Supermoto Test

KTM 690 SMC, Husaberg FS 570 & Husqvarna SM 630 im Vergleich. Jedem seine Lieblingswatsche.

Brutal Protagonisten im Vollkontakt-Dreier.

 

Einzylinder Supermoto Vergleich

KTM 690 SMC, Husaberg FS 570 & Husqvarna SM 650 im Watschenabgleich. Kein Kilometer ohne Konkurrenzkampf. Grösste Bandbreite fahrtechnischer Finessen.

 
Mit dem Thema Supermoto verbindet jeder 1000PS Mitarbeiter zumindest ein Erfolgserlebnis und eine schwere Niederlage. NastyNils bekam auf seiner LC4 620 zum ersten Mal einen hoch und balancierte kilometerlang am Hinterrad über den Asphalt, hatte jedoch gegenüber seinen Kollegen in der HTL, die am Wochenende die bekanntlich braven Schülerinnen aus dem Theresianum auf der Rückbank ihrer Autos vernaschten, das Nachsehen und erntete statt Beischlaf nur Beifall. Arlo blieb mit seiner bis zum Limit und darüber hinaus aufgemachten 620 SC am Gerichtsberg ungerichtet, nur leider konnte er praktisch nie zur Titelverteidigung antreten, weil der überzüchtete Murl ständig hin war. Und kot wurde mit einer ausgeborgten Husqvarna 450 SMR bei der 1000PS Challenge im Rahmen des Supermoto Intercups zwar nicht Letzter, platzierte aber nach 6 spannenden Rennen hinter seiner schärfsten KonkurrentIn(!).
 

Symptom SuMo: Lachen & Weinen


Diese grausame Ambivalenz ist typisch für das Symptom Supermoto. Eine Diagnose bedeutet nicht nur Trauer, noch ist zügellose Freude angebracht. Wir erleben eine der letzten Gattungen, die keine Kompromisse macht im öffentlichen Nahverkehrseinsatz. Wer mit einer Supermoto das verklebt-verklumpte Strassennetz durchtrennt und mit den präzisesten uns bekannten Fahrmanövern die StVO zu Sashimi verarbeitet, der tut dies immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn eine Supermoto ist immer bereit, dir alles zu geben, was sie hat, verzeiht dir aber keine Fehler, sondern lässt dich mit gnadenloser Härte dafür büssen.


KTM 690 SMC


Wer weiss, wie man die besten Supermotos baut, der weiss meistens auch, wie man noch bessere baut. Wenn es um die Verkaufszahlen geht, hat die Orange die Nase ganz klar vorn. Vor zwei Jahren wurde die 690 SMC der Öffentlichkeit vorgestellt, seitdem ist sie mit dem bärenstarken 63 PS Motor das Mass aller Dinge, wenn's um Supermoto geht. Schon die letzte Generation in Form der 625 SMC konnte mit einer nahezu perfekten Balance zwischen Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit glänzen, bei der Neuen ist das nicht anders. Ihr stehen nun 654 Kubik an Hubraum und ein Drehmoment von 64 Nm zum Sieg auf jeder Bergetappe zur Verfügung.

Die SMC wirkt wie ein gelungenes Mittelmass zwischen der extrem sportlichen Berg und der gutmütigen Husky. Sie hat das breiteste Einsatzspektrum. Mit ihr ist man auf der Kartstrecke im Faustkampf gegen ungeliebte Kollegen genauso richtig unterwegs wie auf einer ausgedehnten Ausfahrt mit Freunden - und ohne Kollegen. Nicht ganz die Leistung und Brutalität der Berg, nicht ganz den Komfort und die Geschmeidigkeit der Husqvarna, aber von beidem etwas. Von einer Berg träumt man, eine Husqi hätte man gerne, eine KTM braucht man. Die Vorstellung, so etwas in der Garage zu haben, ist keine unvernünftige, der Umgang mit ihr ist es unter Umständen. In Mattighofen baut man schliesslich keine Frauen- und Fahrschulmotorräder. Wer sich für eine KTM entscheidet, der entscheidet sich für ein schnelles Leben, auch wenn dieses Leben statt abseits zunehmend im Alltag geführt werden muss.


