Suzuki RM-Z250

Nach einem Jahr Modellentwicklungsstillstand kontert Suzuki mit einer völlig neu aufgestellten 250er RM-Z 4-Takter Motocross und kommt im grossen Stil zurück in die erste Liga. Motor, Rahmen, Plastik, kaum etwas blieb beim alten, nur der Preis blieb fast unverändert.

Der Trend
Luftpumpen, Föns, alles mögliche wurde den kleinen 4 Taktern und deren Fahrern vor Jahren noch um die Ohren geworfen. Doch die Zeiten haben sich geändert und damit auch die Motorräder. Auf keiner MX Piste der Welt, egal wie lange die Steilhänge sind, wird eine 250er 4-stroke von oben herab angesehen.
Wenn sich jemand mal die Ergebnisliste vom Motocross der Nationen in England angesehen hat, dem ist wohl aufgefallen das in der Open Klasse die ersten 3 am Podest 250er 4-stroke Bikes waren und erst der 4. auf einer Grossen durchs Ziel fuhr!
Super handlich leicht und kräfteschonend sind die Kleinen, und spielen damit ihren Trumpf voll aus.

Neuerungen
Der Stahlrahmen wich einem Alu-Brückenrahmen wie er schon in der 450er verbaut wird. Dadurch ergibt sich eine geänderte Tank-Sitzbanklinie. Schwinge und Umlenkung wurden ebenso geändert wie die Bremsanlage. Motorenseitig gibts ab sofort einen neuen Zylinderkopf, CDI Einheit, 37er Keihin FCR Vergaser, einen geschmiedeten Kolben und der Zylinder wurde mit einer neuen Alu-Legierung versehen. Beim Getriebe rücken die Gänge 3-5 etwas enger zusammen. Ebenfalls wurde der automatische Dekompressor verbessert. Die Suzuki bekam ausserdem noch einen neue Wasserpumpe und grössere Kühler.
Neuer Sitzbankbezug mit mehr Grip.

Der Test
Samstag, 11h, Firma Motec in Villach, 16 ° und Sonnenschein. Die kleine Suzuki wartet schon auf uns. Mr. Schrittwieser, Chef von motecracing.com ebenfalls. Ihm stehen ein wenig die Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben: "Die letzten Tage sind schon 3 neue Suzis rausgegangen, das ist die letzte die ich noch habe und die muss so wie sie ist zum Rennen in die Stadthalle nach Wien, also bitte bringt sie mir wieder heil zurück." - "Eh kloa!" Mit diesen beruhigenden Worten wird die kleine Suzuki also zum ersten mal mit Sprit befüllt.


Mit dabei in der Testcrew ein kleiner Auszug aus der Bandbreite des Österreichischen Offroadszene. Gerhard (Haki) Lechner (Enduro), Paul Bernsteiner (MX und Enduro) und Patrick Kainz (ÖM Crosser und Sohn des MX Urgesteins Manfred Kainz) und meine altgediente Gashand welche schon so ziemlich jede Offroadstrecke in- und um Österreich gesehen hat. Gefahren wurde auf einer MX Strecke auf weichem Untergrund, Anfangs frisch abgezogen, später schwer zerbombt.



Erster Eindruck
Beim 3. mal kicken schnurrt die Suzuki ruhig vor sich hin. Ich roch die süsslichen Düfte der Konservierungssprays mit der die kleine Gelbe in Japan eingelassen wurde. Jeder der schon mal ein neues Bike zu sich nach Hause geholt hat kennt den Duft wenn der Motor das erste mal zum Leben erweckt und warm wird. Im lovin it.
Alle Testfahrer die das erste mal die neue Suzuki sahen kam der selbe Spruch über die Lippen, pfau de is scheen! Auch ich war positiv überrascht. Ich kannte sie vorher nur aus dem Prospekt und da wirkt sie sehr auf old school, ja schon fast bieder. Aber in Natura steht sie frisch da und erweckte in uns allen das "will ich haben Gefühl".


