleidet

Sportroller mit hohem Nutzfaktor

Schärfer als Messer von KAI Europe

   

Der GP1 ist ziemlich sicher das schärfste Teil aus der Familie der Roller. Ähnlich exzentrisch und aggressiv wie der selige Italjet Dragster. Durch den Alurahmen und die Gabelbrücke, die zwecks besserer Optik mit Plastik verkleidet ist, wirkt die Derbi motorradähnlich, das Mono-Federbein hinten vermittelt zusätzlich Sportlichkeit. Scharfe Kanten und Ecken dominieren die Verkleidung, der Blick ist böse. Da wird die Jugend neidisch. Zum Glück gibt es auch eine 50 Kubik Version. Die geht dann halt nix, schont dafür den Führerschein, was man von der grossen Schwester nicht behaupten kann. Sie bietet sehr viel Möglichkeiten für eine Menge Blödeleien.

Auf der Autobahn erlebte ich am digitalen Tacho zunächst ein hartes Match: 129-130-129-130…als die Strasse aber wirklich waagrecht wurde siegte 130 und es ging sogar noch bis 135 weiter. Ordentlich, sehr ordentlich, wenn auch nicht aussergewöhnlich. Wirklich erstaunlich ist bei High Speed die Leistung des Fahrwerks. Das habe ich auf anderen Rollern dieser Klasse noch nicht erlebt. Jetzt wird klar, wieso das Fahrwerk so hart abgestimmt wurde. Da tut sich genau nix, so wohl hab ich mich auf der Autobahn auf 14" Rädern noch nie gefühlt. Dementsprechend gnadenlos war meine Attacke, Eisenstadt-Faber in Rekordzeit. Nach dem Hochgeschwindigkeitstest musste ich sie leider schon wieder zurückgeben. Schnief.
   

Im fahrenden Zustand wird man meist nur das Heck bewundern dürfen.

Voll verschalter Antrieb mit Maul zum Luftholen.

Böses Gerät macht aus braven Knaben böse Buben

 

Der GP1 250 kostet laut Liste 4.399 Euro, ist aber jetzt in Aktion um nur 3.999 zu haben. Dafür bekommt man einen hammerharten Roller mit viel scharf und einer extra Portion Motorrad. Für mich der bisher aufregendste und spektakulärste Roller. Die Komponenten sucht man auf weitaus teureren Bikes vergeblich. Bemitleidenswerte B-Schein-only Besitzer können auf die 50er bzw. 125er Version zurückgreifen. Sehen genauso scharf aus.

Technische Daten Derbi GP1 250

Motor 1-Zylinder, 4-Takt, 4-Ventile
Bohrung und Hub 72 mm x 60 mm
Kompression 10,5:1
Vergaser Keihin CVK 303 A
Leistung 22 PS
Antrieb  Riemen
Bremse vorne Zwei 245 mm Scheiben mit radial befestigten 2-Kolben Bremssättel
Bremse hinten Eine 240 mm Scheibe mit 1-Kolben Bremssattel
Länge 1914 mm
Sitzhöhe 800 mm
Tank 14 Liter
Gewicht 140kg
Farben grau, schwarz, blau
Preis Liste: 4.399  AKTION: 3.999
   

Interessante Links:

Text: is vom kot
Fotos: auch vom kot

Fazit: Derbi GP1 Racing 250 2006

22PS und das schärfste Design seit dem Tarnkappenbomber. Mit dem GP1 250 zeigt Derbi, wie bieder Motorräder aussehen.


  • Starke Hinterbremse - macht zudem auch Spass sie zu betätigen
  • geräumiger Stauraum
  • ganz schön viel Leistung für einen Roller
  • tolles Design
  • Schwacher, leiser Motorsound beim Start
  • hohes Gewicht
  • suboptimale Vorderbremse.

Bericht vom 18.09.2006 | 46'788 Aufrufe

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