Faustkampf gegen Kollegen oder Ausfahrt mit Freunden.


Diese Alltagstauglichkeit erfordert Zugeständnisse an Komfort und Bedienung, das Fahren fällt überraschend leicht. Der Komfort drückt sich in einer Zahl aus: 151,5 Kilo bringt die SMC vollgetankt auf die Waage, wenn wir richtig gerechnet haben, nur etwas weniger als die Husqvarna, aber immerhin ist sie deutlich leichter als ihre Vorgängerin 625 SMC, die trocken bereits 146 kg wog. Das ist sehr in Ordnung, wir wollen die KTM ja keinesfalls in die Magersucht treiben wie die Husaberg. Solange ein Motorrad dermassen agil und wheeliewillig agiert, werden wir nicht zu Erbsenzählern. Einzig die Farbgebung wird man in ein paar Jahren wahrscheinlich eher mit einem weinenden statt einem lachenden Auge blicken, aber am modisch diktierten Weiss kommt man wirklich bei keiner einzigen Marke vorbei.
 
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Husqvarna SM 630


Was soll man gross drumrum reden. Man erwartet sich einen Hammer, der nicht kommt. Trotz 600 Kubik und einem Leistungsplus von 20% gegenüber der Vorgängerin TE 610 kann die Husqi leistungsmässig nicht mit den beiden Konkurrentinnen mithalten. Dafür punktet sie mit einer geschmeidigen Leistungsentfaltung und einem traumhaft ausbalancierten Handling.

Die Italoschwedin mit deutschen Pflegeeltern wurde dieses Jahr stark überarbeitet. Das Einzylinder-Aggregat mit zwei oben liegenden Nockenwellen verfügt nun über eine mit der Firma Mikuni entwickelte, elektronische Benzineinspritzung mit einem Drosselklappendurchmesser von 45 mm, einen Elektrostarter und eine "Twin Jet" Einspritzdüse von Mitsubishi. Der Tank fasst maximal 12 Liter Treibstoff, was für die eine oder andere Stadtgrenzen überschreitende Ausfahrt reichen sollte. An der Marzzochi Gabel zangeln Brembos an einer 320 mm Scheibe, hinten greift ein Einkolben-Sattel auf eine 220er. Die selben Masse wie bei der KTM. Das Trockengewicht wird mit stattlichen 142,5 Kg angegeben. Die 1000PS Redaktion war damit nicht einverstanden, Meister Schollar, ehemaliger Supermoto Staatsmeister, schon.

Auf öffentlichen Strassen wird das bisschen Bauchspeck zur Nebensache, man zirkelt ja nicht jeden Kreisverkehr am Fussrasten durch oder hat am Gürtel mit hautengen Wechselkurven zu kämpfen.


Nervenende auf KTM und Berg, mit der Husqi noch eine Extra-Runde.


Die Husqvarna schafft es auch ohne echten Leistungsdruck und radikales Handling zu begeistern. Während man bei der KTM und noch früher bei der Husaberg bereits entnervt vom Sattel kriecht, um sich vom Dauerfeuer zu erholen, dreht man auf der Husqvarna gerne noch eine Extra-Runde, weil der Saft noch im Körper ist und die Nervenstränge nicht zur Gänze durchgesägt sind. Bei ihr ist alles besser nachvollziehbar, sie geht einem geduldig zur Hand und fordert nicht sofort eine entschlossene Führung. Der subjektive Eindruck leidet nur unter der im direkten Vergleich schwächeren Motorleistung. Doch weil sie ihrem Fahrer den Umgang mit ihr sehr erleichtert, hat dieser mehr Kapazitäten für den Angriff frei. Die beste Wahl für Unerfahrene und Freunde des Unkomplizierten. Im besten Sinne.