Bei ersten Aufsitzen merkt man die Japan typisch perfekte Ergonomie. Alles ist genau dort wo es sein soll. Die Sitzbank-Tanklinie inkl. Kühlerverkleidung passt wie eine alte 501er von Levis in unseren besten Jahren.
Die Seitendeckel haben links und rechts zwei Öffnungen zur besseren Beatmung, schaut scharf aus, könnte aber im Alltag auf der MX Strecke auf Dauer ein Problem werden wenn der Dreck relativ ungehindert den Luftfilter erreicht.

Goodies
Gut angeordnet sind Choke und Leerlaufregulierschraube, ebenso der Benzinhahn der geschützt weiter nach hinten gewandert ist. Noch besser ist die Wartungsfreundliche Anordnung des Ölfilters. Für den Wechsel müssen lediglich 2 Schrauben geöffnet werden und der Deckel kann schon abgenommen werden. Heissstartknopf oberhalb des Kupplungshebels, Titanfussrasten und Fatbar Lenker von Renthal sind ebenfalls an Bord.


Motor
Das wahrscheinlich wichtigste in der kleinen Klasse ist ein guter Motor der nicht schwächelt. Und hier haben sich die vielen Neuerungen voll bezahlt gemacht.
Die alte 250er hatte doch etwas das Nachsehen gegenüber den Mitbewerbern. Der neue Motor hingegen ist wieder vorne mit dabei. Wie gewohnt legen die Techniker von Suzuki Wert auf Saft von unten raus und Dampf in der Mitte ohne dabei nach oben hin das Nachsehen zu haben. Selbst im tiefen Sand braucht man nur wenig die Kupplung um sich aus den Ecken zu schiessen. Er läuft sehr ruhig und geschmeidig und hängt super am Gas ohne Ecken und Kanten. Sicher ein gelungener Motor. Auch der Heissstart funktioniert einwandfrei.


Fahrwerk
Die Suzuki ist Wieselflink, biegt ab wie man es haben will ohne dabei einzuknicken. Liegt auch bei 5. Gang Vollgaspassagen ruhig. Lenkerpendeln ist ihr ein völliges Fremdwort. Lediglich das Federbein gefiel uns anfangs weniger. Mit der 4.Vollgas den Steilhang rauf mit langen tiefen Wellen kam etwas Nervosität auf. Erst nachdem wir die Zustufe zugedreht hatten war die Sache wieder im Lot. Die Showa Gabel arbeitet hingegen unauffällig und gut. Suzuki wirbt mit der "winning balance" und das dürfen sie auch zu Recht behaupten, sie wirkt sehr ausgewogen. Dies merkt man vor allem in der Luft, dort lässt sie sich fast wie eine 125er bewegen.

Getriebe, Kupplung, Bremsen
Beim Getriebe flutschen die Gänge auf gewohnt hohem Niveau, nur den Leerlauf erwischte ich nicht immer gleich beim ersten mal. Die Kupplung ist trotz Seilzugkupplung total leichtgängig mit Schnellverstellung an der Kupplungsarmatur. Bei den Bremsen wurde auch einiges geändert. Sie überzeugen sowohl vorne als auch hinten. Arbeiten auf einem sehr hohen Level, richtig scharf und schön dosierbar, begeisterte alle Fahrer.



Fazit
Die neue 250 RM-Z von Suzuki ist ein absolut gelungenes Motorrad das in allen Bereichen vorne mit dabei ist. Ihre Stärken liegen in einem super Handling und toller Ausgewogenheit und dazu passend ein schön zu fahrender Motor mit Punch im unteren und mittleren Bereich sowie einer tollen Bremsanlage.
Optisch wirkt sie durchgestylt aber doch eher auf der konservativen Seite. Das feinste an dem Paket ist sicher das geniale Preis/Leistungsverhältnis. Mit 6599,- liegt sie rund 700-1400,- € unter der Konkurrenz was sie sicher zu einem begehrten Bike für 2007 macht.

+ Durchzugsstarker Motor
+ super Handling
+ Bremsen
+ Preis
- Öffnungen in den Seitendeckeln
- Grundabstimmung des Federbeins
 

http://www.suzuki.at
http://www.motecracing.com

Autor

Bericht vom 28.11.2006 | 13'506 Aufrufe

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