Husaberg FS 570


Ja, ich hätte auch gerne einen schwarzen Panther im Käfig, einen Schwarm Piranhas im Aquarium und ein paar scharfe Waffen im Schrank. Ich träume auch von einem Leben am Abgrund, dabei führe ich nur ein Leben in Angst. Man spürt den Reiz, mit dem Feuer zu spielen und kann nicht einmal ein Streichholz anzünden, ohne sich die Finger zu verbrennen. Ich sage das deshalb, weil ich eindringlich davor warnen möchte, Husabergfahren mit Motorradfahren zu verwechseln. Genauso wenig, wie sich ein schwarzer Panther (wenig aggressiv) als kinderfreundliches Haustier eignet oder man Piranhas in die Badewanne mitnehmen sollte (Na wo ist das Würsti?), darf man nicht den Fehler machen, eine Berg als gewöhnliches Motorrad zu begreifen, nur weil sie zwei Räder und ein Taferl hat. Dass sie zweiteres hat, ist seit jeher eine Art verkehrsrechtliches Paradoxon. Uns soll's recht sein.

Wer es wagt, sich auf die Husaberg zu setzten, den trifft sofort und ohne Verhandeln der volle Schwedenhammer aus dem hohen Norden. Die Berg deutet nicht mit Links an und teilt mit Rechts aus, sie teilt ausschliesslich Stereowatsch'n aus. 60 PS, 65, 70? Wer weiss das schon so genau, es fühlt sich an wie 100. 117 Kilo ohne Treibstoff, bei der Berg wohl eher Nitroglycerin. 8,5 Liter dazu und wir sind bei 125 Kilogramm. Mit ihren sonstigen Angaben zu Leistung und Beschaffenheit hält sie hinterm Berg, was uns nicht klüger macht aber wenigstens ein halblustiges Wortspiel beschert.


Husaberg als Motorrad ist wie ein schwarzer Panther als Haustier.


Bei jedem Supermoto Vergleich ist die Berg unser persönlicher Favorit, obwohl wir uns bewusst sind, dass man das im Alltag erstmal aushalten muss. Umso mehr verwunderte es, dass Ex-Supermoto Staatsmeister Gerold Schollar, der unerwartet an der Kartstrecke auftauchte und ein paar Proberunden mit unseren drei Kandidaten drehte (siekst, den müss ma noch zum Schnitzelessen einladen...), das Optimum in der Husqvarna sah. Trotz Leistungsnachteil. Trotz höchstem Gewicht. Es sei einfach die Balance, belehrte der Meister seine unwissenden Schüler, die dieses Motorrad so harmonisch zu fahren macht und damit auch schnell. Supermoto mag oft aussehen wie eine brutale Hackerei, doch tatsächlich geht es auch hier um eine geschmeidige und runde Linie. KTM: Jetzt! Husqi: Immer. Berg: Für die Ewigkeit.


Einzylinder Supermoto Vergleich - Kosten

Husaberg FS 570

Preis  
Serviceintervall 15 Betriebsstunden - ca. 1000 Km
Kupplungshebel 29,76 €
Bremshebel 43,80 €
Kotflügel vorne 23,16 €
Kotflügel hinten 59,04 € (Seitendeckel integriert)
Tankverkleidung 60,36 € (inkl. In-Mould Dekor)

Husqvarna SM 630

Preis  
Serviceintervall 5000 Km
Kupplungshebel 42,71 €
Bremshebel 48,96 €
Kotflügel vorne 26,51 €
Kotflügel hinten 18,84 €
Tankverkleidung 82,30 € pro Seite

KTM SM 690

Preis  
Serviceintervall 7500 Km
Kupplungshebel 42,78 €
Bremshebel 42,60 €
Kotflügel vorne 24,90 €
Kotflügel hinten 60,78 € (Seitendeckel integriert)
Tankverkleidung 26,90 € pro Seite

Technische Daten KTM 690 SM Technische Daten Husaberg FS 570 Husaqvarna SM 630

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Text: kot
Fotos: 1000ps

Autor

Bericht vom 30.07.2010 | 25'957 Aufrufe

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